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Konrad I. (Ostfrankenreich)

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Siegel Konrad I.

Konrad I., der Jüngere (* unbekannt; † 23. Dezember 918 in Weilburg; beerd. in Fulda), war seit 906 Herzog von Franken und von 911 bis 918 König des Ostfrankenreichs.

Leben

Er war der älteste Sohn des Grafen Konrad des Älteren im Oberlahngau und der Glismut. Nach dem Tod seines Vaters 906 war er Oberhaupt der Konradiner, eines rheinfränkisch-hessischen Adelsgeschlechts, dessen Einflussbereich sich bis nach Thüringen, Lothringen und an den Niederrhein erstreckte.

Unter König Ludwig IV. dem Kind gewann Konrad der Jüngere endgültig die Vorherrschaft in Franken gegen das rivalisierende fränkische Grafengeschlecht der Babenberger. Die Babenberger aus dem Geschlecht der Popponen kämpften in mehreren Kriegszügen gegen die Konradiner um die Vormacht in Franken. Im Jahre 906 überfiel Pfalzgraf Adalbert von Babenberg die Konradiner bei Fritzlar. Im Gefecht fanden sowohl Konrad der Ältere als auch die beiden Brüder Adalberts den Tod. Adalbert wurde danach auf Veranlassung des Königs gefangen genommen (unter Bruch des ihm vom Kanzler und Erzbischof Hatto von Mainz gegebenen Versprechens von freiem Geleit), wegen Reichsfriedensbruchs verurteilt und hingerichtet. Die Babenberger verloren alle Ämter und Besitztümer im Herzogtum Franken. Konrad der Jüngere hingegen wurde unangefochtener Herzog von Franken. Er ist 908 als Graf im Hessengau und 910 als Graf im Keldachgau und mit dem Titel dux bezeugt.

Als Herzog von Franken und Ratgeber am Königshof wirkte er entscheidend an der Regentschaft seines Verwandten, König Ludwigs IV. (des Kindes), mit. Ludwig war der letzte ostfränkische Karolinger-König. Als er zum König gewählt wurde, war er erst 6 Jahre alt -- zu jung um das Königsamt mit Macht und Autorität erfüllen. Nach Ludwigs frühem Tod im Jahre 911 wurde Konrad in der Königspfalz Forchheim zwischen dem 7. und 10. November des Jahres zum König des Ostfrankenreichs gewählt. Der westfränkische Karolinger-König Karl, der Einfältige, hatte keine Einladung zur Königswahl erhalten. Mit diesem Affront gegen Karl löste sich das Ostfrankenreich aus der dynastischen Bindung an die Karolinger und das Westfrankenreich. Der Preis, den Konrad I. dafür zu zahlen hatte, war Lothringen. Herzog Giselbert von Lothringen, der Ambitionen auf Unabhängigkeit hegte, unterstellte sein Herzogtum den westfränkischen Karolingern. König Konrad konnte Lothringen auch nach drei Kriegszügen in den Jahren 912 und 913 nicht wieder gewinnen. Erst seinem Nachfolger, dem Sachsenherzog Heinrich I., gelang es, Lothringen als fünftes Stammesherzogtum wieder ins Ostfränkische bzw. Deutsche Reich einzugliedern.

Die Regentschaft König Konrads wurde durch Einfälle der Ungarn und Aufstände in den Herzogtümern Schwaben, Bayern und Sachsen fortlaufend erschüttert. Sein Herrschaftsbereich reduzierte sich de facto auf sein fränkisches Stammland. Auf seinem letzten Kriegszug gegen die Bayern und Schwaben wurde er im Herbst 918 im Kampf schwer verwundet. Den schweren Verletzungen erlag er auf dem Krankenlager im Dezember 918. Nach seinem Tod wurde auf dem Reichstag von 919 in Fritzlar der Sachsenherzog Heinrich I. als Nachfolger gewählt. Nach Widukind von Corvey soll Konrad auf seinem Sterbebett seinem Bruder Eberhard seinen Rivalen und Gegner Heinrich als Nachfolger empfohlen haben. (Die Designation wird allerdings heute von manchen Geschichtsforschern für eine von den Liudolfingern aufgebrachte Legende gehalten.) Konrad wurde in Fulda beerdigt.

Konrad war seit 913 mit Kunigunde verheiratet, der Witwe des Markgrafen Luitpold von Bayern und Schwester der schwäbischen Grafen Erchanger und Berthold (Ahalolfinger). Die Ehe blieb kinderlos. Kunigunde wurde im Kloster Lorsch begraben.

Literatur

  • Hans Werner Goetz: Der letzte Karolinger? Die Regierung Konrads I. im Spiegel seiner Urkunden, in: Archiv für Diplomatik (26) 1980, 56-125.

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