Stadt
Eine Stadt (von althochdt.: stat = Standort, Stelle; etymologisch eins mit Statt, Stätte; vgl. dagegen Staat) ist eine größere, zentralisierte, abgegrenzte Siedlung mit einer eigenen Verwaltungs- und Versorgungsstruktur im Schnittpunkt größerer Verkehrswege. Damit ist fast jede Stadt zugleich ein zentraler Ort. Ihre Einwohnerschaft kann ethnisch, sprachlich, sozial, kulturell, konfessionell etc. äußerst vielfältig sein. Städte sind aus kulturwissenschaftlicher Perspektive der Idealfall einer Kulturraumverdichtung und aus Sicht der Soziologie vergleichsweise dicht und kopfreich besiedelte, fest umgrenzte Siedlungen (Gemeinden) mit vereinheitlichenden staatsrechtlichen bzw. kommunalrechtlichen Zügen wie zum Beispiel eigener Markthoheit, eigener Regierung, eigenem Kult und sozial stark differenzierter Einwohnerschaft. Das Letztere unterscheidet sie von Lagern (Arbeitslagern, Straflagern, Winterquartieren von Heeren u.ä.), das Erstere z.B. vom Dorf. In Deutschland existieren knapp 14.000 Städte und Gemeinden.




Stadtformen
Stadtgrößen
Je nach Größe, Bedeutung oder Funktion einer Stadt unterscheidet man Landstädte, Kleinstädte, Mittelstädte, Großstädte, Millionenstädte, Weltstädte, Stadtregionen oder Ballungsräume, Trabantenstädte und Satellitenstädte. Während etwa in Dänemark die Untergrenze der Bevölkerungszahl bei einer städtischen Siedlung bei 200 Einwohnern liegt, sind es in Deutschland und Frankreich 2.000, in der Schweiz 10.000 und in Japan 50.000 Einwohner.
Hinzu tritt der historische Stadtbegriff, der sich in Europa aus dem mittelalterlichen Stadtrecht herleitet, das als wesentliche Merkmale das Marktrecht, das Recht auf Selbstverwaltung, die Freiheit der Stadtbürger, das Recht auf Besteuerung, der Gerichtsbarkeit, die Aufhebung der Leibeigenschaft, das Zollrecht, das Recht zur Einfriedung und Verteidigung sowie das Münzrecht enthielt. Städte, die das Stadtrecht erhalten haben, werden auch als Titularstädte bezeichnet. Auch heute noch ist das Überschreiten der Mindesteinwohnerzahl in den meisten Ländern nicht automatisch mit der Erhebung zur Stadt verbunden, sondern es Bedarf eines ausdrücklichen Beschlusses einer höherrangigen Gebietskörperschaft, in Deutschland und Österreich der des Bundeslandes.
Zumindest in einem österreichischen Bundesland ist mit 1. Januar 2002 der Stadtbegriff per Gesetz entscheidend reduziert worden, dabei bisher geforderte Sonderkriterien für Rangerhöhung, wie spezielle zentralörtliche, historische oder kulturelle Bedeutung, weglassend: In Oberösterreich wird als einziges Kriterium für Stadterhebung nunmehr eine Bevölkerungszahl von über 4.500 gefordert, Kundmachung des entsprechenden Beschlusses der Landesregierung im Landesgesetzblatt ist - so der zugehörige Ausschussbericht - "entbehrlich"; zwei dortige Stadterhebungen von 2003 (Bevölkerungszahlen jeweils "zufällig" knapp über 4.500) scheinen deshalb in jenem Gesetzblatt nicht mehr auf. Um die gleiche Zeit kam es immerhin zumindest in einem anderen Bundesland auf Grund des sonst noch meist in Geltung befindlichen Kriterienbündels noch zur Ablehnung mindestens eines per Gemeinderat offiziell beschlossenen Antrages auf Stadterhebung, wo das oberösterreichische Rest-Kriterium erfüllt gewesen wäre. Mehrere in Frage kommende Gemeinden Österreichs verzichten jedoch bis heute bewusst auf diese Rangerhöhung, weil zu ihrem Selbstverständnis der Charakter einer Markt- oder bloßen Ortsgemeinde besser passt (darunter immerhin derzeit noch zwei Sitze von Bezirkshauptmannschaften mit auch sonst größerer zentralörtlicher Bedeutung, nämlich die Marktgemeinden Reutte und Tamsweg).
Die Geschlossenheit der Bebauung oder Besiedlungsdichte gewann international seit den 1990ern Bedeutung, global vor allem die größten Städte (Megacities, Global Cities, Stadtregionen) zu bestimmen, und zwar unabhängig von Verwaltungsgrenzen oder Definitionsproblemen. Städte weisen sowohl historisch als auch regional sehr unterschiedliche Entstehungszusammenhänge und Strukturen auf. So zeigen beispielsweise die gegenwärtigen Großstädte der früh industrialisierten Staaten andere Strukturen und Entwicklungsdynamiken als die sogenannten Megacities der Entwicklungs- und Schwellenländer. Die Entwicklung von Städten folgt dabei oft bestimmten Modellen.
Stadtstatus
In Deutschland unterscheidet man rechtlich kreisfreie Städte, das sind solche, die keinem Landkreis angehören, von kreisangehörigen Städten. Die Stadt, in deren Sitz die Kreisverwaltung (Landratsamt) liegt, wird auch als Kreisstadt bezeichnet. In einigen Bundesländern gibt es kreisangehörige Städte mit bestimmten Sonderrechten (Sonderstatusstadt, Große Kreisstadt oder Große kreisangehörige Stadt). Die kleinste Stadt Deutschlands mit knapp 350 Einwohnern ist Arnis.
In Österreich unterscheidet man zwischen Städten mit eigenem Statut und sonstigen Städten. Eine Stadt mit eigenem Statut ist meist auch Sitz der Bezirkshauptmannschaft des Umland-Bezirks, der auch in den meisten Fällen so heißt (z.B. Innsbruck Stadt und Innsbruck Land). Heute kann jede Stadt mit mehr als 20.000 Einwohner ein eigenes Statut anfordern. Eine der kleinsten Städte überhaupt befindet sich in Niederösterreich im Bezirk Hollabrunn an der Grenze zu Tschechien direkt an der Thaya - die Stadt Hardegg. Hardegg hat mit allen eingemeindeten Orten 2001 eine Einwohnerzahl von 1.490, die Stadt selber hat jedoch nur 78 Einwohner.
In der Schweiz gelten Ortschaften nur dann als Stadt, wenn sie entweder mehr als 10 000 Einwohner haben oder wenn ihnen, was selten ist, im Mittelalter das Stadtrecht verliehen wurde.
Im Vereinigten Königreich unterscheidet man zwischen City und Town. Ein Ort darf erst dann als City bezeichnet werden, wenn die Königin oder der König diese zu einer solchen ernennt. In der Regel vergibt der Monarch diesen Titel erst dann, wenn die Siedlung eine Kathedrale besitzt. Die Großstadt Stockport ist beispielsweise keine City, sondern Town, wohingegen die Stadt Sunderland eine City ist. Der Verwaltungsbezirk Greater London ist keine City, aber innerhalb dieser Gebietskörperschaft gibt es die City of London und die City of Westminster.
In Schweden ging man bei der Gemeindereform von 1971 einen anderen Weg. Die Begriffe Stadt (stad) und Minderstadt (köping) wurden aus der verwaltungstechnischen Terminologie gestrichen und durch Ortschaft (tätort) ersetzt. Im allgemeinen Sprachgebrauch existiert die Bezeichnung stad für größere Siedlungen aber weiterhin.
Stadtnetz und Siedlungsstruktur
Weltweit gesehen bestehen nach Größe und Bedeutung abgestufte Städtenetze oder eine globale Siedlungsstruktur. Letztere meint die Struktur und Beziehungen aller Städte und sonstigen Siedlungen wie Dörfer untereinander, weniger die innere Struktur einer Stadt oder sonstigen Siedlung. Zu Stadtnetz und Siedlungsstruktur gibt es beispielsweise die Untersuchung Walter Christallers, 1933, die sogenannte Zentrale-Orte-Theorie. Diese hatte für die deutschen Besatzungsgebiete des Zweiten Weltkrieges und für die bundesdeutsche Nachkriegszeit Bedeutung. Jene Theorie zeigt, dass sich die hierarchisch abgestuften Städte und sonstigen Siedlungen in einem Netz aus bestimmten geometrischen Figuren über die Landesfläche erstrecken.
Die Entwicklung der Stadt (international)
Stadtentwicklung und Stadtgeschichte
Stadtentwicklung kann heißen Entwicklung der Stadtgeschichte, die Zu- oder Abnahme der Stadtgröße oder die Veränderung durch Stadtplanung. Nachfolgend liegt der Schwerpunkt auf Stadtgeschichte und damit zusammenhängend Veränderung der Stadtgröße, die einschließen: soziale Zusammensetzung der Stadtbevölkerung und Stadtwirtschaft, Stadtumriss, -grundriss und -aufriss, Stadtbebauung und Baumaterialien sowie Stadtbild, Stadtzentrum und Stadtviertel.
Eine Stadt entwickelt sich, als Menschen mehr, als sie selbst verbrauchen, an Ackerbau und Handwerk betreiben. Es entstehen die Spezialisierungen oder Berufe Händler, Gelehrte, Soldaten und Herrscher, die das Leistungsspektrum erweitern, indem sie ihre Leistungen (Handel, Wissen, Kriegsdienst, Verwaltung) gegen die über Selbstversorgung hinaus produzierten Ackerbau- und Handwerkserzeugnisse tauschen und sich mit diesen versorgen. Diese Zunahme der gesellschaftlichen Arbeitsteilung beginnt an natürlich günstigen Stellen der Erde bereits Ende der Steinzeit, verläuft aber in unterschiedlicher Entwicklungsgeschwindigkeit, die historische und territoriale Entwicklungsgefälle verursacht. So prallen, als Columbus Amerika entdeckt, frühbürgerlich neuzeitliche Stadtkultur Europas auf zwar hochentwickelte indianische Städte Mittel- und Südamerikas, die aber ressourcenmäßig, wirtschaftlich und somit waffentechnisch auf etwa der Übergangsstufe Stein- zu Bronzezeit Europas stehen und unterliegen.
Flächennutzungsschema, Charta von Athen
Ein fast allseitig (von allen politischen Lagern: Charta von Athen, sozialistischer Städtebau, u. a.) anerkanntes, nicht unhistorisches, die sozioökonomischen Einsichten berücksichtigendes Modell war und ist folgendes. "Das Flächennutzungsschema der Städte gliedert sich in: 1. den räumlich begrenzten Bereich der Herstellung der stofflichen Güter, den industriellen Produktionsbereich; 2. den begrenzten räumlichen Bereich der Verwandlung der stofflichen Güter in Geld und des Geldes in stoffliche Güter, den Zirkulationsbereich; 3. den räumlich begrenzten Bereich des Verbrauchs der stofflichen Güter durch die Arbeitskräfte zu deren Erhaltung, den Wohn- oder individuellen Konsumtionsbereich;" aus: Die Herausbildung des Arbeitskräftetransports, in: Arch Plus, Oktober 1973, S. 19. Man kann hinzufügen: 4. die Verbindungen zwischen jenen räumlich begrenzten Bereichen oder Flächenarten, nämlich die Netzwerke des Verkehrs, der Leitungen, der immateriellen Beziehungen. Die auf einem Kongreß 1933 beschlossene 'Charta von Athen' gliedert die 'Funktionelle Stadt' bereits ähnlich, in die vier Bereiche Wohnen, Freizeit, Arbeit und Verkehr, und will auf Grundlage dieser Einteilung die städtischen Mängel in den Griff bekommen.
Stadtgrundriss, Straßennetz und Stadtzentrum
Die entwicklungsgeschichtlichen Unterschiede bedingen den Unterschied in der äußeren Gestalt von Städten sowie ihrer jeweiligen sozialen und funktionalen Struktur. Seit den Anfängen städtischer Siedlungsentwicklung (Urbanisierung) vor ca. achttausend Jahren sind vor allem baulicher Grund- und Aufriss (oder Ansicht bzw. Stadtbild, siehe unten) der Städte durch eine fortwährende Entwicklung und Veränderung gekennzeichnet. Dabei findet das siedlungsbezogene Planungs- und Gestaltungshandeln der Menschen seinen Ausdruck in jeweils spezifischem Stadtgrundriss und Stadtbild, die allerdings zugleich auch die jeweilige technologische Machbarkeit repräsentieren.
Sehr früh entstehen nach den Himmelsrichtungen nord-süd- oder ost-west-ausgerichtete rechtwinklige Straßenraster und Stadtgrundrisse (z. B. altchinesische Städte, z. T. alt-amerikanische Städte). Ebenso bilden sich kreisrunde (z. B. Bagdad), aber genauso Städte mit unregelmäßigem, sich dem Gelände anpassendem Umriss (z. B. alt-griechische und organisch gewachsene deutsche mittelalterliche Städte). Jericho (ab 9000 vor Christus) war nach biblischer Überlieferung offensichtlich eine der ersten Städte mit Stadtmauer. Hingegen besaßen die Städte des alten Kreta keine Stadtbefestigung und wurden so um 2000 vor Christus Opfer einfallender Kriegerscharen einer der Völkerwanderungen.
Regelmäßige Straßenraster sowie unregelmäßige Straßengrundrisse in einer Stadt erfahren im Lauf der Geschichte eine Abstufung in Haupt- und Nebenstraßen sowie Trennung in Fußgänger- und fahrenden Verkehr. Weiterhin entstehen im Straßennetz zentrale Plätze und besonders ab dem 19. Jahrhundert ausgesparte Baublöcke für allgemein öffentlich zugängige Parks. Wenn die Stadt beispielsweise von einem mächtigen Herrscherbau, einem überragenden kultischen Bauwerk (z. B. Tempel) oder einer beherrschenden Wirtschaftsfunktion (z. B. einem Hafen) stark abhängt, entsteht dort der hauptsächliche Platz, zu dem sich zumindest alle Haupt-, manchmal auch Nebenstraßen und alle Bebauung ausrichten. Das ganze Straßennetz und die gesamte Stadtbebauung laufen dann sternförmig auf dieses Stadtzentrum zu, z. B. auf das barocke Schloss wie in Karlsruhe. Bei Hafenstädten verlagert sich das Stadtzentrum von der Stadtmitte zum Hafen hin (z. B. in Alexandria, Ägypten).
Stadtbild, Bebauungshöhe und Baumaterial
Im Stadtbild, in Ansicht oder in der Höhe ragen Städte heraus zuerst aufgrund von Türmen (Zikkurat, so der Turm zu Babel, Babylon, oder die mittelalterlichen Kirchtürme), besonders jedoch ab 19. Jahrhundert, d. h. der Industrialisierung, Erfindung des Fahrstuhls und Beginn des Hochhausbaus wie etwa ab 1870-80 Chicago und New York sowie heute Shanghai oder Frankfurt (Main). Lehm, Stein und Holz finden sich als Baustoff seit Vor- und Frühgeschichte sowie heute Beton, Stahl und zunehmend Kunststoffe. Wichtige Bauten liegen meist auf den hervorgehobenen Stellen (Anhöhen, zentrale Plätze), sind aus den dauerhafteren Materialien (z. B. Stein, während die einfachen Häuser aus Lehm oder Holz sind) sowie künstlerisch am anspruchsvollsten gestaltet.
Stadtviertel und Sozialstruktur
Stadtviertel bilden sich hierarchisch, d. h. die Oberschicht wohnt geräumig in den natürlich günstigen Stadtgebieten (mit viel Platz auf stabilem und gesundem Baugrund und angenehmem Stadtklima), untere Bevölkerungsschichten eng beieinander in den weniger günstigen Stadtgegenden (mit wenig Wohnraum auf eventuell sumpfigem Boden und schlecht durchlüfteter Umgebung, z. B. in den Mietskasernen und Hinterhöfen Berlins, der um 1900 am dichtestbewohnten Stadt der Welt, Manhattans Lower East Side bis zum Ersten Weltkrieg oder in Hongkong nach dem Zweiten Weltkrieg). Oder Stadtviertel entstehen getrennt nach Berufen und Funktionen wie bestimmte Handwerkerviertel, Geschäftsviertel, Industrieviertel, Hafenviertel, usw. Auch in Stadtviertel bilden sich Stadtviertel nach Herkunft ihrer Bewohner, z. B. in Jerusalem Armenier-, Christen-, Moslemviertel, oder in New York China Town, Harlem oder Spanish Harlem.
Historisch bedeutende Städte (bis etwa 1500)
Die historisch bedeutenden sowie zugleich oft ältesten Städte entsprechen den Metropolen der bedeutenden Epochen der Menschheitsgeschichte und sind dort archäologisch oder überliefert nachweisbar. Diese Städte hatten teilweise schon mehrere zehntausend bis um eine Million Einwohner und waren die größten ihrer Epoche. All jene Städte weisen mehr oder minder die zuvor dargestellten Merkmale bezüglich Stadtgrundriss und Stadtbild, Stadtviertel und Sozialstruktur auf, jedoch in besonderen, in weiterführender Literatur einzeln beschriebenen Ausprägungen. Darauf wird hier aber nicht eingegangen.
Historisch bedeutende Menschheitsepochen sind: die jüngere oder endende Steinzeit in Klein- und Vorderasien (Türkei bzw. Israel und Palästina, ab ca. 9000 v. Chr.); Mesopotamien (ab ca. 4000 v. Chr.); Alt-Vorderasien (ab ca. 3000 v. Chr.); Alt-Ägypten (ab ca. 2500 v. Chr.); Alt-Iran (ab ca. 1000 v. Chr.); Alt-Griechenland (ab ca. 1000 v. Chr.); Hellenismus (ab ca. 400 v. Chr.); Römisches Reich (ab ca. 200 v. Chr.); das Byzantinische Reich (ab ca. 600); die mittelalterliche Hanse (ab ca.1200); die Renaissance (ab ca. 1400); die islamische Stadtgeschichte (ab ca. 650); Alt-China (ab ca. 1000 v. Chr.); Alt-Japan (ab ca. 200); Alt-Indien (ab ca. 4000 v. Chr.); Alt-Südostasien (ab ca. 500); Alt-Amerika (ab ca. 500 v. Chr.). Beispiele historisch bedeutender Städte nach genannten Epochen sind:
- Jüngere oder endende Steinzeit in Klein- und Vorderasien (Türkei bzw. Israel und Palästina, ab ca. 9000 v. Chr.)
- Jericho (Vorderasien, ab ca. 9000 v. Chr., heute Palästina)
- Çatal Hüyük (Kleinasien, ab ca. 6000 v. Chr., matriarchalische Kultur, heute Türkei)
- Mesopotamien (ab ca. 4000 v. Chr., heute Irak)
- Alt-Vorderasien (ab ca. 3000 v. Chr.)
- Jerusalem (ab ca. 1850 v. Chr., heute Israel (bzw. von der PLO beansprucht))
- Alt-Ägypten (ab ca. 2500 v. Chr.)
- Alt-Iran (ab ca. 1000 v. Chr.)
- Persepolis (ab ca. 600 v. Chr.)
- Alt-Griechenland (ab ca. 1000 v. Chr.)
- Athen (ab dem 7. Jh. v. Chr., Blüte ab ca. 500 v. Chr.)
- Hellenismus (ab ca. 400 v. Chr.)
- Alexandria (ab ca. 400 v. Chr., Verdrängung Memphis', heute Ägypten)
- Römisches Reich (ab ca. 200 v. Chr.)
- Byzantinisches Reich (ab ca. 600)
- Byzanz (ab dem 7. Jh. v. Chr., Blüte ab ca. 600, vorher Oströmisches Reich: Konstantinopel, später Osmanisches Reich: Istanbul, heute Türkei)
- Mittelalter (ab ca. 500, spätmittelalterliche Zunahme besonders der bedeutenden deutschen der Städte ab ca. 11-1200)
- Lübeck (Hauptstadt der Hanse, ab ca. 1200, heute Deutschland)
- Renaissance (ab ca. 1400)
- Islamische Stadtgeschichte (ab ca. 650)
- Alt-China (ab ca. 1000 v. Chr.)
- Xian (Ausgangspunkt der Seidenstraße und Chinesischen Mauer)
- Alt-Japan (ab ca. 200)
- Kyoto (ab ca. 200)
- Alt-Indien (ab ca. 4000 v. Chr.)
- Harappa (Induskultur, ab ca. 4000 v. Chr., heute Pakistan)
- Alt-Südostasien (ab ca. 500)
- Angkor (riesige Tempelstadt, heute Kambodscha)
- Alt-Amerika (ab ca. 500 v. Chr.)
- Teotihuacán (ab 500 v. Chr., heute Mexiko)
- Chan Chan (größte alt-amerikanische Stadt, noch heute erhaltener Hafen, ab ca. 1000, heute Peru)
Neuzeitlich und gegenwärtig größte Städte (ab etwa 1500)
Die Menschheit verteilte und verteilt sich nicht gleichmäßig über die Erde, sondern ballt sich in gemäßigten oder küstennahen Erdregionen, historisch ausgehend von den günstigen Naturräumen wie Flusstälern, buchtenreichen Küsten, klimatisch angenehmen Hochebenen in Tropen und Subtropen, u. a. Die Bevölkerungsdichte ist seit jeher ein gewichtiger Ausdruck allgemeiner und besonders wirtschaftlicher Leistungskraft. Dabei fällt jedoch auf, dass die meisten Über-Zehnmillionen-Städte in Schwellenländern liegen, allerdings solchen mit überdurchschnittlichen wirtschaftlichen Zuwachsraten wie in China und Indien. Nachfolgend aufgezählte Städte sind die größten neuzeitlichen (ab etwa 1500) und gegenwärtigen Städte bzw. dichtest besiedelten Stadtregionen. Sie haben in unserer Gegenwart oft weit über zehn Millionen Einwohner, stellen die derzeit globalen bedeutendsten Wachstumszentren dar und vereinigen oft fünfzig und mehr Prozent der gesamten Ressourcen (Bevölkerung, Energie, usw.) und Wirtschaft des Staates, in dem sie liegen, auf sich; z.B. Mexiko-Stadt (ca. sechzig Prozent der mexikanischen Ressourcen und Wirtschaft), Buenos Aires (ca. 50 % der argentinischen Ressourcen und Wirtschaft) oder Seoul (Süd-Korea).
Besonders seit den 1990ern, mit der sogenannten Globalisierung, überschritten die Einwohnerzahlen dieser Stadtregionen rasant die Zehnmillionengrenze. Andere Riesenstädte mögen folgen, wobei China (ähnlich: Indien) trotz seines Verstädterungsgrades von erst um dreißig Prozent, aber mit bereits mehr als zwanzig Städten über fünf Millionen Einwohnern, die sich rasch der Zehnmillionengrenze nähern, jegliche bisherigen Dimensionen sprengt. Die meisten Über-Zehnmillionen-Städte hat Asien, die meisten Menschen in Städten leben jedoch in Lateinamerika. Die größten globalen Stadtregionen:
- Europa:
- Lissabon (Portugal)
- Paris (Frankreich)
- London (Großbritannien)
- Moskau (Russland)
- Sankt Petersburg (Russland)
- Istanbul (Türkei)
- Madrid (Spanien)
- Rom (Italien)
- Berlin (Deutschland)
- Rhein-Main(Deutschland)
- Rhein-Ruhr (Deutschland)
- Wien (Österreich)
- Asien:
- Tokio (Japan)
- Osaka (Japan)
- Seoul (Süd-Korea)
- Peking (China)
- Shanghai (China)
- Hong Kong (China)
- Chongqing (China)
- Shenyang (China)
- Tianjin (China)
- Guangzhou (China)
- Jakarta (Indonesien)
- Delhi (Stadt) (Indien)
- Kolkata (oder Kalkutta, Indien)
- Mumbai (oder Bombay, Indien)
- Karatschi (Pakistan)
- Manila (Philippinen)
- Cebu-Stadt (Philippinen)
- Davao (Philippinen)
- Afrika:
- Kairo (Ägypten)
- Lagos (Nigeria)
- Kinshasa/Brazzaville (Kongo)
- Johannesburg (Südafrika)
- Amerika:
- New York (USA)
- Los Angeles (USA)
- Mexiko-Stadt (Mexiko)
- Rio de Janeiro (Brasilien)
- São Paulo (Brasilien)
- Buenos Aires (Argentinien)
- Toronto (Kanada)
- Montréal (Kanada)
Die Entwicklung der Stadt in Europa und besonders HRR
Die Antike
Die abendländische Stadt hat ihre Wurzeln in der griechisch-römischen Kultur der Antike.
Die Kultur der Polis in Griechenland, 800-338 v. Chr., (Sparta, Korinth, Athen) verbreitete sich nach Kleinasien (Milet, Ephesos) und bis zur Krim, nach Magna Graecia = "Großgriechenland", d.h. Sizilien (Syrakus) und Unteritalien (Tarent), ferner nach Südfrankreich (Marseille), nach Nordafrika (Kyrene, Alexandria) und Vorder- und Hochasien (Antiocheia, Kandahar). Neapoleis wurden durch Poleis gegründet, so dass oft eine kultische und politische Bindung zwischen ihnen fortbestand, etwa von Syrakus zur Mutterstadt Korinth (vgl. hier z.B. Timoleon). Vergleichbare Entwicklungen machten auch nichtgriechische (phönizische, etruskische, latinische) Stadtstaaten durch, typische Beispiele dafür sind Karthago, Veii oder Rom.
Im Imperium Romanum entwickelte sich die Römerstadt ab. 200 v.Chr., welche sich von Italien - nach Norditalien, Nordafrika (Tunesien), und Mitteleuropa verbreitete. Als Blütezeit der antiken Stadt kann man das 1. bis 3. Jahrhundert sehen, viele antike Ruinen datieren aus dieser Zeit. Rom hatte in dieser Epoche eine differenzierte Stadtstruktur mit fast 1.000.000 Einwohner. Römerstädte in Deutschland entstanden vornehmlich an Rhein und Donau: Castra Regina (Regensburg), Augusta Vindelicorum (Augsburg), Confluentes (Koblenz), Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln), Augusta Treverorum (Trier), Moguntiacum (Mainz), Sorviodurum (Straubing), Castra Vetera und Colonia Ulpia Traiana (Xanten). In der Schweiz sind folgende Römerstädte nachgewiesen: Augusta Raurica (Kaiseraugst) und Aventicum (Avenches).
Stadtentwicklung im Mittelalter (bes. in Mitteleuropa)

Mit der Völkerwanderung (die bekannteste im 5. Jahrhundert; es gab solche um 4000, 2000 und 1000 vor Christus in Europa, die alle sogar global wichtig für die Stadtentwicklung waren) verfielen die Städte weitgehend, so dass im Mittelalter neue Faktoren zur Verstädterung führten. Die bedeutenden Römerstädte blieben in Mitteleuropa erhalten (z.B. Trier, Köln, Regensburg), wenn auch nicht in der Bausubstanz und blieben als Bischofssitze religiöse und kulturelle Zentren, die die spätrömisch-christliche Tradition fortsetzten und mit Bischofsburgen (Domburgen), Klöster, Königshöfe, Pfalzen als militärische und wirtschaftliche Stützpunkte der Könige und Herzöge. Dazu kamen einige wenige Neugründungen wie z.B. Duisburg, Soest und wenige Kaufmannssiedlungen wie Wik und Haithabu. Durch die Kombination der kirchlichen mit der kaufmännisch-bürgerlichen Wurzel entstehen vor und um ca. 1000 die ersten mittelalterlichen Städte. Vom Maas-Schelde-Raum (Gent, Antwerpen) bis ins Rheinland (Köln, Duisburg) und Magdeburg entstehen Mutterstädte, in Westfalen (Dortmund, Soest) und später an der Weser (Bremen), Elbe (Hamburg), Main (Frankfurt am Main) bis zur Donau (Ulm).
Die Anzahl der Städte in Mitteleuropa bleibt bis ca. 1100 mit einigen Hundert noch sehr gering, oft mit einem organisch gewachsenen Stadtgrundriss. Der weitaus größte Teil entstand in den folgenden 250 Jahren, als ab 1120 zahlreiche Gründungsstädte entstehen, meist durch einen Gründungsakt und Stadtentwurf. Als älteste Stadt dieses Typus gilt Freiburg im Breisgau, das 1118 gegründet wurde und 1120 ein fortschrittliches Stadtrecht erhielt. Weitere Beispiele für bedeutende Gründungen in dieser Zeit sind Leipzig (1150) und Lübeck (1158). Viele Städte hatten das Stapelrecht, ein Privileg, das Fernhändler zwang, ihre Waren zum Verkauf anzubieten, und leiteten die Fernhandelswege durch ihre Stadt. Nach dem Soziologen Max Weber ist die "okzidentale Stadt" primär ein Markt für den Fernhandel (siehe auch Stadtsoziologie).
Eine Stadt konnte sich um eine sogenannte Keimzelle entwickeln. Diese konnte ein Kloster, eine Kirche oder eine Burg sein. Meistens entwickelte sich eine Stadt jedoch um einen Markt herum, welcher sich an einem Verkehrknotenpunkt bildete. Die Kirche hatte in der mittelalterlichen Stadt eine besondere Bedeutung für das Umland und eine ökonomische Funktion. Menschen aus dem Umland pilgerten in die Stadt um ihre Pflichten als Gläubige zu erfüllen. Davon profitierte auch der Dienstleistungssektor der Stadt. Die Gläubigen wollten mit Nahrung und Unterkunft versorgt werden. Außerdem erledigten sie auch gleich nebenbei ihre Einkäufe auf dem Markt. Eine Steigerung der Attraktivität der Kirchen wurde durch Reliquien erreicht. Die Menschen ließen ihr Geld jedoch nicht nur auf dem Markt, sondern auch in der Kirche für religiöse Dienstleistungen, z.B. Ablässe. Dieses Geld gab dann die Kirche wieder in der Stadt aus. Die Kirche ist also ein wichtiger ökonomischer Faktor der mittelalterlichen abendländischen Stadt.
Wie schon zu Anfang erwähnt waren eine Burg, ein Kloster/Kirche oder der Markt der Mittelpunkt der Stadt und erfüllten entweder eine Schutzfunktion, eine soziale oder eine ökonomische Funktion. Die Siedlungsdreiheit von Burg/Kirche, Stadt und Dorf entsprach auch der feudalen Ständegesellschaft: Adel/Klerus, Bürger und Bauer.
Die Stadt und das Umland waren, anders als heute, stark voneinander abgegrenzt. Die räumliche Trennung entsprach auch der wirtschaftlichen Trennung. Das Umland versorgte die Stadt mit Nahrung und Rohstoffen (primärer Sektor) und die Stadt versorgte das Umland mit handwerklichen Erzeugnissen und Dienstleistungen (sekundärer und tertiärer Sektor).
Die rechtliche Stellung der mittelalterlichen Stadt war geprägt von ihrem Status als freie Reichsstadt oder Fürstenstadt, wobei der genaue Status sehr unterschiedlich sein konnte. Generell hatten die Städte das Bestreben, sich von der Herrschaft der Landesherren, der in ihr residierenden Bischöfe und Burgvögte (vgl. Nürnberg) zu befreien, was ihnen mehr oder weniger erfolgreich gelang. Bei den Gründungsstädten wurden diese Freiheiten, um die ältere Städte oft lange kämpften, bereits im Stadtrecht zur Gründung verankert. Viele Städte wurden durch Handel und Handwerk sehr reich und konnten sich somit lange gegenüber den Territorialherren behaupten, die Städte gerne aus wirtschaftlichen und militärischen Gründen unter ihre Kontrolle bringen wollten. Die mittelalterliche Stadt stand damit in scharfer Konkurrenz zu den weltlichen und geistlichen Territorialherrschaften. In Gebieten mit starker Territorialherrschaft hatten es die Städte schwer, sich zu behaupten, so gab es im bayerischen Stammland mit Regensburg nur eine Reichsstadt, die um ihren Status kämpfen musste, während etwa im territorial zersplitterten Franken und Oberschwaben mächtige Reichsstädte entstanden wie Nürnberg, Rothenburg, Augsburg oder Reutlingen.
Zusammenfassung der Merkmale der mittelalterlichen Stadt
- Äußere Abgrenzung durch Stadtmauer und zugehörigem Stadtgraben/Gräfte, manchmal als Gewässer angelegt
- Kompakte Siedlungsform mit Zentrum, Marktplätzen, Rathaus, Bürgerhäusern, Kirchen, politisch oft in Opposition zur landesherrlichen Burg mit Burgkirche bzw. Bischofsbezirk,
- Soziale Differenzierung der Stadtbevölkerung in Stadtvierteln
- Rechtliche Sonderstellung: Selbstverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit, Bürgerrechtsprivileg
- Ökonomische Funktion: Markthoheit (vgl. Roland), Fernhandel, Stapelrecht, arbeitsteilige Güterproduktion, Ackerbürger.
- Im Inneren war die rechtliche Stellung der Bewohner einer Stadt streng gegliedert in Bürger und Inwohner, Patrizier, in Zünften organisierte Handwerker und dem Klerus
- Demographisch war sie auf ständigen Zuzug vom Lande angewiesen. Der Zustrom war gesichert, da ihre Bewohner durch Rechtsprechung und Zunftverfassungen eher von Willkür freigestellt wurden, was im Sprichwort "Stadtluft macht frei" zum Ausdruck gebracht wurde.
- Um 1500, am Beginn der Neuzeit, bestehen als bedeutende Städte, v.a. die Freien Reichsstädte:
- Die Wohnhäuser waren in Parzellen angeordnet
- Wirtschaften und Wohnen war unter einem Dach untergebracht
- Gleiches Gewerbe siedelte sich in gleichen Vierteln und Straßen an
- Die Bautätigkeit der Bürger wurde von der Stadt kontrolliert, z.B. schrieb die Stadt den Abstand zwischen den Häusern wegen des Brandschutzes vor
Weitere mittelalterliche Stadtgründungstypen und Übergang zu Neuzeit und Gegenwart
Die mittelalterliche Gründungsstadt ist der weitaus häufigste Typ an Städten in Mitteleuropa. Die Welle der Stadtgründungen verebbte in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aufgrund der Pestwellen und dem daraus resultierenden Bevölkerungsrückgang. In der Folgezeit wurden nur noch wenige Städte neu gegründet, die einem der folgenden Typen zuzuordnen sind.
- Bergstadt: Ab dem 12. Jahrhundert und verstärkt im 16. Jahrhundert entstehen Bergstädte aus montanwirtschaftlichen Interessen in den Mittelgebirgen und in den Alpen, insbesondere im Harz, Erzgebirge, Böhmerwald, Schwarzwald, z. B.: Freiberg (Sachsen) (1186), Clausthal-Zellerfeld (1530), Bad Lauterberg (Harz), Annaberg, Schwaz und Freudenstadt.
- Planstadt: Der Stadttyp Planstadt bezeichnet weniger die Funktion der Stadt in ihrem jeweiligem Umfeld, als vielmehr die Art ihres Entstehens. Bei vielen Neugründungen wurde die Gelegenheit genutzt, eine ideale Stadt nach den Vorstellungen der Zeit zu bauen. Mitunter wurde auch die bestehende abgerissen und nach neuen Plänen wieder aufgebaut. Im Prinzip folgt die Planung neuer Stadtteile und Satellitenstädte den gleichen Prinzipien. Beispiele für solche Planstädte sind viele der weiter untengenannten und unter anderem:
- Sennestadt (Bielefelder Stadtbezirk)
- Mannheim
- Lippstadt
- Jülich
- Neustadt Erlangen
- Halle-Neustadt
- Karlsruhe
- Paris
- Brasilia
- Exulantenstadt: Exulantenstädte, gelegentlich auch Exilantenstädte genannt, sind Gründungen durch und/oder für Glaubensflüchtlinge des 16. bis 19. Jahrhunderts. Exulantenstädte bzw. Stadterweiterungen entstanden für
- Hugenotten: Berlin, Erlangen, Karlshafen, Neu-Isenburg
- Remonstranten (Niederländer): Friedrichstadt
- Kalvinisten und Mennoniten (Wallonen und Flamen): Altona, Wesel
- Lutheraner (Salzburger): Schlesien, Sachsen (Johanngeorgenstadt)
- Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ("Mormonen"): Salt Lake City
- Festungsstadt: Eine Festungsstadt ist eine Stadt, deren Planung sich der militärischen Funktion als Festung unterordnen musste. Typisch sind die sternförmigen Bastionen, die sich um die Stadt legen. Festungsstädte wurden gegründet im 17. Jahrhundert, als die mittelalterlichen Stadtmauern den weiterentwickelten Kanonen nicht mehr standhalten konnten. Manche mittelalterliche Stadtmauer wurde durch eine derartige Stadtbefestigung ersetzt, was die Stadt nachträglich zur Festungsstadt machte. Ein typisches Beispiel ist Neuf-Brisach.
- Residenzstadt: Residenzstädte des 17. und 18. Jahrhunderts wurden meist nach dem Vorbild von Versailles errichtet, so z. B. Karlsruhe (1715) und Ludwigsburg (1718). Häufig wurden bestehende Städte um barocke Residenzviertel mit Schloss erweitert, z. B.: Berlin-Charlottenburg, München-Nymphenburg, Hannover-Herrenhausen oder nach Grundsätzen des Barockstils um- oder neu gestaltet wie Dresden.
Renaissance und Barock, Klassizismus und industrielle Anfänge
Die Renaissance definiert Stadtgrundriss und Stadtbild neu, doch bleiben etliche Stadtentwürfe unverwirklicht. Die verwirklichten werden oft als Idealstädte bezeichnet, die gebaute Wirklichkeit ideal, vor allem in geometrischer Hinsicht, ausrichteten. Sie orientieren den Stadtgrundriss zentral auf den Hauptplatz in der Stadtmitte, auf den die Hauptstraßen sternförmig zulaufen. Um diesen konzentrieren sich die wichtigen Bauten der Stadt als einzelne, in Anlehnung an die wieder entdeckte Antike, einfache geometrische Baukörper (Würfel, Zylinder, usw.), die auf diese Weise im Stadtbild hervorgehoben werden. Dies kontrastiert zu den vorher organisch gewachsenen oder geplanten, aber dem natürlichen Gelände angepassten mittelalterlichen Städten.
Im Barock verankern die Fürsten ihren Sitz fest mit und in den vormals frühbürgerlich regierten Renaissancestädten, setzen am Hauptplatz im Stadtzentrum ihr Schloss an die Stelle der vorherigen Renaissancebauten und sorgen für einheitliche, in Konstruktion, Höhe und Farbe auf das fürstliche Schloss hinführende, Stadtbebauung. Es entstehen dadurch gänzlich vom Barock durchdrungene Städte wie Wien (durch Maria Theresia im 18. Jahrhundert) oder Karlsruhe, aber auch Rom mit seinen Plätzen und Paris sowie Versailles geben hier Beispiele. Die durchgreifenden baulichen, rechtlichen und stadthygienischen Erlasse der Barockfürsten bereiteten die Bewältigung und Verwaltung der viel umfangreicheren Massenerscheinungen der sich ankündigenden Industrialisierung in den Städten vor.
Allerdings wird der aus Honoratioren und Privilegierten bestehende fürstliche Verwaltungsapparat teilweise revolutionsartig durch berufsmäßige, ausgebildete oder erfahrene Verwaltungsfachleute ersetzt. Diese versuchen schon im Klassizismus (Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert) und den industriellen Anfängen, die gesellschaftlichen Barrieren wie Leibeigenschaft, Zünfte und Privilegien sowie Slums oder fehlende Stadthygiene anzugehen. So entstehen in Paris Massenwohnbauten, die von anderen Städten nachgeahmt werden (z. B. später Berlin, 'Mietskasernen'). Vor allem durch das klassizistische England und speziell London werden Impulse gegeben, die Natur in die engen finsteren Städte wieder einzubeziehen. In der Folge entstehen in ausgesparten Baublocks oder an Stelle von beseitigten Stadtbefestigungen ('Schleifung') Stadtparks, oder vormals fürstliche Schlossparks werden für die Stadtbewohner geöffnet. Zunehmend setzen sich Bewegungen für durchgrünte und hygienische Wohnviertel durch, deren Realisierung aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Gang kommt.
Deutschland
Die Industrialisierung
Die Industrialisierung, gekennzeichnet vor allem dadurch, dass die Dampfmaschine den manuellen Betrieb ersetzt und in der Eisenbahn Verwendung findet, beginnt in England bereits ab dem 18., in Frankreich, USA und Deutschland ab dem 19. Jahrhundert sowie in Japan ab Anfang des 20. Jahrhunderts. Andere Länder folgen, teilweise bis heute.
Das Industriezeitalter im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bringt eine Urbanisierung bis hin zur verstädterten Gesellschaft mit sich. Im 19. Jahrhundert entstanden zahlreiche technische Basiserfindungen und ihre Weiterentwicklungen. Durch diese entstanden innerhalb weniger Jahre in den Städten neue industrielle Arbeitsplätze. Der Bedarf an Arbeitsplätzen, vor allem der der Textil- und Montanindustrie, konnte mit dem lokalen Arbeitskräftereservoir nicht mehr gedeckt werden. So siedelten sich viele Industriebetriebe in Städten an, um genug Arbeiter einstellen zu können. Begünstigt wurde dies durch Innovationen in der Verkehrstechnologie, wie der Eisenbahn und des Dampfschiffes, durch welche die verarbeitende Industrie nicht mehr an die Standorte der Rohstoffvorkommen gebunden war. Ebenso zogen viele Arbeiter vom Land in die Städte, um dort arbeiten zu können. Diese Abhängigkeit voneinander trieb das Wachstum und die rasche Industrialisierung der Städte voran.
Nachdem sich die Altstädte in der ersten Phase verdichtet hatten, kam es dann zur räumlichen Expansion. Mit Hilfe der Massenverkehrmittel (Pferdebahn, Straßenbahn, Fahrrad) ab ca. 1880 bis 1900 verstärkt sich das Außenwachstum. Fabrikanlagen und Arbeiterviertel mit Mietskasernen entstanden in der Nähe der Altstädte. In Deutschland wurden neue Städte gegründet wie z. B. Bremerhaven 1827, Oberhausen 1861, Ludwigshafen 1863, Wilhelmshaven 1873 und Wolfsburg 1938. Die bestehenden Städte wuchsen und veränderten sich zu Städteverbundgebieten, vor allem in Bergbaugebieten wie dem Ruhrgebiet, in Oberschlesien oder im Saargebiet. Um dem entgegenzuwirken, wurden ab ca. 1900 Reformversuche gemacht und Bauzonenordnungen erlassen. Man versucht eine Auflockerung der strengen, monoton rechteckigen Straßengrundrisse durch mehr Plätze, gewundene Straßenführungen und Durchgrünung. Gleichzeitig beginnen erste Projekte zur Sanierung der mittelalterlichen Stadtkerne. Diese sind in manchen Städten völlig überbaut, überbevölkert und hygienisch untragbar geworden. Durch Abbruch ganzer Quartiere und Neuaufbau, z. B. in Stuttgart oder Durchbruch von neuen Straßen, z. B. in Straßburg oder Hamburg versuchte man, den Mangel zu beheben. Die Gartenstadtbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ein noch weitergehender Reformansatz auf die Probleme der industrialisierten Stadt, der durch den ersten Weltkrieg allerdings nur sehr beschränkt umgesetzt wurde.
Erster bis Zweiter Weltkrieg
1918 bis 1933 - neuer Städtebau. Die Weimarer Republik entwickelte ähnlich wie die Republik Österreich neue Konzepte des sozialen Wohnungsbaus, insbesondere in Altona, Berlin und Hamburg. Kommunaler bzw. genossenschaftlicher Wohnungsbau in halboffener und offener Bauweise wurde gefördert, z.B. die Zeilenbauweise; der Funktionale Umbau der Stadt wurde v.a. vom Bauhaus geprägt.
1933 bis 1945 - Nationalsozialistische Stadtideologie. Die nationalsozialistische Stadtideologie war gegen großstädtische Entartung und für bodenverbundene Kleinsiedlung, hatte Pläne zu einer Agrarisierung, und zur Auflösung der Städte. Andererseits war eine monumentale Umgestaltung der Städte geplant. In vielen Großstädten erfolgen weitreichende Eingemeindungen des Umlandes oder zwangsweise Zusammenschlüsse von Städten wie etwa Sulzbach-Rosenberg gegen den Willen der Bevölkerung. Das Groß-Hamburg-Gesetz von 1938 geht noch stark auf Planungen der Weimarer Republik zurück. 1938 wird Wolfsburg als Arbeiterstadt für den Volkswagen-Bau gegründet. Größere Pläne wurden durch den Zweiten Weltkrieg verhindert.
Wiederaufbau nach 1945 (bis ca. 1960)
In der Sowjetischen Besatzungszone, dann DDR, erfolgte 1950 die sozialistische Bodenordnung mit Aufhebung des freien Bodenmarktes und weitgehendem Enteignungsrecht für staatliche Planung. Städtebauliche Prinzipien werden nach sowjetischem Vorbild durchgesetzt: z. B. in Hauptmagistralen wie die Stalinallee / Karl-Marx-Allee in Ost-Berlin. Städte werden als Ausdruck der neuen gesellschaftlichen Ordnung verstanden, wobei im Zentrum nicht Kommerz und Banken, sondern öffentliche Gebäude und auch Wohnungen im Mittelpunkt standen.
In der Trizone, dann später der Bundesrepublik Deutschland, aber auch in der DDR, erfolgte der Wiederaufbau nach unterschiedlichen Mustern: völlige Neuordnung des Stadtkerns mit Umlegung und neuem Straßennetz, beispielsweise in Pforzheim, Wesel, Hannover oder Chemnitz; partielle Neuordnung mit teilweiser Umlegung und Durchbruch von Verkehrsachsen wie in Duisburg, Essen, Dortmund, Düsseldorf, Kassel, Köln, Bonn, Hamburg, Dresden, Magdeburg; weitgehende Wiederherstellung der mittelalterlichen Struktur trotz starker Zerstörung wie in Nürnberg: Grundfläche und Kubatur der Gebäude blieb erhalten, aber moderne Architektur; Wiederaufbau ohne größere Neuordnung in wenig zerstörten Städten, z. B. Wuppertal. Neue Städte vor allem für Heimatvertriebene, aber auch bei Industrieansiedlung: z.B. Espelkamp, Bielefeld-Sennestadt, Eisenhüttenstadt. Anfängliche Überlegungen, einige stark zerstörte Städte aufzulassen und an anderer Stelle neu zu errichten wurden nirgends realisiert, da immer noch die unterirdische Infrastruktur wie etwa Kanalisation erhalten war.
1960 bis 1975
In der DDR erfolgte ein verzögerter Wiederaufbau zugunsten stärkerer Neubautätigkeit in offener, 5- bis 10-geschossiger Zeilenbauweise mit industriellen Fertigbauteilen in wenigen Standardtypen. Der sozialistische Wohnkomplex war ein Neubauviertel mit ca. 10.000-30.000 Einwohnern, begrünte, offenen Hochhauszeilen, einem Zentrum, öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Sportanlagen, Poliklinik, sowie Kaufhalle, Gaststätte und staatlichem Dienstleistungsgebäude.
BRD: Große Stadtentwicklungs- und Stadterweiterungsprojekte, scheinbar grenzenloses Wachstum der Ansprüche an Wohnungsgröße und -qualität: Bau von Satellitensiedlungen, z. B. Märkisches Viertel (Berlin), Garath (Düsseldorf), Chorweiler (Köln), Neuperlach (München) und von Satellitenstädten z. B. Wulfen, Erkrath-Hochdahl, Meckenheim-Merl. Die dichte Bebauung u.a. führen teilweise zu geringer Attraktivität, Folge sind hohe Leerstände, etc. Das Auto forciert den Bau von innerstädtischen Schnellstraßen, z. B. in Hoch- und Tieflagen wie in Essen, Duisburg, Düsseldorf, Köln. Außenbereiche: Trabantensiedlungen und Suburbanisierung. Das Leitbild war die autogerechte Innenstadt, in der alle Personen, die zur Arbeit, Einkauf etc. in die Stadt fahren, das neue Verkehrsmittel Auto benutzen würden. Während für den rollenden Verkehr noch entsprechend Raum durch den Ausbau der Straßen der Platz geschaffen wurde, scheiterte der Ansatz letztendlich am Flächenbedarf für den ruhenden Verkehr. Der Bau von Parkplätzen konnte mit dem Bedarf nicht annähernd schritthalten. Mit dieser Erkenntnis begann die Planung neuer S-Bahn-Projekte, z. B. in Stuttgart (Baubeginn 1971) sowie die Modernisierung der alten Straßenbahnen, die in den Kernbereichen in den Untergrund verlagert wurden. Im Gegenzug wurden die Autos wieder aus den Innenstädten verdrängt, indem die wichtigsten Einkaufsstraßen zu Fußgängerzonen umgewidmet wurden.
Das Europäische Denkmalschutzjahr 1975 brachte eine Rückbesinnung auf das erhaltene kulturelle Erbe in der Bausubstanz und in der Folge wurden die Altstädte grundlegend saniert. Rückblickend auf die Kriegszerstörung und den Wiederaufbau kann festgestellt werden, dass durch den radikalen Wiederaufbau und Modernisierung der Stadt weit mehr historische Bausubstanz vernichtet wurde als durch den Bombenkrieg.
In den 1970er Jahren erfolgte eine weitere Welle von Eingemeindungen, wobei im Zuge dieser Gebietsreform aus dem Zusammenschluss mehrerer Dörfer neue Städte entstanden sind, die aber in Ermangelung eines echten Zentrums bzw. als polyzentrische Städte mit der traditionellen Stadt noch wenig gemein haben. Beispiele dafür sind etwa Filderstadt oder Leinfelden-Echterdingen.
Gegenwart
Schwerpunkt wird der private Eigenheimbau. Da die Städte die dazu notwendigen Flächen nicht bereitstellen können, erfolgt ein kleinteiliges Wachstum im Umland der Städte anstelle von Großwohnsiedlungen (Suburbanisierung). Es entstehen krisenhafte Probleme in Ballungszentren durch Abwanderung von Bevölkerung und Gewerbe. Die Steuereinnahmen sinken bei wachsenden Sozialausgaben, da in die frei werdenden Wohnungen sozial schwache Familien einziehen. Im Umland kommt es zu einer erheblichen Flächenversiegelung und zur Zerstörung dörflicher Strukturen. Da der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs dem Außenwachstum nicht Schritt halten kann, steigt das Verkehrsaufkommen durch den Individualverkehr.
Eine Stadtentkernung (Doughnut cities) bewirkt, dass Einkaufszentren sich an den Stadträndern mit billigem Baugrund ansiedeln. Die Kaufkraft wird dorthin verlagert und kleinere Betriebe wandern nach. Dadurch entsteht im Umland ein so genannter Speckgürtel, reiche Umlandgemeinden mit Ansiedlung neuer Industrie, Gewerbe und Handel, sowie Zuzug der vermögenderen Bevölkerung, während die Stadt trotz sinkender Steuereinnahmen weiterhin für die Infrastruktur aufkommen muss. In der Folge veröden Stadtteile in den Zentren, Nahversorgung und -verkehr geraten in eine Krise und der Autoverkehr schafft zunehmend Probleme.
Die Stadtplanung orientiert sich um auf eine erhaltende, sanfte Modernisierung. Die Aufwertung der Dienstleistungsberufe bringt eine Unterscheidung von Industrie- und Dienstleistungsstädten. Auch Stadtmöbelkonzepte werden in diese Planungen einbezogen. In etlichen Großstädten in Deutschland existieren Pläne zum Umbau der Bahnhöfe, die meist als Kopfbahnhöfe am ursprünglichen Stadtrand angelegt wurden, aber inzwischen in die Stadt "hineingewachsen" sind und mit den zugehörigen Bahnanlagen große wertvolle innerstädtische Flächen belegen. Diese Städte sollen in bahntechnisch günstigere Durchgangsbahnhöfe umgebaut werden und die freiwerdenden Flächen städtebaulich genutzt werden, was eine Untertunnelung der vorhandenen Bebauung erfordert. Ein Beispiel für derartige Projekte ist Stuttgart 21.
Kritik theoretischer und methodischer Ansätze
Geschichtlicher Ausgangspunkt
Noch im 17. Jahrhundert entdecken die Physiokraten die Landwirtschaft als Hauptbesteuerungsquelle, die Finanznot des französischen Königs infolge Prunks und kostspieliger Kriege zu mildern. Ausgelöst durch die dann in England schon früh einsetzende Industrialisierung wenden sich englische Philosophen den nicht-landwirtschaftlichen Produktionsbereichen zu. Beeinflusst dadurch am Vorabend und im Zuge der Französischen Revolution sowie eigener Industrialisierungsanfänge richten nun französische und sodann deutsche Gelehrte ihre Aufmerksamkeit immer stärker auf die Stadt als Ort sich anbahnenden industriellen und gesellschaftlichen Wandels.
Von Lessing ausgehend über Kant, Goethe, Schiller, Herder, Fichte, Schelling und Hegel studiert schließlich Karl Marx die Stadtgeschichte, z. B. Venedigs. Er formuliert die Stadt als Ort der Industrie, Arbeiterschaft und Angelpunkt gesellschaftlicher Umwälzung sowie sein Territorialprinzip. An diesem verschanschaulicht Marx, wie anfangs sich auf sehr begrenztem Raum Stadtwirtschaft entwickelt in zunehmendem Widerspruch zu ihrer eigenen Enge, wie diese Enge gesprengt wird und in eine weiträumigere Stadtwirtschaft mündet, die wiederum, aber auf größerräumigem Niveau den Widerspruch zur Enge enthält, der wieder auf Sprengung und Erweiterung zu einer größeren Stadtwirtschaft hinsteuert, usw, bis etwa zur Erweiterung auf die heute globalen Megastädte. An jenem Territorialprizip entwickelt Marx wesentlich seine Sicht vom Widerspruch und dessen Lösung als vorwärtstreibender Kraft gar all menschlicher Entwicklung. Ähnlich formulieren so genannte Utopische Sozialisten Lehren und setzen diese in Musterstädte um.
Insgesamt bilden sich aus jenen Strömungen des 19. Jahrhunderts ganz unterschiedliche Bewegungen zur Verbesserung der zur Massenerscheinung verkommenen und aus dem Griff zu geratenden Städte bis hin zu heutigen Ideen verschiedener Architekten und Städtebauer. Allesamt haben jene Vorstellungen sich bisher nur innerhalb bestimmter Grenzen realisieren lassen. Dies führte und führt immer wieder zu Zweifeln und Krisen in der Suche nach möglichst allgemein gültigen Vorgehensweisen für eine lebenswerte Stadt.
Mängel
Trotz der weiten Verbreitung hatte der traditionelle Ansatz gewichtige Mängel. So war, abgesehen vielleicht vom Endstadium Los Angeles, der ganze Ansatz äußerst eurozentrisch. Es wurde angenommen, dass jede Stadt in der Welt mit einer Stadt in Europas Geschichte verglichen werden kann. Zweitens gab es keine wirkliche Erklärung wann und warum Änderungen stattfanden, wann und warum eine Stadt die nächste Stufe erreicht. Der traditionelle Ansatz fand es für nicht nötig, die Entwicklung einer einzelnen Stadt zu verfolgen um die Theorie zu überprüfen. Drittens ist die abgetrennte Sicht von Städten problematisch. Diese Sicht impliziert, dass weder die Geschichte einer Stadt noch die Kultur oder Verbindungen zu anderen Orten irgend einen Einfluss auf die Stadt hätten. Dies ist fragwürdig. Viertens hat es der traditionelle Ansatz verpasst, eine Stadt an sich überhaupt zu definieren. Es ist unklar, warum eine Ortschaft als Stadt betrachtet wird und eine andere nicht. Schließlich betrachtet der traditionelle Ansatz nur eine Geschichte der Stadt. Dies steht im Widerspruch zu modernen Ansätzen, denn die Stadt war wohl nicht gleich für einen Sklaven und einen Aristokraten. Dieser Punkt unterstreicht die multidimensionale Sicht von modernen Ansätzen.
Neue Ansätze
Gegenwärtige Ansätze zu Städten versprechen diesen Mängeln gerecht zu werden. Dafür wird die Bedeutung von Verbindungen und Netzwerken besonders betont. Gleichzeitig werden auch die internen Unterschiede unterstrichen.
Die Verbindungen einer Stadt können den einzigartigen Charakter einer jeden Stadt erklären. Städte werden als Teil von Netzwerken gesehen: kulturelle Netzwerke, wirtschaftliche Netzwerke, Handel oder Geschichte. Graz und Stockholm sind etwa kulturell verbunden, beides sind ehemalige kulturelle Hauptstädte Europas. London und Tokio hingegen sind wirtschaftlich verbunden, vor allem durch die Börse.
Solche Netzwerke sind in Städten konzentriert und überlappen auch dort. Diese Konzentration von Verknüpfungen bedingen, dass sich eine Stadt anders anfühlt als ein Bauerndorf. Die Netzwerke einer Stadt verbinden diese aber nicht nur mit anderen Städten, sondern auch mit dem Umland. Eine Stadt alleine könnte sich nicht unterhalten, benötigt sie doch zum Beispiel die Nahrungsmittel aus dem umliegenden Gebiet. Auch für den Handel sind Netzwerke nötig, beides lokal und regional.
Mit Netzwerken ist es möglich, die Entwicklung von Städten funktioneller zu erklären. Dies wird damit erklärt, dass die verschiedene Netzwerke über Zeit an Bedeutung gewinnen, sich gegenseitig kontrollieren und fehlerhafte Bearbeitungen aussondern. Ein gutes Beispiel ist Mexiko. Vor der Ankunft der Spanischen Kolonialmacht waren Verbindungen zu Tenochtitlán (Mexiko Stadt) am wichtigsten. Nach der Ankunft der Kolonialmacht änderte sich die Bedeutung der Verknüpfungen innerhalb kurzer Zeit: eine Verbindung zu Madrid, dem Zentrum des Reichs war nun von größerem Vorteil.
Die Konzentration von Netzwerken in Städten hilft, Urbanisierung zu erklären. Es ist der Zugang zu bestimmten Netzwerken, der die Menschen anzieht. Da die verschiedensten Netzwerke sich in einer Stadt treffen, sammeln sich die Leute dort. Gleichzeitig bedeutet die Konzentration von diesen Menschen die Einführung von weiteren Netzwerken, sozialen Verbindungen mit den Orten, von denen die Migranten ursprünglich kommen. Die Konzentration von Menschen steigert auch die Möglichkeit, dass neue Verbindungen geschaffen werden, denn ein Individuum trifft auf eine viel größere Anzahl anderer Individuen, beides, solche die gleich und solche die anders sind. Die Offenheit von Städten zu solchen Verbindungen und Verknüpfungen macht Städte attraktiv, aber auch schwer kontrollierbar und unidentisch.
Ein weiterer Aspekt von gegenwärtigen Ansätzen ist ein Fokus auf interne Diversifikation in Städten. Die internen Unterschiede in einer Stadt sind mit den externen Netzwerken gekoppelt. Städte sind Orte wo sich Geschichten treffen, wo aus verschiedenen Kulturen und Verbindungen etwas Neues geschaffen wird. Jede Verbindung einer Stadt zu anderen Orten funktioniert in beide Richtungen, es wird genommen und gegeben? Auch wenn meist nicht gleich viel. Viele Verbindungen sind ausgesprochen ungleich.
Weder die internen Unterschiede noch die externen Verbindungen eines Ortes allein machen eine Stadt aus. Die internen Unterschiede werden von externen Netzwerken beeinflusst. Gleichzeitig ermöglichen die vielen Netzwerke Verbindungen nach außen und damit Raum für die Schaffung von Unterschieden von innen. Divisionen und Verbindungen in Städten sind also untrennbar, und nur wenn beide zusammen betrachtet werden, ist es möglich, eine Stadt zu begreifen. Immigration dient als Beispiel davon, wie Divisionen und Verbindungen untrennbar sind. Migranten bringen ihre eigene Geschichte mit, wenn sie sich in einer Stadt niederlassen. Sie bringen auch ihre Netzwerke, zum Beispiel in Form von Kontakten in anderen Ländern. Diese Netzwerke können auch bestehende Netzwerke stärken und deren Bedeutung beeinflussen. Die Geschichte, die die Migranten mitbringen dient auch dazu, mit anderen zu identifizieren oder andere auszuschließen. Dies führt zu Divisionen in Städten.
Anstatt die Spannung zwischen Verbindung und Unterschieden abzubauen, versuchen gegenwärtige Ansätze, sie unter einen Hut zu bringen. Statische Einheitsgebilde wurden mit multidimensionalen Netzwerken ersetzt, die sich flüssig und dynamisch formen lassen.
siehe auch: Stadterneuerung
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- Ronneberger, Klaus / Lanz, Stephan / Jahn, Walther: Die Stadt als Beute, Bonn: Dietz 1999.
- Sieverts, Thomas: Zwischenstadt. Zwischen Ort und Welt, Raum und Zeit, Stadt und Land, Vieweg, Braunschweig 1997, ISBN 3-528-06118-9
Filme
- Berlin: Die Sinfonie der Großstadt, Regie: Walter Ruttmann, Deutschland 1927
Siehe auch
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- http://www.tageo.com - Verzeichnis mit über 2,5 Millionen Städten weltweit.
- http://www.unister.de/Unister/wissen/sf_lexikon/ausgabe_stichwort15587_186.html - Stadtentstehung in Deutschland - Epochentypisch
- http://www.stgf.at - via "Städtebibliographie": Bibliographie zur Geschichte der Städte Österreichs; Bearbeiter seit 1998: Hermann Rafetseder (ab Herbst 2005 40.629 Datensätze, nach nächstem Update Ende 2006 voraussichtlich rund 48.000)