Buch Judit
Das Buch Judit (abgekürzt Jdt) ist ein deuterokanonisches bzw. apokryphes Buch des Alten Testaments, das wahrscheinlich um 150 vor Christus auf Hebräisch in Palästina (möglicherweise Jerusalem) verfasst wurde. Von seiner Form her kann man es als einen lehrhaften, weisheitlichen Roman verstehen.
Das Buch wurde nicht in den jüdischen Kanon aufgenommen, ist aber Teil der Septuaginta und wird von Katholiken und Orthodoxen Christen - nicht aber von Protestanten - als Teil der Bibel angesehen.
Das Buch ist in mehreren griechischen Übersetzungen, der lateinischen Übersetzung einer aramäischen Fassung und einer (sicher nicht originalen) hebräischen Fassung überliefert.
Die Geschichte
Verärgert wegen mangelnder Unterstützung in einem - siegreich beendeten - Krieg sendet der assyrische König Nebukadnezzar seinen Oberbefehlshaber Holofernes mit einem gewaltigen Heer gegen alle Länder des Westens. Alle Länder sollten erobert und bestraft werden, alle, die Widerstand leisten, sollten schonungslos dem Tod und der Plünderung preisgegeben werden. Holofernes zog verheerend durch einen Teil von Kleinasien und Syrien und kam so auch an die Nordgrenze von Palästina (Kap. 1-3).
Die Israeliten trafen nach Anweisung ihres Hohenpriesters sogleich Verteidigungsanstalten und sperrten die Bergpässe, wandten sich aber auch mit Buße und Gebet an Gott den Herrn, Kap. 4. Demgemäß sah sich Holofernes vor der kleinen Bergfestung Betulia, welche den Schlüssel zum nördlichen Palästina bildete, aufgehalten. Voll Grimm darüber erkundigte er sich bei den moabitischen und ammonitischen Fürsten in seinem Heere, welches Volk es sei, das ihm so zu widerstehen wage. Die Antwort gab ihm der Ammoniterfürst Achior in einem vollständigen Abriß der jüdischen Geschichte, als deren Resultat er hinstellte, daß die Israeliten unüberwindlich seien, solange sie ihren Gott nicht beleidigten, Kap. 5. Hiermit zog Achior sich den Unwillen aller assyrischen Großen zu, besonders auch deswegen, weil der assyrische König auf die höchste göttliche Verehrung Anspruch machte und jede fremde Religion vertilgen wollte. Demzufolge ließ Holofernes den Ammoniterfürsten gebunden nach Betulia führen, damit er sich bei der Einnahme der Feste von der Torheit seiner Behauptung und der Allgewalt der Assyrer überzeuge und dann elend mit den Juden zu Grunde gehe. Von den Israeliten aufgenommen, erregte er durch seine Erzählung großen Schrecken; doch faßten die Israeliten sich wieder im Vertrauen auf den allmächtigen Gott, Kap. 6. Als aber Holofernes Betulia mit 150 000 Mann einschloß und die Wasserleitung abschnitt, entsank den Belagerten der Mut, und sie forderten den Stadtobersten Usija auf, die Feste zu übergeben. Usija versprach, ihnen nachzugeben, wenn in fünf Tagen keine Rettung komme, Kap. 7.
Von diesem Abkommen hörte die fromme Witwe Judit zu Betulia. Sie war ganz anderer Ansicht, machte den Ältesten der Stadt Vorstellungen wegen ihres Mangels an Gottvertrauen und begehrte für sich und ihre Magd freie Passage durch das Stadttor, Kap. 8. Nachdem ihr diese zugesagt worden war, warf sie sich in heißem Gebet vor Gott nieder, um dessen Segen zu ihrem kühnen Plane zu erflehen, Kap. 9, schmückte sich dann aufs herrlichste und ging mit ihrer Magd ins assyrische Lager. Hier angekommen erregte sie durch ihre Schönheit großes Aufsehen und wurde sogleich zu Holofernes geführt, Kap. 10. Es gelang ihr, durch kluge Reden ihn zu berücken, Kap. 11, so daß sie Freiheit erhielt, im assyrischen Lager aus- und einzugehen. Bei einem Mahl dann, welches ihr zu Ehren gegeben wurde, wurde Holofernes so sehr betrunken, Kap. 12, daß Judit, welche mit allein gelassen worden war, ihm mit seinem eigenen Schwert das Haupt abschlagen konnte. Letzteres brachte sie mit sich nach Betulia zum freudigen Erschrecken aller dort Befindlichen, Kap. 13. Auf Achior machte dies solchen Eindruck, daß er sich zur jüdischen Religion bekannte. Nach Judits Rat aber machten nun die Belagerten einen Ausfall, und so wurde den Assyrern bekannt, was geschehen war, Kap. 14. Voll Schrecken darüber suchten sie in wilder Flucht ihr Heil, und das ganze Lager wurde eine Beute der Hebräer. Darüber hoch gefeiert, Kap. 15, gab Judit in herrlichem Loblied ihrer Dankbarkeit gegen Gott Ausdruck und zog sich dann wieder in die Stille des Witwenlebens zurück. Solange Judit lebte, und noch lange nach ihrem Tod, war niemand mehr, der Israel erschreckte, Kap. 16.
Zur Wirkungsgeschichte in Kunst und Literatur
Die Szene der Enthauptung des Holofernes war ein sehr beliebtes Sujet in der abendländischen Kunstgeschichte, und wurde - um nur die bekanntesten Beispiele zu nennen - u.a. von Michelangelo und Caravaggio gestaltet.
Dramatisch wurde das Thema u.a. von Friedrich Hebbel verarbeitet, dessen Drama Judith von Johann Nestroy genial parodiert wurde.
Weblinks
- http://theol.uibk.ac.at/leseraum/bibel/jdt1.html (Text in der Fassung der Einheitsübersetzung)
- http://www.joerg-sieger.de/einleit/spez/06lehr/spez79.htm (Kurze Einleitung)