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Minsk

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Minsk
Мiнск
Минск
Basisdaten
Staat: Weißrussland
Woblast: Woblastfreie Stadt
Einwohner: 1.741.371 (1. Januar 2004)
Fläche: 256 km²
Höhe: ca. 270 m ü. NN
Postleitzahl: BY - 220xxx
Telefonvorwahl: +375-17
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
KFZ-Kennzeichen: 7
Nächster int. Flughafen: Flughafen Minsk 2
Stadtverwaltung
Bürgermeister: Mikhail Pavlov
Homepage: http://www.minsk.gov.by
Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria
Klimadiagramm von Minsk[1]

Minsk (weißrussisch Мiнск oder Мeнск, russisch Минск, polnisch Mińsk, litauisch Minskas) ist die Hauptstadt der Republik Belarus (Weißrussland) mit 1,74 Mio. Einwohnern und liegt an der Swislatsch, einem Nebenfluss der Bjaresina. Minsk ist politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum des Landes.

Einrichtungen

Sitz der Staatlichen Belarussischen Universität, mehrerer Hochschulen sowie höherer Bildungseinrichtungen. Es gibt einen festen Zirkusbau sowie ein bekanntes Opern- und Balletthaus.

Verwaltung

Minsk ist Hauptstadt und gleichzeitig Gebiets- und Kreisstadt, wo 1.729.000 Einwohner leben. Die Fläche der Stadt beträgt 255,8 km² und gliedert sich in 9 Stadtbezirke. Dem Stadtrat sind die Dorfsiedlungen und eine städtische Siedlung untergeordnet.

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Anfang des Jahres 1067 wurde Minsk erstmals als Menesk bzw. Mensk erwähnt. Die erste Erwähnung der Stadt in der so genannten Nestorchronik (russ. Повесть прошедших веков) stand mit der Schlacht an der Nemiga in Zusammenhang, bei der die Kiewer Fürsten-Brüder Isjaslaw, Swjatoslaw und Wsewolod gegen den Polozker Fürsten Wseslaw zu Felde zogen und dabei auch die Stadt Minsk überfielen. Seit 1101 ist es Hauptstadt eines unabhängigen Fürstentums Minsk. In Folge anhaltender Streitigkeiten zwischen verschiedenen Fürstengeschlechtern kam es immer wieder zu Feldzügen, denen Minsk zum Opfer fiel. So wurde die Stadt 1116 zunächst von den Truppen des Kiewer Fürsten Wladimir Monomach belagert und konnte 1119 schließlich dem Großfürstentum Kiew unter eben diesem Wladimir Monomach zugeschlagen werden. Obwohl die Polozker Fürsten zwischen 1159 und 1161 abermals mehrfach versuchten, Minsk zu erobern, gehörte die Stadt vorerst weiterhin zu Kiew. Aufgrund der allgemeinen politischen Situation, aber auch wegen der günstigen geographischen Lage der Stadt entwickelte sich Minsk zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert zu einem wichtigen Handels- und Handwerkszentrum, wie umfangreiche archäologische Funde aus dieser Zeit eindrucksvoll belegen.

Seit Anfang des 14. Jahrhunderts gehörte es zu Litauen. Minsk gehörte zunächst dem litauischen Großfürsten und König von Polen, Jagiełło (weißruss. Jahaila), der die Stadt Mensk aber 1387 mit allen dazugehörenden Ländereien und Bewohnern seinem Bruder Skirgiełło (weißr. Skirhajla) abtrat. Von 1413 bis 1565 war die Stadt Teil der Wojewodschaft Wilna, wechselte in dieser Zeit jedoch mehrfach den Besitzer und fiel z.B. 1418 an den litauischen Großfürsten Witołd (weißruss. Vitaut).

Bereits 1444 fand sich die Stadt im Verzeichnis der 15 am weitesten entwickelten Städte des Großfürstentums Litauen. Im Jahre 1499 erhielt Minsk das Magdeburger Stadtrecht und alle daraus resultierenden Privilegien. Fortan wurde sie von einem Magistrat regiert. In diese Zeit wurde auch mit dem Bau des Rathauses begonnen, das nach seiner Zerstörung im Jahre 2003 wieder aufgebaut wurde.

Im 16. Jahrhundert wurde Minsk zu einer wichtigen Stadt des Handwerks und Handels. Im Zuge einer Verwaltungsreform wurde Minsk von 1565 bis 1566 Zentrum der Wojewodschaft Minsk, der 60 Städte und Flecken angehörten. In die 60er Jahre des 16. Jahrhunderts fällt die Gründung einer Reihe von Klöstern verschiedener Orden (u.a. Franziskaner, Dominikaner, Karmeliter, Zisterzienserinnen, Benediktinerinnen), deren verschiedene Gebäude lange Zeit das Stadtbild prägen sollten. Besonders auf dem Oberen Markt bildete sich mit der Zeit ein beeindruckendes barockes Architekturensemble heraus, dessen Überreste heute noch auf dem späteren Kathedralenplatz: und heutigen Platz der Freiheit zu bewundern sind. Im Ergebnis kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Polnischen Adelsrepublik (Rzeczpospolita) in den Jahren 1654 bis 67 wurde auch die Stadt selbst zum Teil stark in Mitleidenschaft gezogen. Nach der Besetzung der Stadt durch Truppenteile der russischen Armee im Jahre 1655 flüchteten große Teile der Bevölkerung aus Minsk und kehrten später erst allmählich wieder zurück. Im Jahre 1707 erlitt die Stadt einen neuen Schock, als sie im Rahmen des Nordischen Krieges (1700-1721) von der Armee Karls XII. erobert wurde.

Zarenzeit

Im Jahre 1793 kam Minsk als Ergebnis der zweiten polnischen Teilung zu Russland. Im selben Jahr wurde die Stadt Zentrum der Orthodoxen Eparchie Minsk, jedoch erst im Jahre 1798 Zentrum des Römisch-Katholischen Bistums Minsk. Schon 1796 wurde Minsk Zentrum des gleichnamigen Gouvernements und erhielt noch im Dezember desselben Jahres ein neues Stadtwappen: die Heilige Jungfrau auf einem blauen Feld, umringt von 4 Engeln.

Während des "Vaterländischen Krieges", den Russland gegen die napoleonischen Truppen führte, nahm die Bevölkerungszahl der Stadt drastisch von vormals 112.000 Einwohnern auf 3.048 ab. Auch die Wirtschaft nahm großen Schaden und erholte sich erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts wieder. In der Zeit der Besatzung wurde von den Franzosen eine „Übergangsregierung des Großfürstentums Litauen“ eingesetzt und geführt. Ihre Aufgabe bestand vor allem in der Eintreibung von Naturalien und der Rekrutierung von Soldaten für die Grande Armée. Die Zeit der Besatzung endete mit der Wiedereroberung der Stadt durch russische Truppen im Herbst 1812.

Während der Zeit der Aufstände von 1830-31 führte die Regierung des Zaren das Kriegsrecht in Minsk ein.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatte sich die Wirtschaft der Stadt erholt. Die Bevölkerungszahl nahm stetig zu, das kulturelle Leben florierte. So wurden in dieser Zeit mehrere Werke des berühmten polnischen Komponisten Stanisław Moniuszko (1819-1872) in Minsk aufgeführt, der selbst in der Nähe der Stadt geboren war und längere Zeit dort gelebt hatte.

Mit der zunehmenden Bevölkerungszahl und den neuen kulturellen Möglichkeiten stellte sich auch die Glaubensvielfalt ein, die für Minsk bis in das 20. Jahrhundert kennzeichnend bleiben sollte. Die zahlenmäßig wichtigsten Konfessionen bzw. Religionsgemeinschaften waren dabei: russisch-orthodox, römisch-katholisch und jüdisch.


Während des Ersten Weltkriegs, in den Jahren 1914/15, war Minsk Sitz des russischen Oberkommandos.

Sowjetunion

In der Kesselschlacht bei Minsk im Zweiten Weltkrieg wurde Minsk zu 95% zerstört. Die Rote Armee konnte mehrere tausende Bewohner der Stadt in das sichere Hinterland evakuieren, der Großteil der 300.000 Einwohner blieb jedoch in der zerstörten Stadt und vielen blieb nichts anderes übrig als in Erdlöchern zu leben. Unmittelbar nach der Eroberung der Stadt begannen die Deutschen die Jagd auf die Jüdische Bevölkerung, sowie auf alle Kommunisten und deren Sympathisanten denen man habhaft werden konnte.

Die wenigen Häuser die noch standen wurden von der Wehrmacht niedergebrannt und die Bewohner vertrieben. Zehntausende Minsker wurden bis zu der Befreiung am 3. Juli 1944 ermordet oder nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppt, viele verhungerten auch, weil die Einwohner nur noch 30 % der Lebensmittel erhielten. Viele Krankenhäuser waren zerstört und sollten auch nicht wieder aufgebaut werden.

Vieh und Getreide wurden nach Deutschland transportiert. Die Wälder um Minsk waren ein Zentrum der Partisanenbewegung. Die meisten Bewohner verachteten die Deutschen, viele kollabollierten jedoch auch mit den Deutschen. Oftmals war dies die einzige Überlebenschance. Regelmäßig fanden in der Stadt Hinrichtungen von Partisanen statt, die man zur Abschreckung tage bzw. wochenlang dort hingen ließ.

1944 bei der Befreiung hatte Minsk nur noch 50.000 Einwohner (englische wiki)

Für die heldenhafte Verteidigung wurde ihr in der Sowjetunion der Ehrentitel Heldenstadt verliehen.

Der größte Teil seiner jüdischen Bevölkerung, (etwa 30 % der Einwohner von Minsk waren Juden) wurde während der deutschen Besetzung verschleppt und/oder ermordet, vor allem in den Wäldern bei dem unweit von Minsk gelegenen Vernichtungslager Maly Trostinez. In Minsk gab es in jenen Jahren eines der größten Ghettos Europas, wohin viele einheimische Juden, aber auch Juden aus ganz Europa deportiert wurden, vor allem aus Hamburg und Berlin. An ihr Leiden erinnert eine Figurengruppe an der so genannten "Jama" (dt.: Grube), die der Bildhauer Leonid Lewin gestaltete, der auch mit anderen Werken bekannt wurde, vor allem aber mit der Gestaltung des Denkmalkomplexes in Chatyn auch über die Grenzen von Belarus hinaus Berühmtheit erlangte.

Datei:Minsk ww2.jpg
Zerstörung von Minsk im Zweiten Weltkrieg

Nach dem Krieg fand ein großzügiger Wiederaufbau mit breiten Straßen und großen Parks statt. In der Innenstadt wurde das Straßennetz beispielsweise vollständig zu Gunsten eines Schachbrett-Grundrisses umgestaltet, neue repräsentative Gebäude vor allem für die Verwaltung entstanden. Allerdings wurden im Zuge der Neugestaltung des Stadtzentrums auch größere Teile einer zum Teil noch erhaltenen Altstadt abgerissen, vor allem im Bereich des Nemiga-Viertels (zwischen der Straße ul. Nemiga und dem ehemaligen Mascherow-Prospekt, dem heutigen Prospekt der Sieger.) In den Achtziger Jahren wurde die Minsker Metro eröffnet. Der Ausbau des bisher zwei Linien umfassenden Streckennetzes dauert an.

Weißrussische Hauptstadt

Nachdem die Stadt in der Sowjetperiode bereits Hauptstadt der Belorussischen Sozialistischen Sowjetrepublik (BSSR) gewesen war, wurde Minsk 1992 die Hauptstadt der unabhängigen Republik Belarus (a. Republik Weißrussland). Minsk ist zudem Sitz der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS).

Sehenswürdigkeiten

Sehenswert in Minsk sind vor allem die Altstadt, die früher so genannte "Oberstadt" (russ: "Верхний горад") um die orthodoxe Heiliggeist-Kathedrale, das alte Bernardinerinnenkloster aus dem Jahre 1628 und das nach historischen Plänen wiederaufgebaute Rathaus. Schräg gegenüber dem Rathaus, an der Leninstraße, befindet sich die katholische Kathedrale der Heiligen Jungfrau Maria, die zu dem ehemaligen Komplex des früheren Jesuiten-Klosters gehört. Unterhalb der Altstadt, direkt am Ufer der Swislatsch, befindet sich die Traezkae-Vorstadt (dt: Dreifaltigkeits-Vorstadt, ein rekonstruiertes altstädtisches Viertel aus dem 19. Jahrhundert). Diesem Viertel vorgelagert, wurde auf einer künstlichen Insel in der Swislatsch ein Denkmal in Form einer kleinen Kapelle errichtet, das den Opfern des Afghanistan-Kriegs gewidmet ist.

Ebenfalls unterhalb der Altstadt, an der Nemiga-Straße, steht die kleine Kirche der Heiligen Peter und Paul aus dem Jahre 1613, die sich allerdings vor dem Hintergrund gewaltiger Neubauten eher winzig ausnimmt.

Zu den wichtigsten innerstädtischen Verkehrsadern zählt zweifelsohne der vormalige Skaryna-Boulevard (s. Francysk Skaryna), ein innerstädtischer Prachtboulevard, der nun "Unabhängigkeits-Boulevard" heißt und eindrucksvolle Beispiele der sowjetischen Architektur liefert.

Eine Flusspromenade entlang der Swislatsch führt durch mehrere innerstädtische Parkanlagen (z.B. den Janka-Kupala-Park und den nach Maxim Gorki benannten Kinder-Park).

Zentrale Plätze sind der Lenin-Platz (der ehemalige Unabhängigkeitsplatz) und der Siegesplatz (weißruss.: Плошча Перамогі, russ.: Площадь Победы), dessen Erscheinung vor allem durch einen weithin sichtbaren Obelisken und die an seiner Nordostseite gelegenen ovalen Gebäudekomplexe im sowjetischen Empire-Stil geprägt ist. Nicht zuletzt durch die Ereignisse nach den Präsidentschaftswahlen im März 2006 ist auch der Oktoberplatz (weißruss.: Кастрычніцкая плошча, russ.: Октябрская площадь ) mittlerweile gut bekannt, der als zentraler Platz für Kundgebungen dient und dessen prägendes architektonisches Element der in den 1980-er Jahren erbaute Palast der Republik (weißruss.:Палац Рэспублікі, russ.: Дворец Республики) ist.

Ein weiteres wichtiges archtektonisches Denkmal ist die am Unabhängigkeitsplatz (bzw. Leninplatz) gelegene katholische Backsteinkirche des Hl. Simon und der Hl. Helena, das allgemein unter dem Namen "rote Kirche" (russ: Красный костёл) bekannt ist.

Auch das Opernhaus gehört wegen seiner Gestaltung zu den wichtigen Architekturdenkmälern der frühen Sowjetperiode. Vor dem Opernhaus steht ein Denkmal für den weißrussischen Nationaldichter Maxim Bahdanowitsch (weißruss.: Максім Багдановіч).

Verkehr

Minsker Bahnhofsplatz

Fernverkehr

Minsk hat eine wichtige Funktion als internationaler Verkehrsknotenpunkt in Osteuropa. In Minsk kreuzen sich die Verkehrswege Paris-Moskau und Nordeuropa-Ukraine, sowohl, was den Eisenbahn-, als auch was den Straßenverkehr betrifft. Im Zentrum der Stadt befindet sich der unlängst neu erbaute und gestaltete Hauptbahnhof Minsk-Passaschirskij, der zentrale Personenbahnhof der nationalen Eisenbahngesellschaft Belaruskaja Tschygunka, von dem zahlreiche Direktverbindungen - beispielsweise nach Moskau oder Sankt Petersburg - angeboten werden. Dem Güterverkehr dient der südwestlich davon an der Strecke nach Brest gelegene Rangierbahnhof Minsk-Sartaval'ny. Rund um Minsk verläuft ein autobahnähnlich ausgebauter Schnellstraßenring mit Ausläufern nach Brest, Hrodna/Vilnius, Worscha und Babruisk.


Flugverkehr

Minsk hat zwei Flughäfen: den innerhalb der Stadt gelegenen Flughafen Minsk-1 und den 1992 eröffneten internationalen Flughafen Minsk-2, der etwa 40 km außerhalb der Stadt gelegen ist.

Nahverkehr

Dem öffentlichen Personennahverkehr dienen die Metro Minsk mit zwei Linien, die Straßenbahn Minsk mit zehn Linien sowie die 64 Obus- und 100 Buslinien.

Partnerstädte

Minsk unterhält mit folgenden Städten Partnerschaften:

Söhne und Töchter der Stadt

Quellen

  1. Geoklima 2.1
Wiktionary: Minsk – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Minsk – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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