Wirtschaft Litauens
Mit dem Übergang von der Plan- zur Marktwirtschaft war ein struktureller Wandel in Litauen verbunden. Dieser hat sich seit dem Beitritt des Landes zur EU 2004 verschärft. Der befürchtete Niedergang der Landwirtschaft blieb aus.
Der Wegfall der Agrarzölle und vor allem die Einführung von Subventionen der EU machten Bauern und Lebensmittelindustrie Litauens zu Gewinnern. So entwickelten sich z. B. Milchprodukte zu einem wichtigen Exportartikel.
Gegenwart
Aufgrund eines beachtlichen wirtschaftlichen Wachstums seit 2001 liegt die offizielle Arbeitslosigkeit in Litauen bei 8,3 % (2005 Quelle: Statistisches Amt).
Das größte ökonomische Problem ist die große Abhängigkeit des Landes von transnationalen Energiekonzernen, von Investitionsentscheidungen ausländischer Untermehmen sowie die mangelnde Kaufkraft der litauischen Haushalte aufgrund sehr geringer Löhne.
Zukunft
Der Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft Litauens ist bisher noch nicht komplett verwirklicht. Die Reformen im Gesundheitssektor und in der Bildung sind vernachläßigt und werden lange Jahre geplant.
Die Zukunft Litauens ist gekennzeichnet durch weitere Integration in westliche Strukturen (NATO, EU, Europarat, Ostseerat). Zur Zeit deutet aber vieles darauf hin, dass das Land z. B. beim Durchschnittseinkommen auf lange Zeit keinen Anschluss an das westeuropäische Wohlstandsniveau finden wird.
Die Funktion als "verlängerte Werkbank" Westeuropas könnte ihm schon bald durch die EU Beitrittsländer streitig gemacht werden, in denen die Löhne noch niedriger sind (Rumänien, Bulgarien, Kroatien).
Wichtigste Exportartikel Litauens sind Maschinen, Elektroartikel, Textilien. Wichtigste Handelspartner sind die EU-Staaten, vor allem Deutschland (10 %), Lettland (9,1 %), Frankreich.
BIP
Seit der Überwindung der Russlandkrise von 1998/99 boomt die Wirtschaft aller drei baltischer Staaten. In Litauen lag der Zuwachs des BIP (real) jährlich bei über 7 %:
- 2003 10,5 %,
- 2004 7 %,
- 2005 7,3 %.
- 2006 8 %: die erste Jahreshälfte 2006 betrug BIP 8,2% (37,311 Mlrd. LTL oder 11 Mlrd. Euro, 6 367,7 Euro pro Kopf).
- 2007 6-7 %.
Das BIP erreichte 2005 über 20 Mrd. € (70,763 Mlrd. LTL, mit ungeplantem 0,4 Mrd. € oder 1,5 Mrd. LTL Haushaltüberschuß). Daraus ergibt sich ein Pro-Kopf-BIP von 20 660 LTL oder 6000 €/Jahr (Deutschland: 26.400 €).
Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Litauen einen Index von 52 (EU-25:100) (2005).[1]
Litauen wird wegen seiner guten wirtschaftlichen Entwicklung oft Baltischer Tiger genannt.
Direktinvestitionen
Die Bedeutung des EU-Beitritts für die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist sehr groß. Die ausländischen Direktinvestitionen machen mit 4,7 Mrd. € (I. Quartal 2004) fast ein Drittel des jährlichen Wirtschaftsprodukts aus. Deutsche Unternehmen liegen mit einer Investitionssumme von 416 Mio. € hinter Dänemark und Schweden auf Rang 3 (10 % aller Investitionen). Große Investoren sind u. a.
- Telekommunikation:
- TeliaSonera (S/SF): Anteile an Lietuvos Telekomas (590 Mio. €, 2002) und an Omnitel
- TDC (DK): Bitė GSM
- Tele2 (S)
- Finanzwesen:
- Hansapank (EE-SF): Hansabank
- Nord/LB (D): Nord/LB Lietuva
- SEB (S): Vilniaus Bankas
- Ergo (D/Versicherung)
- Nahrungs- und Genussmittel
- Philip Morris (USA, Zigaretten)
- Carlsberg/Scottish-Newcastle über Baltic Breweries Holding (DK-UK/Brauerei): Anteile an Švyturys-Utenos
- Danish Brewery Group (DK/Brauerei): Anteile an Kalnapilis-Tauras
- Danisco (DK/Zucker)
- Mars (USA/Tierfutter): Masterfoods
- KraftFoods (USA/Süßwaren)
- Coca-Cola (USA/Limonaden)
- Energie
- E.ON, Ruhrgas und Gazprom (D und RU/Gas): Anteile an Lietuvos Dujos (Gasversorger)
- Vattenfall (S): Anteile an Lietuvos Energija (Stromversorger)
- Jukos (RU/Erdöl): Anteile an Mažeikių Nafta (Raffinerie)
- Statoil (N/Erdöl): Statoil Lietuva (Tankstellen)
Handel
Die Exporte belaufen sich 2005 auf 12,46 Mrd. € (42,975 mlrd. LTL), die Importe auf 13,2 Mrd. €. Der Außenhandel (Exporte wie Importe) hat sich damit seit 1995 verdoppelt. Exportzuwachs 2005 war 27,1%, Importzuwachs 25%. Das Handelsdefizit erreicht 1,31 Mrd. €, hat sich aber im Vergleich zu den Jahren der Russlandkrise, als die Absatzmärkte im Osten wegbrachen, deutlich verringert.
Hauptexportländer sind die Schweiz (Sonderfall durch Erdölexporte über Handelsfirmen mit Sitz in der Schweiz), Russland und Deutschland, wohin 10 % der Exporte gehen. Nach Russland gehen heute nur noch 10 % der Exporte - 1996 waren es noch knapp 25 %. Haupteinfuhrländer sind Russland (22 %, v. a. Rohstoffe) und Deutschland (17 %).
Finanzsektor
1990-1995
Nach der Erklärung der Unabhängigkeit folgte eine Welle von Gründungen privater Kreditinstitute sowie die Privatisierung bisheriger staatliche Kreditinstitute.
Wegen Unerfahrenheit und des Hochrisikooperationen mit (oftmals nicht zuverlässigen) Partnern in Russland wurden zahlreiche Unternehmen insolvent. Die Zinsen in Kreditinstituten wurden oftmals bis 50% jährlich als normal deklariert (und in den ersten Jahren tatsächlich verwirklicht).
Banken
Banken-Boom und mehrere insolvente litauische Kreditinstitute zeugten von Notwendigkeit der professionellen Tätigkeit im Finanzsektor. Es gab Erfahrungs- und Investitionsmangel. Alle staatliche Banken wurden privatisiert. Die führende Rolle spielen jetzt die skandinavischen Finanzgruppen wie SEB, Hansa, Nordea. Es gibt auch deutsche Banken wie Nord LB und West- und Vereinsbank.
Das Eigentum von litauischen Banken 2005 betrug 44,8 Mrd. LTL (Eigentum der baltischen Banken 40,195 mlrd. EUR). Das war 15,652 Mrd. LTL (53,7%) mehr als 2004 (Eigentum der baltischen Banken wuchs mit 12,125 Mrd EUR 2004).
Finanzgruppen
Zu litauischen Finanzgruppen zählen Medicinos bankas Gruppe, Šiaulių bankas Gruppe und Ūkio bankas (ŪBIG).
Investmengesellschaften von Pensionfonds
Es gibt nur 10 offiziell zugelassene Finanzunternehmen, die die Berechtigung zur Verwaltung von privaten Pensionfonds haben :
- „Commercial Union Lietuva gyvybės draudimas“ UAB,
- „Ergo Lietuva gyvybės draudimas“ UAB,
- „Finasta investicijų valdymas“ UAB,
- „Hansa investicijų valdymas“ UAB,
- „Medicinos banko investicijų valdymas“ UAB,
- „Parex investicijų valdymas“ UAB,
- „PZU Lietuva gyvybės draudimas“ UAB,
- „Nord/LB investicijų valdymas“ UAB,
- „Sampo gyvybės draudimas“ UAB,
- „SEB VB investicijų valdymas“ UAB.
Staatsbudget, -schulden und -defizit / Inflation
Die Staatsschulden betragen (Januar 2006) 11,5492 Mrd. Litas (ca. 3,2 Mrd. EUR). Das sind 16,9 % des BIP (2005). Das staatliche Budget betrug (2004) 4,2 Mrd. €. Das Wahljahr 2004 hat mit 596 Mio. € ein neues Rekorddefizit (3,3 %) markiert (Vorjahre: um die 2 %). Die Inflationsrate liegt beständig niedrig, seit 2000 bei unter 1 %, erst der EU-Beitritt führte zu einer Inflationsrate von etwa 3 %.
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 15%
- das Bildungswesen bei 6%
- das Militär bei 3%
Größte litauische Unternehmengruppen
Diese Liste bietet einen Überblick über 'Personen und Unternehmen zur litauischen Wirtschaft. Das Kriterium ist der Umsatz entsprechender Unternehmengruppen.
- Chemie,- Handels- Infrastrukturkonzern Achemos grupė, Präsident Bronislovas Lubys,
- Infrastrukturkonzern Algos grupė, UAB Koncernas "Alga", Präsident Andrius Linkus,
- Infrastrukturkonzern Rubicon group, UAB „Rubicon group" Präsident Andrius Janukonis,
- Handles- und Infrastrukturkonzern MG Baltic, Präsident Darius Mockus,
- Holzindustriekonzern LIBRA GROUP, Präsident Tomas Juška,
- Holzindustriekonzern SBA, Koncernas UAB SBA, Präsident Arūnas Martinkevičius,
- SONEX,UAB „Sonex Holding“, IT Konzern, Präsident Arūnas Bartusevičius,
- Infrastrukturkonzern Vakarų Lietuvos pramonės ir finansų korporacija, AB "Vakarų Lietuvos pramonės ir finansų korporacija", Präsident Antanas Bosas,
- Handels- und Infrastrukturkonzern Vikonda, Koncernas UAB "Vikonda", Präsident Viktor Uspaskich,
- Handelskonzern VP MARKET, UAB „VP MARKET“, Präsident Nerijus Numavičius.
Produktionszweige
Wichtige Zweige der Industrie sind
- Maschinenbau und Fahrzeugtechnik: AB "GRAŽTAI" in Vilnius, Rokiškio mašinų gamykla in Rokiškis (Landmaschinen), Vienybė in Ukmergė, Vilma in Vilnius
- Elektrogeräteherstellung: Snaigė in Alytus (Kühlschränke), Ekranas in Panevėžys (Bildröhren, insolvent), Tauras in Šiauliai (Fernseher)
- Metallprodukte: Vilmeta in Vilnius
- Erdöl und Erdölverarbeitung: Mažeikių Nafta in Mažeikiai und Butingė, Geonafta in Gargždai
- Holzverarbeitung und Möbelherstellung / Papier: SBA Gruppe, Libros grupe (Vilnius), Vilniaus Baldai in Vilnius, Kauno Baldai in Kaunas, Venta in Šiauliai sowie Klaipėdos Mediena in Klaipėda, die fast ausschließlich für den schwedischen Konzern IKEA produzieren, Grigiškės in Vilnius (Papier)
- Glas und Keramik: Dvarčionių Keramika in Vilnius, Panevėžio Stiklas in Panevėžys
- Textilindustrie: Alytaus Tekstilė in Alytus, Audejas in Vilnius, Drobė in Kaunas, Kauno audiniai in Kaunas, Linas in Panevėžys (Leinen), Utenos Trikotažas in Utena, Korelita in Kaunas (Chemiefasern), Vernita in Marijampolė (Garne)
- Nahrungsmittelindustrie:
- Milchprodukte (insbes. Käse): Žemaitijos Pienas in Telšiai, Pieno Žvaigždės in Vilnius (auch Eiscreme), Kauno pieno centras in Kaunas, Klaipėdos Pienas in Klaipėda, Rokiškio Sūris in Rokiškis
- Bier: Utenos-Švyturys in Utėna und Klaipėda, Kalnapilis in Panevėžys, Gubernija in Šiauliai
- Spirituosen und Sekt: Alita in Alytus, Anykščių vynas in Anykščiai, Sema in Panevėžys, Stumbras in Kaunas, Vilniaus Degtinė in Vilnius
- Konserven: Vikonda in Kėdainiai
- Fleischwaren: Krekenavos Agrofirma im Bezirk Kėdainiai, Utenos Mėsa in Utena, Vilniaus Paukštynas in Vilnius
- Zucker: Danisco Sugar in Kėdainiai und Panevėžys
- Zigaretten: Philip Morris in Klaipėda
- Süßigkeiten: KraftFoods in Kaunas, Naujoji Ruta in Šiauliai, Vilniaus Pergalė in Vilnius
- elektronische Komponenten: Vilniaus Vingis in Vilnius, Sigma in Vilnius (Telefone)
- Düngemittel: Achema in Jonava, Lifosa in Kėdainiai
- Kunststoffprodukte: Plasta in Vilnius
- Schiffbau: Baltija, Klaipėdos laivų remontas, Laivitė und Vakarų laivų gamykla in Klaipėda
Land- und Forstwirtschaft
Die Land- und Forstwirtschaft trägt noch gut 5 % zum BIP bei.