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Bangladesch

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Bangladesch (bengali: বাংলাদেশ, Bāṃlādeś) ist ein Staat in Südasien. Er grenzt im Süden an den Golf von Bengalen, im Südosten an Myanmar und wird sonst von Indien umschlossen. Er nimmt den östlichen Teil der historischen Region Bengalen ein, der 1947 auf Grund der muslimischen Bevölkerungsmehrheit von Indien abgespalten und unter der Bezeichnung „Ostpakistan“ zum Bestandteil Pakistans wurde. 1971 erlangte Ostpakistan in Folge des Bangladesch-Kriegs unter dem Namen Bangladesch seine Unabhängigkeit. Bangladesch bedeutet in der Landessprache „Land der Bengalen“.

Geographie

Bangladesch grenzt an die indischen Bundesstaaten Westbengalen, Assam, Meghalaya, Tripura und Mizoram (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen), sowie an Myanmar und den Golf von Bengalen (Teil des Indischen Ozeans). Die Gesamtlänge der Grenze beträgt 4.246 km, davon mit Myanmar 193 km und mit Indien 4.053 km. Die Küstenlänge beträgt 580 km.

Datei:Klima chittagong.png
Klimadiagramm Chittagong

Der größte Teil Bangladeschs wird vom Deltabereich der Flüsse Ganges und Brahmaputra gebildet; ein von vielen Wasserläufen durchzogenes ebenes Gebiet, das häufig von Überschwemmungen bedroht ist, da die großen Flüsse aufgrund der Abholzungen im Himalaya immer öfter große Wassermassen führen müssen. Die Hauptstadt Dhaka liegt nur sechs Meter über NN. Im Mündungsbereich des Ganges und Brahmaputra erstrecken sich über weite Teile entlang der Küste die Mangrovengebiete der Sundarbans. Aufgrund des flachen, breiten Küstenstreifens vor Bangladesch verlief sich auch die Wucht des Tsunamis in Folge des Erdbebens im Indischen Ozean 2004 fast vollständig vor der Küste.

Das Klima Bangladeschs ist tropisch mit zunehmenden Niederschlägen von West nach Ost. Bangladesch liegt im Einflussbereich des Südwest-Monsuns, so dass durchschnittlich 1.500 bis 2.250 mm Jahresniederschlagssumme erreicht werden. Im Osten, am Fuß der Tripura-Lushai-Berge, fallen 3.000 bis 4.000 mm (siehe Klimadiagramm Chittagong). Dort findet sich mit dem Mowdok Mual auch die höchste Erhebung Bangladeschs (1003 m). Mehr als die Hälfte der Jahresniederschläge entfällt auf die Monate Juni bis August. Im März/April und auch im Oktober kommt es häufig zu tropischen Wirbelstürmen über dem Golf von Bengalen, die oft katastrophale Folgen haben, da die damit verbundenen Fluten weite Teile des Landes überschwemmen.

Die ursprüngliche Waldvegetation ist weitgehend vernichtet, die außerordentlich hohe Bevölkerungsdichte von 1.002 Einwohner/km² (die höchste aller Flächenländer) hat zu einer umfassenden Umwandlung in Ackerland geführt, auf dem fast ausschließlich Reis angebaut wird.

Städte

Stadtzentrum von Dhaka

Die Hauptstadt Dhaka, vor Chittagong und Khulna die größte Stadt des Landes, hatte bei der Volkszählung am 22. Januar 2001 in der eigentlichen Stadt 5.378.023 Einwohner und in der Agglomeration 9.912.908. Heute schätzt man die Zahl der Bewohner auf etwa 14 Millionen. Fast die Hälfte von ihnen lebt in Elendsvierteln. Dhaka gehört als eine der am schnellsten wachsenden Städte weltweit zu den Megastädten.

Die größten Städte sind (Volkszählung 2001):

  1. Dhaka: 5.378.023 Einwohner
  2. Chittagong: 2.095.846 Einwohner
  3. Khulna: 773.216 Einwohner
  4. Rajshahi: 383.655 Einwohner
  5. Sylhet: 285.308 Einwohner

Siehe auch: Liste der Städte in Bangladesch

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung x1000

Mit 144 Millionen Einwohnern (Stand: 2005) ist Bangladesch das siebtbevölkerungsreichste Land der Erde und mit einer Bevölkerungsdichte von mehr als 1000 Menschen je Quadratkilometer auch der am dichtesten besiedelte Flächenstaat der Welt. Lediglich 26 Prozent der Einwohner leben in Städten. Die Bevölkerung stieg in den letzten 18 Jahren um ca. 25 Mio. Dies liegt unteranderem an der hohen Geburtenrate. Sie lag 1992 bei 3,8%, während die Sterberate 1992 1,4% betrug.

Ethnische Zusammensetzung und Sprachen

Im Gegensatz zu den anderen Staaten Südasiens ist Bangladesch ethnisch überaus einheitlich. Etwa 98 Prozent der Bevölkerung sind Bengalen mit Muttersprache Bengali. Unter der Mittel- und Oberschicht ist Englisch als Bildungssprache weit verbreitet. Zu den wenigen Minderheiten gehören die Bihari (1 Prozent), die auf Grund religiöser Konflikte in Folge der Teilung Britisch-Indiens bei dessen Unabhängigkeit aus Bihar in das damalige Ostpakistan kamen. Sie sprechen zumeist Urdu. Der Rest verteilt sich auf verschiedene Stammesvölker, meist tibetobirmanischer Abstammung und Sprache, die in den Chittagong-Bergen im äußersten Südosten leben.

Religion

Der Großteil der Bevölkerung, 88 Prozent, bekennt sich zum Islam, gefolgt vom Hinduismus mit 10 Prozent und dem Buddhismus mit nur 1 Prozent. Dem Christentum gehören nur etwa 0,3 Prozent der Bevölkerung an.

Geschichte

Historische Karte von Ostbengalen und Assam (1907)
Das National Martyrs' Monument in Savar bei Dhaka erinnert an die Opfer des Unabhängigkeitskampfes

Bangladesch (Land der Bengalen, bangla = bengalisch + desh = Land) bildete bis 1947 einen Teil Britisch-Indiens. Nach der Teilung des Landes in einen mehrheitlich hinduistischen, säkularen Staat (Indien) und einen muslimischen Staat (Pakistan) wurde das ebenfalls überwiegend islamische Ost-Bengalen Pakistan zugeschlagen, von dem es geographisch durch Indien getrennt war. Trotz der gemeinsamen islamischen Religion trennten Westpakistan und Ostpakistan aber nicht nur sprachliche und kulturelle Verschiedenheiten. Der fruchtbare Osten erzielte mit seinen Jute- und Reisexporten Überschüsse, die fast ausschließlich dem Westflügel zugute kamen, wo sie wiederum vorrangig für das Militär ausgegeben wurden. Insbesondere im pakistanisch-indischen Kaschmirkrieg im Jahr 1965 wurde deutlich, dass einerseits Westpakistan keinerlei Anstrengungen zur militärischen Sicherung Ostpakistans unternahm, andererseits die Kaschmirfrage in Ostpakistan kaum auf Interesse stieß. Zudem waren Bengalen sowohl im Militär als auch in der Staatsverwaltung stark unterrepräsentiert. Scheich Mujibur Rahman, der charismatische Führer der ostpakistanischen Awami-Liga, forderte deshalb weitestgehende Autonomie für Bengalen (Ostpakistan). Nach dem Rücktritt von Präsident Mohammed Ayub Khan 1968 sah sein Nachfolger General Yahya Khan keine Alternative zur Ausschreibung der ersten freien Wahlen in Gesamtpakistan seit der Staatsgründung. Angesichts des Erdrutschsieges der Awami-Liga im Osten und der Bevölkerungsverhältnisse in beiden Landesteilen hätte dies zu einer ostbengalischen Regierung für den Gesamtstaat führen müssen, was in Westpakistan vor allem beim dortigen Wahlsieger Zulfikar Ali Bhutto und der westpakistanische Armee auf Widerstand stieß. Sie entschlossen sich zu einer blutigen Unterdrückung der separatistischen Bestrebung, die vor allem auf eine Eliminierung der bengalischen Eliten hinauslief. Nur einen Tag nach der Machtübernahme der Armee proklamierte Mujibur Rahman die Unabhängigkeit des Landes. Eine endgültige Entscheidung konnte aber erst durch ein Eingreifen Indiens in Ostpakistan, das sich für den Freiheitskampf der Bengalen stark gemacht hatte, herbeigeführt werden (3.16. Dezember 1971). Am 17. Dezember 1971 erlangte Ost-Pakistan schließlich auch völkerrechtlich die Unabhängigkeit, und gab sich den Namen Bangladesch. Nach Darstellung der Regierung von Bangladesch kostete der Unabhängigkeitskrieg drei Millionen Bangladescher das Leben und mehr als 20 Millionen Flüchtlinge flohen nach Indien. Viele Inder sehen die unermessliche Zahl an Flüchtlingen nach Nord-Ost-Indien als eigentlichen Grund für das indische Eingreifen in den Konflikt. Ab dem Frühjahr 1972 wurde Bangladesch sukzessive von der Mehrheit der Staatengemeinschaft anerkannt.

Politik

Republik seit 1991; Verfassung von 1972 (im Commonwealth), letzte Änderung 1996; Parlament (Jatiya Sangsad, dt. „Haus der Nation“) mit 330 Mitgliedern, davon 300 direkt gewählt, 30 für Frauen reserviert; Wahl alle 5 Jahre; Wahl des Staatsoberhauptes durch Parlament alle 5 J. (einmalige Wiederwahl); Wahlrecht ab 18 J.

  • Verwaltung: 6 Provinzen mit 64 Bezirken
  • Staatsoberhaupt: Iajuddin Ahmed (BNP), seit 6. September 2002
  • Regierungschef: Khaleda Zia (BNP), seit 8. Oktober 2001
  • Äußeres: Morshed Khan, seit 16. November 2001
  • Parteien: Wahlen zum Parlament vom 1. Oktober 2001: Bangladesh National Party/BNP 193 von 300 Sitzen (1996: 116), Awami League/AL 62 (146), Jamaat-e-Islami 17 (3), Jatiya Dal/Ershad 14 (32), Jatiya Dal/Naziur 4 (-), Sonstige 4 (2), Unabhängige 6 (1) -
  • Unabhängigkeit: Proklamation 26. März 1971, endgültig 17. Dezember 1971 (ehem. Teil von Britisch-Indien; ab 1947 Teil von Pakistan)
  • Nationalfeiertag: 26. März

Seit sechs Jahren baut Indien an einem mit Stacheldraht gesicherten Grenzwall, welcher die 4000 km lange Grenze gegen illegale Migration aus Bangladesh abriegeln soll. In Indien leben schätzungsweise 20 Millionen Bangladescher.

Verwaltungsgliederung

Verwaltungseinheiten Bangladeschs

Bangladesch gliedert sich in sechs Verwaltungseinheiten (Divisions), die nach deren Hauptstadt benannt wurden. Diese wiederum unterteilen sich in 64 Bezirke (Districts). Die Divisions sind:

Wirtschaft

Mit einem BIP pro Kopf von 360 US-Dollar im Jahr 2003 gehört Bangladesch zu den ärmsten Ländern der Erde. Beim HDI nimmt es Rang 139 von 175 erfassten Ländern ein. Nach wie vor ist die Bedeutung der Landwirtschaft sehr groß, arbeiten doch 56% aller Erwerbstätigen in ihr; der Beitrag zum BIP beläuft sich aber nur auf 23%, während die Industrie 25% und der Dienstleistungssektor 52% erwirtschaften. Bangladeschs Wirtschaft ist aber, im Gegensatz zu vielen anderen ärmeren Staaten, auf solidem Wachstumskurs, in den letzten Jahren bewegte sich das Wirtschaftswachstum bei 5%. 2005 erreichte es sogar 6,2%. Die international operierende Fluggesellschaft Biman Bangladesh Airlines gehört zu 100% dem Staat.

Außenhandelsbilanz

Im Jahr 2000 wurden für 8,403 Milliarden US-Dollar Waren importiert und für 5,762 Milliarden US-Dollar exportiert, so dass die Außenhandelsbilanz einen negativen Saldo von 2,641 Milliarden US-Dollar aufwies. Hauptexportgut sind mit einem Anteil von über 75% Textilien.

Korruption

Ein großes Problem des Staates ist der hohe Grad an Korruption. Bangladesh belegt einen der letzten Plätze in der Statistik der Transparency International.

Staatsausgaben für Gesundheit, Bildung und Verteidigung

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Infrastruktur

Die Infrastruktur Bangladeschs ist sehr schlecht, noch dazu wird das Land beinahe jedes Jahr von starken Überschwemmungen in Folge des Monsuns heimgesucht, was oft riesige Schäden anrichtet. Das Straßennetz hat eine Länge von 222.990 Kilometern, wovon lediglich 15,7 Prozent (35.038 Kilometer) befestigt sind. Das Schienennetz des Staates umfasst 2706 Kilometer (Stand: 1995). Es gibt nur drei internationale Flughäfen (Dhaka, Chittagong und Sylhet) und zwei Seehäfen (Chittagong, Mongla). Die unterentwickelte Infrastruktur spiegelt die gesamtwirtschaftliche Lage des Landes wider.

Wiktionary: Bangladesch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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