Schlacht am Little Bighorn
Schlacht am Little Bighorn | |||||||||||||||||
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Teil von: Indianerkriege | |||||||||||||||||
![]() The Custer Fight, Charles M. Russell (1903) | |||||||||||||||||
Datum | 25. Juni bis 26. Juni 1876 | ||||||||||||||||
Ort | Little Bighorn River, Montana, USA | ||||||||||||||||
Ausgang | Sieg der Indianer | ||||||||||||||||
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In der Schlacht am Little Bighorn wurden am 25. Juni 1876 fünf Kompanien des 7. US-Kavallerie-Regiment unter George Armstrong Custer von Stammeskriegern der Lakota- und Dakota-Sioux, Arapaho und Cheyenne am Little Bighorn River im heutigen Bundesstaat Montana auf einem Hügel über dem Fluss eingekesselt und bis auf den letzten Mann aufgerieben.
Die Schlacht war der zweite von insgesamt drei größeren Zusammenstößen zwischen der US-Kavalleristen und etwa 2000 Indianern.[2] Es war einer der wenigen größeren Erfolge im ihrem Kampf gegen die amerikanischen Landstreitkräfte. Die Niederlage Custers ist maßgeblich seiner mangelnden Vorfeldaufklärung und falschen Lageeinschätzung zuzuschreiben. Die Aufteilung seines Regiments in kleinere, weit auseinandergezogene Abteilungen unmittelbar vor der Schlacht schwächte zusätzlich dessen Kampfkraft. Militärisch war die Vernichtung dieser Reiterkompanien für den späteren Kriegsverlauf ohne nennenswerte Bedeutung. Dennoch erregt diese Schlacht bis auf den heutigen Tag eine ihre Bedeutung weit übersteigende Aufmerksamkeit. Es war auch das letzte Mal in ihrer Geschichte, dass die Prärieindianer dem ungezügelten Landraub der Weißen erfolgreich Widerstand entgegensetzen konnten. Die Geschehnisse am Little Bighorn waren auch ein Fanal für die sonst weitgehend unbeachtet betriebene Vernichtung der Nomadenkultur der nordamerikanischen Urbevölkerung. Auf US-amerikanischer Seite wurde die Niederlage in mehr als 50 Hollywood-Filmen zur unendlichen Märtyrer-Saga und bis heute für Propagandazwecke missbraucht. Archäologische Untersuchungen des Schlachtfelds und die Berichte von Augenzeugen rücken die Schlacht nun aber zunehmend in ein neues Licht.
Vorgeschichte


Die Schlacht am Little Bighorn war das Ergebnis eines Verdrängungs- und Vernichtungsprozesses, der vom 16. Jahrhundert bis ins 20. Jahrhundert andauerte. Anfangs drangen von Osten die Lakotas in dieses Land ein, ein räuberisches Nomadenvolk, später bekannt unter dem Namen „Sioux“, den sie von ihren Gegnern bekommen hatten und der grob vereinfacht „Feind“ bedeutet. Die Sioux verdrängten die Crows und Shoshonis aus ihren Jagdgründen im Norden der „Great Plains“. Später, um die Mitte des 19. Jahrhunderts, prallten im Westen Nordamerikas plötzlich Steinzeit und Frühkapitalismus mit voller Wucht aufeinander. Nach Ende des Bürgerkriegs wurde auch das Land im Westen zunehmend knapper, die Regierung in Washington gab daher zehn Prozent der Plains zur Besiedlung und Erschließung durch die Eisenbahngesellschaften frei. Eine Konfrontation zwischen den Prärieindianern und Siedlern bzw. der Regierungstruppen war damit unvermeidlich geworden. Wie schon vorher ihre Leidensgenossen im Osten, wurden nun auch die dort ansässigen nordamerikanischen Ureinwohner immer mehr aus ihren angestammten Siedlungsgebieten verdrängt und ihrer natürlichen Existenzgrundlagen beraubt. Der Druck wurde noch erheblich durch den rasanten Ausbau des Eisenbahnnetzes erhöht, deren Schienenstränge nach Westen mitten durch das Indianerland verlegt werden mussten. Die Bahnlinien waren im Eigentum kapitalkräftiger Gesellschaften, die sich die dafür nötige Unterstützung in Washington auch problemlos erkaufen konnten, sie waren auch das Mittel, um die Doktrin der „Manifest Destiny“ zu erfüllen, d. h. die von der „Vorsehung“ beschlossene Eroberung und Erschließung des Kontinents durch den Weißen Mann. Die Ureinwohner standen dem "Fortschritt" nur im Wege und hatten dabei meist das Nachsehen. Sie wehrten sich mit Überfällen und kleinen Scharmützeln, konnten letztendlich aber das Vordringen der technisch und materiell weit überlegenen Invasoren nicht mehr aufhalten.[3] In den späten 1860er Jahren waren die meisten der amerikanischen Ureinwohner in sogenannte Indianerreservate gezwungen und Krankheiten oder Kampfhandlungen zum Opfer gefallen. Als Custer 1866 vor Ort eintraf, waren die Kämpfe zwischen der Armee und den Prärieindianern schon in vollem Gange.
Den Lakotas war es zwischen 1866 und 1868 gelungen, die Expansion der Weißen Richtung Montana am Bozeman Trail zu bremsen. Im November 1868 überfiel das 7. Kavallerie-Regiment unter dem Kommando von Custer am Washita River ein Lager der Southern Cheyennes unter Chief Black Kettle. Custer ließ viele Frauen und Kinder niedermetzeln, tötete alle Krieger und erwarb sich so seinen Ruf als kompromissloser und rücksichtsloser Kämpfer gegen die Indianer. Im Vertrag von Laramie wurde im gleichen Jahr die Einrichtung der „Großen Sioux-Reservation“ festgeschrieben, dort sollten sie ihre bisherige Lebensart so rasch wie möglich an die der Weißen anpassen, sesshaft werden und hauptsächlich vom Ackerbau leben. Daneben wurde den Indianern u. a. aber zugestanden – auch außerhalb ihres Reservats – weiter Bisons zu jagen. Die mit den Büffelherden umherstreifenden Prärieindianer im Norden unterschieden sich jedoch eklatant von den Ackerbau betreibenden Puebloindianern im Süden der USA. Überdies waren die meisten ihrer Stämme – oft schon seit Jahrhunderten – untereinander tief verfeindet. Besonders die Black Hills waren den Santee Sioux und Northern Cheyenne heilig und galten als Mittelpunkt ihrer spirituellen Welt. Für die Ureinwohner war zudem der Fluss Little Bighorn das Wasser am „Fetten Gras“ – ein Hinweis darauf, dass es hier früher von Büffeln und anderen jagdbaren Wild nur so wimmelte, und auch ihre Ponys fanden hier ideale Weiden vor. Die Black Hills lagen zwar knapp jenseits der Westgrenze des Reservats, gehörten jedoch noch zum Garantiegebiet, in dem ausschließlich den Sioux Jagdrechte zugebilligt worden waren, „...solange die Büffelbestände die Jagd rechtfertigen“.
Die Great Plains waren das letzte Refugium der nordamerikanischen Ureinwohner. Als die Siedler vor dem Bürgerkrieg den äußersten Westen kolonisierten, hatten aber aufgrund der Trockenheit und der großen indigenen Bevölkerung erst wenige von ihnen dort Wurzeln geschlagen. Diese Landstriche stellten die Farmer vor ganz neue Probleme. Hatten sie zuletzt hauptsächlich in den niederschlagsreichen und stark bewaldeten Regionen beiderseits des Mississippi neues Land erschlossen, das nur gerodet und umgepflügt werden musste um üppige Erträge zu liefern, stießen ihre Trecks nun auf die Great Plains, eine ausgedehnte Ebene mit kalten Wintern, harten und trockenen Böden, Wüstenregionen und die Hochgebirgskette der Rocky Mountains, die sich wie ein gigantischer Riegel von Nord nach Süd erstreckte. Erst westlich davon, an der Küste des Pazifiks, fand man wieder günstigere klimatische Bedingungen und eine viel üppigere Vegetation vor. Es war also nicht nur reine Heuchelei als man den Ureinwohnern zunächst noch das Nutzungsrecht der westlichen Plains garantierte. Neue technische Errungenschaften wie verbesserte Pflüge, der Trockenanbau[Anm 1] ermöglichten aber ab 1865 auch ihre (teilweise) Nutzung als Ackerland. Hinzu kam die Viehhaltung im großen Stil, die Rinderzucht in Texas in der Mitte der 1860er Jahre beruhte auf der Ausnutzung der besonderen Bedingungen dieser Region und des natürlichen Herdenverhaltens der Longhorns. Die einst unübersehbar großen Büffelherden[Anm 2] waren zu diesem Zeitpunkt wegen systematischen Abschuss durch professionelle Jäger oder zum Zeitvertreib schon erheblich reduziert und die meisten der Prärieindianer in (für großflächige Landwirtschaft ungeeigneten) Reservaten zusammengepfercht worden. Die Rancher konnten nun nahezu ungestört auf den Great Plains ihre riesigen Rinderherden weiden lassen und dabei auch ihren geografischen Verlauf ausnutzen, da sie sich durchgehend vom Süden der Vereinigten Staaten bis hinauf zur kanadischen Grenze erstreckten, wo bald große Schlachtbetriebe (z. B. in Chicago) entstehen sollten. Auch das Einzäunungsproblem in diesem holzarmen Land war mit Erfindung des Stacheldrahts im Jahr 1874 gelöst worden. Dies alles führte zu einer noch nie dagewesenen Einwanderungswelle die nun auch auf dieses ansonsten zur Besiedlung wenig begünstigte Gebiet prallte.[4]
Im Zuge einer ersten – vertragswidrigen – Militärexpedition im Jahr 1874 unter dem Kommando von Custer begleitete er Bergleute, die in den Indianergebieten nach Gold suchten und fündig wurden. Fatalerweise verbreitete sich die Nachricht von den Goldfunden am French Creek wie ein Steppenfeuer im Land, was den Ansturm Tausender illegaler Goldsucher auf die Black Hills zur Folge hatte. Die Armee unternahm zwar einige halbherzige Versuche sie wieder zu vertreiben, hatte aber offensichtlich kein großes Interesse daran, das Problem dauerhaft und im Sinne der Indianer zu lösen. Auch die Regierung änderte ihre Meinung und beschloss, die Verträge wieder zu brechen. Die etwa 3.000 Sioux und rund 400 Cheyenne, die damals zu den noch „freien“ Stämmen zählten, wollten dies nicht hinnehmen und beschlossen sich dagegen zur Wehr zu setzen. Ihr geistiger Führer war der Prophet und Medizinmann „Tatanka Yotanka“, der bei den Weißen als „Sitting Bull“ bekannt war. Um den Kampf gegen die Weißen kümmerten sich Kriegshäuptlinge, wie Crazy Horse, Rain in the Face und Gall. Sie begannen Jagd auf die Eindringlinge zu machen und töteten sie, wenn sie ihnen in die Hände fielen.
Washington ordnete daher im Sommer 1876 eine Strafexpedition gegen die rebellischen Stämme an, sie hatte das Ziel, sie einzufangen und ebenfalls in das Reservat zu zwingen. Custer wurde beauftragt, alle Ureinwohner bis zum 31. Januar 1876 umzusiedeln. Jede indigene Person, die sich nicht daran hielt, wurde als Feind angesehen. Neben den militärischen Vorbereitungen versuchte die US-Regierung die davon betroffenen Ureinwohner zum Verkauf der Black Hills zu bewegen und bot ihnen dafür eine Entschädigung von sechs Millionen Dollar an. Man leitete hierzu Verhandlungen mit den Oglala-Lakota im Reservat ein, deren Häuptling Red Cloud lehnte jedoch einen Verkauf kategorisch ab. Diese neuen Forderungen der Weißen waren zudem ein klarer Bruch des Vertrages von 1868. Als charismatische Führerpersönlichkeit die er war, schaffte es Sitting Bull inzwischen einige der Prärie-Stämme in einem fragilen Bündnis zu vereinen. Es gelang ihm sogar, den eigensinnigsten Häuptlingen wie Rain in the Face ein Mindestmaß an Disziplin und Kooperation abzuringen. Sitting Bull, Crazy Horse und Gall hatten zudem die Vereinbarung von Laramie nie anerkannt und hielten sich deswegen meist außerhalb des Reservats in ihren Jagdgebieten auf.
Die Soldaten wurden schließlich aufgrund eines Berichts des Indianeragenten E.C. Watkins vom 9. November 1875 in höchste Alarmbereitschaft versetzt, dem zufolge die Lakota und Cheyenne unter der Führung von Sitting Bull, Crazy Horse und Big Foot den weißen Eindringlingen zunehmend feindlich gesinnt waren. Präsident Ulysses S. Grant war deswegen immer größeren Druck von Seiten diverser Interessensgruppen ausgesetzt die ihn aufforderten in dieser leidigen Sache endlich energisch durchzugreifen. Im Dezember 1875 ließ Grant daher den Indianern ein letztes Ultimatum übermitteln, diese sollten die Black Hills räumen und sich unverzüglich in das ihnen zugewiesene Reservat begeben. Gleichzeitig plante das Oberkommando, widrigenfalls die Indianer am Powder River in einer dreigliedrigen Zangenoperation zu überrumpeln und gefangen zu nehmen. Abgesehen davon, dass viele der hievon betroffenen Sioux und Cheyenne gar nicht aus einer Reservation stammten, in die sie hätten zurückkehren können, wäre es ihnen auch unmöglich gewesen, dieser Aufforderung mitten in der kalten Jahreszeit nachzukommen ohne dass dabei die meisten von ihnen verhungert wären. Als der Winter vorbei war, flohen stattdessen weitere tausend Indianer aus dem Reservat, um sich ihren im Gebiet der Black Hills und am Powder River befindlichen Stammesgenossen anzuschließen. Die so auf mehrere tausend Indianer angewachsene Stammeskoalition ließ sich schließlich an den Ufern des Little Bighorn nieder.
Die Grenzarmee

Obwohl die US-Armee seit ihrer Gründung fast ununterbrochen gegen die Urbevölkerung Krieg führte, stellte sie sich merkwürdigerweise nie auf den besonderen Charakter dieser Kämpfe ein. Solche Auseinandersetzungen sah man nur als notwendiges Übel an, die man vorwiegend mit Improvisationstalent meisterte. Da im Zuge der Kämpfe gegen die Indianer auch keine offiziellen Kriegserklärungen ausgetauscht wurden, galten sie als eine Art „Polizeiaktion“ die den Offizieren und Soldaten noch dazu nur wenig Vergünstigungen und Auszeichnungen einbrachten. Die schlecht bezahlten und wenig angesehenen Grenzsoldaten lagen zudem in den von den urbanen Zentren weit entfernten, unwirtlichen, von der breiten Bevölkerung vergessenen Außenposten (Frontier) und waren oft noch von ihren traumatischen Erfahrungen aus den blutigen Gemetzeln des Bürgerkriegs geprägt, was einige Gewaltexzesse gegenüber den Indianern erklären könnte, die in punkto Verübung von Grausamkeiten ebenfalls nicht zimperlich waren. Der gemeine Kavallerist, drangsaliert von Stärkereduzierung und Soldkürzungen eines militärfeindlichen Kongresses fristete ein wenig ruhmvolles Leben, ganz im Gegensatz zu den Darstellungen in den populären Western-Filmen der 1950er und 1960er Jahre. Archäologische Befunde deuten zudem darauf hin, dass viele der Soldaten der 7. Kavallerie unterernährt und in schlechter körperlicher Verfassung waren, obwohl sie das am besten ausgerüstete und versorgte Regiment der Armee waren.[5] Desertationen waren deshalb an der Tagesordnung, man schätzt, dass zwischen 1867 und 1891 mehr als ein Drittel der neu angeworbenen Rekruten wieder fahnenflüchtig wurde. Mitte der 1870er Jahre standen dem Oberkommando insgesamt nur 19.000 einsatzbereite Soldaten zur Verfügung. Nach Ablauf der Dienstzeit verließ man meist die Armee wieder, sodass viel zu wenig kampferfahrene Soldaten für die Ausbildung der neuen Rekruten bereitstanden. Für Strafaktionen gegen die Indianer musste die Truppe eine unflexible und lange Kolonne aus Tragtieren und Transportwagen für Verpflegung und Ausrüstung mit sich führen der ihr Vorwärtskommen erheblich verlangsamte, sodass an eine Verfolgung des Gegners meist nicht zu denken war. Ein Offizier verglich einmal die Effizienz der Armee mit einem Kettenhund: „Innerhalb der Kettenreichweite unwiderstehlich, außerhalb machtlos.“[6]
Fast die Hälfte der regulären Streitkräfte bestand aus deutschen und irischen Einwanderern. Besonders hoch war auch ihr Anteil in den Unteroffiziersrängen, da sie teilweise schon in ihrer alten Heimat gedient hatten. Das Offizierskorps wurde größtenteils von Veteranen des Sezessionskrieges gestellt und war schon beträchtlich überaltert. Viele von ihnen waren nach Übernahme in die Nachkriegsarmee noch dazu in ihrem Rang herabgestuft worden. Zudem konnten Beförderungen bis in höhere Dienstränge bis zu 26 Jahre dauern. Im Bürgerkrieg war Custer bis zum Divisionskommandeur aufgestiegen und man hatte ihm deswegen vorübergehend den Rang eines Generalmajors in Form eines Titular- oder Brevet-Rang verliehen. In der Nachkriegsarmee wurde er wieder gemäß seines permanenten Rangs als Oberstleutnant eingesetzt. Seine Untergebenen sprachen ihn aber weiterhin als General an. Custer befehligte 1876 ein Regiment der Dakota-Kolonne, bestehend aus den zwölf Kompanien der 7. Kavallerie, die damals aus etwa 650 Mann bestand. Wegen der drastischen Sparmaßnahmen im Armeehaushalt umfasste sein Offizierskorps nur 15 Mann anstatt der 43 die für ein Kavallerieregiment eigentlich vorgesehen waren. Ein Teil seiner Soldaten hatte noch dazu noch nicht einmal richtig reiten gelernt. Ihr täglicher Dienst nahm die Soldaten derart in Anspruch, sodass nur wenig Zeit für eine gründliche Ausbildung blieb. Nicht einmal genug Munition für Schießübungen wurde bereitgestellt. Es war daher wenig verwunderlich, dass sie ihren Gegnern in vielerlei Hinsicht unterlegen waren.[7]
Die Indianer


Die Art wie die Indigenen ihre Kriege führten entsprach schon lange nicht mehr der Höhe der Zeit. Als Einzelkämpfer war der Indianer zwar ein höchst gefährlicher Gegner, aber auch ein eigensinniger Individualist der nur zu den Waffen griff wenn es ihm beliebte oder er seinen Stamm bzw. Frau und Kinder verteidigen musste. Ein besonders sportliche Einstellung zum Kampf war den Prärieindianern eigen. In ihren unzähligen Stammesfehden ging es nicht darum so viele Gegner wie möglich aus der Distanz zu töten (das hielt man für ehrlos und feige), sondern dem Feind im ehrenvollen Zweikampf möglichst viele Blessuren, sogenannte Coups, beizubringen. Je mehr davon man platzieren konnte, desto größer war nachher sein Ansehen. Viele ihrer Kriegsbräuche waren irrational und sinnlos. Todesverachtend schreiend und waffenschwingend auf eine Schützenlinie zuzureiten um sich dann widerstandslos vom Pferd schießen zu lassen ist aber eine Erfindung der Filmindustrie. Die Kampfesweise der Ureinwohner orientierte sich zudem stark an ihren seit Jahrtausenden bewährten Jagdpraktiken bei der Schnelligkeit und Beweglichkeit den Ausschlag gaben. Man versuchte mit Hinterhalten, Überfällen und Kleinkriegstaktik seine Feinde zu besiegen oder wenigstens in die Flucht zu schlagen. Von Vorteil war auch ihre gute Ortskenntnis und Ungebundenheit. Die nomadische Lebensweise ermöglichte es, bei Gefahr sehr rasch in die Weiten der Prärie zu verschwinden, weswegen sie für die, in dieser Hinsicht viel schwerfälligere US-Armee nur schwer zu fassen waren, insbesondere wenn sie in kleineren Gruppen unterwegs waren. Auf größere Auseinandersetzungen ließen sich die Stammeskrieger nur ein wenn sie alle Vorteile auf ihrer Seite wussten oder es keinen anderen Ausweg mehr gab. Es dauerte jedoch lange, bis sie einsahen, dass ihre altertümlichen Kampfmethoden gegen die überlegene Disziplin und Feuerwaffen der weißen Eindringlinge nichts ausrichten konnte.[8] Dennoch musste Custer schmerzlich feststellen, dass der Kampf gegen die indigenen Völker etwas ganz anders war als der gegen die konföderierten Soldaten.
Anmarsch

Die Marschkolonne unter dem Kommando von Brigadegeneral Alfred Terry, dem auch Custers 7. Kavallerie-Regiment unterstand, brach am 17. Mai von Fort Abraham Lincoln im Dakota-Territorium in Richtung Westen auf. Sie rückte zunächst bis zum Yellowstone River vor, wo sie auf den Versorgungsdampfer Far West traf. Am 10. Juni beorderte Terry den nach Custer ranghöchsten Offizier der 7. Kavallerie, Major Marcus A. Reno, mit sechs Kompanien in das Gebiet südlich des Yellowstone um die dortige Lage auszukundschaften. Er sollte zunächst dem Powder River flussaufwärts folgen, dann weiter bis zum westlich liegenden Tongue River vorstoßen und diesem in nördlicher Richtung bis zum Yellowstone folgen. Reno stieß dabei auf einen breiten Indianertrail und folgte diesen bis zum Rosebud Creek, da seine Truppe mittlerweile aber vollkommen erschöpft war, kehrte er nach zehn Tagen wieder um. Die Marschkolonne unter Colonel John Gibbon mit Infanterie und einer Batterie Gatling Guns kam vom Fort Ellis im westlichen Montana und traf an der Einmündung des Rosebud River in den Yellowstone auf Terrys Abteilungen. Die drei Kolonnen zählten insgesamt an die 2400 Mann. Die Rebellenkoalition der Sioux, Cheyenne und Arapaho wird auf 10.000 Menschen geschätzt, unter ihnen etwa 2000 Krieger. Eine solch hohe Anzahl hatte die Armeeführung wohl nicht einkalkuliert, aber man sorgte sich auch nicht groß darum. Hauptziel der Mission war es, sie diesmal zum Kampf zu stellen und nicht – wie üblich – entkommen zu lassen.[9]
Brigadegeneral George Crook, der mit seinen Truppen vom südlich in Wyoming am North Platte River liegenden Fort Fetterman ebenfalls ins Tal des Powder River vorstieß, wurde jedoch am 17. Juni 1876 in der Schlacht am Rosebud Creek von einer etwa gleich großen Streitmacht aus Sioux- und Cheyennekriegern überrascht und in ein stundenlanges Gefecht verwickelt. Obwohl die Verluste auf beiden Seiten nur gering waren und Crook vermutlich dabei noch weniger Männer verlor als seine Angreifer, war er ob der unerwarteten Stärke des Gegners verunsichert und zog sich wieder zurück. Da sein Vordringen schon am Rosebud Creek gestoppt wurde, konnte er Custers Verband nicht mehr unterstützen. Terry, Gibbon und Custer hatten von den Vorkommnissen am Rosebud Creek keine Ahnung. Ein Spähtrupp fand schließlich Spuren eines großen Indianerzuges in Richtung Little Bighorn Valley. Am Abend des 22. Juni trafen sich die ranghohen Offiziere sich auf der Far West und berieten das weitere Vorgehen. Beschlossen wurde, dass die 7. Kavallerie entlang des Rosebud Creek nach Südwesten in Richtung Little Bighorn-River vorrücken sollte, um dort den aktuellen Aufenthaltsort der Indianer auszukundschaften. Von Custer wurde zum einen von ihm erwartet, dass er nicht auf eigene Faust vor Eintreffen der Hauptstreitmacht losschlug, zum anderen wurde ihm jedoch auch die größtmögliche Handlungsfreiheit im Feld zugestanden. Wahrscheinlich sollte er die Hauptmacht der Indianer aber nur im Rücken umgehen um so ihre Flucht zu verhindern und dann erst einmal abzuwarten. Die ihm von Terry als zusätzliche Verstärkung angebotene Einheit, das 20th Infantry Platoon mit seinen drei Gatling-Repetiergeschützen, lehnte Custer ab. Früher unterstellte man ihm, dass er den Ruhm nicht mit ihnen teilen wollte. Heute neigt man zu der Ansicht, dass Custer befürchtete, dass diese sperrigen, vierspännig auf Protzen gezogenen Waffen mit ihrer Begleitmannschaft von mehr als dreißig – noch dazu nicht berittenen – Infanteristen das Vorgehen seiner Reiter ihn im unwegsamen Gelände nur unnötig behindern würden. Zwar war die 7. Kavallerie mit ihren rund 600 Mann zahlenmäßig unterlegen, aber aufgrund der Ausbildung und Erfahrungen ihrer Soldaten und Offiziere war man sich sicher, dass sie es im Notfall auch mit einem indianischen Gegner von zwei- bis dreifacher Übermacht aufnehmen konnte.
Custer vermutete, dass sich rund 800 Krieger unter Sitting Bull irgendwo entlang des Little Bighorn, im Südosten des US-Bundesstaates Montana, nahe der Grenze zu Wyoming und South Dakota, aufhielten. Ihm war nicht bekannt, dass sich ihnen mittlerweile weitere 1000 Krieger der Hunkpapas, Oglallas, Minneconjous, Yanktonais, Sans Arcs, Blackfoot, Two Kettles, Arapahoes, Cheyenne, Brules und Santees angeschlossen hatten.[10] Wie groß die vereinigte indianische Streitmacht tatsächlich war, wird sich wohl nie mehr genau feststellen lassen. Die damaligen Schätzungen waren oft weit übertrieben und gingen von bis zu 7000 Kriegern aus. Die Fläche der Zeltstadt am Little Bighorn war sehr ausgedehnt, eine Schätzung nach archäologischen Ausgrabungen und anhand der durchschnittlichen Größen von Tipis ergab eine Bewohnerzahl von maximal 10.000 Menschen. Aber die meisten von ihnen dürften Frauen, Kinder und Ältere gewesen sein. Allenfalls waren dort 1.800 – 2.500 kampffähige Krieger anwesend (pro Tipi ca. 2 Krieger.) Von diesen nahmen wohl nicht mehr als 1.200 am Kampf teil.
Schlachtverlauf

Am Morgen oder Mittag des 25. Juni 1876 meldeten die Scouts, dass sie im Tal des Little Bighorn River ein riesiges Zeltlager entdeckt hätten. Anstatt auf Terry und Gibbons Einheiten zu warten, ordnete Custer für den nächsten Tag den Angriff auf die Indianer an. Kurze Zeit später änderte Custer seine Pläne erneut und beschloss noch am selben Tag gegen die rebellischen Stämme vorzugehen. Dies obwohl er weder die nähere Umgebung bzw. das tatsächliche Ausmaß des Lagers kannte und auch keine geeignete Anmarschroute ausgekundschaftet hatte. Das Areal, auf dem der Kampf stattfinden sollte war mit Hügeln und kleinen Schluchten durchzogen, hatte einen Durchmesser von ca. 10 km. und für einen konventionellen Kavallerieangriff nicht geeignet.
Eine wichtige Rolle bei diesen Sinneswandel spielte dabei wohl Custers Befürchtung, dass ihre Anwesenheit den Gegnern längst bekannt und damit auch das für solche Attacken wichtige Überraschungsmoment dahin war. Einige Soldaten hatten zudem kurz zuvor – auf der Suche nach unterwegs verloren gegangenen Essensrationen – zwei Indianerjungen überrascht, die am Boden verstreuten Zwieback aufsammelten, einer der beiden war ihnen jedoch entkommen.[11] Auch die Sorge, dass die Indianer zu früh die Flucht ergreifen – womit der gesamte Feldzug obsolet geworden wäre – könnte für die Entscheidung Custers, sofort zuzuschlagen, ausschlaggebend gewesen sein. Der immer wieder geäußerte Vorwurf, er habe General Terrys Befehl einfach nur aus Ruhmsucht missachtet, ist wohl so nicht mehr haltbar.[12]
Die Strategie
Am frühen Nachmittag teilte Custer die zwölf Kompanien seines Regiments in vier Bataillone auf, diese sollten getrennt und aus verschiedenen Richtungen gegen das Indianerlager vorgehen:
- Major Renos A, G und M-Kompanie (175 Mann) sollten flussabwärts marschieren und die Indianer am Südende des Lagers, d. h. vom anderen Ufer des Little Bighorn, attackieren.
- Captain Benteen erhielt die H, D und K-Kompanie (115 Mann) unterstellt und den Auftrag, die am linken Ufer des Flusses gelegenen Badlands abzusichern.
- Captain McDougall sollte mit der B-Kompanie (136 Mann) die wesentlich langsamer vorrückende Tragtierkolonne schützen.[9]
- Custer selbst wollte mit den restlichen fünf Kompanien (221 Mann) am Nordende des Lagers zuschlagen, spätestens dann, wenn auch Reno mit seiner Attacke begonnen hätte.
Dies war alles im allen eine durchaus bewährte Vorgangsweise der Armee, was freilich jedes Bataillon auch dem Risiko aussetzte, von der geballten Macht des Gegners angegriffen zu werden; wegen der meist im Kampf sehr spontan und chaotisch agierenden Stammeskrieger machte man sich darüber wohl kein weiteres Kopfzerbrechen. Die eindringliche Warnung seines Scouts Bloody Knife seine Streitkräfte im Angesicht so vieler Feinde nicht zu teilen, ignorierte Custer. Er ging in dieser Sache gewissermaßen „nach Leerbuch“ vor, den den Kadetten war in der Militärakademie in West Point beigebracht worden, dass Indianer dem direkten Zusammenprall mit großen Armeeeinheiten in jedem Fall auswichen, da sie in erster Linie darauf bedacht waren ihre Familien in Sicherheit zu bringen, um damit größere Opferzahlen zu vermeiden. Er handelte also dabei keineswegs besonders leichtsinnig (um nicht zu sagen unverantwortlich), aber auch nicht sehr kreativ oder besonders klug. Aufgrund der ihm vorliegenden Informationen und und seiner bisherigen Erfahrungen im Kampf gegen die Indianer dachte er wohl keine andere Wahl zu haben.
Renos Angriff
Um 15:05 Uhr griff Major Reno mit 140 Mann das südliche Ende des Indianerlagers an. Obwohl die Überraschung zunächst gelang, dabei etwa zehn Frauen und Kinder erschossen wurden und viele Dorfbewohner in Panik die Flucht ergriffen, schlugen die Hunkpapa-Sioux (unter Führung von Chief Gall) Renos Männer binnen kürzester Zeit mit voller Härte zurück. Erst eröffneten sie auf der ganzen Linie ein dichtes Gewehrfeuer, dann begannen sie, die linke Flanke der Angreifer, dort stand die M-Kompanie unter Captain Thomas H. French, zu umgehen. Der von dieser massiven Gegenwehr völlig überraschte Reno zog sich rasch in ein am Fluss liegendes Gehölz zurück und ließ absitzen, aber seine Männer wurden auch dort bald wieder heftig bedrängt. Im Zuge dessen soll Häuptling Kicking Bear den Arikaree-Scout Bloody Knife durch einen Kopfschuss getötet haben.[13] Teile seines Gehirns spritzten dabei auf Renos Gesicht, der davon geschockt, überhastet den neuerlichen Rückzug befahl der alsbald in eine wilde und verlustreiche Flucht seiner Soldaten ausartete. Nur die M-Kompanie kämpfte noch hinhaltend. Ungefähr die Hälfte seiner Leute kamen dabei ums Leben, der Rest von ihnen erreichte das Nordufer und zog sich auf einen dahinter liegenden Hügel zurück, wo sie sich wieder sammeln und verschanzen konnten.
Captain Benteen hingegen war in dem ihm zugewiesenen Überwachungsgebiet auf keine Gegner gestoßen und bewegte sich mit seinen drei Kompanien in Richtung Osten wieder auf den Little Bighorn zu. Dort traf er auf Renos übel zugerichtete Abteilung und bezog gemeinsam mit dieser Stellung auf dem später so genannten Reno-Benteen Battlefield. Vom Norden her, dort wo Custer vermutet wurde, war inzwischen heftiges Gewehrfeuer und eine riesige Staubwolke auszumachen. Kurz zuvor hatte Benteen durch einen Kurier den Befehl erhalten, so schnell wie möglich zu Custers Truppe aufzuschließen (Wortlaut: “Benteen. Come on, Big Village, Be quick, Bring packs. P.S. Bring packs.”), um ihn bei seinem Abwehrkampf zu unterstützen und vor allem weitere, dringend benötigte Munition heranzuschaffen. Benteen führte diesen jedoch nicht mehr aus, da er vom ranghöheren Reno angewiesen wurde, stattdessen ihm gegen den bevorstehenden Großangriff der Indianer beizustehen. Letzterer war nach den damals geltenden Armee-Regularien auch berechtigt, den Befehl seines Vorgesetzten aufgrund der prekären Lage vor Ort außer Kraft zu setzen. Auch die Sioux hatten mittlerweile den Gefechtslärm bemerkt, einige saßen wieder auf und sprengten in Richtung Norden davon.[11]
Custers Angriff



Custers fünf Kompanien – C, E, F, I und L – waren zuvor auf einer Hügelkette am Nordufer gegen das Indianerdorf vorgerückt. Die Soldaten der F und I-Kompanie ritten einen Hohlweg entlang hinunter zum Flussufer, wurden dort aber bald von Siouxkriegern gestoppt und heftig attackiert. Sie zogen sich daher rasch wieder zurück vereinten sich wieder mit Custers Hauptmacht. In Unkenntnis der Schlappe die Reno seinerseits bei seinem Angriff erlitten hatte, griffen Custers Männer nun von ihrem Standort östlich des Flusses erneut an, doch wegen des sumpfigen und unwegsamen Geländes am Flussufer konnten sie keine weit auseinandergezogene Kavallerieattacke entfalten. Custers ursprünglicher Plan, das Dorf zu umgehen, um seine Verteidiger von Norden her in die Zange zu nehmen schlug fehl, vor allem wegen seiner Unkenntnis über die tatsächlichen Ausmaße des Lagers, das sich über eine Länge von 4 km erstreckte. Anstatt seinem nördlichen Ende hatte er erst den Mittelteil erreicht, der noch zusätzlich durch den Fluss geschützt war. Die meisten seiner Soldaten fanden zudem in der Hitze des Gefechts keine festen Wege durch das versumpfte Gelände. Ob es einigen von ihnen überhaupt gelang bis ins Dorf vorzudringen, ist unklar und auch der Plan, sich zuerst der Frauen und Kinder zu bemächtigen, war damit gescheitert.[9]
Indessen stürmten immer mehr Indianerkrieger heran und im Gegensatz zu Custers Leuten waren sie mit dem Terrain hervorragend vertraut. Custer erkannte, dass sie diesem massiven Angriff nicht lange standhalten konnten. Es folgte zunächst ein geordneter Rückzug der aber bald in eine heillose Flucht auf die Hügel ausartete. Eine vernichtende Salve nach der anderen schlug dabei in die dicht gedrängten Menschen- und Pferdeleiber, zudem deckte ein Pfeilregen die um ihr Leben rennenden Soldaten ein. Custer befahl der I und F-Kompanie unter den Captains George W. Yates und Miles W. Keogh, seine Absetzbewegung vom Feind zu decken. Hierzu ließen sie ihre Einheiten absitzen, aber sie wurden schon nach kurzer Gegenwehr von nun auch aus dem Süden heranströmenden Indianern zurückgeworfen und vor sich hergetrieben. Ob es sich dabei um Galls aus dem Gefecht am Reno Hill abgezogenen Hunkpapa-Sioux handelte, ist nicht bekannt. Captain Keoghs F-Kompanie bildete am Calhoun Hill (rechter Flügel) eine neue Gefechtslinie, wurde aber nach kurzen Kampf von den Indianern überrannt. Den 20 Überlebenden gelang es danach auf den Custer Hill zu flüchten. Die Oglala- und Cheyennekrieger unter Crazy Horse und Two Moons umgingen indessen Custers Auffangstellung (linker Flügel) im Norden und suchten dann Deckung hinter Beifußsträuchern und Geländeeinschnitten. Sie griffen jedoch nicht frontal an, sondern feuerten von dort aus unaufhörlich auf die völlig freistehenden oder noch auf ihren Pferden sitzenden Soldaten, die so den Angreifern ein leichtes Ziel boten. Damit saßen nun auch Custer und seine Männer, von allen Seiten umzingelt, endgültig in der Falle, ein Ausbruch aus dem Custer Battlefield war – ohne massive Intervention von außen – unmöglich geworden. Zudem griffen nun auch die Squaws in den Kampf ein, sie schwenkten schreiend große Tücher über ihren Köpfen und verscheuchten so die meisten der Reitpferde mit den Munitionsvorräten der Kavalleristen.[11]
Die letzte Schlacht

Custers Männer standen auf den Hügeln hunderten von vor Wut rasenden Kriegern gegenüber die einen nach dem anderen von ihnen abzuschlachten. Die Historiker glauben, dass einige Soldaten von ihren Pferden absprangen und versuchten im allgemeinen Chaos durch die Linien der Indianer zu gelangen um so doch noch dem Gemetzel zu entkommen, oder eine besser gedeckte Stellung zu erreichen. Dies lassen einige vor Ort ausgegrabene Kugeln annehmen, die aus den selben Waffen (Springfield Karabiner) abgefeuert wurden, und sowohl am Calhoun-, als auch am Custer-Hill gefunden wurden.[Anm 3] Anfangs kämpften die Soldaten noch ordnungsgemäß in Gefechtslinie (skirmish line) doch schon bald lösten sich diese in immer kleinere, voneinander isoliert kämpfende Widerstandsnester auf, die aus allen Richtungen von der mittlerweile erdrückenden Übermacht der Indianer überrannt und nacheinander ausgeschaltet wurden. Auch die höhere Schussfolge der Pfeilbögen trug zur raschen Dezimierung von Custers Männern bei. So wurden binnen kürzester Zeit alle fünf Kompanien wurden bis auf den letzten Mann aufgerieben. Die verzeifelten Kavalleristen erschossen zuletzt auch die ihnen noch verbliebenen Pferde um hinter ihren Kadavern besseren Schutz vor dem dichten Geschosshagel zu finden. 14 von 30 Augenzeugenberichten behaupten, dass einige Soldaten sogar Suizid begingen, um nicht lebend in die Hände des Gegners zu fallen. Etwa 28 Männern (unter ihnen der Scout Mitch Bouyer) gelang es noch in eine Schlucht (Deep Ravine) nahe am Fluss zu fliehen, sie wurden dort aber ebenfalls bald von den Indianern eingeholt und gnadenlos niedergemacht.[Anm 4]
Custer wurde mit ungefähr 40 seiner Männer auf einer kleinen Anhöhe, heute bekannt als Custers Last Stand zusammengedrängt und fand dort sein Ende. Wie er genau ums Leben kam ist nach so langer Zeit nicht mehr zu klären, konstatiert der Historiker Miloslav Stingl. Alle Augenzeugenberichte über seinen Tod stützen sich auf die Erzählungen von Indianerkriegern, die sich noch dazu beträchtlich voneinander unterscheiden. Einige behaupteten, dass Custer vom Häuptling White Bull getötet worden sei. Er habe ihn vom Pferd gerissen, und als der sich, verwundet, mit seinem Revolver noch zur Wehr setzen wollte, habe ihm der Häuptling die Waffe entrissen und damit erschossen.[14] Ein Arapaho-Krieger schilderte später, dass eine Kugel Custer an der Seite getroffen hätte. Er fiel zuerst auf seine Hände und Knie, setzte sich dann auf dem Boden und beobachtete teilnahmslos die Tragödie die sich um ihn herum abspielte während ein Blutfaden aus seinem Mund rann. Schließlich hätten sich mehrere Krieger auf ihn gestürzt, angeblich wurde er zusammen mit seinem Bruder, Captain Thomas Custer, eigenhändig vom Sioux Häuptling Rain in the Face (laut dessen Aussage) getötet.[11][15] Es ist auch unklar, ob seine Kopfwunde tödlich war, oder ob sie ihm vor oder erst nach seinem Tod zugefügt wurde. Wer auch immer von den Indianern Custer erschossen hat, in der Hitze des Gefechts ist es unwahrscheinlich, dass ihm bewusst war gerade den populärsten General der „Bleichgesichter“ getötet zu haben.
Viele der Leichen wurden von den Indianern im Siegesrausch mit Beilen und Messern entsetzlich verstümmelt und skalpiert[Anm 5], Thomas Custer wurde sein Herz aus dem Leib geschnitten, der Schädel zertrümmert und sein Leichnam mit Pfeilen gespickt. Custers Adjutanten, Lieutenant William Cooke, wurde sein imposanter Backenbart samt Haut vom Gesicht abgetrennt. Sie taten dies, weil sie glaubten, die Seelen entstellter Körper seien dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit auf der Erde zu wandeln. Custers Leiche wies bei seiner Bergung drei Schusswunden auf, ein an der linken Schläfe, in der Brust und am rechten Unterarm. Nachträglich waren ihm noch seine Trommelfelle durchstochen[Anm 6] und ein Glied des linken kleinen Fingers abgetrennt worden. Zu den Gefallenen zählte auch sein Neffe (und Forage master des Regiments) Boston Custer. Um 17:30 Uhr war die heiße Phase des Kampfes beendet und die Plünderung des Schlachtfeldes begann.[11]
Die Belagerung der Reno-Benteen-Stellung
Die Schlacht am Little Big Horn endete jedoch nicht mit dem Massaker an Custers Männern. Die Ureinwohner gruppierten sich danach rasch um und konzentrierten sich auf die Belagerung der Bataillone unter Reno und Benteen. Obwohl sie von ihrer Position aus den Gefechtslärm deutlich hören konnten, hatten die beiden Offiziere vom tragischen Schicksal Custers und seiner Männer auch weiterhin keine Kenntnis. Nachdem auch noch Captain Thomas M. McDougall mit seiner B-Kompanie und der Maultierkolonne des Versorgungszuges dazugestoßen war, versuchten zwei Offiziere, Thomas B. Weir und Edward S. Godfreye, mit ihren Soldaten die Lage aufzuklären und zu Custer durchzubrechen. Sie zogen, von Reno und Benteen nur widerwillig toleriert, zur Verstärkung ihres Stoßtrupps noch zusätzlich Männer aus der Verteidigungslinie ab. Am sogenannten Weir Point angelangt, wurden sie aber von aus Richtung Norden heranstürmenden Indianern rasch wieder vertrieben und mussten sich wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückziehen. Dies hatte zur Folge, dass bald immer mehr Indianer ihre völlig offene und deshalb nur schwer zu verteidigende Stellung belagerten aber keinen Versuch unternahmen diese auch zu stürmen. Sie töteten oder verwundeten stattdessen im Lauf der nächsten Stunden elf der insgesamt 350 Verteidiger mit Schüssen aus der Distanz. Im Zentrum des Reno Hill wurde ein Verwundetennest eingerichtet, das mit Trossmaterial und Pferdekadaver notdürftig geschützt wurde. Mit aufgespaltenen Feldflaschen versuchten einige der Soldaten auch Gruben in den Boden zu graben, um sich etwas besser vor dem Kugelhagel der Indianer zu schützen.[16] Nachdem sie den ersten Tag der Belagerung ohne weitere Verluste überstanden hatten, beobachteten die Soldaten im Tal die nächtlichen, von Freudenschüssen begleiteten Kriegstänze der Indianer. Freiwilligen der in der Nähe des Flusses (etwa 300 Meter) liegenden H und M-Kompanie gelang es in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni ihre Kameraden mit Frischwasser zu versorgen. Dies war nur möglich, da sie durch einen Geländeeinschnitt, die Water Carrier Ravine, einigermaßen gedeckt zum Ufer kriechen konnten. Dabei bewies vor allem der deutschstämmige Kavallerist Charles Windolph seine große Tapferkeit, er wurde dafür noch auf dem Schlachtfeld von Captain Benteen zum Sergeant befördert und erhielt etwas später auch die Medal of Honor verliehen. Am Morgen des 26. Juni setzten die Indianer ihren Beschuss fort, doch am späten Nachmittag zogen sie sich plötzlich zurück, brachen ihr Lager ab und zerstreuten sich in kleine, Richtung Süden absetzte Gruppen. In der Nacht auf den 27. Juni dehnten Reno und Benteen ihre Schützenlinie bis zum Flussufer aus, begruben ihre Toten und bereiteten sich auf eine eventuelle Rückkehr der Indianer vor.[11]
Am darauffolgenden Tag trafen, aus dem Norden kommend, die Entsatzeinheiten der 2. Kavallerie unter Terry und Gibbon am Schauplatz des Geschehens ein und begannen unverzüglich mit der Suche nach Custers Einheit. Der Legende nach wurde von den Soldaten nur noch Captain Miles W. Keoghs Mustang, Comanche, lebend auf dem Schlachtfeld vorgefunden;[Anm 7] dieses wurde nach Ausheilung seiner schweren Verletzungen in den „Ruhestand“ versetzt und noch Jahre später gesattelt als Maskottchen bei Regimentsdefilles vorgeführt.[17]
Nachbetrachtung
In weniger als einer Stunde hatten die Sioux und Cheyenne den Kampf für sich entschieden und alle Weißen am Custer-Hill getötet. Die volle Verantwortung für das Desaster vom 25. Juni 1876 ist daher zweifellos Custer zuzuschreiben. Er hatte ohne zusätzliche Aufklärung seine Streitmacht aufgesplittert und weit auseinandergezogen, sodass eine gegenseitige und rasche Unterstützung der einzelnen Kampfgruppen nicht mehr möglich war. Seine Risikofreude und Neigung zu Spontanentscheidungen, die im Sezessionskrieg noch seine große Stärke als Reiterführer gewesen war, kosteten ihn und seinen Männern am Little Bighorn das Leben. Zusammenfassend betrachtet handelte es sich dabei noch dazu nur um ein Vorhutgefecht, ausgetragen von allenfalls 2500 Kombattanten, das auf den militärischen Verlauf der Strafexpedition keinen entscheidenden Einfluss hatte. Auch Archäologen konnten den Ablauf der Schlacht rekonstruieren und wiesen Custer schwere strategische Fehler nach.
Trotzdem bewies dieses Ereignis einmal mehr, dass die Ureinwohner der modernen Kriegsmaschinerie der Weißen auf Dauer nicht gewachsen waren und sie vor allem nicht strategisch dachten. Nach der Vernichtung von Custers Männern noch hochmotiviert und vereint, hätten sie (theoretisch) die Gunst der Stunde nutzen können und neben dem Rest der 7th Cavalery am Rino Hill, auch noch Terrys und Gibbons heranrückende Truppen zernieren, oder zumindest in die Flucht schlagen können, was ihren Triumph vollkommen gemacht hätte. Aber stattdessen setzten sie sich plötzlich ab und zerstreuten sich wieder in alle Winde. Als erster und einzig nennenswerter Erfolg der Natives in offener Feldschlacht gegen US-Truppen hat dieser epische Kampf dennoch auch für deren Nachfahren immer noch eine hohe Symbolkraft.[18]
Dieser Sieg wurde ihnen jedoch zugleich zum Verhängnis. Nach der Schlacht machte die US-Army gnadenlos Jagd auf die flüchtigen Indianer, deren Koalition rasch zerfiel. Im Spätsommer von 1876 wurden 3.000 Sioux am Tongue River von den Truppen unter General Terry gefangen genommen. Die letzten Sioux kapitulierten am 31. Oktober, wonach die Mehrheit von ihnen wieder in ihre Reservationen zurückkehrte. Die Stammesgruppen unter Sitting Bull, Crazy Horse und Gall weigerten sich jedoch, wieder in die Reservationen abgeschoben zu werden. Crazy Horse wurde durch Spotted Tail von General Crook zugesichert, dass ihm und seinen Leuten ein eigenes Reservat am Powder River zugewiesen würde. Am 5. Mai 1877 erschien sein abgekämpftes und hungerndes Volk vor Fort Robinson, Nebraska, um sich zu ergaben. Crazy Horse wurde schon kurz danach bei einem Fluchtversuch von einem Wachsoldaten getötet. Sitting Bull floh nach Kanada und kehrte erst Jahre später in die USA zurück, 1890 wurde auch er ermordet.[15]
Bewaffnung



Soldaten
Die Kavalleristen führten einschüssige Karabiner vom Typ Springfield Modell 1873 Trapdoor Kaliber .45-70 Government, die bei intensivem Gebrauch durch die Schwarzpulverrückstände häufig Ladehemmungen hatten. Der Ladevorgang war verhältnismäßig zeitaufwändig, da die Waffe nach jedem Schuss abgesetzt werden musste.
Um die Waffe neu zu laden, musste zuerst die Verschlussklappe am Gewehr geöffnet, die leere Hülse entfernt, eine Patrone aus der Patronentasche entnommen und in das Patronenlager eingeführt werden. Danach musste das Patronenlager wieder verriegelt und der Abzug in die schussbereite Stellung gespannt werden, umgekehrt wirkte er als Sicherung und verhinderte so einen unbeabsichtigten Abschuss. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil dieser Karabiner war die hohe Reichweite und Durchschlagskraft ihrer Geschosse. Sie waren aber in dieser Schlacht ohne entscheidende Bedeutung, da die überwiegend berittenen Indianer die Distanz zum Gegner sehr schnell überwinden konnten und hastig und unter hohem Stress abgegebene Schüsse auf große Entfernung bei den damaligen einfachen Visiereinrichtungen selten trafen. Als Zweitwaffen führten die Soldaten sechsschüssige Colt-Revolver. Die Säbel wurden bei diesem Kriegszug nicht mitgeführt, Custer befürchtete, das ihr metallisches Klappern beim Reiten die feindlichen Späher vorzeitig warnen könnte. Custer und andere Offiziere besaßen neben dem Colt auch individuelle Modelle von Faustfeuerwaffen. Moderne Repetiergewehre standen nicht zur Verfügung.
Indianer
Das größte Manko der Ureinwohner war ihre waffentechnische Unterlegenheit. Viele kämpften noch mit Lanze, Messer, Steinbeil oder Pfeil und Bogen. Oft genug verfügten sie aber auch über Gewehre und Revolver, die sie erbeutet oder von Händlern erworben hatten. Viele dieser Waffen waren veraltet oder hatten unter der wenig sachkundigen Behandlung ihrer Besitzer stark gelitten. Aber es waren auch Repetiergewehre darunter, die den Standardwaffen der amerikanischen Truppen an Feuerkraft überlegen waren. Ein Vorteil für die angreifenden Indianer am Little Bighorn bestand darin, dass ein Teil von ihnen, man nimmt etwa 200 Krieger an, mit mehrschüssigen Repetiergewehren der Hersteller Spencer, Henry und Winchester (für Pistolenmunition geeignet) ausgerüstet waren. Diese Waffen waren für eine viel schnellere Schussfolge ausgelegt als die Karabiner der Kavallerie; sie luden die Patronen aus nicht wechselbaren Magazinen und waren nach jedem Schuss sofort wieder feuerbereit. Ihre mittlere Reichweite war am Little Bighorn kein Nachteil, da die Indianer auf ihren Pferden im Kampf sehr schnell und beweglich waren. Diese Waffen mussten zum Laden auch nicht abgesetzt werden, man konnte daher Schüsse in rascher Abfolge abgeben. Dazu kamen verschiedene einschüssige Hinterlader, alte Vorderladergewehre und noch einige Perkussionsrevolver. Nach Analyse der vor Ort gefundenen Kugeln kam man zu dem Schluss, dass die Indianer am Custer Hill ein sehr breites Spektrum von Schusswaffen verwendet hatten (wahrscheinlich bis zu 47 verschiedene Modelle). Etwa die Hälfte der Indianer war noch mit Pfeil und Bogen bewaffnet. Auch diese erlaubten ihren Reitern bis auf mittlere Distanz eine hohe Treffsicherheit und Schussfolge. Dazu kamen die traditionellen Nahkampfwaffen wie Messer, Streitkeulen und -äxte, denen ebenfalls eine hohe Zahl von Custers Soldaten zum Opfer fielen.
Die Indianer nahmen nach der Schlacht alles an sich, was für sie von Wert sein konnte, auch die leeren Patronenhülsen um sie wieder neu aufzuladen. Durch Tauschhandel mit den Siedlern entlang der großen Trails erwarben sie nicht nur Waffen, sondern auch Zubehör wie Schießpulver, Blei, Zündhütchen und Werkzeug zum Laden von leergeschossenen Hülsen. Laut Augenzeugenberichten sammelten sie nach Schießübungen sogar die deformierten Bleikugeln zum neuerlichen Einschmelzen wieder ein. Mit der Zeit wurden die Indianer so zu ausgewiesenen Experten im Kugelgießen.[19]
Verluste
Das 7. US-Kavallerie-Regiment verlor während der Kämpfe am 25./26. Juni 1876 am Little Bighorn 14 Offiziere, einen Assistenzarzt, 247 Soldaten, fünf Zivilisten und drei Indianer-Kundschafter. 52 wurden verwundet.
- Custers Bataillon verlor 204 Offiziere, Soldaten und Kundschafter.
- Reno verlor 44 Offiziere, Soldaten, Kundschafter und hatte 19 Verwundete, davon drei Offiziere, 29 Soldaten und zwei Kundschafter (beim Angriff auf das Dorf und beim anschließenden Rückzug).
- Benteen verlor elf Soldaten und hatte 22 Verwundete.
- McDougall verlor fünf Soldaten und hatte sieben Verwundete.
Die Gefallenen wurden rasch vor Ort beerdigt, die Schwerverwundeten wurden auf von Maultieren getragenen improvisierten Tragbahren zu dem in der Nähe ankernden Versorgungsschiff Far West gebracht und ins Lazarett nach Fort Abraham Lincoln abtransportiert.
Als gesichert gilt, dass auf dem Schlachtfeld erheblich weniger Indianer gefallen waren als US-Soldaten; wie viele von ihnen später noch ihren Verwundungen erlagen und über ihre tatsächlichen Verluste herrscht insgesamt kein Konsens. Angaben über getötete Krieger reichen von lediglich 36 bis zu 136 Kriegern. Vielfach werden die niedrigsten indianischen Verlustangaben aufgegriffen und etwa 40 tote und etwa 80 verwundete Krieger angenommen. Hinzu kommen die etwa zehn wehrlosen Frauen und Kinder, die Renos Angriff zum Opfer fielen. Obwohl die Verluste der Prärie-Indianer im Vergleich zu denen der US-Armee somit relativ niedrig wären, stellen auch diese, deren Völker meist nur wenige Tausend Menschen zählten, schmerzhafte Verluste dar, die sie im Gegensatz zu den Streitkräften der USA nicht mehr ersetzen konnten. Es herrschte am Abend nach der Schlacht unter den Indianern daher wohl kaum Siegesstimmung.
Schlachtfeldforensik


Die meisten Toten wurden offensichtlich nur notdürftig verscharrt und deren Gräber mit Holzpflöcken markiert. Soweit sie noch vor Ort identifiziert werden konnten, wurden ihre persönlichen Daten auf kleine Zettel notiert die man in leere Patronenhülsen steckte und neben sie ins Grab legte. Das Grab Custers soll nach Angaben der Beteiligten 46 cm tief (etwas tiefer als die der übrigen Soldaten) gewesen sein und breit genug um neben ihn auch seinen Bruder Thomas zu bestatten. Bevor das Grab wieder zugeschaufelt wurde bedeckte man die beiden prominenten Toten noch mit einer Decke und einigen Zeltplanen. Abschließend wurde noch ein indianischer Travois darübergelegt und mit Steinen beschwert um das Grab besser vor Aasfressern zu schützen.[11]
1877 bargen Angehörige der 7. Kavallerie Custers Überreste und die seiner Offiziere. Custers Knochen sollten in West Point erneut bestattet werden. Viele der Gebeine waren aber inzwischen schon von Aasfressern ausgescharrt und in alle Winde zerstreut worden, da die hastig ausgehobenen Gräber viel zu flach angelegt waren. In den folgenden Jahren berichteten Besucher, dass einige der Gedenktafeln umgeworfen und dort wohl auch Grabräuber ihr Unwesen getrieben hatten. 1881 wurde im Auftrag der Regierung erneut ein Bergungskommando in Marsch gesetzt, um die mittlerweile überallhin verstreuten Knochen einzusammeln und etwas würdevoller in einem Gemeinschaftsgrab zu bestatten. Heute steht darüber ein etwas klobiger geratener Gedenkstein aus Granit in dem die Namen der Gefallenen eingemeißelt sind. Einzelne nummerierte Gedenktafeln kennzeichnen zudem die Positionen an denen die Soldaten gefunden wurden, bzw. gefallen waren, es ist bislang das einzige Schlachtfeld mit dieser Art von Markierungen. In den nächsten 100 Jahren wurden aber dennoch immer wieder Gebeine in den umliegenden Hügeln aufgefunden, sofern sie nicht als Schlachtfeld-Souvenir verschleppt wurden, brachte man sie in das Depot des örtlichen Museums, heute eine nationale Gedenkstätte der USA.[20]
Im August 1983 legte ein Steppenfeuer auf dem ehemaligen Schlachtfeld weitere Knochen von Custers Soldaten frei, die dort seit 107 Jahren unentdeckt gelegen hatten. In der Nähe der Gedenktafeln 33 und 34 stießen Archäologen auf einen aus den Boden ragenden menschlichen Knochen, genau an jener Stelle (Deep Ravine Trail), wo vermutlich 20 oder 30 von Custers Männern getötet und bestattet worden waren. 1984 wurden die Stelle von einem Archäologenteam des National Park Service genauer untersucht und die dort aufgefundenen Knochenfragmente anthropologisch analysiert. Bei über 40 Prozent von Custers Soldaten handelte es sich um Einwanderer aus Deutschland, England und Irland, 28 Iren, 27 Deutsche und 16 Briten. Drei seiner Männer waren indigener Herkunft (vom Stamm der Crow-Indianer) und dienten ihm als Scouts. Unter den Toten war auch ein Afroamerikaner, Isaiah Dorman, der als Übersetzer arbeitete. Anhand der im Museum lagernden Knochen konnte einer von Custers Soldaten vom renommierten Anthropologen Clyde Snow noch nachträglich identifiziert werden. Es handelte sich dabei um Mitch Bouyer, ein Indo-Franzose der ebenfalls als Scout in der 7. Kavallerie gedient hatte. Er war zum Zeitpunkt seines Todes 21 Jahre alt, durch zwei Schüsse in die Brust und Unterleib getötet und danach mit einem Beil zerhackt worden. Da noch ein zeitgenössisches Foto von ihm existiert konnte seine Identität mittels Überblendung seines Schädelfragments durch das Nebraska Educational Television Team auch auf diesem Weg bestätigt werden. Einige Berichte über den Auffindungsort der Toten wurden nun in Zweifel gezogen, nachdem soll Bouyer nämlich an einer ganz anderen Stelle getötet worden sein.
Clyde Snow studierte daraufhin auch die Aufzeichnungen über Exhumierung und Überführung von Custers Überresten nach West Point noch etwas genauer. Nach Aussage des daran beteiligten (leitenden) Sergeant John Ryan wurden diese angeblich mit besonderer Sorgfalt durchgeführt. Das Grab, das man 1877 zuerst öffnete, enthielt aber nur einen Leichnam. Zudem stand auf der darin befindlichen Uniformbluse der Name eines Unteroffiziers. Also öffnete man ein weiteres Grab, das aber nur einen Schädel, mehrere Rippen und einen Oberschenkelknochen enthielt. Außerdem wurden keinerlei Reste der Zeltplanen, der Decke oder des Transportgestells vorgefunden. Obwohl einige Mitglieder der Bergungsmannschaft ihre berechtigten Zweifel hatten, wurden die Knochen trotzdem als die Custers deklariert und nach West Pont geschafft. Es ist daher, laut Clyde Snow, gut möglich, dass Custers Überreste in Wahrheit im 1881 angelegten Massengrab beigesetzt wurden und daher nicht in seinem offiziellen Ehrengrab in West Point liegen können.[21]
Reflexionen

George Armstrong Custer, der General mit dem langen blonden Haar, von den Indianern „Long Hair“ genannt, galt lange Zeit als Nationalheld und Märtyrer der Zivilisation, der bis zur letzten Kugel bei seinen Männern am Hügel über dem Little Bighorn River ausgeharrt hatte. Die Nachricht von der Vernichtung von Custers Truppe erreichte die Ostküste der Vereinigten Staaten erst unmittelbar nach der Feier zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung am 4. Juli 1876. Die peinliche Schlappe wurde zu „Custers letztem Gefecht“ hochstilisiert – in Wahrheit hatten seine Soldaten durch den überhastet angeordneten Frontalangriff nie eine reelle Chance gegen eine derartige Übermacht gehabt. Auf beharrliches Betreiben von Custers Witwe Elisabeth ging die selbstverschuldete Niederlage als Kampf eines heldenhaften und aufrechten Offiziers gegen die „Wilden“ in die US-Geschichte ein.[3] Eine Brauerei nutzte ebenfalls diesen Mythos und ließ in 150.000 Saloons das Bild des fotogenen Generals aushängen.
Unmittelbar nach der den Ereignissen verfasste, vor Pathos und alternativen Fakten triefende Zeitungsberichte verklärten ihn und sein Regiment zum Mythos:
„Wie eine starke Eiche, vom Blitzschlag getroffen, (...) so sei er gefallen. Aber wie die sich windenden Zweige reckte er sich wieder und tötete (...) drei weitere Indianer und zerbrach sein mächtiges Schwert auf der Muskete des vierten. Dann (...) fiel er zurück, das Opfer dutzender Wunden.“
Dass Custer in Wahrheit gar kein „Schwert“ mitgeführt hatte und seine Leiche nicht mehr als drei Wunden aufgewiesen hatte, auch dass kein weißer Augenzeuge die Katastrophe überlebt hatte, störte dabei kaum jemanden. Aber es gab auch Berichte von Zeitzeugen, die Custer als militärischen Karrieristen brandmarkten, dem – damit allerdings dem damaligen Zeitgeist entsprechend – jedwedes Unrechtsbewusstsein beim ungleichen Kampf gegen die nordamerikanischen Ureinwohner gefehlt habe.
Dem General wurde zehn Jahre später am Ort der Schlacht ein Denkmal errichtet, das „Custer Battlefield Memorial“. Im Sommer 1926, zum 50. Jahrestag der Schlacht, fand als Medienereignis ein „Versöhnungsfest“ auf dem ehemaligen Schlachtfeld statt, zu dem Historiker und in den Reservaten lebende Häuptlinge als Gäste eingeladen wurden. Zuschauer aus allen Teilen des Landes wurden mit ermäßigten „General-Custer-Bahn-Tickets“ angelockt. Einer der Ehrengäste war der (im Gegensatz zu den meisten anderen Lakota) frei in Kanada lebende Enkel von Sitting Bull. 1926 war in der breiten Öffentlichkeit fast nichts mehr über die Schlacht bekannt, und auch die Lakota hüllten sich darüber in Schweigen. Von Sitting Bulls Enkel erhoffte man sich aus Anlass des Jahrestages einige Einzelheiten zum Verlauf. Tatsächlich jedoch war sein Auftritt in Bezug auf die Öffentlichkeitsarbeit ein Desaster für die Veranstalter, das in der Presse keinen Widerhall fand.
Der Enkel Sitting Bulls legte ein Bündel Dollarscheine auf das Rednerpult und bemerkte hierzu folgendes:
„Die weißen Männer, die mich hierher geladen haben, haben mich gebeten, einige versöhnliche Worte zu sagen. Ich kann den weißen Männern, die von mir für Dollars versöhnliche Worte zu hören wünschen, solche Worte nicht sagen. Damit würde ich das Andenken meines Großvaters schänden. Ich gebe das Geld zurück. Es liegt hier. Wer es haben will, kann es sich nehmen. Das sind die Worte eines freien Lakota, der in Kanada wohnt und sein Leben mit seiner Hände Arbeit verdient.“
Heute wird versucht, insbesondere durch archäologische Untersuchungen vor Ort und Studium aller verfügbaren Quellen, den historisch genauen Ablauf der Ereignisse zu rekonstruieren. Zunehmend erweisen sich dabei die Überlieferungen der Nachfahren der beteiligten Stämme als größtenteils zutreffend. Die Schlacht war demnach kein heldenhafter und ehrenhafter Kampf für ein hehres Ziel, wie in unzähligen Schriften und Spielfilmen suggeriert wird, sondern ein (vermeidbares) rücksichtsloses und brutales Abschlachten von demoralisierten Soldaten in aussichtsloser Lage. Seit auch die Behandlung der Ureinwohner bei der Eroberung Amerikas mittlerweile in der breiten Bevölkerung als großes Unrecht begriffen wird, hat sich seit dem Ende des 20. Jahrhunderts die, in großen Teilen überkommene, Interpretation dieser Schlacht am und das Image des „General Custer“ fundamental gewandelt. Die legendäre Schlacht markiert aber auch das Ende der Eigenständigkeit der vielfältigen Indianerkulturen Nordamerikas.
National Monument
Seit 1879 ist der Schauplatz der Schlacht als National Cemetery (Nationalfriedhof) ausgewiesen, seit 1940 untersteht er dem National Park Service, und seit 1946 ist er eine Gedenkstätte im Rang eines National Monuments. Zwischen 1999 und 2003 wurden im „Little Bighorn Battlefield National Monument“ auch Denkmäler für gefallene Indianerkrieger enthüllt. Gegenüber dem Denkmal für die gefallenen Soldaten, unter dem nach offiziellen Angaben ca. 220 Soldaten bestattet sind, steht seit 2003 das sog. Indian Monument, das an die gefallenen Indianer und an die indigenen Scouts, die in der 7. Kavallerie gedient hatten, erinnern soll. Seit einigen Jahren stehen auch rote Marmorsteine zum Gedenken an einzelne getötete Krieger auf dem Schlachtfeld – es sind demnach damals etwa 60 Indianer ums Leben gekommen. Neben dem Schlachtfeld, das in den 1990er Jahren auf Initiative des damaligen indigenen Senators Nighthorse Campbell von „Custer Battlefield“ in „Little Big Horn Battlefield“ umgetauft wurde, liegt der „Custer National Cemetery“, auf dem u. a. Marcus Reno, einige der Crow-Scouts der 7. Kavallerie, und Soldaten aus Ford Fetterman, die unter General Crook im Kampf gegen Red Clouds Krieger am Bozeman Trail starben. Ferner wurde sogar ein Gedenkstein für die getöteten Kavalleriepferde aufgestellt.
Aufarbeitung der Schlacht in Filmen
Die Schlacht wurde in zahlreichen Filmen nachinszeniert, und dabei wurde Custers Rolle in diesem Drama sehr unterschiedlich bewertet. Häufig wird dabei sein heldenhafter Kampf gegen eine Übermacht von blutrünstigen Wilden in den Vordergrund gestellt. Sein forsches und eigenmächtiges Vorrücken, das diese Niederlage erst ermöglichte, wird mal als mutig, mal als fatale Selbstüberschätzung gewertet. In Arthur Pens Little Big Man werden vor allem Custers negativen Charaktereigenschaften, seine Brutalität und Ignoranz hervorgehoben. Der Vorstoß mit viel zu wenig Männern sei ein bewusst einkalkulierter Schritt gewesen, da er auf einem leichten und raschen Sieg über die Indianer hoffte, mit dem Ziel im Volk populär genug zu werden, um dann bei den nächsten Wahlen als Präsident der Vereinigten Staaten kandidieren zu können.
In jedem Film kommt zudem die Schlussszene am Last Stand Hill vor, in der Custer als Letzter fällt, mal heldenhaft, mal zerknirscht, in Little Big Man wird Custer sogar als zynischer Verrückter dargestellt. 1991 entstand der zweiteilige Fernsehspielfilm General Custers letzte Schlacht (Son of the Morning Star). Der Regisseur Mike Robe bemüht sich hierbei um eine historisch authentische Darstellung der Geschehnisse am Little Bighorn und berücksichtigt dabei auch insbesonders die Beweggründe der Indianer für ihren Kampf gegen die weißen Landräuber, die (aus Profitgier) nach und nach ihre Lebensgrundlagen und einzigartige Kultur zerstörten.
Siehe auch
Literatur
- Debra Buchholtz: Battle of the Greasy Grass/Little Bighorn: Custer’s Last Stand in Memory, History, and Popular Culture. Taylor and Francis, Hoboken 2013, ISBN 978-1-136-30049-3.
- Holger Bütow: George Armstrong Custer: Der Tod eines Medienstars. In: Militärgeschichte – Zeitschrift für historische Bildung, 4/2007, S. 18–21. PDF
- Evan S. Connell: Son of the Morning Star. Custer and the Little Bighorn. New York 1985.
- Patty Frank: Die Indianerschlacht am Little Big Horn. Deutscher Militärverlag (DDR), 1968.
- Ulrich van der Heyden: Kampf um die Prärie. Der Freiheitskampf der nordamerikanischen Prärieindianer. Berlin 1990.
- Ulrich van der Heyden: Die Indianerschlacht am Little Big Horn im Juni 1876, in: Militärgeschichte, Nr. 5, Berlin 1985, S. 433f.
- Douglas D. Scott & Melissa Connor: Context Delicti: Archaeological Context in Forensic Work. In: Haglund, W.D. & Sorg, M.H. (eds.): Forensic Taphonomy: The Postmortem Fate of Human Remains. CRC Press, Boca Raton 1997, S. 27–38.
- John Okute Sica: Das Wunder vom Little Bighorn – Erzählungen aus der Welt der alten Lakota. Palisander Verlag, 1. Auflage 2009, ISBN 978-3-938305-10-2. Enthält u. a. einen Zyklus aus Erzählungen, die die Schlacht am Little Bighorn aus Sicht der Lakota beschreiben.
- Saul David: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte. Heyne, 2001, ISBN 3-453-86127-2.
- Richard A. Fox: Archaeology, History, and Custer’s Last Battle: The Little Big Horn Reexamined. University of Oklahoma Press, Norman (OK) 1993, ISBN 0-8061-2496-2.
- William A. Graham, Brian C. Pohanka (Einleitung): The Reno Court of Inquiry: Abstract of the Official Record of Proceedings. Stackpole Books, Mechanicsburg (PA) 1995.
- Wolfgang Hebold: 50 Klassiker: Siege und Niederlagen. Gerstenberg 2002, ISBN 3-8067-2527-6.
- Frederik Hetmann: Der Rote Tag. Loewes, 1975, ISBN 3-7855-1708-4.
- Ronald H. Nichols: Reno Court of Inquiry: Proceedings of a Court of Inquiry in the Case of Major Marcus A. Reno. Hardin (MT): Custer Battlefield Museum 1996, 678 S.
- Douglas D. Scott & Melissa Connor: Context Delicti: Archaeological Context in Forensic Work. In: Haglund, W.D. & Sorg, M.H. (eds.): Forensic Taphonomy: The Postmortem Fate of Human Remains. CRC Press, Boca Raton 1997, S. 27–38.
- Charles Windolph, Frazier Hunt, Robert Hunt: I fought with Custer: the story of Sergeant Windolph, last survivor of the Battle of the Little Big Horn, as told to Frazier and Robert Hunt. With explanatory material and contemporary sidelights on the Custer fight. Reprint der Ausgabe New York, Lincoln (Nebr.) 1954, University of Nebraska Press 1987 (engl.)
- Ulrich van der Heyden: Kampf um die Prärie. Der Freiheitskampf der nordamerikanischen Prärieindianer. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1988.
- Christopher Joyce: Custers letztes Geheimnis. Ein forensischer Anthropologe fand heraus: Im Grab des amerikanischen Volkshelden liegt womöglich der falsche Mann. GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992.
- Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), Brigham Young University, 2016.PDF
- Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993.
- Sandy Barnard: Digging into Custer's Last Stand. Huntington Beach, California: Ventana Graphics 1998. S. 121–136. ISBN 0-9618087-5-6.
- Miloslav Stingl: Vom Freiheitskampf des Roten Mannes. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Urania Verlag, Leipzig/Jena/Berlin 1979.
- Miloslav Stingl: Von Sasacus bis Geronimo – Auf den Spuren des Freiheitskampfes nordamerikanischer Indianer. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1982.
Weblinks
- Offizielle Seite des National Park Service (englisch)
- Friends of the Little Bighorn Battlefield website (englisch)
- Schlacht am Little Bighorn
- Vorläufiger Bericht von Major Marcus A. Reno vom 5. Juli 1876 zum Schlachtverlauf (englisch)
- Auszüge des Protokolls der Marcus A. Reno Untersuchungskommission (Reno Court of Inquiry) von 1879 (englisch)
- Sonderausstellung zur Schlacht am Little Big Horn im Karl-May-Museum Radebeul bei Dresden
Anmerkungen
- ↑ Dabei bedeckte man die Saat mit Staub um sie vor dem Austrocknen zu schützen.
- ↑ Man schätzt, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch bis zu 30 Millionen Tiere die Prärien Nordamerikas durchstreiften. Um eine der wichtigsten Lebensgrundlagen der amerikanischen Ureinwohner zu zerstören, erlaubte die Regierung in Washington u. a. den Eisenbahngesellschaften, die Büffelherden systematisch zu dezimieren, um so ungestört ihre Schienen verlegen zu können. Sie warben dafür professionelle Jäger an, diese sollten so viele Tiere wie möglich abschlachten. Oft wurden die Züge auch neben großen Herden angehalten, damit die Fahrgäste die Büffel zu ihrem Vergnügen massakrieren konnten.
- ↑ Jede Waffe verursacht sein eigenes Spurenbild. An den Kugeln waren Riefen, Einkerbungen und Abdrücke zu sehen, die unter anderem beim Abschuss durch die spiralförmigen Züge in den Läufen entstehen, weiters waren auf den Geschosshülsen die Spuren des Schlagbolzens zu erkennen, alle sind für eine Waffe unverwechselbare Identifizierungsmerkmale.
- ↑ Man vermutet, dass in Wahrheit dort die letzten Soldaten getötet wurden und nicht am Custer Hill.
- ↑ Renos Bergungskommando konnte von den 168 vorgefundenen Toten nur mehr 56 identifizieren.
- ↑ Um nach den Glauben der Indianer im nächsten Leben besser hören zu können was er nicht hören wollte.
- ↑ Eigentlich "das einzige offiziell überlebende Pferd", denn nach der Schlacht wurden noch weitere in der näheren Umgebung des Schlachtfeldes gefunden und die Indianer erbeuteten wohl ebenfalls eine größere Anzahl von Armeepferden.
Einzelnachweise
- ↑ Gregory Michno, Encyclopedia of Indian Wars, 2003, S. 296; Michno, Mystery of E-Troop, S. 16–18; Utley, Frontier Regulars, S. 265–68.
- ↑ Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 8.
- ↑ a b BR radioWissen, Thema: Die Schlacht am Little Bighorn, 2014 (abgerufen am 18. Jänner 2023)
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 99.
- ↑ Sandy Barnard: Digging into Custer's Last Stand. Huntington Beach, California: Ventana Graphics 1998. S. 121–136.
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 161 ff.
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 159 ff.
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 160 f.
- ↑ a b c Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 181.
- ↑ Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 8.
- ↑ a b c d e f g Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 9.
- ↑ Neil C. Mangum: Little Bighorn Campaign. S. 19 f.
- ↑ Kingsley M. Bray: Crazy Horse: A Lakota Life (2006), S. 220.
- ↑ WELT: Geschichte LITTLE BIGHORN 1876: Mit dieser List besiegte Sitting Bull General Custer, 2015. (abgerufen am 18. Jänner 2023)
- ↑ a b WDR Wissen: Stichpunkt: 25. Juni 1876 - Die Schlacht am Little Bighorn River (abgerufen am 18. Jänner 2023)
- ↑ Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), Brigham Young University, 2016, S. 8.
- ↑ Custer’s Last Standard Bearer. The University of Kansas, abgerufen am 12. Mai 2019 (englisch, Das Pferd, das überlebte).
- ↑ Marcus Junkelmann: Die Eroberung des Westens. Die USA nach dem Bürgerkrieg, 1865–1890. Weltbild Verlag, Augsburg 1993, S. 161 und 181–182.
- ↑ Albert Winkler: Die Schlacht am Little Bighorn und ihre physischen Zeugnisse. Eine Frage der Interpretation (2. Teil), 2016, S. 4–5.
- ↑ Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 10.
- ↑ Christopher Joyce: GESCHICHTE. Das Magazin für Kultur und Geschichte. Archäologie, Nr. 4, 18. Jahrgang, Juli/August 1992, S. 10–11.
Koordinaten: 45° 33′ 54″ N, 107° 25′ 44″ W