Ehrenlegion
Die französische Ehrenlegion, franz. la Légion d'honneur, ist ein Orden, der am 19. Mai 1802 von Napoleon I. nach dem Vorbild älterer monarchischer Orden, z.B. des englischen Hosenbandordens oder des habsburgischen Ordens vom Goldenen Vlies, gestiftet wurde. Die Ehrenlegion ist seitdem Frankreichs angesehenster Orden und wurde nach Napoleons Sturz von den verschiedenen nachfolgenden Regimes beibehalten. Heute ist ihr Oberhaupt der Präsident der Republik, der durch sein Amt automatisch Großmeister ist.
Die Ehrenlegion kennt mehrere Ränge oder Stufen, denen jeweils der betreffende "Orden", d.h. die sichtbare Auszeichnung, entspricht:
- Ritter (Chevalier, hieß zunächst, bis 1808, "Legionär")
- Offizier (Officier)
- Kommandeur (Commandeur, zunächst, bis 1816, "Kommandant")
- Großoffizier (grand officier)
- Großkreuz (Grand Croix, begründet als höchste Klasse mit Dekret vom 30. Januar 1805, Bezeichnung "Großkreuz" mit Dekret vom 26. März 1816)
Seit 1816 hat es keine Änderungen an der Hierarchie oder an den Bezeichnungen mehr gegeben.
Die erste Verleihung des Ordens der Ehrenlegion fand am 24. September 1803 statt. Der erste Großkanzler war der Naturforscher Bernard Germain Étienne Médard de La Ville-sur-Illon, comte de La Cépède, der erste Schatzmeister der General und Minister Dejean.
Der Orden wird zu etwa zwei Dritteln an Soldaten verliehen, zu einem Drittel an andere Bürger. Es gibt jeweils bis zu 75 Träger des Großkreuzes, 250 Großoffiziere, 1.250 Kommandanten, 10.000 Offiziere und 100.000 Ritter. Die französischen Ministerien übermitteln dem Großmeister ihre Vorschläge gemäß einer Quotierung.
Bekannte Ordensträger
Großkreuz
- Henri d'Orléans, duc d'Aumale, General, Historiker, Kunstsammler, 1842
- Philippe-Antoine d'Ornano, General, Pair und Marschall von Frankreich
- René Imbot
Großoffizier
- Pierre-Louis Roederer, Staatsmann und Publizist
- Fürst Jòzef Antonius Poniatowski, General, 1809
- Joseph-Marie Jacquard, Erfinder des ersten automatischen Webstuhls, 1810
- Agathon Fain, Staatssekretär, 1832
- Alfred Émilien de Nieuwerkerke, Bildhauer und Kulturpolitiker, 1863
- Ilja Repin, Maler, 1901
- Jacqueline Auriol, Testpilotin, 1952
- Sidonie-Gabrielle Colette, Schriftstellerin, 1953
- Jacques Massu, General, ????
- Charles Chaplin, Regisseur, Schauspieler, 1971
- Kurt Beck, Ministerpräsident Rheinland-Pfalz, ????
- Klaus Naumann, General
- Jacques Dewatre, Offizier und Diplomat, 2000
Kommandeur
- Alexander Fleming, Erfinder des Penicillins
- Jules Claretie, Schriftsteller, Theaterkritiker und -direktor, Journalist
- Paul Signac, Maler, 1933
- Johann Adolf Graf von Kielmannsegg, General, 1966
- Benedikt XVI, Papst, ehem. Kurienkardinal und Erzbischof von München und Freising, Kommandeur 1998
- Nicolaus Sombart, Kultursoziologe und Schriftsteller, 2003
- Klaus Mangold, Vorsitzender des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, 2004
- Dieter Althaus, Ministerpräsident Thüringens, 2005
- Klaus Wowereit, Bürgermeister von Berlin, 2004
- Erdoğan Teziç, Hochschulratspräsident der Türkei, 2004
- Hartmud Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, 2004
- Peter Ludwig
Offizier
- Cyrus Hall McCormick, Landmaschinenkonstrukteur, 1851
- Henry Augustus Rowland, Physiker, 1896
- Maryse Bastié, Pilotin, 1937
- Otto Hahn, Kernchemiker, Entdecker der Kernspaltung, 1959
- Helmut Coing, Rechtsgelehrter, 1966
- Marcel Marceau, Pantomime, 1986
- Satyajit Ray, Filmregisseur, 1987
- Ieoh Ming Pei, Architekt, 1993
- Yves Saint Laurent, Modeschöpfer, 1995
- Tomi Ungerer, Grafiker, Zeichner, 2001
- Hubert Nyssen, Schriftsteller, Verleger, 2005
- Ulrich Wickert, Journalist, 2005
- Jane Goodall, Verhaltensforscherin, 2005
- Artine Artinian, Gelehrter
- Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, 2002
- Josef Pühringer, Landeshauptmann des Bundeslandes Oberösterreich, 2004
Ritter
- André Thouin, Botaniker und Agrarwissenschaftler
- Pierre Berthier, Geologe
- Jean-Marie Vianney, katholischer Priester, 1855
- Jules Verne, Autor, 1870 + 1892
- Karl Bodmer, Maler, 1876
- Albert Anker, Maler, 1878
- Édouard Manet Maler 1882
- Franz Schrader, Kartograph (Hachette), Geograph, Pyrenäenforscher, 1889
- Émile Zola, Schriftsteller, 1906
- Hélène Dutrieu, Pilotin, 1913
- Auguste Escoffier, Meisterkoch, 1919
- Hélène Boucher, Pilotin, 1934
- Walt Disney, Filmproduzent, 1935
- Marlene Dietrich, Filmschauspielerin, Chanteuse, 1950
- Albert Uderzo, Zeichner, 1989
- Eric Tabarly, Segler
- Philip Graves, Journalist, Korrespondent der Times
- Étienne Lenoir, Erfinder
- Félix Ziem, Maler
- Zinédine Zidane, Fußballspieler, 1998
- Claude Jade, Schauspielerin, 1998
- Klaus Borchard, Rektor a.D. der Universität Bonn, 2002
- Ismaël Lô, Musiker, 2002
- Hans Hattenhauer, Rechtswissenschaftler Universität Kiel, 2003
- Jean-Claude Bourgueil, Spitzenkoch, 2004
- Adolphe Low, Antifaschistischer Widerstandskämpfer in der Résistance, Interbrigadist in Spanien, 2004
- Heinz-Christian Sauer, Vorstandsdirektor der Teich AG, 2005
- Margret Wintermantel, Präsidentin der Universität des Saarlandes, 2005
- Wong Kar-wai, Hongkonger Filmregisseur, 2006
- Reinhold Robbe, Politiker, 2006
Albert Berner, Unternehmer, 2004
Deutsche in der Ehrenlegion
- Karl Erich Diedrichs, Generalleutnant a. D., Gründungspräsident der Gesellschaft der Deutschen Träger der Französischen Ehrenlegion
- Augustin Kardinal Bea, Kurienkardinal, Jesuit
- Hans Hartung, Maler und Grafiker
- Wolfgang Mischnick, FDP-Fraktionsvorsitzender, Großoffizier
- Johann Wolfgang Goethe, Politiker und Dichter 1808
- Otto Hahn, Kernchemiker, Nobelpreisträger, Offizier 1959
- Manfred Lahnstein, Bundesminister a.D., 1980
- Manfred Rommel, Oberbürgermeister von Stuttgart, Ritter 1985, Kommandeur 2002
- Benedikt XVI., Papst, ehem. Kurienkardinal und Erzbischof von München und Freising, Kommandeur 1998
- Rudolf von Thadden, Historiker, Koordinator für deutsch-französische Zusammenarbeit, Kommandeur 2000
- Ludger Volmer, Staatsminister a.D., Großoffizier 2000
- Petra Roth, Oberbürgermeisterin von Frankfurt am Main, Offizier 2001
- Hartmut Mehdorn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, Offizier 2001, Kommandeur 2004
- Pina Bausch, Choreografin, Ritter, 2003
- Wolfgang Tiefensee, Bundesminister für Verkehr, Bau- und Stadtentwicklung, Ritter, 2003
- Philipp Freiherr von Boeselager, Mitverschwörer des 20. Juli 1944, für seine Bedeutung im deutschen Widerstand gegen Hitler, Offizier, 2004
- Walter Homolka, Rabbiner, Ritter 2004
- Klaus Mangold, Vorsitzender des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, Kommandeur 2004
- Alice Schwarzer, Ritter 2004
- Richard Weber, Unternehmer, Ritter 2004
- Reinhold Würth, Unternehmer, Ritter 2004
- Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister, Ritter 2004
- Dieter Althaus, Ministerpräsident von Thüringen, Kommandeur 2005
- Rolf Karbaum, Oberbürgermeister a. D. von Görlitz, Ritter 2005
- Herbert Schmalstieg, Oberbürgermeister von Hannover, Ritter 2005
- Edmund Stoiber, Ministerpräsident von Bayern, Großoffizier 2002
- Ulrich Wickert, Journalist, Offizier 2005
- Margret Wintermantel, Präsidentin der Universität des Saarlandes, Ritter 2005
- Ingrid Mössinger, Leiterin der Chemnitzer Kunstsammlungen, Ritter, 2006
- Reinhold Robbe, Politiker, Ritter, 2006
- Ernst Schulin, Historiker, Ritter, 2005
- Nicolaus Sombart, Kultursoziologe und Schriftsteller, Kommandeur, 2003
Österreicher in der Ehrenlegion
- Josef Pühringer, Landeshauptmann von Oberösterreich, Offizier 2004
- Martina Dobringer, Generaldirektorin der COFACE Austria, Ritter 2006
- Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, Ritter 2006
- Lucas Suppin, akademischer Maler, Ritter 1985
Schweizer in der Ehrenlegion
- Armin Jordan (Dirigent), Ritter 2000
- Peter Schneider (Rechtswissenschaftler), Ritter
Verweigerung des Ordens
- Die Mitarbeiter der Zeitung Le Canard enchaîné haben von je her die Auszeichnungen durch Orden zurückgewiesen, in erster Linie diejenige der Ehrenlegion. Der Journalist Pierre Scize wurde 1933 entlassen, weil er ihn angenommen hatte.
- Der Dramaturg Népomucène Lemercier weigerte sich den Eid auf den Kaiser und seine Dynastie abzulegen, Lafayette und der Dichter Jean-François Ducis, Gérard de Nerval, George Sand, Honoré Daumier, Littré, Courbet und Guy de Maupassant lehnten die Annahme ab, Maurice Ravel gab sie ohne Begründung zurück. Pierre und Marie Curie, Eugène Le Roy, Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Albert Camus, Antoine Pinay gehören zu den weiteren Verweigerern. Brigitte Bardot wurde 1985 ausgezeichnet, weigerte sich aber zur Verleihung zu erscheinen. Weiterhin Catherine Deneuve.
- Aufmüpfige Dichter wie Jacques Prévert, Georges Brassens, der darüber ein Chanson schrieb oder Léo Ferré, der spottete „dieses unglückselige Band, das rot wie die Schande ist“, Geneviève de Fontenay, die Präsidentin von Miss France, welche ein savoyischer Abgeordneter vorschlug, lehnte aus gegenteiligen Gründen ab: „Dieses Band an irgend jemanden abzugeben ... wie eine Schokoladenmedaille, ist wirklich eine Entehrung des Ordens.“
- Der Ende 1997 ausgezeichnete Schriftsteller Bernard Clavel hatte wissen lassen, dass er den Orden nicht annähme und es vorzog dem „Clan derjenigen, die ihn verweigert haben“ anzugehören. Er fügte bei, dass sein Onkel Charles ihn erhalten hatte, weil er sein Blut in einem fürchterlichen Krieg in Strömen für sein Land vergossen hatte. „Ich denke, er würde sich in seinem Grab umdrehen, wenn er wüsste, dass ich das gleiche Band trage wie er.“
- Bei einem Zusammentreffen hatte der Präsident der Republik, Vincent Auriol den Schriftsteller Marcel Aymé für den Orden der Ehrenlegion vorgeschlagen. Dieser hatte derb und ohne Zurückhaltung geantwortet: "Was ihre Ehrenlegion anbelangt, Herr Präsident, so können sie sich diese, mit ihrem Respekt zu sagen, im Zug installieren..."
- Es gibt auch Personen, die den Orden zwar akzeptieren, sich jedoch weigern, ihn zu tragen, zum Beispiel Jean d’Ormesson von der Académie française.
Museum der Ehrenlegion
Das für den Prinzen Friedrich III von Salm-Kyrburg gebaute Palais Salm ist seit dem 13. Mai 1804 Sitz der Ehrenlegion und beherbergt deren Museum.