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Welzow

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Welzower Wappen Deutschlandkarte, Position von Welzowow hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Spree-Neiße
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 102 m ü. NN
Fläche: 23,91 km²
Einwohner: 4.228 (30. Juni 2005)
Bevölkerungsdichte: 177 Einwohner/km²
Postleitzahl: 03119
Vorwahl: 035751
Kfz-Kennzeichen: SPN
Gemeindeschlüssel: 12 0 71 408
Adresse der Stadtverwaltung: Poststraße 8
03119 Welzow
Website: www.welzow.de
Bürgermeister: Reiner Jestel

Welzow in der Niederlausitz (sorb. Wjelcej) ist eine Stadt im Landkreis Spree-Neiße in Brandenburg (Deutschland).

Lage

Die Stadt liegt im Südosten des Landes Brandenburg zwischen den Flüssen Spree und Neiße in der Niederlausitz. Die Region ist geprägt durch die "Märkische Heidelandschaft": Seen, Flüsse, Flachmoore, ausgedehnte Kiefernwälder, aber auch durch Laub- und Mischwälder. Trugen ursprünglich Urstromtäler und Endmoränen der vergangenen Eiszeit zur Gestaltung der Landschaftsform wesentlich bei, so stellen sich heute große Teile der Region infolge des über Jahrzehnte intensiv betriebenen Braunkohleabbaus als (neue) Landschaftsformen vor und bieten Erholung und Entspannung.

Welzow erreicht man über die A 13 bzw. A 15 sowie über die B 156 oder B 169.

Einwohner

Auf dem Höhepunkt der städtischen Entwicklung wohnten etwa 7.500 Menschen in Welzow, heute sind es noch ca. 4.200.

Geschichte

Die Stadt war geprägt vom Braunkohlebergbau, der jetzt in der Stadt darniederliegt. Bis zum Untergang der DDR existierten noch weitere größere Industriebetriebe wie die Baumechanisierung Welzow und der Bohr- und Schachtbaubetrieb. Heute findet sich in Welzow hauptsächlich Dienstleistungs-, Bau- und Handwerksgewerbe.

Ersterwähnung

In mehreren Büchern wird auf die Ersterwähnung im Jahre 1280 hingewiesen. Nach intensiven Recherchen in den Staatsarchiven von Potsdam und Dresden konnte Joachim Schneider (Welzow/Dresden) im Mai 2005 nachweisen, daß Welzow (Welcze) erstmals 1547 in den Spremberger Stadtbüchern erwähnt wurde.

Gebäude

Als bemerkenswerte Bauten sind die beiden Kirchen zu nennen. Die Evangelische Kirche wurde 1740 errichtet. Das Kirchenschiff wurde aus Stein gesetzt, der Glockenturm erhielt eine Holzkonstruktion. 1908 wurde der hölzerne durch einen Zwei-Glocken-Turm aus Stein ersetzt. Die kleinere Glocke wurde wahrscheinlich um 1430 gegossen.

Die katholische Kreuzkirche Welzow ist mit ca. 150 Sitzplätzen eine eher kleine Diasporakirche.

Sehenswürdigkeiten

Der Verkehrslandeplatz Welzow ist als Flugplatz seit 1996 als ziviler Verkehrslandeplatz zugelassen. Ab 1925 erfolgte seine Nutzung als Segel- und Motorflugplatz, ab 1935 als deutscher Militärflughafen. Nach dem II. Weltkrieg stand er bis zur Wende unter Befehl der sowjetischen Armee. Bekannt in der Umgebung ist das Welzower Flugplatzfest, welches alljährlich im Sommer stattfindet.

Kultur

Ausstellungen in der Umgebung

  • Ausstellungen im Flugplatzmuseum Welzow, Flugplatz Welzow - ganzjährig
  • Ausstellungen im Museum "Alte Mühle", Proschim - ganzjährig
  • Ausstellungen im Feuerwehrmuseum, Haidemühl - ganzjährig
  • Ein kulturelles Bonbon in nächster Umgebung sind die Ausstellungen und Veranstaltungen auf Gut Geisendorf, Jahnstraße, 03103 Neupetershain/OT Geisendorf. Bekannt geworden sind u.a. der Geisendorfer Musiksalon und das Geisendorfer Literaturforum.
  • Welzow mit seiner bergbaulich beeinflussten Umgebung ist mit dem Projekt Nr. 4 - "Landschaft im Wandel" Bestandteil der Internationalen Bauausstellung IBA Fürst-Pückler-Land: Während der Rekultivierung des Tagebaus Welzow wird in der wandernden Wüste des fortschreitenden Tagebaus eine inneliegende Fläche als Oase kultiviert.
  • Die "Lausitzer Blasmusikanten" begeistern seit 35 Jahren mit ihren musikalischen Arrangement über die Stadtgrenzen hinaus und sind treuer Begleiter bei kulturellen Veranstaltungen, Jubiläen und traditionellen Geflogenheiten.


Personen

  • Hans Gorgk (von der Welcze). Erster Nachweis eines Welzower Bürgers im Spremberger Stadtbuch, Eintrag vom 12. Dezember 1547.
  • Bernhard Wilms, Jugendschriftsteller (u.a. Flötenblas. Roman. Darmstadt: Bläschke 1978 und eine Reihe Jugendromane: Der Mann aus Bari, die Grotte von Maria Grande, Napoleons Schatzschiff), lebte kurzzeitig in Welzow, heiratete hier die Welzowerin Ella Wehr und lebte dann im Saarland.
  • Johann Christian Schenk (Gutsbesitzer von 1850-1867)
  • Joseph Werminghoff, 1848-1914, Generaldirektor der "Eintracht Braunkohlenwerke und Brikettfabriken AG zu Welzow"
  • Gottlieb Richter (1793-1875, Soldat, Zimmerpolierer)
  • Christian Greschow (1862-1942, Buchdruckereibesitzer)
  • Carl Rathsburg (1866-1914, Glashüttenbesitzer)
  • Hermann Schneider (1873-1951, Konrektor)
  • Max Thomas (1875-1923, Glashüttenbesitzer) entschied sich 1910 den maroden Betrieb "Neue Kristallglashüttenwerke, G.m.b.H. Neuwelzow" zu übernehmen und ab 1. Januar 1911 die Lausitzer Glashüttenwerke Thomas & Co. zu gründen. Der Betrieb hatte sich mit einer Glasschleiferei, Vergolderei und Malerei auf die Produktion von Glasbechern und auf Beleuchtungsglas spezialisiert. Er erwarb hohes Ansehen durch die Schaffung von Wohnhäusern, Gartenanlagen sowie durch großzügige Spendenbeiträge.
  • Karl Otto Theodor Steudel (1875-1939, Baumeister)
  • Richard Gebhardt (1878-1954, Baumeister)
  • Paul Brunzlow (1883-1974, Techniker und Installateur). Mit den Kupferarbeiten, dem Anbringen der Kugel und des Turmkreuzes auf dem Dach der Welzower Kreuzkirche hatte sich Paul Brunzlow 1909 besondere Verdienste erworben. Er wurde 1928 Oberbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr. Er spielte Orgel, und als Leiter des Männerchores "Germania" sorgte er jährlich für gut besuchte Konzertabende.
  • Karl Albert Friedrich Sawall (Rufname Fritz, 1887-1971, Tischlermeister) warb seit 1938 mit dem Inserat: "Anfertigung aller Bautischlerarbeiten, Lieferung kompletter Wohnungseinrichtungen, Einzelmöbel, Sophas, Chaiselongues, Matratzen. Großes Lager fertiger Särge sowie Sterbeausstattungen." Er war aktives Mitglied im Welzower Arbeiterturnverein, im Geflügelverein, im Gesangverein "Frohsinn" und nach 1945 im Volkschor. Seine Ideale fand er in der Mitgliedschaft der SPD. Ab 1919 führte er die sozialdemokratische Gemeinderatsfraktion.
  • Otto Grahe (1887-1963, Architekt) absolvierte ein Baumeisterstudium an der Fachhochschule in Buxtehude. 1927 wurde er in Welzow als Gemeindebaumeister eingestellt und entwickelte eine besondere Architektur. "Der aus Kuben zusammen gesetzte Gebäudekomplex des von Grahe entworfenen Feuerwehrdepots mit dem 23 m hohen Steigerturm dominiert den Marktplatz und wurde zum städtebaulichen Wahrzeichen von Welzow." (Frank Rost, Fachhochschule Lausitz). In einer 1930 erschienenen Ausgabe der Fachzeitschrift "Bauwelt" werden das Welzower Feuerwehrdepot und ein Geschäftshaus in Chicago auf einer Seite als Beispiele moderner Baukunst genannt.
  • Josef Greguletz (1894-1960, Technischer Direktor) begann 1920 bei der „Eintracht“ (Grube Clara) und wurde 1924 zur Zentralwerkstatt Welzow versetzt. Seine Anstrengungen konzentrierten sich auf die Spezialisierung der Instandhaltung von Maschinen und Geräten der Braunkohlenindustrie. Er organisierte ab 1928 eine vorbildliche Berufsausbildung. 1946 wurde er als Betriebsführer und später als Technischer Direktor der Zentralwerkstatt Welzow bestätigt, die zeitweilig über 1.000 Beschäftigte zählte.
  • Hermann Lindemann (1900-1964, Pfarrer) studierte Theologie an der Universität in Breslau und kam im Zuge der Evakuierungen des II. Weltkrieges 1947 nach Welzow. Seine besondere Hinwendung galt den Bauern und ihren Lebensverhältnissen sowie den Problemen der Glasmacher und Bergarbeiter. Große Unterstützung erhielten von ihm die evangelischen Kindergärten. Er galt den Behörden gegenüber als kritischer Pfarrer.
  • Waldemar Boslau (1901-1988, Geschäftsinhaber) arbeitete ab 1915 als Kontorist im Baugeschäft Theodor Steudel und entschloss sich im Alter von 20 Jahren mit seiner 17-jährigen Schwester ein eigenes Einzelhandelsgeschäft für "Lebensmittel, Kaffee, Tabakwaren, Haus- und Küchengeräte" zu eröffnen. In seiner freien Zeit war er ab 1925 aktiver Feuerwehrmann, und er wurde 1933 Oberführer der Freiwilligen Feuerwehr Welzow.
  • Dr.-Ing. Walter Hellström (1904-1971, Technischer Direktor) leitete den Aufbau des Bergbauspezialbetriebes Braunkohlenbohrungen und Schachtbau (BuS Welzow), der 1959 seine juristische Selbständigkeit erlangte. Seine persönlichen Verdienste lagen in der Entwicklung des Schachtabteufens nach dem Gefrierfilterkranzverfahren sowie des Saugspülbohrverfahrens für die Herstellung von Entwässerungsschächten bis 3,2 m Ausbaudurchmesser. Er war Mitglied des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW).
  • Dr. Susanne Grieger (1910-1979, Sanitätsrätin) zählte mit Dr. Oskar Krause (1873-1930) und Dr. Herbert Senst (1901-1987) zu den besonders geachteten Arztpersönlichkeiten in Welzow. Sie studierte in Innsbruck, München und Rostock Medizin sowie in Heidelberg Frauenheilkunde. Sie erwarb sich als praktische Ärztin, Betriebsärztin und in der Mütterberatung von 1946-1979 mit ihrer uneigennützigen Art größtes Vertrauen bei der Bevölkerung.
  • Karl Mrose (1913-1981, Gewichtheber) hatte in der Zentralwerkstatt Welzow Schlosser gelernt und arbeitete später in der Brikettfabrik "Alfred Scholz". Er wurde Mitglied der Betriebssportgemeinschaft Aktivist Welzow, Sektion Schwerathletik. Er erzielte 1938 Kreis- und in den Folgejahren 4 DDR-Bestleistungen im Halbschwergewicht. 1952 wurde er Landesmeister Brandenburg im Mittelschwergewicht.
  • Kurt Mattner (1915-1999, Leiter des Kulturensembles Welzow). Sein Leben gehörte dem künstlerischen Volkskunstschaffen. Er arbeitete im Braunkohlenwerk „Alfred Scholz“ Welzow sowie ab 1952 in der Brikettfabrik Kausche und wurde 1965 als Leiter des Kulturhauses „Alfred Scholz“ in Welzow eingesetzt. Als "Kulturmotor" übernahm er die kaufmännische Organisation, plante unzählige Veranstaltungen und organisierte die individuelle künstlerische Weiterbildung.
  • Bernhard Wilms (1916-1994, Schriftsteller) meldete sich 1939 freiwillig zur Luftwaffe. Der II. Weltkrieg führte ihn zu den Fliegern der Sanitätsflugbereitschaft Welzow. Beim Fronteinsatz wurde er über dem Mittelmeer abgeschossen und begann in italienischen Lazaretten sowie im Reservelazarett in Spremberg mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Insbesondere in seinem Buch „Flötenblas“ (1978) erlebt man eindrucksvoll einen Ausschnitt seines Lebens von 1945-1951 in und um Welzow.
  • Erich Rinas (1919-2003, Bürgermeister) erlernte den Beruf eines Zimmermanns beim Welzower Baumeister Theodor Steudel. Dort arbeitete er später als Werkleiter. Sein Wirken im Rathaus begann 1965 mit dem tatkräftigen Einsatz beim Bau der Tettauer Wasserleitung von Klein-Partwitz bis zum Welzower Wasserwerk. Das Amt übte er 1965 als Stellvertretender und von 1966 bis 1980 als Bürgermeister aus. Er setzte sich damit in der längsten Amtszeit eines Welzower Bürgermeisters beispielhaft für das Wohl seiner Bürger und die progressive Entwicklung seines Wohnortes ein.
  • Reinhard Lehser (1921-1978, Fußballer) stand neben Felix Fiekas, Albert Kerstan, Hans Löwa, Kurt Nevoigt, Hans Sallmann und Horst Uhsemann an vorderster Stelle des Welzower Fußballsports. Viermal stand er in der brandenburgischen Landesauswahl und galt im Alter von 30 Jahren als Mittelstürmer als populärster Sportler Welzows. Am 25. Mai 1945 war er Gründungsmitglied des "Borussia 09 Welzow". Er wirkte als Sektions- und Technischer Leiter. Auf Drängen seiner Welzower Sportfreunde arbeitete er ab 1949 in der Zentralwerkstatt Welzow.
  • Bernhard Franke (1924-1976, Fotografenmeister) übernahm in dritter Generation im April 1945 21-jährig die Geschäftsführung und legte 1948 in Weimar die Meisterprüfung im Fotografenhandwerk ab. Er arbeitete unermüdlich, beschaffte Fotozubehör für die bessere Ausstattung seines Ateliers sowie Materialien zur Fotoherstellung. Selbst in den Jahren als die Aufträge für Pass-, Portrait-, Hochzeits- und Kinderbilder zunahmen, wurde jedes Foto handwerklich aufwändig und akribisch nachbearbeitet.
  • Karl-Heinz Krüger (1944-1997, Pfarrer) erlernte den Beruf eines Mechanikers in Finsterwalde. Er studierte 1964 evangelische Theologie an der Predigerschule Paulinum in Berlin, wurde 1970 in der Klosterkirche in Cottbus ordiniert, 1971 zum Pfarrer der Kirchengemeinden Proschim, Haidemühl und Lieske im Kirchenkreis Spremberg berufen und 1989 als Vakanzverwalter für die freie Pfarrstelle Welzow eingesetzt und 1990 vom Gemeindekirchenrat zum Pfarrer von Welzow gewählt. Er war Mitglied im Braunkohlenausschuss und Stadtverordnetenvorsteher.
  • Die aufgeführten Namen wurden nach einer Umfrage von Welzower Einwohnern für die Broschüre "25 Welzower Persönlichkeiten" durch Joachim Schneider (Welzow/Dresden) im Jahre 2006 ermittelt.