Zum Inhalt springen

Geschichte Prags

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. August 2004 um 00:08 Uhr durch AHZ (Diskussion | Beiträge) (Hussitenzeit). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Natürlich gibt es zwischen der Geschichte von Prag und der Geschichte Tschechiens Überschneidungen. Aber nur selten ist eine Hauptstadt so eng mit der Geschichte ihres Landes verknüpft wie Prag. Zur Unterstützung beim Lesen und um die Ereignisse geschichtlich besser einorden zu können hilft die Liste der Herzöge und Könige von Böhmen.

Ur- und Frühgeschichte

Das bereits im Paläolithikum begangene fruchtbare Prager Becken gehört zu den nahezu durchgängig und am dichtesten besiedelten Gebieten Böhmens. Archäologische Ausgrabungen, die eine lange Tradition in der Region haben, erbrachten zahlreiche Siedlungs- und Grabfunde aus dem Neolithikum, der Bronze- und Eisenzeit. Die in der Latènezeit in Böhmen siedelten Kelten bezeichneten sich selbst als Bojer. Von besonderer Bedeutung ist das späthallstatt- und làtenezeitliche Oppidum Závist im südlichen Prager Stadtgebiet. Im ersten 1. Jahrhundert n. Chr. wanderten germanische Gruppen aus dem Norden in die Gegend um Prag ein und schlossen sich den Markomannen unter Marbod an. Im Zuge der Völkerwanderung wurde auch das Prager Becken von den inzwischen hier lebenden Langobarden im 6. Jahrhundert weitestgehend geräumt.

Die frühmittelalterliche Besiedlung

In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts wanderten Slawen nach Böhmen ein und ließen sich auf auf dem heutigen Stadtgebiet nieder. Von besonderer Bedeutung ist die frühslawische Siedlung bei Roztoky im Norden von Prag, die sich am linken Ufer der Moldau erstreckte. Siedlungsfunde des 6./7. Jahrhunderts sind jedoch auch in den anderen, insbesondere den nördlichen, Stadtteilen wie Bubeneč, Dejvice, Veleslavín und Bohnice bekannt, doch wurden sie meist schon Anfang des 20. Jahrhunderts weitestgehend undokumentiert zerstört. Frühslawische Brandgräber konnten u. a. in Hradčany, Dejvice und wiederum in Bohnice ausgegraben werden.

Im Laufe des 8. und 9. Jahrhunderts verdichtete sich die Besiedlung weiter und es wurden erste, leicht befestigte Burgwälle wie in Butovice oder auf dem Sporn Zámka bei Bohnice angelegt. Im 9. Jahrhundert entstand auf dem hervorragend natürlich geschützten Berg Šárka ein Burgwall, der wohl eine zentrale Funktion für das Umland einnahm.

Die ältesten Burgen und Siedlungen des Mittelalters

Die älteste nachweisbare mittelalterliche Ansiedlung im inneren Stadtgebiet ist die Prager Burg auf dem Hradschin (Hradčany), die in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts durch das tschechische Herrschergeschlecht der Přemysliden gegründet wurde. Hier wurden am Ende des 9. Jahrhunderts und im Laufe des 10. Jahrhunderts auch die ersten christlichen Kirchen errichtet. Zur selben Zeit existierten auch bereits Ansiedlungen im Bereich der heutigen Kleinseite (Malá Strana) sowie des Loreto- (Loretánské náměsti) und des Hradschinplatzes (Hradčanské náměsti).

Unter den Přemysliden, die sich gegen konkurrierende Geschlechter durchsetzen konnte, wurde Prag mehr oder mehr zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum des Landes. Nachdem in Böhmen von Kaiser Otto 973 unter Boleslav II. ein selbständiges Bistum eingerichtet wurde, wurde Prag der Sitz des Bischofs und unterstand nun dem Erzbistum Mainz, während es zuvor kirchlich zu dem Bistum Regensburg gehört hatte.

Um 965 besuchte der jüdisch-arabischen Kaufmann Ibrahim ibn Jakub die Stadt und gab einen eindrucksvollen Bericht über dieses weitbekannte Handelszentrum. Lange wurde an dem Wahrheitsgehalt gezweifelt, doch können archäologische Ausgrabungen der letzten Jahrzehnte in der Kleinseite seine Angaben inzwischen weitestgehend bestätigen.

In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts wurde auf der gegenüberliegenden Seite der Moldau eine zweite Burg, der Vyšehrad, gegründet. Fürst Vratislav II. (1061-1092, seit 1085 König von Böhmen) verlegte um 1070 seine Residenz von der Prager Burg auf den Vyšehrad, gründete das Kollegiatstift St. Peter und Paul und ließ neben einem romanischen Palast auch weitere Kirchen errichten.

Im Schutz der beiden Burganlagen ließen sich im 11. und 12. Jahrhundert entlang der Moldau und der verbindenden Wege deutsche und jüdische Kaufleute sowie einheimische Handwerker nieder. Ein wesentlicher Grund dafür war die Lage an der Kreuzung wichtiger Handelsstraßen und die Existenz zweier Furten durch die Moldau. Die losen Ansiedlungen besaßen zumeist schon eigene Pfarr- und Friedhofskirchen. Seit dem späten 12. Jahrhundert waren die beiden Seiten des Flusses durch die steinerne Judith-Brücke verbunden, die auf hölzerne Vorgänger aus dem späten 9. und 10. Jahrhundert zurückgeht.

Die Gründung der Altstadt um 1230/34

Die größte dieser romanischen Siedlungen an der Moldaubiegung ließ König Wenzel I. um 1230/34 befestigen und erteilte ihr das Stadtrecht. Prag wurde zur königlichen Residenzstadt der böhmischen Herrscher. Die Stadtbefestigung mit doppelter Mauer und Graben zerschnitt einerseits Siedlungen wie um St. Martin "in der Mauer" (Kostel sv. Martina ve zdi), andererseits wurden bisher noch unbebaute Flächen in den Mauerring mit einbezogen, die nun jedoch recht zügig bebaut wurden. So gründete der spätere königliche Münzmeister Eberhard durch süddeutsche Kolonisten die Gallusstadt (Nova civitas circa S. Gallum; Havelské město), die bis zur Vereinheitlichung der Stadtrechte der Altstadt um 1287 eine eigene Rechtsordnung besaß. Sie entstand um einen regelmäßig angelegten "Neuen" Markt (Nové tržiště), der sich vom heutigen Obstmarkt (Ovočny trh) bis zum Kohlenmarkt (Uhelný trh) erstreckte.

Die Stadt auf der Kleinseite und die Stadt Hradschin

Wenzels Sohn Přemysl Ottokar II. vertrieb auf dem anderen Moldauufer die unterhalb der Burg ansässige tschechische Bevölkerung, siedelte 1257 norddeutsche Kolonisten an und gründete die erste Prager Neustadt (Nova civitas sub castro Pragensis), die heutige Kleinseite (Malá Strana), die er mit Magdeburger Stadtrecht versah. Als dritte Prager Stadt wurde vor 1320 wohl vom Burggrafen Hynek Berka von Dubá die abhängige Stadt Hradschin (Hradčany) angelegt.

Der Ausbau der Stadt unter Karl IV. und Wenzel IV. und die Anlage der Neustadt 1348

Für die Stadtgeschichte Prags ist die Mitte und die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts von besonderer Relevanz. Während der Regierungszeit Karls IV. und seines Sohnes Wenzel IV. erlebte die Stadt den bisher umfassendsten Wandel hinsichtlich Bedeutung und Größe. Ziel der beiden Herrscher war der Ausbau Prags zur neuen Residenzstadt und würdigen Metropole nicht nur der Länder der böhmischen Krone, sondern des ganzen Heiligen Römischen Reiches. Noch während der Regierungszeit seines Vaters Johann von Luxemburg (der Blinde) ließ Karl im Jahr 1333 die durch einen Brand 1303 zerstörte Prager Burg auf dem Berg Hradschin wiederaufbauen. Elf Jahre später wurde auf sein Bemühen hin das Bistum Prag zum Erzbistum erhoben. Daraufhin begann auch der Neubau der St.-Veits-Kathedrale. Im Jahre 1348 wurde Karl IV. zum römisch-deutschen König gewählt und noch im selben Jahr gründete er die Prager Universität als erste Universität in Mitteleuropa sowie die riesige Prager Neustadt. Zur selben Zeit ließ er auch die zweite Prager Burg, den Vyšehrad, vergrößern und erneuern. Nachdem Karl 1355 zum Kaiser gekrönt worden war, begannen 1357 der Bau der heutigen Karlsbrücke mit dem Altstädter Brückenturm und 1360 die Erweiterung der Stadt auf der anderen Moldauseite, der Kleinseite, durch Errichtung einer neuen Befestigung. Der Bauaufschwung strahlte natürlich auch auf die älteste und bedeutendste Prager Stadtanlage, die Altstadt ab, in der fast alle Kirchen und zahlreiche profane Gebäude auf königliche oder private Initiative hin neu- oder umgebaut wurden. Die Bautätigkeit hielt auch nach dem Tod Karls IV. 1378 an und zahlreiche Bauvorhaben konnten unter Wenzel IV. vollendet werden. Mit dessen Enthebung vom Königsthron im Jahr 1400 hörte Prag auf, Residenzstadt zu sein und damit stoppten auch weitestgehend alle Bauvorhaben. Zu einem ersten erheblichen Rückschlag in der Entwicklung Prags kam es bereits beim Ausbruch der hussitischen Revolution 1419, als Prag zu einem großen Teil zerstört wurde.

Wappen der Prager Altstadt aus dem Jahre 1649 und gegenwärtig Wappen der Stadt Prag in leicht modifizierter Form
Wappen der Prager Neustadt aus dem Jahre 1649

Obgleich nur einige kirchliche und administrative Gebäude bis heute erhalten blieben, bestimmt die Anlage der Neustadt bis heute wesentlich das Stadtbild Prags. Bemerkenswert sind vor allem das systematische Vorgehen und die Regelhaftigkeit der 1348 begonnenen Neustadt, die durch drei große Märkte gegliedert wurde. Der Heumarkt (heute Hybernergasse/Hybernská ulice) und Rossmarkt (Wenzelsplatz/Václavské náměstí) mit einer Länge von fast 700 m wurden entlang älterer Handelswege angelegt und reichten jeweils von einem Tor der Altstadt bis zu einem neuem, als Teil der Befestigung der Neustadt errichteten Tor. Beim Viehmarkt (Karlsplatz/Karlovo náměstí) war dies nicht möglich, aber auch hier lief die über den Platz führende Straße vom Altstadt-Tor bis zum Haupttor des Vyšehrads. Von den entlang der Himmelsrichtungen beziehungsweise genau diagonal zu diesen errichteten Märkten aus wurden weitgehend rechtwinklig ausgerichtete Straßensysteme angelegt, was natürlich zu leichten Unregelmäßigkeiten führen musste, die aber geschickt ausgeglichen wurden. In unmittelbarer Nähe der Märkte wurde jeweils ein Kloster gegründet: St. Maria Schnee, St. Ambrosius und das Emmauskloster. Ebenso wurden die Geländedominanten der Neustadt durch großartige Kirchenarchitekturen hervorgehoben, wobei dem auch aus fortifikatorischen Gesichtspunkten wichtigsten Ort, dem Karlshof, die größte Bedeutung zukam. Ähnlich der Ansiedlung von verschiedenen Orden wählte man auch die unterschiedlichsten kirchlichen Grundriss- und Raumdispositionen, vom einschiffigen Bau über Hallenkirchen und Basiliken bis zu Zentralbauten.

Die fünf wichtigsten Kirchenanlagen im weitgehend unbesiedelten Süden der Neustadt bilden die Enden und den Schnittpunkt eines imaginären Kreuzes, wodurch der Stadt nach mittelalterlicher Vorstellung ein besonderer Segen zukam. Ein weiteres Kreuz, das an seinen Enden ebenso mit städtebaulichen Dominanten besetzt war, formten der Rossmarkt und die beiden Verbindungsstraßen zu den anderen Märkten. Der Rossmarkt trennte die Neustadt in zwei Stadtteile und verband sie gleichzeitig. Zusätzlich zur Erweiterung der zahlreichen älteren Pfarrkirchen erhielten beide Teile je eine neue Pfarrkirche - die obere Neustadt die St.-Stephans-Kirche und die untere Neustadt die Kirche St. Heinrich und Kunigunde als die Hauptpfarrkirche der gesamten Neustadt -, die zumindest in der ursprünglichen Planung ein fast identisches Äußeres hatten.

Der Aufbau der Neustadt war wohl im Wesentlichen schon 1367, zum Zeitpunkt der bald darauf wieder rückgängig gemachten Vereinigung mit der Altstadt, abgeschlossen. Prag wurde infolge der Maßnahmen Karls IV. mit rund 40.000 Einwohnern 1378 viertgrößte Stadt nördlich der Alpen nach Paris, Gent und Brügge. V. Lorenc rechnete sogar mit einer Gesamtzahl von 67.110 Einwohnern auf beiden Seiten des Flusses. Zählt man die bei dieser Berechnung noch nicht berücksichtigte Besatzung des Vyšehrads, die Geistlichen und die Angehörigen des Hof und der Universität hinzu, ergibt sich eine Schätzung der Gesamtbevölkerung Prags in der Mitte des 14. Jahrhundert von ungefähr 85.000 Einwohnern. Hinsichtlich ihrer Fläche war sie sogar die größte Stadt in Europa nach Rom und Konstantinopel. Die unter Karl IV. errichteten Stadtmauern umschlossen eine Fläche von 7,5 km², von denen allein ungefähr ein Drittel (rund 2,4 km²) auf die Neustadt entfiel.

Älteste überlieferte Ansicht Prags aus der 1493 gedruckten Schedelschen Weltchronik.

Hussitenzeit

Wachsende soziale und religiöse Spannungen, die in den unterschiedlich strukturierten Prager Städten besonders deutlich wurden, führten zu dem Aufstand der Hussiten, der mit dem ersten Prager Fenstersturz am 30. Juni 1419 begann und die Städte stark in Mitleidenschaft zog. Im Jahre 1422 wurde Jan Želivský, der Anführer der radikalen Hussiten, am Altstädter Ring hingerichtet.

Frühe Neuzeit

1526 trat die Habsburger Dynastie die Thronfolge an und behielt den Thron fast lückenlos bis ins Jahr 1918 inne. Unter dem böhmischen König Rudolf II. (1576-1611) wurde Prag wieder Kaiserresidenz und mithin Brennpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens.

Dreißigjähriger Krieg

Auslöser des Dreißigjährigen Krieges war der zweite Prager Fenstersturz.

In der Schlacht auf dem Weißen Berg 1620 wurden die protestantischen Stände von den katholischen Habsburgern besiegt. Die siegreiche Partei bestimmte fortan die kulturelle Entwicklung (Prager Barock). Damit einher ging ein schleichender Verfall der Tschechischen Sprache und des Tschechischen Nationalbewusstseins.

Im Prager Frieden am 30. Juni 1635 trat der Kaiser die Lausitz an Kursachsen ab.

Siebenjähriger Krieg

Die Schlacht von Prag im Siebenjährigen Krieg am 6. Mai 1757 schrieb ebenfalls Geschichte. Auf preußischer Seite führten König Friedrich der Große und Generalfeldmarschall Graf von Schwerin, auf österreichischer Prinz Karl von Lothringen und Feldmarschall Maximilian Graf von Browne.

Prag zu Beginn des 18. Jahrhunderts (Radierung Krištot Haffner in Augsburg)

1784 schlossen sich die vier bisher selbständigen Prager Städte Hradschin (Hradčany), Kleinseite (Malá Strana), Altstadt (Staré Město) und Neue Stadt (Nové město) zusammen. Bis 1848 war dann die Zeit der Wiedergeburt der tschechischen Nation.

Wie auch andere europäische Städte expandierte Prag im 19. Jahrhundert im Zuge der Industriellen Revolution stark. Im Jahre 1834 entstand die Königliche Ständische Technische Lehranstalt als erste technische Hochschule Europas. 1818 wurde das Nationalmuseum gegründet und später durch den Politiker und Historiker František Palacký in ein aktives Zentrum der Bestrebungen um Erneuerung der tschechischen Nationalkultur verwandelt. Im Jahr 1834 erklang die Melodie des Liedes Kde domov můj? (Wo ist mein Heim, mein Vaterland). Im Revolutionsjahr 1848 trat zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrhunderten das tschechische Nationalbewusstsein wieder als selbstständiger politischer Faktor auf. Die Errichtung des Nationaltheaters inspiriert eine ganze Generation von Komponisten und gestaltenden Künstlern. Es entstanden die Opern von Bedřich Smetanaund Antonín Dvořák Schaffen erreichte seinen Höhepunkt.

Für die Tschechen war Prag der kulturelle Mittelpunkt, während die deutschsprachigen Künstler Prags (zum Beispiel Franz Kafka, Egon Erwin Kisch und Franz Werfel) oft einen Teil ihres Lebens in den übrigen deutschen Kulturzentren (unter anderem Berlin, Dresden, München oder Wien) verbrachten.

Die Aufteilung der Prager Karls-Universität in eine deutsche und eine tschechische Universität war ein Symbol für die ethnischen Konflikte, die Prag am Ende des 19. Jahrhunderts erschütterten.

Stadtplan von Prag aus dem Jahre 1903

Mit dem ersten Weltkrieg brach über das Volk sowohl materielle Entbehrung als auch politische und nationale Unterdrückung herein. Dagegen und unmittelbar gegen die Monarchie loderte der Widerstand gleich zu Beginn auf. In der österreichischen Armee brach immer wieder Aufruhr aus und sowohl Hungerdemonstrationen als auch Kundgebungen nahmen in dem Frühsommer 1918 zu.

Am 28. Oktober 1918 rief das Nationalkomitee die Selbstständigkeit der Tschechoslowakischen Republik (ČSR) aus, für die sich am 30. Oktober auch das in Turčiansky Martin tagende Slowakische Nationalkommitee aussprach. Prag wurde Hauptstadt des neuen Staates. 1920 wurde Prag durch Eingemeindung vieler Vororte vergrößert.

Am 15. März 1939 marschierten deutsche Truppen, vor den Augen der Welt, zur vollständigen Besetzung der ČSR ein. Prag wurde die Hauptstadt des Protektorats Böhmen und Mähren. Emil Hacha, der 1938 nach dem Rücktritt von Edvard Benes Präsident der tschechoslowakischen Republik wurde, blieb bis 1945 Präsident des Protektorats unter deutscher Aufsicht. Deutsche Truppen hielten Prag bis 1945 besetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde Prag kaum zerstört, da die Stadt außerhalb der Reichweite der alliierten Luftwaffe lag und anders als Pilsen keine kriegswichtige Industrie besaß.

Am 5. Mai 1945 wurden die Prager über das Radio zu den "Prager Aufständen" aufgerufen und tobten sich in einer Gewaltorgie an der deutschen Minderheit aus. Die Anarchie hielt nur wenige Tage und es kam zur Befreiung Prags vom Naziregime, als am 9. Mai 1945 sowjetische Truppen einmarschierten. Die Befreiung mündete wenige Tage später in eine Besetzung. Am 27. Juni 1945 wurde Emil Hacha als prominentester Kollaborateur hingerichtet, während Tausende seiner Anhänger in wilden Gewaltexzessen ohne Gerichtsverfahren ermordet wurden. Nach dem Februar 1948 verschaffte sich die Kommunistische Partei (KSČ) den Zugang zur Macht. 1968 wurde ein friedlicher Umsturzversuch (Prager Frühling) durch eine Intervention von fünf Staaten des Warschauer Paktes gewaltsam niedergeschlagen. Weltweit bekannt wurde der Protest gegen die sowjetische Besatzung durch die symbolbeladene Selbstverbrennung Jan Palachs am 16. Januar 1969.

Zum Sturz des sozialistischen Regimes kam im Jahre 1989 durch die so genannte Samtene Revolution (Sametová revoluce). Václav Havel wurde zum Präsidenten gewählt. Am 1. Januar 1993 wurde Prag Hauptstadt der unabhängigen Tschechischen Republik.

Beginn des 21. Jahrhunderts

Im August 2002 litt Prag, wie auch andere Teile Mitteleuropas, unter schweren Überschwemmungen. Teile der Stadt mussten evakuiert werden und Kulturgut wurde zerstört oder beschädigt.


Literatur

Allgemein

  • Detlev Arens: Prag. Kultur und Geschichte der "Goldenen Stadt". DuMont-Kunst-Reiseführer. Köln 2003. ISBN 3-7701-4303-5.
  • Nové Město pražské. 1348 - 1784. Praha 1998. ISBN 8085394197.
  • Umělecké památky Prahy. 1 ff. Praha 1998 ff. ISBN 8020006273.
  • Zeitschrift beziehungsweise Schriftenreihe: Documenta Pragensia. Sborník materiálií z Archivu Hlavního Města Prahy. Praha 1980-. ISSN: 0231-7443
  • Zeitschrift: Staletá Praha. Sborník Pražského Ústavu Památkové Péce. Panorama Praha. Praha 1965-.

Zur Ur- und Frühgeschichte

  • Marie Fridrichová / Jan Fridrich / Josef Havel / Jan Kovářík: Praha v pravěku. Archaeologica Pragensia Supplementum 2. Praha 1995. ISBN 8085394111 (Aktuelle und gut bebilderte Übersicht zur Ur- und Frühgeschichte auf dem Gebiet der Hauptstadt Prag, leider nur in tschechisch mit sehr kurzer englischer Zusammenfassung).
  • Zeitschrift: Archaeologica Pragensia. Archeologický sborník Muzea Hlavního Města Prahy. Praha 1980-. ISSN 0139-5998 (Fachwissenschaftliche Aufsätze zu Ausgrabungen und Funden im Gebiet von Groß-Prag, meist in tschechisch mit Zusammenfassungen in deutsch oder englisch.)

Zum Mittelalter

  • Boháčová, I./ Frolík, J./ Smetánka, Z./ Nechvatál, B./ Hrdlička, L.: Prague Castle, Vyšehrad Castle and the Prague agglomeration. In: J. Fridrich (Hrsg.): 25 years of archaeological research in Bohemia. On the occasion of the 75th anniversary of the Institute of Archaeology, Prague. Památky Archeologicke Suppl. 1. Prague 1994. S. 153-184. (hier: Hrdlička, L., The Archaeological Study of the Historical Centre of Prague: 1969-1993. ebd. 174-180).
  • Čihákova, Jarmila: Prag um das Jahr 1000: Infrastruktur, Verkehrswesen. In Alfried Wieczorek/ Hans-Martin Hinz (Hrsg.): Europas Mitte um 1000. Bd. 1. Stuttgart 2000, S. 175-178.
  • Hrdlička, Ladislav: Prag. In: Alfried Wieczorek/ Hans-Martin Hinz (Hrsg.): Europas Mitte um 1000. Bd. 1. Stuttgart 2000, S. 373-375.
  • Vaclav Huml/Zdenek Dragoun/Rostislav Novy: Der archäologische Beitrag zur Problematik der Entwicklung Prags in der Zeit vom 9. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts und die Erfassung der Ergebnisse der historisch-archäologischen Erforschung Prags. Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 18/19 (1990/91), S. 33-69.
  • Ferdinand Seibt (Hrsg.): Kaiser Karl IV. Staatsmann und Mäzen [Begleitband Ausstellungen Nürnberg und Köln 1978/79]. München 1978. ISBN 3791304358.
  • Třeštík, Dušan: Die Gründung Prags. In: Hansjürgen Brachmann (Hrsg.): Burg - Burgstadt - Stadt. Zur Genese mittelalterlicher nichtagrarischer Zentren in Ostmitteleuropa. Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa 4. Berlin 1995. S. 229-240.
  • Zavřel, J.,: Iron Making in the Centre of Prague Basin and Possible Origin of the Name of the Town of Praha (Prague). (Železářství v centru pražské kotliny a možny původ jména města Praha.) In: Kubková, J./ Klápště, J./ Ježek, M./ Meduna, P. et al. (Hrsg.): Život v archeologii středověku. (Das Leben in der Archäologie des Mittelalters). Festschrift M. Richter und Z. Smetánka. Praha 1997. S. 667-671.


Siehe auch: Prager Burg, Vyšehrad, Hradschin, Prager Kleinseite, Prager Altstadt, Prager Neustadt, Prager Fenstersturz, Prager Frühling, Samtene Revolution, Liste der Herzöge und Könige von Böhmen, Liste von Reformatoren, Liste der Präsidenten der Tschechoslowakei, Liste der Präsidenten von Tschechien