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Ahmadiyya

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Ahmadiyya ist der Name einer von dem Inder Hazrat Mirza Ghulam Ahmad (* 1835, † 1908 aus Qadian, Indien) gegründeten islamischen Glaubensgemeinschaft.

Die Ahmadiyya Muslim Jamaat (Ahmadiyya-Gemeinde) behauptet, eine Wiederbelebung des Islam und eine Rückbesinnung auf den Kern der islamischen Glaubenlehre zu vertreten, was von rechtgläubigen Muslimen als häretische Anmaßung verurteilt wird. Die Ahmadiyya grenzt sich allerdings scharf von militant-fundamentalistischen Strömungen ab und betont die friedlichen und toleranten Elemente des Islam. Dabei stützt sie sich auf den Koran, die Ausprüche des Propheten (Hadith) und die Sammlung seiner Taten (Sunna).

Wie die Studie von Hiltrud Schröter (s. Literatur) zeigt, handelt es sich bei Ahmadiyya gleichwohl um eine islamistische Gruppierung (Islamismus), da für die von Ahmadiyya angestrebte Gesellschaftsordnung nach Maßgabe der Scharia eine Trennung von Religion und Staat nicht vorgesehen ist. Insofern trifft die Aussage des hessischschen Innenministers Bouffier in seinem letzten Verfassungsschutzbericht auch auf Ahmadiyya zu: "Deutlich mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit müssten aber auch die Gefahren gerückt werden, die von der schleichenden Unterwanderung unserer Gesellschaft durch nicht-militante, aber deshalb keineswegs weniger gefährliche islamistische Organisationen und Bestrebungen ausgingen." Die in den Schriften von Ahmadiyya zutagetretenden antidemokratischen, antichristlichen und antisemitischen Auffassungen (s. Schröter-Studie) haben in letzter Zeit Zweifel an der behaupteten Harmlosigkeit der sektenartig organisierten Politreligion geweckt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt/M. entschied im Februar 2003, dass "Parallelen zu nationalsozialistischem Gedankengut beziehungsweise mafiosen Strukturen" gezogen werden dürfen.

Geschichte

Die Ahmadiyyat wurde 1889 gegründet. 1891 verkündetet Ahmad, der vom Propheten Muhammad (Mohammed) Verheißene Mahdi und Messias zu sein, außerdem beanspruchte er auf göttlichem Geheiß, dass die Wiederkunft von Jesus, Krishna und Buddha in seiner Person erfüllt worden sei. Somit solle er alle Religionen, die von Gott stammen unter dem Banner des Islams vereinen. Er begründete damit seinen religiösen Führungsanspruch. Ahmad sah sich selbst als eine Wiederkunft Jesus (Hazrat Isa) und als den rechtgeleiteten Imam Mahdi (vgleiche Mahdi). Nach der Lehre der Ahmadiyya starb Jesus nicht am Kreuz; er wurde gerettet und emigrierte darauf nach Indien, wo er nach einer langen Lehrtätigkeit eines natürlichen Todes starb. In Srinagar, der Hauptstadt Kashmirs, soll sich sein Grab befinden.

Hazrat Mirza Ghulam Ahmad entstammt einer aristrokratischen Familie persischer Abstammung. Der Name der Jamaat leitet sich nicht vom Namen des Gründers ab, sondern von der Wortbedeutung Ahmad (= der Preisende) i.Ggs. zu Muhammad (der Gepriesene).

Die Nachfolger von Hazrat Mirza Ghulam Ahmad werden von der Gemeinde als Kalifen bezeichnet. Parallel dazu wurden die letzten Reste des osmanischen Kalifats 1923 vom türkischen Staatsgründer Kemal Atatürk hinweggefegt.

Nach dem Tod des ersten Kalifen spaltete sich die Gemeinschaft 1914 an der Frage, ob Mirza Ghulam Ahmad ein Prophet (nabi) sei, in zwei Fraktionen. Hielt ihn die eine lediglich für einen Erneuerer (mujaddid) des Islam (so genannte Lahori-Sektion), so verehrt ihn die andere als einen von Gott gesandten Propheten (Qadiani-Sektion), der allerdings nicht gekommen war, um ein über den Koran (Qur'an) hinausgehendes neues Religionsgesetz zu begründen. Die Mehrzahl folgte der Auffassung von der Prophetschaft Ahmads und sieht in ihm ein Ebenbild und Nachfolger des Propheten Muhammad. Die Lahori-Ahmadis anerkannten den zweiten Kalifen nicht, sodass der fünfte Kalif, Hazrat Mirza Masroor Ahmad, das geistliche Oberhaupt nur der Qadiani-Ahmadis ist.

Wegen dieses messianischen Charakters der Ahmadiyya-Lehre wird sie von vielen Muslimen nicht als islamisch anerkannt und ihre Anhänger in einigen Ländern (unter anderem in Pakistan) religiös verfolgt.

Lehre

Lehrmäßig unterscheidet sich die Ahmadiya - ausgenommen die Frage der Nachfolge der Prophetschaft Muhammads - kaum vom traditionellen Islam. Dennoch provozierte gerade diese Frage die Feindseligkeit der übrigen Muslime zur Ahmadiya. In Pakistan, ihrem eigentlichen Kerngebiet, wurde sie 1974 vom pakistanischen Parlament zu einer nichtislamischen Gruppierung erklärt und aus der islamischen Gemeinschaft verstoßen. Die Ahmadiya wurde offiziell verboten und zeitweise auch offen verfolgt.

Gegenwart

Nach eigenen Angaben hat die Ahmadiyya-Bewegung heute geschätzte 200 Millionen Mitglieder. Die derzeitige Hauptverwaltung der Gemeinde befindet sich in Rabwah, Pakistan. Größere Gemeinden der Ahmadiyya Muslim Jamaat bestehen in Pakistan, Indien, Bangladesch, Indonesien, Ghana, Nigeria, Gambia, Sierra Leone, Kenia, Tansania, Mauritius, Großbritannien, Deutschland, Kanada und den USA.

Die Ahmadiya steht für eine friedliche Verbreitung des Islam ein. Sie unterhaltet Zentren in vielen Ländern (auch in Deutschland und in der Schweiz). Ihre größten Erfolge erzielte sie in West- und Ostafrika, wo sie sich auch im Bildungs- und Sozialwesen engagiert. Größere Gemeinden bestehen auch in Indien, Indonesien, in der Karibik und Südamerika. Die Gesamtzahl der Ahmadiya beläuft sich weltweit auf etwa 10 Millionen Anhänger.

Die Lahori-Sektion baute 1922/23 die älteste Moschee Deutschlands in Berlin und die Qadiani-Sektion nach dem Krieg die Moscheen in Hamburg (1957) und Frankfurt/Main (1959). Am 3.10.2003 wurde eine 10000 Gläubige fassende Moschee in London eingeweiht.

Nach der Teilung Indiens verlegte die Qadian-Sektion ihren Hauptsitz 1954 nach Rabwah (Pakistan). Wegen der sich verschärfenden Verfolgung verlegte der vierte Kalif seinen Sitz 1984 nach London. Rabwah und Qadian gelten aber nach wie vor als die geistlichen Zentren der Jamaat.

100-Moscheen-Plan für Deutschland

Ahmadiyya verfolgt einen "100-Moscheen-Plan für Deutschland". Die letzte Moscheeeröffnung fand im August 2004 in Kiel statt.

Literatur

  • Hiltrud Schröter: Ahmadiyya-Bewegung des Islam; Frankfurt 2002 (Dr. Hänsel-Hohenhausen); ISBN 3-8267-1206-4
  • Maha Dabbous, Hadayatullah Hübsch: Sind Ahmadis Muslime?; Frankfurt 1994 (Verlag der Islam); ISBN 3-921458-94-3
  • Masud Ahmad: Jesus starb nicht am Kreuz; Frankfurt (Verlag der Islam); ISBN 3-921458-81-1

Qadian-Sektion

Lahori-Sektion

Ahmadiyya-Kritiker

Bücher