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Bodenschutz

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Bodengefährdung durch eine unzulässig entsorgte ausgelaufene Autobatterie

Bodenschutz beinhaltet die Maßnahmen, die zum Schutz des Bodens unter dem Aspekt des Natur- und Umweltschutzes getroffen werden. Der Bodenschutz hat im Jahre 1999 im Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) und in der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV) eine einheitliche Grundlage erhalten. Sie wird erweitert durch vorrangige Rechtsvorschriften, wie das Düngemittel- und Pflanzenschutzrecht, das Bundes-Immissionsschutzrecht oder das Bauplanungs- und Bauordnungsrecht.

Der Anwendungsbereich der BBodSchV betrifft Altlastflächen, mögliche Altlastflächen und Sanierungsmaßnahmen. Außerdem Gefahrenabwehr durch Dekontaminations- und Sicherungsmaßnahmen, Vorsorgemaßnahmen und Prüf- und Messmaßnahmen.

Die Belastungen und Beeinträchtigungen des Bodens betreffen chemische Verunreinigungen (z. B. durch Pestizide, Schwermetalle), physikalische Veränderungen (z. B. Bodenverdichtung, Bodenerosion) und Bodenverbrauch durch Überbau (z. B. Straßenbau, Siedlungsbau) oder Abtransport.

Schutzgebiete im Sinne des Bodenschutzes sind:

Land- und Forstwirtschaft

Die Land- und Forstwirtschaft hat Interesse am Boden, da sie außer in der Hydrokultur, z. B. beim Tomatenanbau, auf den Boden als Nährstoffspeicher und Wasserlieferant angewiesen ist. Je nach Bodenart ist die sinnvolle Bodennutzung unterschiedlich. Während die Landwirtschaft hohe Anforderungen an den Boden stellt, ist die Bodengüte in der Forstwirtschaft und der Grünlandwirtschaft von geringerer Bedeutung.

Die Ökologische Landwirtschaft und die konventionelle Landwirtschaft betreiben den Ackerbau mit unterschiedlichen Anbaumethoden, Düngereinsatz und Pflanzenschutzmitteln. Die vom Landwirt gewählte Kombination bestimmt die Qualität des Bodens (Humus) erheblich, weil die Vielfalt und Reichhaltigkeit der Bodenlebewesen (Edaphon) davon beeinflusst wird. Über die Symbiose von z. B. Pilz und Pflanze (Mykorrhiza) profitiert die Land- und Forstwirtschaft davon wiederum.

Boden als High-Tech-Standort

Unsere Böden wurden in den letzten Jahrzehnten mit einem enormen Technik- und Energieaufwand zur Produktion immer größerer Mengen an Biomasse gebracht. Dabei wurden die Belastungskapazitäten teilweise deutlich überschritten. Was Wenigen bekannt ist: Nicht nur der Flächenbedarf und die Ansprüche an die Qualität der Böden sind bei der landwirtschaftlichen Bodennutzung am höchsten. Sondern auch der Substanzverlust (z.B. durch Erosion) und der Qualitätsverlust (z.B. durch Verdichtung) der Böden sind in Relation zu anderen Bodennutzungsformen am höchsten (Lingner/Borg 2000).

Unsere Böden in Deutschland zeigen zunehmend Verdichtungsschäden und werden erosionsanfälliger. 1994 wies der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) in seinem „Jahresgutachten zur Gefährdung der Böden“ [1] auf die Symptome der Bodendegradation, wie Hochwasser, Bodenerosion, Bodenverdichtung, Verringerung der Grund- und Oberflächen- Gewässerqualität, Minderung der Bodenfruchtbarkeit und in der Folge Abnahme der Pflanzengesundheit und Anstieg des Mineraldünger - und Pflanzenschutzmittel -Aufwandes, hin. Die International Soil Conservation Organisation (Internationale Gesellschaft für Bodenschutz, ISCO [2]) bekräftigte die Warnungen auf ihrer Jahrestagung in Bonn 1996 [3] und auf ihren folgenden Jahrestreffen. Diese Gremien fordern wiederholt ein Umdenken in der Landwirtschaft.

Der zurzeit Boom im Bereich Bioenergie verschärft die Problematik noch, da zusätzlich zur Flächenkonkurrenz mit einer nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion, die Zunahme des einseitigen Anbaus von Raps, Weizen und Mais den prekären Humushaushalt und die Gesundheit unserer Böden ebenfalls bedroht.

Schritte in Richtung Bodenschutz

16 Prozent der Böden in den alten EU-Ländern sind bedroht. In den neuen Ländern der EU, wie Tschechien, Ungarn oder Polen sind es sogar 35 Prozent. Auf europäischer Ebene wurde dem Bodenschutz erstmals 2001 durch das 6. EU-Umweltaktionsprogramm eine zentrale Bedeutung zugesprochen. Die Europäische Kommission hat dann die ersten Schritte hin zu einer europaweiten Bodenschutzstrategie in Angriff genommen. Nach mehreren Verzögerungen wurde diese am 22.09.2006 in Brüssel vorgestellt. Ihr soll die Ausarbeitung einer Rahmenrichtlinie, deren Vorschlag ebenfalls vorgestellt wurde, folgen.

Forstwirtschaft

In der Forstwirtschaft wird der Boden über die Wahl der angepflanzten Baumarten beeinflusst. Der Nadelwald, Laubwald und Mischwald ist niemals nur eine Baumfarm, sondern immer eine Pflanzengesellschaft (z. B. Eichen-Hainbuchen-Wälder) und noch genauer ein Ökosystem, womit der Lebensraum Boden mit eingeschlossen ist.

Gefahrstoffe, Altlasten

Der Boden kann sowohl durch seine Nutzung (z. B. Landwirtschaft) als auch durch ungewollte Stoffaustritte oder gezielte Versickerungen geschädigt werden. Bei einem Unfall kann beispielsweise Kraftstoff auslaufen und im Boden versickern. In Abhängigkeit von der Menge und dem ausgelaufenen Stoff kann ein Bodenaustausch notwendig sein, um z. B. eine Grundwassergefährdung zu verhindern.

In vielen industriell genutzten Flächen ist es im Laufe der Zeit zu gewollten oder ungewollten Versickerungen von Stoffen gekommen, die sog. Altlasten. In Abhängigkeit von der Belastung (Konzentration und/oder Stoff) können umfangreiche Bodensanierungsmaßnahmen notwendig werden.

Bergbau

Der Bergbau hat sich mit dem Bodenschutz zu befassen, insofern es um den Tagebau und um den Abraum auf Halden geht. Vielfach müssen auch erst Altablagerungen und Altstandorte ermittelt werden, weil sie schon viele Jahrhunderte alt sein können.

Da der Bergbau, speziell im Tagebau, sehr viel Fläche benötigt, ist im Bundesberggesetz (BBergG) geregelt, dass nach dem Abbau eine Renaturierung erfolgen muss. Dazu gehört nicht nur eine möglichst vollständige Verfüllung des Tagebaurestloch, sondern auch das Auftragen des zuvor abgetragenen Bodens und die kontrollierte Normalisierung des Grundwasserspiegels. Vielfach werden auch Gesteine an die Oberfläche verfrachtet, die unter Sauerstoffzufuhr zerfallen und große Säure-, Sulfat- und Eisenmengen freisetzen. Dadurch kann der Boden über Jahrzehnte extrem versauern und auch in Jahrhunderten ist dies noch zu bemerken.

Boden als Archiv

Die Bedeutung von Böden als landschaftsgeschichtliche Urkunde ist ebenso ein wichtiger Grund für den Schutz und Erhalt bestimmter Bodenformen/Bodenrelikte. An ihnen können durch vergleichende Untersuchungen mögliche Auswirkungen der Bodennutzung durch den Menschen auf die Bodenentwicklung erkannt und rekonstruiert werden. Dabei unterscheidet man:

Naturgeschichtliche Urkunden

Geologisch-bodenkundliche Besonderheiten, wie geologische Aufschlüsse, herausgewitterte Vulkankegel, Moore sowie Fundstellen von Versteinerungen und Fossilien.

Kulturgeschichtliche Urkunden

Zeugnisse spezieller Bewirtschaftungsformen wie Wässerwiesen, alte Weinbergslagen und Wacholderheiden. Für den Denkmalschutz besonders interessant sind Gebiete mit Siedlungsresten und Bodendenkmälern wie Limesreste, alte Gräberfelder, Hohlwege oder ehemalige Siedlungen.

Literatur

  • BESTE, A. (2005): Landwirtschaftlicher Bodenschutz in der Praxis. Grundlagen, Analyse, Management. Erhaltung der Bodenfunktionen für Produktion, Gewässerschutz und Hochwasservermeidung. Verlag Dr. Köster [4]
  • BESTE, A. (2006): Bioenergie: Ja, aber bitte nachhaltig produziert. In: Zeitschrift "Ländlicher Raum", No.1 / 2006. [5]
  • BESTE, A. (2006): Wieviel Wasser kann mein Boden bei Starkregen speichern? Wieviel Trockenheit fängt mein Boden auf? Verbesserung der Bodenfunktionen und Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit mit Hilfe der Qualitativen Bodenanalyse. Anleitung für Praktiker. Incl. CD-Rom. [6]
  • BESTE, A.; MONDERKAMP, F. (2005): Energie – sinnvoll eingespart – effizient genutzt – nachhaltig produziert. Ein Energiecheck für landwirtschaftliche Betriebe. Punktesystem mit Erläuterungstext. [7]
  • Blume, Hans-Peter (Hrsg.) (32004): Handbuch des Bodenschutzes - Bodenökologie und -belastung; vorbeugende und abwehrende Schutzmaßnahmen. Landsberg/Lech. ISBN 3-609-65853-3
  • LINGNER, St., BORG, E. (2000): Präventiver Bodenschutz. Problemdimensionen und normative Grundlagen. Graue Reihe Nr. 23, Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaft-lich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler
  • RBS (Robert Bosch Stiftung, Hg.) (1994): Schwäbisch Haller Agrarkolloquium zur Bodennutzung, den Bodenfunktionen und der Bodenfruchtbarkeit. Denkschrift für eine umweltfreundliche Bodennutzung in der Landwirtschaft. Gerlingen
  • Yeong Heui Lee, Walter Bückmann: Neue Hoffnungen für den Bodenschutz. Umwelt- und Planungsrecht 25(10), S. 370 - 380 (2005), ISSN 0721-7390
  • Bodenschutzrecht:
- BBodschV - Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung
- BBodschG - Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zur Sanierung von Altlasten