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Schwäbische Dialekte

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Der oberdeutsche Sprachraum 1937
Der Schwäbisch-Alemannische Sprachraum

Schwäbisch ist eine im Raum Schwaben, das heißt heute im mittleren und südlichen Bereich von Baden-Württemberg sowie in westlichen Teilen Bayerns gesprochene Gruppe von Dialekten. Linguistisch gehören sie zu den alemannischen Dialekten und damit zu der oberdeutschen Dialektgruppe.

Innerhalb der schwäbischen Dialekte gibt es erhebliche Unterschiede. Besonders charakteristisch ist die Unterscheidung nach den Formen des Partizips Perfekt von "sein" in gwä (gewesen) und gsi (gewesen). Die Gsi-Gruppe ist sprachgeschichtlich näher mit dem Schweizerdeutschen und dem Alemannischen verwandt.

Merkmale

Auffallende Merkmale des Schwäbischen sind unter anderem:

  • Die Umlaute 'ö' und 'ü' werden als 'e' und 'i' gesprochen.
  • Die Diphthongierung der mittelhochdeutschen Langvokale î und û wurde (im Gegensatz zum Alemannischen) zwar mitgemacht, die so entstandenen Diphthonge /ei/ und /ou/ fallen aber nicht mit den "alten" Diphthongen /oe/ und /ao/ zusammen, sie unterscheiden sich hörbar von diesen. Es gibt im Schwäbischen also Minimalpaare, die im Standarddeutschen gleich gesprochen werden, wie "wêis" (weiß [Farbe]), aber "wôes" oder "woas" (weiß [von wissen]), wie "d'Dêubê" (die Taube [Vogel]), aber "dr Daobe" (der Taube, Gehörlose). Die beiden Diphthonge /äu/ und /eu/ werden im Standarddeutschen gleich ausgesprochen, im Schwäbischen aber auf zweierlei Weise. Für /äu/ gibt es: "s'Dêible" (das Täubchen), "Mêis" (Mäuse) von "Mêus" (Maus), aber "Baem" (Bäume) von "Baom" (Baum). Bei /eu/ ergeben sich z. B. "Fraed" (Freude), aber "Fêier" (Feuer).
  • Die Aussprache von "-en" am Wortende als eigenen Vokal â bzw. Schwalaut, der zwischen [a] und [ə] liegt (regional unterschiedlich)
  • Die einheitliche Endung „-âd“ bei Verben im Präsens-Plural: "mir machâd, ihr machâd, se machâd" (wir machen, ihr macht, sie machen), auch im Niederalemannischen)
  • Die generelle Aussprache von "st" und "sp" als "scht" und "schp" (z.B. „Fest“, gesprochen „Fescht“) oder im Anlaut als "schd" und "schb" (z.B. „Stein“ als „Schdoe(n)“)
  • Stimmlose Plosive werden in der Wortmitte stimmhaft ausgesprochen (z.B. "schicken" als "schiggâ")
  • Die Verkleinerungssilbe "-le", sehr kurz gesprochen, aus "-lein": "s'Hêisle" (das Häuschen), im Plural "-lâ": "d'Hêislâ" (die Häuschen) oder Spätzlâ
  • Die (hochdeutschen) Endungen "-eln" und "-ern" (in Kartoffeln, meckern) werden zu "-lâ" und "-râ" (Kardofflâ, mäggrâ)
  • Der Gebrauch des Perfekts als Ersatz für Imperfekt und des doppelten Perfekts (i hân gmacht ghet) statt Plusquamperfekt
  • Der generelle Gebrauch des stimmlosen s an Stellen, wo im Standarddeutschen ein stimmhaftes s steht
  • Die Verwendung des Dativs in Ermangelung des Genitivs: "'m Vaddr sae Riassl" (dem Vater sein Rüssel = Vaters Nase), auch beim doppelten Genitiv: „'m Wirt sairer Aldâ ihr Bäsle“ (dem Wirt seiner Alten ihre Base = die Kusine der Frau des Wirts)
  • Abweichende Fälle bei bestimmten Verben („Ich ruf dir an.“)
  • man wird im Schwäbischen "mâ" oder "mr" gesprochen
  • wir wird im Schwäbischen bei Betonung "mir" gesprochen oder wenn unbetont "mr"
  • Die Verwendung des Imperativs bei erster Person Singular ("I iss Floesch" anstatt "i ess Floesch" bzw. Ich esse Fleisch)
  • "wo" als stets unveränderliches Relativpronomen statt "der, die, das, welcher, welche, welches". ("Diâ Frao, wo i ân Kuss gäbâ hann, ..." – 'Die Frau, der ich einen Kuss gegeben habe, ...')
  • Wegfall der Vorsilbe 'ge-' bei den Partizipien von Verben auf 'g', 'k', 'b', 'p', 'd' und 't', sonst verkürzt auf 'g-': "gangâ, kommâ, brôchd, butzd, donnerd, dronggâ" (gekommen, gegangen, gebracht, geputzt, gedonnert, getrunken) und "ghedd, gnommâ" (gehabt, genommen).
  • Konjugation der Verben der Ruhe (Bewegungslosigkeit) mit 'sein', nicht mit 'haben': "I benn glägâ, är isch gschdandâ ond diâ andârâ senn gsessâ." (Ich bin gelegen, er ist gestanden und die anderen sind gesessen. [nach Duden korrekt])
  • Die Uhrzeiten "vierdl (drei)" und "dreivierdl (fenfe)" bedeuten in anderen Sprachregionen "viertel nach ... (zwei)" und "viertel vor ... (fünf)".
  • Ziffern haben männliche Form und Geschlecht: "dr Oeser" (der Einser), "dr Nuller" usw., ebenso Zahlen, wenn sie als Nummern gebraucht werden: "der Siebenundzwanziger" (z. B. als Nummer einer Straßenbahnlinie).
  • Gewisse Substantive haben vom Standarddeutschen abweichendes Geschlecht, so "der Budder" (die Butter), "des Deller" (der Teller), "der Bangg" (die [Sitz-]Bank), aber "die Bangg" (die [Geld-]Bank), entsprechend französisch "le banc" und "la banque" oder italienisch "il banco" und "la banca".
  • "Schwäbischer Dual", die Wortbeugung nach Geschlecht bei Verwendung des Wortes Zwei: "Zwoa Manne, zwee Weiber, zwua Kend" (2 Männer, 2 Frauen, 2 Kinder). Weiterhin gilt: "Zwoa Leid" (2 Leute, wenn unklar ist, ob sie sich einem bestimmten Geschlecht zuordnen lassen). "Dia Zwoa hend gheiret" (die beiden haben geheiratet - hier dominiert das Geschlecht des Mannes).

Begriffsumdeutungen

Im Schwäbischen haben eine Reihe von auch im Hochdeutschen gebräuchlichen Wörtern abweichende Bedeutungen:

  • bei Körperteilen: mit „Fuß“ wird das Bein bis zum Oberschenkel bezeichnet, dafür umfasst der „Buggl“ (Rücken) auch das Gesäß
  • bei Tieren: eine Stubenfliege (Musca domestica) heißt im Schwäbischen „Mugg“, eine Stechmücke (Culicidae) „Schnôg“ (Schnake); für die Mückenfamilie der (nichtstechenden) Tipulidae, die üblicherweise als Schnaken bezeichnet werden, gibt es keinen eigenen Begriff (in Stuttgart oft "Großvater" genannt). Der Bedeutungswandel des Worts „Schnake“ ist mittlerweile umgangssprachlich über das Schwäbische hinaus verbreitet.

Auch die Fliegenklatsche heißt auf Schwäbisch "Muggabatschr" (Mückenbatscher).

  • bei Bewegungsverben:
    • „gângâ“ (gehen) wird nur benutzt, um den Ortswechsel zu beschreiben - gehen als Art der Bewegung heißt im Schwäbischen „laufâ“, laufen heißt „springâ“ (hüpfen heißt „hopfâ“ oder „hopsâ“), springen heißt „sprengâ“ aber auch „juggâ“ (jucken hingegen heißt „beißâ“); schnelles Laufen heißt „rennâ“ oder „sauâ“.
    • halten heißt im Schwäbischen „hebâ“, heben heißt „lupfâ“ (ein Nagel in der Wand „hebd“ das Bild, während der Stuhl auf den Tisch „glupfd“ wird.)
    • arbeiten heißt im Schwäbischen "schaffâ" und schaffen "machâ".
  • wir heißt im Schwäbischen „mir“: „Mir kennât älles, bloß koe Hochdeitsch“ (Wir können alles außer Hochdeutsch) - „Mir kennad au Hochdeitsch, mir wellad bloß id“ (Honoratiorenschwäbisch: Wir können auch Hochdeutsch, wir wollen bloß nicht)

Dialektgruppen

Dialektgruppen sind (unterteilt nach der Übersetzung des Hochdeutschen "gewesen"):

  • Gwä-Gruppe
    • Neckarschwäbisch (Niederschwäbisch) im oberen und mittleren Neckartal und den angrenzenden Gebieten (Schwäbische Alb, Ostschwarzwald)
    • Oberschwäbisch in Württemberg südlich der Donau und im bayerischen Regierungsbezirk Schwaben (Übergang zur Gsi-Gruppe (allerdings hier meist Gsei als Sonderform))
    • Ostschwäbisch in der Region Ostwürttemberg und im bayerischen Landkreis Donau-Ries (etwa zwischen Ulm, Donauwörth, Dinkelsbühl und Schwäbisch Gmünd; Niederschwäbisch mit Übergang zu Oberschwäbisch)
      • Rieser Schwäbisch - eine Dialektform, die deutliche Anklänge an das Neckarschwäbische zeigt, jedoch deutlich davon verschieden ist: so sagt der Rieser nicht "Do hanna", sondern "do dranna", wenn er "da dort" meint.
  • Gsi-Gruppe
    • Allgäuerisch im Unter- und Ost-Allgäu, auch verwendet in angrenzenden Gebieten Tirols (Lechtal, Außerfern), sowie Vorarlberg und Oberbayern (Lechrain); klar getrennt vom niederalemannischen Allgäuerisch (Ober- und Westallgäu) durch die Wiib-Weib-Linie

Regionale Individualisierung

Schwäbischexperten können die Herkunft einer Person von der schwäbischen Alb dank ihres Dialekts überraschend zuverlässig genau einem Ort (schwäbisch "Fleggâ") zuordnen. Dabei spielt u.a. die Aussprache von "nicht" als "nedd", "nedda", "edd", "edda", "nitt", "idd", "idda", "itt" oder "itta" eine Rolle. Diese Feinheiten verschwinden in der Sprachkultur der jüngeren Generationen immer mehr. Die Unterschiede zeigen sich auch darin, dass selbst eingeborene Stuttgarter kaum einen Satz verstehen, wenn ein sogenannter Älbler richtig loslegt. Das Albschwäbisch ist gekennzeichnet durch einen melodiösen Singsang in der Sprache. Ein Merkmal des Albschwäbischen ist teilweise der Gebrauch des Konjunktivs anstelle des Indikativs: "mir häbe; siâ sêie" (wir haben; sie sind).

In diesem Zusammenhang interessant ist auch die unterschiedliche Färbung des Schwäbischen je nach Religionszugehörigkeit des Sprechenden. In den altwürttembergisch = evangelischen (Lutherischen) Orten ist die Aussprache einiger Wörter anders als in den katholischen Orten. Th. Troll führt das auf den Predigtstil der Pfarrer zurück. Beispiele:

  • kath.: Lehrer, Seele, Ehre - evang.: Lährer, Sähle, Ähre
  • kath.: Vaddr (für Vater) - evang.: Vahder

Eigenständige Ausdrücke

In vielen Gemeinden gibt es Spitznamen für die Einwohner wie z.B. Spandale, Spältleskucker oder Loable, die mit der eigentlichen Ortsbezeichnung nichts gemein haben (s. Ortsnecknamen). Diese Namen finden auch oft in den Namen von Narrenzünften Verwendung.

Im Schwäbischen gibt es insbesondere eine reiche Anzahl an derben Redewendungen mit denen sich hervorragend schimpfen lässt. ("Dir schlage d´Leif/d´Boiner ab, daß de uff de Schdomba hoimquaddla muasch.", "Des isch vrschdônga ônd vrloga!","I schlah dr's gwänd ah", "Dem henge s Greiz aus!", "Mir gôht glei dr Gaul durch.", "Wenn du so lang wärsch wia bleed, nô könnsch dr Mond am Arsch lägga.","Dem lauft ´d rotz dá backa nuff", "I schlag dr oine and Battrie nò", "wenn ia an hendera hed wia dei gsicht, no wird ia mi sogar beim scheissa schäma" u.v.m.) Ein umfangreiches Schimpfwortverzeichnis findet man hier [1]

Personen, die von nördlich des Oberdeutschen Sprachraums herziehen, werden als "Raigschmeggde" (Hereingerochene) bezeichnet, was als ein Makel gilt, der frühestens – wenn überhaupt – nach mehreren Jahrzehnten oder gar Generationen der Integration behoben werden kann. Auffallend ist in diesem Zusammenhang auch die Vielfalt scheinbarer Schimpfworte. So hat das Wort "Siach", was in seiner sekundären Form auf Hochdeutsch soviel wie Strolch heißen würde, mehrere Bedeutungen von denen auch einige positiv sind. Da dies stark von der Betonung abhängt, ist es vor allem für "Raigschmeggde" eher schwierig, sich einzuleben. Der sogenannte Schwäbische Gruß (das Götz-Zitat "Legg me am Arsch!") kann, nach Thaddäus Troll, zahlreiche Bedeutungen haben und klingt in den Ohren Einheimischer oft weniger beleidigend als für "Raigschmeggde", beispielsweise ist es auch Ausdruck allergrößten Erstaunens.

Sprachliches Volksgut

Werbung auf schwäbisch: „Halten Sie sich links, wenn Sie nach Stuttgart wollen.“

Einige bekannte schwäbische Zungenschleifer:

  • "Schället se edd an sällere Schäll, sälle Schäll schällt edd. Schället se an sällere Schäll, sälle Schäll schällt." ('Schäll' heißt 'Klingel', "schällâ' 'klingeln' und 'sälle' heißt 'diese'.)
  • "Wenn d'Hennâ hennâ send, kemmâ gao gao ond d'Abbrat ra dra ond d'Foto drfo do." (Wenn die Hennen drin sind, können wir bald gehen und den Apparat runtertragen und den Fotoapparat wegbringen ["davon-tun"].)
  • "Dr Babschd hôt s'Schbätzlesbschtegg zschbäd bschdelld." (Der Papst hat das Spätzle-Besteck zu spät bestellt.)
  • "..s'Rad ra dra ond s'Kreiz õschla.." (..das Rad heruntertragen, und das Kreuz anschlagen.. das õ dabei nasal - etwa Richtung ö und ä - also Albschwäbisch aussprechen)
  • "I han âmôl oen kennd khedd, der hôdd oene kennd. Dui hôdd a Kend khedd, dees hôdd se abbr edd vo sällam khedd. Där hot nemlich nemme kennd khedd. Se hôdd abbr no an andârâ kennd khedd. Där hôdd no kennd khedd. Ond wenns se deen nedd khennd hedd, nô hedd se koe Kend khedd." (Ich habe einmal einen gekannt [gehabt], der hat eine gekannt. Die hat ein Kind gehabt, das hat sie aber nicht von diesem gehabt. Der hat nämlich nicht mehr gekonnt [gehabt]. Sie hat aber noch einen anderen gekannt [gehabt]. Der hat noch gekonnt [gehabt]. Und wenn sie diesen nicht gekannt hätte, dann hätte sie kein Kind gehabt.)
  • "En Ulm, om Ulm ond om Ulm rom." (In Ulm, um Ulm und um Ulm herum.)
  • "Glêi bêi Blaubêirâ lêid â Gletzle Blêi. Â Gletzle Blêi lêid glêi bêi Blaubêirâ." (Gleich bei Blaubeuren [Städtchen] liegt ein Klötzchen Blei. Ein Klötzchen Blei liegt gleich bei Blaubeuren.)

Schwaben gelten als wortkarg mit trockenem Humor. So lässt sich die allgemeine Relativitätstheorie in einen Satz fassen: "Wenn du dêi Nôs in mein Arsch schdeggsch, nô hann i â Nôs em Arsch ond du â Nôs em Arsch, aber i bin reladief besser drâ."

Em Schwäbischâ geids ao di kirzeschdâ Liâbeserglärong (Im Schwäbischen gibt's auch die kürzeste Liebeserklärung): Sui (sie): "Mâgsch me?" (Magst du mich?). Dr Kerle (er): "mhm" (= Ich liebe Dich von ganzem Herzen).

Auch ist eine interessante Eigenheit der schwäbischen Sprache die etwas exotische Definition des Begriffs Preuße – auf schwäbisch "Prêiß". Besonders im West-Allgäu sind 'Preußen' alle Bewohner Deutschlands nördlich der Donau. Dass der Schwabe eine Abneigung gegen die "Prêißâ" hat, bringt ein bekannter schwäbischer Witz zum Ausdruck:

Frieher, wo em Allgae d'Wihsâ no griê gwä senn ond mâ s'Wasser us de Bächlâ no hôt sêufe kennâ, hôt amôl ên Mêh aus so êmê Bächle sêufâ wellâ. Dô hôt halt grad ên Bêuer weider obâ am Bach sêi Bschiddfass laofâ lassâ. Dô schreid er nab: "Kruze! Id sêufâ, isch gifdich." Da said dê Mêh: "Wat habn Sie jesacht, juter Mann?" Drauf dê Bêuer: "Mid boede Händ sêufâ!" – (Früher, als im Allgäu die Wiesen noch grün waren und man das Wasser aus den Bächlein noch trinken konnte, wollte einmal ein Mann aus so einem Bächlein trinken. Da hat eben gerade ein Bauer weiter oben am Bach sein Güllefass ("Beschüttefass") laufen lassen. Da schrie er hinab: "Kruzifix! Nicht trinken, das ist giftig!" Da sagte der Mann (in einem preußischen Dialekt): "Was haben Sie gesagt, guter Mann?" Daraufhin der Bauer: "Mit beiden Händen trinken!")

Mischformen

Was früher als Honoratiorenschwäbisch bezeichnet wurde und eher als Manierismus galt, ist heute eine weitverbreitete Anverwandlung des Schwäbischen an hochsprachliches Deutsch. In vielen Situationen werden statt reinem Schwäbisch Mischformen gebraucht, die Schriftdeutsch, umgangssprachliches Deutsch und Schwäbisch in verschiedenen Anteilen mischen. Typische Situationen sind solche, in denen reines Schwäbisch nicht verstanden wird, Hochdeutsch aber nicht angemessen wäre oder in denen der Sprecher das Gefühl hat, nicht verstanden zu werden, auch wenn die Gegenseite sehr wohl Schwäbisch versteht, oder in Situationen, wo sie dem Gesagten besonderen Nachdruck verleihen will. Zum Beispiel werden sehr häufig im Gespräch mit schwäbischen Kindern Mischformen verwendet ("So, jetzt muâsch du dô drückhhen." "Ich sag dir des noch einmal.")

Es gibt verschiedene Mischungsgrade, die die Sprecher sehr genau an ihre Umgebung anpassen müssen. Verwenden sie zuviel Deutschanteil im Gespräch mit anderen Schwaben, gelten sie als hochgestochen oder bedauernswert korrumpiert und verflacht; verwenden sie zuviel Schwäbisch in einer stärker deutschsprachigen Umgebung, gelten sie als weitgereiste "Auswärtige" ("Wo kommsch denn du her?") und von Menschen, die unter Mühen Hochdeutsch als Fremdsprache erlernt haben, werden sie schlichtweg nicht verstanden.

Das Mischen der Sprachen erfolgt nicht zufällig, sondern nach Regeln. Einige davon sind:

  • Verben und Hilfsverben werden deutsch; typisch ist die Kombination deutscher Wortstamm, schwäbische Endungen ("Willsch du noch was thringâ?" statt "Widd no ebbâs drenggâ?", "dô haune" wird "dô hab e")
  • Betonte Wörter werden deutsch ("Des nemmsch jetzt auch no.")
  • Partikel ohne silbischen Wert werden Vollsilben ("sHaus" wird "des Haus" ("des" unbetont), "dSchdrôß" wird "die Schdrôß"/"die Schdraß"/"Die Schdraße")
  • die Satzbedeutung besonders tragende schwäbische Wörter werden in deutsche oder den deutschen ähnlichere gewechselt (Bsp. Negation: "ed" wird "ned", "koi" wird "keine", "Des isch keine guade Idee.")
  • allzu dem Deutschen unähnliche Varianten werden durch Deutsch oder dem Deutschen ähnlichere ersetzt (Bsp.: "i" wird "ich")
  • Berlinerische Varianten, die schwäbischen Lautgesetzen folgen, werden vor hochdeutschen bevorzugt
  • Zusammenziehungen werden rückgängig gemacht ("sdädmr" "s tät mir", "däffe?" wird "Därf e?"/"Därf i")
  • Das silbische r und l erhalten einen zusätzlichen Vokal ("mr" wird "mir", "Segl" wird "Segäl")

Ein besonderes Merkmal dieser Mischformen ist die Übernahme des Satzbaus der deutschen Hochsprache.

Schwäbische Mundartdichter und Dialektautoren

Wörterbücher

Papier

  • Hermann Fischer und Wilhelm Pfleiderer: Schwäbisches Wörterbuch, in 7 Bänden, 1883-1936
  • Hermann Wax: Etymologie des Schwäbischen. Geschichte von mehr als 4.500 schwäbischen Wörtern, 2. erw. Auflage, Tübingen 2005 ISBN 3-9809955-1-8

Im Internet