Zum Inhalt springen

Jägerthal (Bad Dürkheim)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Oktober 2006 um 00:20 Uhr durch 84.168.127.169 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Dieser Artikel wurde am 24. Oktober 2006 auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion!
Folgendes muss noch verbessert werden: Der Text ist ein schöner Essay, aber leider kein Lexikoneintrag. Artikel über Bad Dürkheim, Heidenmauer (Bad Dürkheim), Hardenburg (Burg) und Kloster Limburg bestehen übrigens schon. -- Universaldilettant 15:48, 24. Okt. 2006 (CEST)

Das Jägerthal ist eine geschichts- und kulturträchtige Enklave der Stadt Bad Dürkheim. Es liegt ca. 10km vom Stadtkern entfernt im Pfälzer Wald.

49° 27' 10" N, 8° 03' 17" O

Der Weg ins Jägerthal führt über eine Talkette entlang der B37 und der parallel verlaufenden Isenach in Richtung Kaiserslautern.

Von der Keltenzeit bis ins 18. Jahrh. haben die bewaldeten Höhen – des in engen Windungen verlaufenden Isenachtals – westlich von Bad Dürkheim zur Anlage von Befestigungswerken herausgefordert. Als erstes kommt man vorbei an der Ruine Kloster Limburg. Die Limburg war ursprünglich eine große und schöne Burg der rheinfränkischen Herzöge. Kaiser Konrad II, der dem Geschlecht der Salier entstammte, war im 11. Jahrhundert Herrscher über Deutschland. Sein Leben zeichnete sich durch Tugend und Gottesfurcht aus, der Sage nach war sein Wahlspruch: "Beachte Deine eigenen Sitten, ehe Du die Sitten anderer beurteilst!". Er wohnte überwiegend in Speyer weilte aber gerne mit seiner Gemahlin Gisela auf dem Burgschloß. Als der einzige Sohn des Paares 1030 bei einem Jagdunfall ums Leben kam, wurde die Limburg auf Wunsch Giselas "zum Gedächnis an die harte Prüfung" dem Benediktiner Orden gestiftet und als Abtei 1042 unter Heinrich III. baulich vollendet. Unter den vielen Bedrängnissen gegen das Kloster wirkte sich die Zerstörung durch Graf Emich VIII. zu Leiningen-Hartenburg 1504 am nachteiligsten aus.

Nördlich der Isenach findet sich die "Heidenmauer", ein Ringwall von etwa 2km Länge der in der 2. Hälfte des letzten Jahrh. v. Chr. auf dem Kästenberg entstand.

Weiter Talaufwärts steht die um 1206-1214 durch Graf Friedrich I. von Saarbrücken/ Leiningen errichtete Hardenburg. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einer der größten Burgen der Pfalz ausgebaut. In den Jahren 1237 und 1317 wurde die Grafschaft geteilt. 1317 erhielt Graf Jofried die Burg und machte sie zum Sitz der jüngeren Linie von Leiningen-Hardenburg. Seit dem Beginn des 16. Jahrh. wurde die Burg unter Graf Emich VIII. und seinen Nachfolgern zu einem Schloß bzw. zu einer Festung ausgebaut. Adelinde die Tochter des Raubeins war von zierlicher Statur und herzlichem Wesen. Sie verliebte sich in Ruppert einen Knappen ihres Vaters. Als Ihr Geliebter stirbt verlässt Sie die Burg und richtet sich in einer Klause des Nonnenfels, auf der gegenüberliegenden nördlichen Seite des Tals ein, von wo aus sie fortan den Unterdrückten Ihres Vaters Hilfe und Beistand gewährt. Hiermit gilt Sie auch als Begründerin der Gasthauskultur im Isenachtal. Mit Kräutern und Tinkturen soll Sie kleine Wunder bewirkt haben. Als sie von einem Unfall Ihres Vaters erfährt, pflegt sie ihn ohne daß er sie erkennt. Als er sich genesend zum Dank in die Klause begibt, erkennt er seine Tochter und bittet sie auf Knien um Vergebung. Adelinde kehrt jedoch nicht mehr auf die Burg zurück. Emich VIII. geriet 1512 in Reichsacht, da er sich gemeinsam mit König Ludwig XII. von Frankreich gegen den Kaiser Maximilian verbündete, und die Hardenburg wurde an Herzog Ulrich von Württemberg übergeben. 1519 gelang es dem im Dienste der Leininger stehenden Hans Blick von Lichtenberg, die Hardenburg mit Gewalt Zurückzugewinnen. 1692 zerstörten die Franzosen den Hauptteil der Burg, der danach aber wieder errichtet wurde und 1794 abermals durch die Franzosen vernichtet wurde. Einen Kilometer westlich, 320 Meter über der Isenach, träumt die Burg Schlosseck aus der 2ten Hälfte des 12. Jahrh. im Schatten mächtiger Buchen und Eichen den Tag des Vergessens vor sich hin. Den Funden nach gehörte sie offensichtlich auch den Grafen von Leiningen.

Folgt man von dort aus dem Tal, kommt man an den eigentlichen Eingang des Jägerthals.

Am linken Eingang des Tales befindet sich die Papierfabrik Robert Cordier, wo seit 1826 mit Hilfe der Isenach Papier hergestellt wird.

Etwa 200m weiter auf der linken Seite steht ein ehemaliges Forsthaus, daß an das 1794 zerstörte Jagdschlößchen der Leininger Grafen erinnert. Diese Sommerresidenz wurde nach 1779 erbaut.

Das alte Forsthaus am Eingang des Jägerthals, ist auch der Ort an dem im Jahre 1785 August Wilhelm Iffland (1772–1814) sein berühmtes Stück "Die Jäger" aufführte. Dabei handelt es sich um ein ländliches Sittengemälde in fünf Aufzügen, welches Iffland als Drama selbst verfasst hat. Er war in der Goethezeit ein angesehener Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker. Johann Wolfgang von Goethe schätzte Iffland sehr und lud Ihn 1796 zu einem Gastspiel nach Weimar ein, um dort seinen Schauspielern und seinem Publikum beispielhafte Schauspielkunst vorzustellen. Im Gegensatz zu Goethe legte Iffland Wert auf einen ausladenden Dekorationsstil, bunte Kostümierung und Massenszenen.

Etwa 150m weiter kommt man am heutigen Gasthaus Zum Jägerthal vorbei, welches sich direkt am Fuße der "Eremitage" befindet. Bei der "Eremitage" handelt es sich um die Reste einer etwa 6 mal 6 Meter großen Ruine auf dem "Langen-Scheid-Berg", die im 13. Jahrh. als „Wartturm“ diente. Die Bezeichnung wurde im Mittelalter für ein Gebäude verwendet, welches nur aus einem einzigen Raum besteht.

Weiter dem Verlauf der Isenach folgend, teilt sich das Jägerthal in das in westlicher Richtung Kaiserslautern verlaufende „Stüter Tal“ und in das über Höningen nach Altleiningen führende nördliche Wolfental.

1831 bereiste der "Lederstrumpf" - Author James Fenimore Cooper die Pfalz und erwähnte das Jägerthal in seiner Novelle "The Heidenmauer" (im Deutschen "Die Heidenmauer oder Die Benediktiner" (Erste Deutsche Ausgabe von 1832)). Der radikalliberale Schriftsteller lebte von 1826 bis 1833 überwiegend in Paris von wo aus ihn sein Weg auch nach Dürkheim führte. Hier erfuhr er von der Zerstörung des Klosters Limburg, dessen Ruine heute ein Wahrzeichen der Pfälzer Kurstadt ist. Die Erzählungen fesselten den Schriftsteller so sehr, daß er einen historischen Roman über das Ende der Benediktiner-Abtei verfasste. Dabei entstand eine eindrucksvolle Darstellung der politischen Erschütterung, die der Übergang vom Mittelalter in die frühe Neuzeit mit sich brachte. Der Roman enthält darüber hinaus natürlich viel Lesenswertes über die Pfalz, die Pfälzer sowie ihre Geschichte und Kultur. Begeistert von der Vielfalt auf kleinstem Raum beschreibt er auch das Jägerthal und das Dorf Hardenburg mit seiner Festung.

"Die Zeit" schreibt 2001 über das Buch: "Wer sich darauf einlässt, die etwas langatmige Einleitung zu überstehen, wird reich belohnt … Am Ende hat der Leser ein dichtes Sittengemälde der Deutschen vor Augen."

Um 1933 entdeckte der Ludwigshafener Großhandelskaufmann Julius Gebhard das Jägerthal als geeigneten Ort für seine Schwester und den seinerzeit berühmten Sänger Baklanow und errichtete das Haus welches später die Raststätte "Kaffeemühle" und dann das "Gasthaus Zum Jägerthal" beherbergte. Gebhard war mit seinem "Salz Monopol" als einflussreicher Mann in der Region bekannt. Er war aber auch ein sehr humoristischer Mensch, was sich nicht zu letzt in seinem 170er Mercedes ausdrückte, dessen Hupe "in München steht ein Hofbräuhaus" spielte.

Von 1954 bis 1955 wurde die Schleipquelle im Wolfental gefasst und gebaut, die noch heute das Jägerthal mit Wasser versorgt.

Neben drei mittlerweile in privat Besitz befindlichen Forsthäusern finden sich heute im Jägerthal vier Gastronomie Betriebe und ein paar Wohnhäuser.

(Quelle: Festschrift zum 50 jährigen Jubiläum des Gasthauses Zum Jägerthal (1. Auflage Mai 2004) Auszüge mit Genehmigung der Autoren