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Studentische Fechtwaffe

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Eine studentische Fechtwaffe ist eine Waffe, die in schlagenden Verbindungen zum Fechten verwendet wird.

Nach dem Ausgang des Mittelalters waren bei Studenten die gleichen Fechtwaffen in Gebrauch, wie sie auch sonst von zum Waffentragen berechtigten Männern zur Selbstverteidigung verwendet wurden, wie Degen und Rapier.

Pariser Stoßdegen, entstanden in Frankreich um 1750

Von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war für Stoßmensuren der Pariser in Gebrauch, eine leichte florettähnliche Stichwaffe mit kreisrundem Stichblatt und einer Klinge mit dreieckigem Querschnitt.

Georg Mühlberg "Auf die Mensur", Darstellung einer Mensur auf Korbschläger, ungefähr um 1900

Da diese Waffe bei den unter Studenten häufigen Raufereien zu nicht seltenen tödlichen Verletzungen führte (siehe auch Lungenfuchser), ging man ab 1767 zuerst in Göttingen zum Hiebfechten über. Dazu wurden der Korbschläger und - an den Universitäten im Osten Deutschlands - der Glockenschläger entwickelt (siehe auch Hiebwaffe).

Da um die Mitte des 19. Jahrhunderts das Fechten mit Korbschläger und Glockenschläger keinen Duellcharakter mehr hatte, entstand zur Bereinigung von schweren Ehrenhändeln der akademische Säbel, der sich vom Korbschläger nur durch die schwerere und gebogene Klinge unterschied. Dazu war der Stand der Paukanten beweglicher, also gefährlicher, und es wurden weniger Schutzwaffen eingesetzt. Säbelpartien galten als Zweikampf mit tödlichen Waffen und damit als Duelle. Sie wurden bis ungefähr 1935 durchgeführt.

Georg Mühlberg - Studentisches Säbelduell um 1900

Die Bestimmungsmensur wird seit etwa 1850 bis heute mit Korbschläger und Glockenschläger ausgetragen.

Die deutschen Studentenverbindungen in Prag verwendeten in der Mitte des 19. Jahrhunderts noch eine spezielle Waffe, die so genannte Prager "Plempe", bis sie ebenfalls in den 1870er Jahren zum Korbschläger übergingen.

Bemühungen der Zwischenkriegszeit, das Studentische Fechten durch geänderte Ausrüstung (Reformschläger) und Regelwerk (bewegliches Fechten) gleichzeitig zu entschärfen und anspruchsvoller zu gestalten, verliefen sich durch die Auflösung der Verbindungen in den 1930er Jahren.

Zeittafel "Studentische Fechtwaffen"

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Mensurfechten im Prinzip fortgesetzt, wie es bis 1935 bestanden hatte. Das Ausfechten von Duellen mit dem Säbel wurde jedoch nicht wieder aufgenommen. Und der Glockenschläger wurde nur noch in Berlin verwendet, da in den anderen Universitätsstädten, an denen er üblich war, die sowjetische Besatzung die Wiederaufnahme alter deutscher Traditionen verhinderte. Nach der deutschen Wiedervereinigung findet diese Waffe jedoch wieder Verwendung an den angestammten Universitätsstädten Halle, Leipzig, Dresden, Freiberg, Greifswald und Berlin. In Königsberg und Breslau, wo früher mit Glockenschläger gefochten wurde, werden heute keine Mensuren mehr ausgetragen.


Siehe auch

Literatur

Rudolf Beglinger, Die Waffen der Studenten vom 15. bis zum 18. Jahrhundert, in: Einst und Jetzt. Jahrbuch 2005 des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung. Band 50, Neustadt an der Aisch 2005