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Konsensdemokratie

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Konsensdemokratie bezeichnet eine Form der Demokratie in der anstelle der Machtausübung durch die Mehrheit der Dialog und Konsens zwischen Allen angestebt wird. In der definitiven Übereinkunft bleibt somit niemand ausgeschlossen; statt des Kampfes zwischen verschiedenen Parteien oder der Vorherrschaft einer einzigen Gruppe findet der vernünftige Dialog zwischen allen Mitgliedern der Gemeinschaft statt.

Formen von Konsensdemokratie finden und fanden sich vor allem bei vielen indigenen Völkern. Es scheint, dass die Umsetzung einer Konsensdemokratie im Gegensatz zum westlichen Modell der repräsentativen Demokratie vor allem auch von der Anzahl der Beteiligten abhängig ist.

Carlos Lenkersdorf, ein Ethnolinguistik, beschreibt die Versammlungspraxis in einer tojolabalen Kommunität (einem von den Maya abstammenden Volk) folgendermaßen: "In der Versammlung ergreifen alle das Wort und diskutieren; am Ende der Diskussion interpretiert und resümiert ein Älterer die Entscheidung, zu der man gelangt ist. Er verkündet: 'wir denken und sagen..." Das heißt, schreibt Lenkersdorf, "aufgrund der Tatsache, daß er sich schon ein Herz gefaßt hat, gelingt es ihm, unser gemeinschaftliches Denken zu erfassen, und er verkündet es. Man ist zu einem Konsens gekommen, der sich im Wort 'wir' ausdrückt. Diese Art von Versammlung zeigt uns die verwirklichte Intersubjektivität. Es ist eine Gemeinschaft, die dank der Teilnahme aller und eines jeden lebt."

Vorteile der Konsensdemokratie bestehen in Kontinuität der Politik, der Einbindung von Minderheiten und als Demokratiemodell für Gesellschaften mit heterogener politischer Kultur.

Nachteile sind das relativ komplizierte System, die hohen Entscheidungsfindungskosten (Diskussionen) und die mögliche Verfilzung der politischen Klasse bzw. Entstehung eines Elitenkartells.

Literatur

  • Carlos Lenkersdorf: Los hombres verdaderos. Voces y testimonios tojolabales. México: Siglo XXI, 1997, 80.