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Sea Launch

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Sea Launch ist ein internationales Raumfahrt-Konsortium, das Zenit-Trägerraketen von einer speziell adaptierten Bohrplattform in Äquatornähe startet, um Satelliten mit einer Masse von bis zu 6t auf einen Geotransferorbit zu befördern. An dem Unternehmen sind Boeing (USA) mit 40 % (verantwortlich für Nutzlasten und Starts), RKK Energija (Russland) mit 25 % (Hersteller der Block DM-Oberstufe), KB Juschnoje/PO Juschmasch (Ukraine) mit 15 % (Hersteller der Zenit) und Aker Kvaerner (Norwegen) mit 20 % (verantwortlich für die Startplattform „Odyssey“ und das Kommandoschiff "Sea Launch Commander") beteiligt.

Hintergrund

Sea Launch Commander im Hafen von Long Beach
Sea Launch Odyssey im Hafen von Long Beach

Der Vorteil eines Weltraumbahnhofs in Äquatornähe liegt darin, dass dort die Rotationsgeschwindigkeit der Erde schon einen großen Teil der für einen Orbit nötigen Geschwindigkeit bereitstellt, so dass die Rakete mehr Nutzlast bei gleicher Leistung befördern kann.

Russlands Kosmodrome sind weit vom Äquator entfernt, so dass man sich überlegte, wie man trotzdem mit der günstigen Zenit-Rakete wettbewerbsfähig starten konnte. Nach den ersten Studien 1993 entstand 1995 das Projekt Sea Launch. Die nächsten 4 Jahre wurden zum Aufbau der Infrastruktur genutzt. So wurde das Kommandoschiff „Sea Launch Commander“ gebaut und aus einer ausgedienten Ölbohrplattform entstand die Startplattform „Odyssey“. Der Heimathafen von „Sea Launch Commander“ und „Odyssey“ ist Long Beach, Kalifornien.

Einige Wochen vor einem Start wird die Rakete in einen Hangar auf der Startplattform geladen, danach fahren sowohl das Schiff als auch die Startplattform zu einer Stelle im Pazifik, die bei ungefähr 154 Grad westlicher Länge, etwa 2.200 km südlich von Hawaii liegt. Die Plattform ist nicht verankert sondern wird durch ihren Antrieb an einer konstanten Position gehalten. Das Halten der gewünschten Position wird mit GPS kontrolliert. Damit kommt aber mit den unberechenbaren Meeresströmungen ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor für einen Start dazu.

Kurz vor einem geplanten Start werden die Schwimmkörper der Plattform geflutet und damit die Plattform abgesenkt. Danach wird die Rakete aufgerichtet und die Startmannschaft wechselt auf die „Sea Launch Commander“.

Der Start selbst erfolgt ferngesteuert. Zusätzlich zu der sich auf der Startplattform befindenden Rakete kann die „Sea Launch Commander“ weitere Raketen transportieren. Davon wird jedoch kein Gebrauch gemacht, da die Startrate relativ niedrig ist, und so für beide Schiffe genug Zeit bleibt, um in den Heimathafen zurückzukehren. Gestartet wird mit der Zenit-3SL, einer Zenit-2 mit Block DM-Drittstufe und einigen Modifikationen für den Start von See aus. Der Erstflug mit einem Dummy-Satelliten fand 1999 statt, der erste kommerzielle Flug folgte noch im selben Jahr.

Unter der Bezeichnung Land Launch soll ab 2007 eine dreistufige Zenit-3SLB von Baikonur aus Satelliten mit einer Masse von bis zu 3t in den Geotransferorbit bringen. Dafür wird die Zenit-3SL leicht modifiziert und von der Zenit-2-Startanlage gestartet. Wegen des ungünstigeren Standortes des Kosmodroms Baikonur kann die Rakete nur 3,6 t in den GTO befördern. Der Vorteil des Land Launches besteht jedoch darin, dass die Startkosten deutlich geringer als bei einem Start von See aus sind. Auch eine zweistufige Zenit-2SLB ist geplant – sie könnte bis zu 12 t zur Internationalen Raumstation ISS befördern.

Anmerkungen

Sea Launch ist nicht die erste auf der Meeresoberfläche disloziierte Startplattform. In den 1970er Jahren wurde vor der Küste Kenias die San-Marco-Plattform zum Start von Scout- und Höhenforschungsraketen verankert. Von der Hubinsel „Barbara“ erfolgten zu Beginn der 1970er Jahre einige Raketenerprobungen im Auftrag der Bundeswehr.

Startliste

Datum UTC Nutzlast Masse Orbit Kommentar
27. März 1999 Dummy-Nutzlast 4,5 t GTO erfolgreich
9. Oktober 1999 DIRECTV 1-R 3,5t GTO erfolgreich
12. März 2000 ICO F-1 2,7 t GTO Fehlstart
28. Juli 2000 PAS 9 3,7 t GTO erfolgreich
20. Oktober 2000 Thuraya-1 5,1 t GTO erfolgreich
18. März 2001 XM-2 ROCK 4,7 t GTO erfolgreich
8. Mai 2001 XM-1 ROLL 4,7 t GTO erfolgreich
15. Juni 2002 Galaxy IIIC 4,9 t GTO erfolgreich
10. Juni 2003 Thuraya-2 5,2 t GTO erfolgreich
7. August 2003 EchoStar IX/Telstar 13 4,7 t GTO erfolgreich
30. September 2003 Galaxy XIII/Horizons-1 4,1 t GTO erfolgreich
11. Januar 2004 Telstar 14/Estrela do Sul 1 4,7 t GTO erfolgreich
4. Mai 2004 DIRECTV-7S 5,5 t GTO erfolgreich
29. Juni 2004 Telstar-18 4,8 t GTO Teilerfolg
1. März 2005 XM-3 4,7 t GTO erfolgreich
26. April 2005 Spaceway-1 6 t GTO erfolgreich
23. Juni 2005 Intelsat Americas 8 5,5 t GTO erfolgreich
8. November 2005 Inmarsat 4-F2 5,96 t GTO erfolgreich
15. Februar 2006 EchoStar X 4,33 t GTO erfolgreich
12. April 2006 JCSAT-9 4,4 t GTO erfolgreich
18. Juni 2006 Galaxy 16 4,7 t GTO erfolgreich
22. August 2006 Koreasat 5 4,55 t GTO erfolgreich
27. Oktober 2006 XM-4 geplant