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Angst essen Seele auf

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Film
Titel Angst essen Seele auf
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahre 1974
Länge 89 Minuten
Stab
Regie Rainer Werner Fassbinder
Drehbuch Rainer Werner Fassbinder
Produktion Rainer Werner Fassbinder
Musik Rainer Werner Fassbinder
Kamera Jürgen Jürges
Schnitt Thea Eymèsz
Besetzung

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Angst essen Seele auf ist ein Melodrama von Rainer Werner Fassbinder und gilt allgemein (sowohl in Deutschland als auch international) als einer der zentralsten, wichtigsten und besten Filme im umfangreichen Werk des Regisseurs, obwohl er in kürzester Zeit gedreht wurde. Fassbinder hatte noch etwas Zeit vor seinem nächsten Großprojekt, „Fontanes Effi Briest (nach Theodor Fontane).

Handlung

Das Glück ist nicht immer lustig – mit diesem Satz bereitet Fassbinder die Zuschauer auf den Film vor.

Emmi Kurowski, eine verwitwete Putzfrau jenseits der 60, betritt eine orientalische Bar, in München, teils weil es regnet, teils aus Neugier woher die Musik stammt. Weil er nichts besseres zu tun hat und von einer Bekannten dazu animiert wird, fordert Ali, ein etwa zwanzig Jahre jüngerer Marokkaner mit mäßig guten Deutschkenntnissen, Emmi zum Tanzen auf. Sie unterhalten sich, er begleitet sie nach Hause, darf sogar bei ihr übernachten. Es entstehen Gefühle zwischen beiden und trotz beginnender feindseliger Stimmung bei Emmis Kindern, Nachbarinnen und Kolleginnen heiraten die beiden schließlich.

Doch die Widerstände wachsen: Die Nachbarinnen lästern über das ungleiche Paar, die Kolleginnen schneiden Emmi, der Lebensmittelhändler Angermeyer weigert sich, die beiden zu bedienen und Emmis Kinder sind fassungslos – ihr Sohn Bruno zerstört vor Wut sogar Emmis Fernseher. Verzweifelt ob all der Feindseligkeit bricht Emmi bei einem Restaurantbesuch, bei dem sie mit Ali von den Kellnern nicht bedient, sondern nur angegafft wird, in Tränen aus und beide beschließen, ihre Hochzeitsreise nachzuholen und danach einen neuen Anfang zu wagen.

Und in der Tat sieht nach der Rückkehr die Welt völlig anders aus. Das Paar wird anscheinend akzeptiert, wenn auch aus eigensüchtigen Gründen: Angermeyer komplimentiert Emmi wieder in seinen Laden hinein, da er auf den Umsatz, den sie bringt, doch nicht verzichten will; Emmis Kinder brauchen sie als Babysitterin; die Nachbarinnen können einen starken und vor allem belastbaren Mann im Haus gut gebrauchen und die Kolleginnen finden ein neues Opfer, über das sie sich das Maul zerreißen können, und sie stellen darüber hinaus fest, dass Ali so gar nicht dem Klischee vom schmutzigen, faulen Ausländer entspricht, das sie (und nicht nur sie) im Kopf haben.

Doch mit der scheinbaren Akzeptanz kommen die Probleme zwischen Emmi und Ali auf: Die Atmosphäre zwischen ihnen wird frostiger. Als Emmi anfängt Ali als nützliches Objekt zu behandeln, anstatt als Menschen mit dem Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Zuwendung, geht Ali wieder häufiger in die Kneipe, in der dieser Film seinen Anfang fand, und holt sich beides von der Wirtin Barbara. Er übernachtet bei ihr und kommt irgendwann überhaupt nicht mehr nach Hause zu Emmi, bis diese ihn an seiner Arbeitsstelle aufsucht. Sie erklärt ihm, dass sie Verständnis für seine Bedürfnisse hat, dass sie ihm seine Freiheiten lassen will, aber er doch bitte zurück kommen soll – da bricht Ali zusammen: Im Krankenhaus erläutert ein Arzt, dass Ali ein Magengeschwür hat, wie so viele Gastarbeiter, die unter den schlechten Bedingungen leiden. Da Gastarbeitern aber kein Kuraufenthalt gewährt wird und sie nur operieren können, werde das Geschwür erfahrungsgemäß immer wieder kommen. Emmi weint an Alis Krankenbett.

Allgemeines

"Angst essen Seele auf" führt in Fassbinders Werk seine Adaptionen von den Douglas-Sirk-Filmen weiter, wie sie zwei Jahre zuvor schon von dem Film Händler der vier Jahreszeiten eingeleitet wurden. Seine Bedeutung hat "Angst essen Seele auf" dadurch bekommen, dass er die Hollywood-Melodramatik Sirks mit der Betrachtung der deutschen Alltagsrealität verbindet. Anders als bei vielen Filmen jener Zeit verzichtete Fassbinder auf die Kameraarbeit von Michael Ballhaus. Stattdessen setzte die photographische Ästhetik von Jürgen Jürges auf eine schnörkelose, dem Sujet angemessene Erzählweise. Die visuelle Umsetzung sollte dabei nicht von der eigentlichen Geschichte ablenken. Der Film gehört mit ca. 260.000,- DM Budget zu den günstigeren Fassbinder-Filmen. Fassbinder selber glänzte in der Rolle des unfreundlichen Film-Schwiegersohnes von Brigitte Mira.

Preise

Angst essen Seele auf gewann unter anderem Kritikerpreise auf dem Filmfestival von Cannes sowie den Deutschen Filmpreis in Gold für Brigitte Mira als beste Hauptdarstellerin.

Wirkung

Der Film, der Filmemacher in der ganzen Welt beeinflusst hat, existiert auch in einer Theaterfassung des Autors. Die Yilmaz Arslan Filmproduktion GmbH produzierte 2003 zudem Shahbaz Noshirs Kurzfilm Angst isst Seele auf, der mit subjektiver Kamera die wahre Geschichte eines ausländerfeindlichen Übergriffs auf einen Darsteller der Theaterfassung auf dem Weg zum Schauspielhaus einzufangen versucht.

Ebenso wurde der Titel für die deutschsprachige Fassung einer Episode der amerikanischen TV-Serie Die Simpsons verwendet.