Attentat auf John F. Kennedy

Bei einem Mordanschlag kam am 22. November 1963 John F. Kennedy, der damalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, in Dallas ums Leben. Schon wenige Stunden nach dem Attentat wurde Lee Harvey Oswald als Verdächtiger präsentiert, der zwei Tage später im Polizeigewahrsam von Jack Ruby erschossen wurde. Die Umstände der Ermordung des Präsidenten und die Frage, ob Oswald Mittäter und Hintermänner hatte, waren Gegenstand mehrerer umfangreicher Untersuchun-gen und zahlreicher Verschwörungstheorien. Umfragen zeigen, dass eine große Mehrheit der Amerikaner nicht an eine Alleintäterschaft Oswalds glaubt [1] Im Unterschied dazu vertreten die akademischen Darstellungen über Kennedy sowie der Mainstream der veröffentlichten Meinung die Ansicht, dass Oswald allein gehandelt hatte.
Die Ereignisse in Dallas
Kennedys Reise durch Texas
Kennedy hatte bei seiner Reise nach Texas drei Ziele im Auge: Er wollte Stimmung für seine Wiederwahl 1964 machen, gleichzeitig Spenden für den bevorstehenden Präsidentschafts-wahlkampf sammeln und die notorischen Streitereien unter den texanischen Demokraten schlichten, die dazu beigetragen hatten, dass er 1960 im südlichsten Bundesstaat der USA nur eine ganz knapp Mehrheit gewonnen hatte, und das, obwohl Vize-präsident Lyndon B. Johnson aus Texas kam. Die Stimmung war eher schlecht: Ein selbst ernannter „Ermittlungsausschuss frei und amerikanisch denkender Bürger“ schaltete am Tag seines Besuchs eine Anzeige, in der Kennedy unter anderem vorgeworfen wurde, er hätte „die Monroe-Doktrin zugunsten des ‚Geistes von Moskau’ verschrottet“ – damit wurde auf die Kuba-Politik des Präsidenten angespielt, die nach dem Debakel in der Schweinebucht und der Kubakrise, in der der Dritte Weltkrieg nur knapp hatte vermieden werden können, deutlich vorsichtiger geworden war. Auch kursierte ein Flugblatt in Form eines Steckbriefs, auf dem Kennedy wegen Hochverrat ge-sucht wurde. Anlass zu Besorgnis gab auch, dass Adlai Stevenson, der US-Botschafter bei den Vereinten Nationen, gerade einmal einen Monat zuvor in Texas von wütenden De-monstranten bespuckt und mit Protestschildern geschlagen worden war. Am 18. November 1963 war ein geplanter Autokorso Kennedys durch Miami abgesagt worden, als der Poli-zei Attentatspläne bekannt geworden waren. Kennedy sah die Gefahr eines Anschlags, blieb aber gelassen. Zu seinem Assistenten Kenneth O’Donnel sagte er:
- Wenn jemand wirklich den Präsidenten der Vereinigten Staaten erschießen wollte, wäre das keine schwierige Arbeit: Man müsste nur eines Tages mit einem Gewehr mit Zielfernrohr auf ein hohes Gebäude hinauf, niemand könnte etwas gegen einen solchen Anschlag unter-nehmen. [2]
Hintergrund dieses Fatalismus war die Tatsache, dass es noch keine Amtslimousinen mit kugelsicherem Dach gab. Weil die Besuche in Houston und Fort Worth aber viel freund-licher verlaufen waren als befürchtet, entschloss sich der Präsident am 20. November, auch Dallas einen Besuch abzustatten. Hier wollte er im Dallas Trade Mart eine Rede halten. Er entschied sich gegen die Empfehlung seines Sicherheitsdienstes für ein Auto mit offenem Verdeck, eine Sonderanfertigung eines dunkelblauen 1961er Lincoln Continental X-100. Im Wagen saßen außer ihm auch seine Frau Jacqueline Bouvier-Kennedy, der Gouverneur von Texas John Connally, dessen Frau Nellie Connally, Chauffeur William Greer sowie ein Agent des Secret Service.
Das Attentat auf den Präsidenten

Kennedy kam direkt vom Dallas Love Field Airport. Als seine Autokolonne nur noch fünf Minuten vom Veranstaltungsort entfernt war, fuhr sie auf der Houston Street, die die Dealey Plaza nach Norden begrenzt, auf das Schulbuchdepot des Staates Texas zu. Hier bog die Kolonne in einem 120°-Kurve in westlicher Richtung in die Elm Street ein. An der Straße, etwa auf halber Höhe zwischen dem Schulbuchdepot und einem hinter einem Bretterzaun gelegenen Grashügel filmte Abraham Zapruder, ein Amateurfilmer aus Dallas, den vorbeifahrenden Wagen des Präsidenten auf Super 8. Kurz zuvor hatte sich Gouverneur Connally angesichts der vielen freundlich winkenden Menschen am Straßenrand an den hinter ihm sitzenden Präsidenten mit den Worten gewandt: „Mr. President, man kann nicht sagen, dass Dallas sie nicht liebt“, und Kennedy hatte zugestimmt: „Nein, das kann man ganz sicher nicht sagen“[3]. Das waren seine letzten Worte, denn kurz darauf fielen gegen 12.30 Uhr mehrere Schüsse. Der erste durchschlug Kennedys Hals, gleichzeitig erlitt Connally einen Durchschuss durch die Brust und wurde am Handgelenk und am Oberschenkel verletzt. Alle diese Wunden sollen späteren Untersuchungen zufolge von einer einzigen Kugel verursacht worden sein, was später zu Zweifeln an der offiziellen Version des Geschehens beitrug. Conally sank auf den Schoß seiner neben ihm sitzenden Frau, die ihn an sich drückte und so den Kollaps seiner Lunge verhinderte. Da Kennedy aber aus gesundheitlichen Gründen ein Korsett trug[4]., blieb er aufrecht sitzen, sodass ein weiterer Schuss ihn in den Kopf traf, dessen rechte Hälfte regelrecht explodierte Jacqueline Kennedy versuchte in Panik, die Limousine über das Heck zu verlassen, anscheinend, um instinktiv ein Stück vom Schädel ihres Mannes zurückzuhalten, das auf die Straße geflogen war. Der Secret-Service-Mann Clint Hill der inzwischen auf den Wagen aufgesprungen war, drängte sie in ihren Sitz zurück, und Chauffeur William Greer gab Gas.
Kennedy wurde in die Notaufnahme des Parkland Memorial Hospital gebracht, wo man ihn als sterbend einstufte. Man hielt seinen Herzschlag noch aufrecht, bis ein katholischer Pries-ter ihm die Sterbesakramente gespendet hatte. Um 13 Uhr wurde Kennedy für tot erklärt.
Secret-Service-Agenten setzten nach einer kurzen Auseinandersetzung mit der Polizei von Dallas durch, das der Leichnam an Bord der Air Force One geschafft und zur Obduktion ins Bethesda Naval Hospital nach Washington geflogen wurde. Während des Fluges legte Lyndon B. Johnson den Amtseid als 36. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ab.
Die Verhaftung Oswalds
Nur kurz nach dem Mord an dem Polizisten J. D. Tippit beobachtete Johnny Brewer, der Inhaber eines nahegelegenen Schuhgeschäfts, wie der später als mutmaßlicher Schütze in beiden Fällen bezeichnete Lee Harvey Oswald in das Kino Texas-Theatre ging, ohne zu bezahlen, und informierte die Kassiererin. Daraufhin rief die Kassiererin gegen 13.50 Uhr die Polizei, die die Ähnlichkeit der Tatverdächtigen in den Mordfällen Tippit und Kennedy feststellte. Kurze Zeit später nahm eine Handvoll Polizeibeamter Oswald fest.
Oswald wurde in Dallas mehrere Stunden verhört. Schriftliche Aufzeichnungen oder Tonbandaufzeichnungen wurden während der Vernehmung nicht angefertigt. Oswald bestritt jegliche Beteiligung an beiden Morden.
Am 24. November 1963, zwei Tage nach seiner Verhaftung, wurde der von Polizisten und Journalisten umringte Oswald bei seiner Überführung ins Bezirksgefängnis von Dallas vom Nachtclub-Besitzer Jack Ruby vor laufenden Fernsehkameras erschossen.
Die Waffen Oswalds
Wie Schriftsachverständige unzweifelhaft feststellten, erwarb Oswald unter dem Pseudonym Alek J. Hidell ein Gewehr und einen Revolver, die nach offiziellen Angaben für die Morde zum Einsatz gekommen sein sollen.
Das Repetiergewehr
- 6.5x52 mm Mannlicher-Carcano M91/38, Karabiner, 6-schüssig
- Seriennummer: C2766
- Munition: Western Cartridge 160 grain (10.37 g)
- aufmontiertes Ordnance Optik 4 x 18 Zielfernrohr, schief, musste von Spezialisten eingestellt werden.
Der Revolver
- Smith & Wesson Mod. Officers Heavy Barrel, Kal. .38 Special
- Seriennummer: xxx593
- Victory Revolver 2.25 in bbl
- Seriennummer: V510210
Die Waffen wurden unter dem Pseudonym Alek Hidell auf ein Postfach in New Orleans bzw. eines in Dallas bestellt.
Untersuchungen
Die Warren-Kommission
Einberufung
Die Warren-Kommission (offizieller Name: Kommission des Präsidenten zum Attentat auf John F. Kennedy) wurde von Kennedys Amtsnachfolger Lyndon B. Johnson am 29. November 1963 eingerichtet, um die Umstände des Attentats zu untersuchen. Sie ist nach ihrem Vorsitzenden Earl Warren benannt, der damals Oberster Richter der Vereinigten Staaten war.
Die Kommission bestand aus sechs Mitgliedern:
- Senator John Sherman Cooper (Republikaner)
- Allen Welsh Dulles, ehemaliger Direktor der CIA, von Kennedy entlassen wegen der misslungenen Invasion in der Schweinebucht
- Gerald Ford (Republikaner, späterer US-Präsident)
- Hale Boggs (Demokrat)
- Senator Richard B. Russell (Demokrat)
- John J. McCloy, ehemaliger Präsident der Weltbank
1964 wurde der knapp 900 Seiten umfassende Abschlussbericht – der sogenannte Warren-Report, offiziell Report of the President's Commission on the assassination of President John F. Kennedy – veröffentlicht, der zu dem Schluss kam, dass Lee Harvey Oswald der alleinige Täter sei und es keine Verschwörung gegeben habe. Oswald allein habe drei Schüsse aus dem 6. Stock des Texas School Book Depository (TSBD) auf die Präsidentenlimousine abgegeben und John F. Kennedy getötet. Außerdem sei er für den Tod des Streifenpolizisten Tippit verantwortlich gewesen. Der Warren-Report wurde mit einem 26-bändigen Begleitwerk veröffentlicht. Für ihn wurden mehr als 600 Zeugen befragt, etwa 3.000 Beweisstücke wurden für das Verfahren sichergestellt.
Am Morgen des 22. November 1963 nahm Lee Harvey Oswald seine Arbeit um 8.00 Uhr im Texas School Book Depository auf. Glaubt man dem Warren-Report, so hatte Oswald eine längliche braune Tüte dabei, in der er angeblich Gardinenstangen transportiert habe, so der Zeuge und Kollege Oswalds Buell Wesley Frazier. Angeblich hatte Oswald an diesem Tag nur 13,87 Dollar, seinen Marine-Ring und sein Dienstabzeichen sowie seine Armbanduhr bei sich. Anderen Quellen zufolge hatte Oswald zwei Ausweise und eine Minorex-Kamera, die nur für den US-Geheimdienst hergestellt wurde, bei sich. Was Oswald am fraglichen Tag wirklich bei sich trug, bleibt ungeklärt.
Die tödlichen Schüsse sollen vom Gelände des TSBD abgefeuert worden sein, wo auch Oswalds Waffe sichergestellt wurde. Er sei unter anderem dadurch aufgefallen, dass er bereits nach drei Minuten den Tatort verlassen habe, heißt es im abschließenden Bericht der Warren-Kommission. Obwohl zu diesem Zeitpunkt viele Angestellte das Lagerhaus verließen, wurde das TSBD erst zehn Minuten nach dem Attentat von der Polizei umstellt.
Nach Aussagen der Warren-Kommission bedarf es keines Meisterschützen, um innerhalb weniger Sekunden aus einem veralteten italienischen Gewehr, der Mannlicher-Carcano, drei Schüsse durch eine Baumgruppe hindurch auf ein fahrendes Ziel abzugeben, von denen einer der Todesschuss auf John F. Kennedy gewesen sei. Nach dem Warren-Report war es ein einfacher Schuss. Jedoch konnte in späteren Untersuchungen des FBI mit den besten Scharfschützen des Landes das Attentat nicht nachgestellt werden, keiner der Schützen konnte das wiederholen, was Oswald laut des Warren-Reports geschafft hatte. Oswald jedoch soll ein nur mittelmäßiger Schütze gewesen sein. Der Nitrattest ergab kein klares Ergebnis. Es wurde nur festgestellt, dass die Nitratwerte an seinen Händen auch durch seine tägliche Arbeit im Lagerhaus entstanden sein könnten.
Ermordung des Polizisten J.D. Tippit
Der Warren-Report schlussfolgerte weiter, dass Oswald nach seiner Flucht aus dem Texas School Book Depository mit dem Bus eine Station vom Tatort wegfuhr, um später ein Taxi zu besteigen, das ihn etwa 500 m vor seinem gemieteten Zimmer, welches er unter dem Decknamen O.H. Lee gemietet hatte, absetzte. Die restlichen 500 m soll Oswald dann zu Fuß zurückgelegt haben. Gegen 13.00 Uhr traf er dann in seinem gemieteten Zimmer ein, wo seine Vermieterin ihn gesehen hatte. Dort zog sich Lee Harvey Oswald nach Angaben der Vermieterin um und steckte seinen Revolver ein. Um 13.04 Uhr verließ Oswald sein Zimmer wieder und wurde zuletzt etwa gegen 13.05 Uhr an der nahe liegenden Bushaltestelle gesehen, wo er anscheinend auf den Bus wartete. Seine Vermieterin sollte später aussagen, dass ein Polizeiwagen gekommen sei und zweimal gehupt habe, bevor Oswald überstürzt aus dem Haus gerannt sei, um später wieder seelenruhig auf den Bus zu warten.
Um 12.45 Uhr, gerade 15 Minuten nach dem Attentat, erhält der Police-Officer J. D. Tippit per Funk den Befehl, sich nach Oak Cliff zu begeben. Dazwischen habe Tippit laut dem Warren-Report mehrfach versucht, mit dem Polizeihauptquartier Kontakt aufzunehmen, was jedoch nicht gelang. Um 13.16 Uhr ging bei der Polizei von Dallas ein anonymer Anruf ein. Ein Polizeibeamter soll ermordet worden sein. Gegen 13.20 Uhr stellt sich heraus, dass es J. D. Tippit war, durch vier Kugeln niedergestreckt. Als Tatzeit wurde im Warren-Report 13.15 Uhr angegeben. Anderen Zeugen zufolge sei Tippit bereits gegen 13.06 Uhr erschossen worden.
Kritik am Warren-Report
Die Warren-Kommission geriet zunehmend unter Druck, ihr wurde vorgeworfen, dass wichtige Aspekte und Zeugen nicht beachtet und viele Fakten im Abschlussbericht nicht erwähnt wurden. Weitere offizielle Untersuchungen brachten zu Tage, dass die staatlichen Organe FBI, CIA und Secret Service Informationen vor der Warren-Kommission geheim hielten, die möglicherweise zu einem anderen Ergebnis hätten führen können. Zudem konnte die Kommission nie erklären, warum die „Magic Bullet“ nicht verformt war, was aber nach der offiziellen Version der Fall hätte sein müssen, da sie angeblich mehr als zweimal Knochenmaterial zerbrach und Muskelgewebe durchdrang.
Der Zapruder-Film
Der Zapruder-Film ist ein privater 8-mm-Film, gedreht mit einer 414 PD Bell & Howell Zoomatic Director Movie Camera – ohne Ton – des Amateurfilmers und Textilfabrikanten Abraham Zapruder. Zapruder nahm diesen zum Zeitpunkt des Attentats auf Kennedy auf und wurde damit zum wichtigsten Zeugen bei der Ermordung des Präsidenten.
Der 8-mm-Film belichtete 18,3 Einzelbilder in der Sekunde, und so gelang es Zapruder, die entscheidenden Sekunden des Attentats festzuhalten. Er drehte 26 Sekunden, die im Warren-Report in 485 nummerierten Einzelbildern [1] dokumentiert wurden. Auf dem Film ist deutlich zu sehen, wie Kennedys Kopf durch den tödlichen Kopfschuss nach hinten geschleudert wird, also entgegengesetzt der Schussrichtung, die Oswald gehabt hätte.
Zapruder stand zum Zeitpunkt des Mordes auf einem Betonvorsprung auf dem Grashügel an der Dealey Plaza und filmte die tödlichen Schüsse auf den Präsidenten John F. Kennedy. Den Film verkaufte Zapruder am selben Tag für 150.000 US-Dollar an das Life-Magazin. Der Verleger des Magazins, C. D. Jackson, veröffentlichte jedoch nur einzelne Bilder des Filmes. Am 22. November 1963, unmittelbar nach dem Verkauf des Films, wurden von dem Original drei Kopien erstellt.
Erst im Jahre 1967 gelangte der Bezirksstaatsanwalt von New Orleans, Jim Garrison, an eine Kopie des Films. Am 6. März 1975 hatte der Zapruder-Film erstmals Premiere in der amerikanischen Abendshow 'Good Night America' von Geraldo Rivera. Bereits einen Monat vorher wurde er im australischen Fernsehen ausgestrahlt.
1992 zeigte Oliver Stone den Zapruder-Film in digital restaurierter Fassung in seinem größtenteils auf dem Buch des Verschwörungstheoretikers Jim Marrs basierenden Spielfilm JFK – Tatort Dallas erstmals einem Weltpublikum. Im April 1997 wurde der Originalfilm von Zapruder dem einberufenen Prüfungsausschuss für Attentatsdokumente (ARRB) (1994–1998) zur Verfügung gestellt und zur dauerhaften Aufbewahrung verkauft. Die Erben Zapruders erhielten 16 Mio. US-Dollar sowie eine der drei Originalkopien. Diese Kopie wurde von Zapruders Familie dem Sixth Floor Museum (6. Stock des Schulbuchlagerhauses) an der Dealey Plaza gestiftet.
Spätere Untersuchungen
1967 ermittelte Jim Garrison, Staatsanwalt aus New Orleans, eine Verschwörung zur Ermordung des Präsidenten, als deren Kopf er Clay Shaw vor Gericht brachte. Garrisons zweiter Hauptverdächtiger, der stadtbekannte Homosexuelle David W. Ferrie, starb während Garrisons Ermittlungen. Shaw wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Erst 1979 stellte sich heraus, dass Shaw CIA-Mitarbeiter gewesen war.
Der Clark-Ausschuss befasste sich 1968 ausschließlich mit den medizinischen Befunden des toten Präsidenten. Benannt wurde der Ausschuss nach dem damaligen Justizminister der USA und Leiter des Ausschusses Ramsey Clark. Abschließend berichtet der Clark-Ausschuss, dass die Eintrittstelle der Wunden durch die Pathologen falsch bestimmt wurde. Trotzdem sollten die Wunden dem Bericht nach durch nur einen Schützen zugefügt worden sein.
Eine offizielle Untersuchung des Sonderausschusses des Repräsentantenhauses, dem US-Kongress (das House Select Committee on Assassinations, 1976–1979), kam zu dem Schluss, dass die Geheimdienste gezielt der Warren-Kommission Informationen vorenthalten hätten, die den Untersuchungen des Attentats eine entscheidend andere Richtung hätten geben können. Außerdem sei Kennedy mit hoher Wahrscheinlichkeit einer Verschwörung zum Opfer gefallen, deren Drahtzieher nicht zu ermitteln seien. Das FBI widersprach einem Aspekt dieses Berichts in einem Gegengutachten.
Der Prüfungsausschuss für Attentatsdokumente (Assassination Records Review Board; kurz: ARRB) (1994–1998), der wohl als Reaktion auf den Film von Oliver Stone einberufen wurde, war ein Ausschuss dessen primäre Aufgabe darin bestand, alle Dokumente und Akten, die den Fall betreffen zusammenzutragen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Ausschuss selbst hatte nicht die Aufgabe die Umstände des Attentats neu zu untersuchen, sondern neue Recherchen von Wissenschaftlern oder Anderen zu vereinfachen bzw. zu ermöglichen. Die neu veröffentlichten Dokumente konnten jedoch bis jetzt kaum neue Erkenntnisse liefern.
Hinterhof-Fotos
Die Fotos, welche zur Verurteilung von Lee Harvey Oswald in der Öffentlichkeit führten, zeigen diesen vor dem Haus der Paines in Dallas mit einem Gewehr sowie zwei kommunistischen Zeitungen in der Hand.
Diese Fotos wurden erst bei der zweiten Durchsicht seiner persönlichen Sachen gefunden. Dennoch wurde dieses Foto auf dem Titelblatt des Life-Magazins veröffentlicht und weltbekannt. Die Warren-Kommission nannte dieses Foto einen weiteren Beweis für Lee H. Oswalds Alleinschuld. Die verschiedenen Untersuchungen der folgenden Ausschüsse bestätigten die Echtheit der Fotos.
Diskussion
Am 15. Oktober 1963 bekommt Lee Harvey Oswald eine Anstellung im Texas-Schulbuchlager, kurz TSBD, wo er für geringe Entlohnung Schulbücher stapelt. Während Kennedys Texas-Reise bereits am 13. September 1963 veröffentlicht worden war, wurde die Fahrtroute durch Dallas erst am 18. November 1963 bekannt gemacht. Dies spricht gegen die These, dass Oswald das Attentat auf Kennedy von langer Hand geplant hat.
Es gab verschiedene Hinweise darauf, dass Oswald selbst nicht mit dem Gewehr an den tödlichen Schüssen auf Präsident Kennedy beteiligt gewesen ist:
- Nur anderthalb Minuten nach den Schüssen wurde Oswald im Erdgeschoss des TSBD gesehen, als er eine Cola trank. Wenn man dies mit der offiziellen Version vereinbart, die Oswald als Alleintäter sieht, hätte dieser innerhalb von anderthalb Minuten aus dem obersten Stockwerk die tödliche Schüsse abfeuern, dann die Treppe ins Untergeschoss rennen, dort eine Cola bestellen und diese dann, ohne außer Atem zu sein, getrunken haben müssen.
- Auf einem Foto [2], das am 14. Dezember 1963 in der Dallas Post veröffentlicht wurde, ist ein Mann, der Oswald zumindest ähnelt, zum Zeitpunkt des Attentats an der Tür des TSBD zu sehen. Das Foto stammt von James Altgens, der die Präsidentenlimousine von vorn rechts fotografierte und so ebenfalls das TSBD ablichtete. Bei dem vermeintlichen Lee Harvey Oswald soll es sich um Billy Lovelady handeln, einen Kollegen Oswalds.
Verschwörungstheorien
Die Akten zum Mordfall Kennedy, die ursprünglich bis weit in das neue Jahrtausend unter Verschluss bleiben sollten, sind heutzutage zu 99 % freigegeben. Dennoch glauben insbesondere Verschwörungstheoretiker, dass erst durch die vollständige Veröffentlichung der Akten eine Aufklärung der Ermordung Kennedys möglich sein wird.
Eine der Verschwörungstheorien basiert auf einem als Polizisten verkleideten Todesschützen hinter dem Zaun unterhalb des Grashügels, dem so genannten "Badge Man". Eine Analyse eines Fotos, das ihn im Augenblick des Schusses zeigen soll, ist hier: [3].
Eine andere Verschwörungstheorie besagt, dass der Chauffeur William Greer sich nach den beiden Ablenkungsschüssen nach hinten umdrehte und John F. Kennedy frontal in den Kopf schoss. Folglich versuchte Jacqueline Bouvier-Kennedy den Wagen zu verlassen was ihr aber misslang, da William Greer den Wagen beschleunigte und der Agent Clint Hill, der kurz zuvor auf den Wagen aufgesprungen war, sie zurück drängte. Die Einzelbilder 310 bis 320 des Zapruder-Films [4] würden beim genauen Betrachten den Schuss von William Greer auf John F. Kennedy belegen.
Literatur
- Lothar Buchholz: Labyrinth der Wahrheiten - Todesschüsse auf Kennedy. Verlag Lothar Buchholz, 3. Auflage 2004, ISBN 3-00012-869-7.
- Jim Garrison: Wer erschoß John F. Kennedy? Auf der Spur der Mörder von Dallas. Bastei-Lübbe, Bergisch-Gladbach 1992, ISBN 3-40413-412-5.
- Jim Marrs: Crossfire – The Plot that killed Kennedy, Carroll & Graf Publishers 1990, ISBN 0-88184-648-1
- Gerald Posner: Case Closed, Anchor Books 2003, ISBN 1-40003-462-0
- Larry A. Sneed: No More Silence, University of North Texas Press 1998, ISBN 1-57441-148-9
Film und Fernsehen
- Stone vertritt in diesem Dokumentar-Spielfilm die These von einer Verschwörung gegen Kennedy, in der Oswald allenfalls ein Bauernopfer und Spielball höherer Institutionen gewesen sei. Der Film löste eine kontroverse Diskussion aus und führte letztendlich zur Einberufung des Prüfungsausschuss für Attentatsdokumente (ARRB), der in der Zeit von 1994–1998 seine Untersuchungen im Falle Kennedy betrieb.
- Rendezvous mit dem Tod: Kennedy und Castro [5] (Rendezvous with Death) - Dokumentarfilm vom Grimmepreisträger Wilfried Huismann
- In diesem Film wird versucht, die von dem bekannten amerikanischen Kennedy-Forscher Gus Russo ("Live by the Sword") im Jahr 1998 aufgestellte These zu belegen, dass die Ermordung Kennedys vom kubanischen Auslandsgeheimdienst G2 initiiert worden sei.
- Unternehmen Staatsgewalt (USA 1973), mit Robert Ryan, Burt Lancaster, Produzent: Edward Lewis, Regie: David Miller
- Der Film zeigt teilweise dokumentarisch den Ablauf und die Hintergründe des Attentats auf JFK auf und geht dabei von einer detailliert geplanten Operation höchster politischer Kreise aus. Am Ende blendet der Film die 18 Augenzeugen des Attentats ein, die in der Zeit vom 23. November 1963 bis zum Februar 1967 sämtlichst ums Leben gekommen waren.
Nachweise
- ↑ http://abcnews.go.com/images/pdf/937a1JFKAssassination.pdf, http://poll.discovery.com/servlet/viewsflash?jfk=6&cmd=tally&pollid=jfk&results=data/dsc/package/jfk.results.html&submit.x=51&submit.y=6, http://www.historychannel.com/jfk/jfk_poll_results.jsp
- ↑ zit. nach Alan Posener, John F. Kennedy in Selbstzeugnissen und Bildokumenten, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 1991, S. 126
- ↑ Gerald Posner, Case Closed. Lee Harvey Oswald and the Assassination of JFK, Random House, New York 1993, S. 233
- ↑ Robert Dallek: John F. Kennedy. Ein unvollendetes Leben, DVA: Stuttgart, 2003, S. 645
Weblinks
- Warren Report auf der Website der U.S. National Archives (englisch)
- Sixth Floor Museum at Dealey Plaza (englisch)
- Kritik an Huismanns These
- Liste von bedeutenden politischen Figuren, Ermittlern und vermeintlichen Verschwörern (englisch)
- Privatarchiv über das Attentat (englisch)
- Sammlung von über 11.000 Dokumenten aus den Polizeiakten des Dallas Police Department (englisch)