Zum Inhalt springen

Honda XL500

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Oktober 2006 um 17:12 Uhr durch Pxl (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
XL 500 SZ: Die Ur-XL, Baujahr 1979
XL 500 SB: Erste größere Modifikationen, Baujahr 1981
XL 500 R: Modernes Monoshock-Fahrwerk, ab 1982

Das Motorradmodell XL 500 wurde von Honda als direkte Konkurrenz zur Yamaha XT 500 auf den Markt gebracht, um den Ende der 70er Jahre immer weiter wachsenden Enduro-, Offroad- und Fernreise-Markt zu bedienen. Das Motorrad wurde von 1979 bis 1984 in zwei Modellreihen (XL 500 S und XL 500 R) gebaut.

Drei Jahre brauchte Honda, um ein vergleichbares Enduro-Konzept zu realisieren, nachdem Yamaha mit der Präsentation der Yamaha XT 500 1975 in Las Vegas einen Überraschungs-Coup gelandet hatte. Mit technisch ausgefallenen Lösungen und einem fortschrittlicheren Vierventil-Motor sollte der relativ einfach konstruierten XT 500 die Marktführerschaft streitig gemacht werden. Dies gelang insoweit, als die XL 500 bald prestigeträchtige Vergleichstests für sich entscheiden konnte (z.B. "Motorrad" 12/1979 oder 10/1982) und beachtliche sportliche Erfolge gelangen (1982 Gewinn der Rallye Paris-Dakar). Auch nach Stückzahlen bot die XL dem Rivalen erfolgreich Paroli: Auf 20.264 von 1976 bis 1984 in Deutschland zugelassene XT 500 kamen 20.190 Exemplare der XL 500 (1979 bis 1984). Trotzdem: Eine treue XT-Anhängerschar sorgte nicht nur dafür, dass Yamahas Ur-Enduro länger (bis 1989) gebaut wurde, sondern auch zum Kult-Motorrad wurde. Ein Status, um den die XL 500 bis heute ringt.

Für den USA Markt hat Honda gleichzeitig mit der Vorstellung der XL eine XR500 Modelle Reihe gebaut, die sich durch Solositzbank mit Werkzeugtasche,tiefer Lampenmaske,Rundtacho,einklappbaren Fuss- und Ganghebel und mehr Leistung auszeichnete. Wie es sich für solche extrem Geräte gehörte,fehlte eine Batterie und die 6 V 25/25W Beleuchtung wahr eigentlich nur Zierde.


Modellgeschichte

Die XL 500 wurde in zwei Baureihen gebaut:

Ab 1979 die XL 500 S (interner Code (V.I.N.): PD01), zu erkennen an:

  • dem alufarbenen Motor
  • der Hinterrad-Schwinge mit zwei Federbeinen (Stereodämpfung)
  • dem mit 23 Zoll besonders großen Vorderrad (eine Besonderheit, gewöhnlich werden in Enduros 21-Zoll-Vorderräder verbaut)
  • 18-Zoll-Hinterrad
  • der 6-Volt-Lichtmaschine
  • der Simplex-Trommelbremse vorne

Von dem S-Modell gab es wiederum drei Varianten:

  • Die 1979 gebaute XL 500 SZ, die man am unverkleideten Vorderlicht, dem nierenförmigen Tacho (ohne Drehzahlmesser), der kleineren Vorderbremse sowie der schwarzen Rundschwinge erkennt. Keramik weiss (Code NH-24); und Tahitisch rot (Code R-23) als Grundfarbe waren lieferbar.
  • Die 1980 gebaute SA unterscheidet sich von der SZ durch den als Option hohen Frontkotflügel, die größere Vorderradbremse sowie ein anderes Dekor. Farben wie Modell 1979
  • 1981 erfolgten mit dem Modell SB größere Änderungen im optischen Erscheinungsbild: Die alufarbene Kastenschwinge, ein geänderter Auspuff-Endtopf ohne Vorkammer, der mit einem Plastikschild nach unten verkleidete Scheinwerfer und das mit einem Drehzahlmesser komplettierte Cockpit sorgen neben der geänderten Aufnahme für die Vorderblinker für eine leichte Identifizierung. Farben in Metallisch silber (Code NH-110 M-U) und Monza rot (Code R-110).

Ab 1982 die XL 500 R (interner Code (V.I.N.): PD02), zu erkennen an:

  • schwarz lackiertem Motor
  • Hinterradschwinge mit Zentralfederbein und progressiver Dämpfung durch Pro Link Umlenkhebel
  • 21-Zoll-Vorderrad
  • 17-Zoll-Hinterrad
  • 12-Volt-Bordnetz
  • der Doppelnocken- bzw. Duplex-Trommelbremse im Vorderrad, die aber bereits 1982 als veraltet galt
  • Farbgebung: Monza rot (Code R-110); Keramik weiß (Code NH-24); pleides silver (Code NH-104 M-U)

In einer Sonderserie wurde 1982 auch die XL 500 R Paris Dakar gefertigt mit den selben XL R Merkmalen.

  • Farbgebung: Tank mit 21 L Fassungsvermögen in den Farben blau-weiss-rot

Technik

In beiden Modellen arbeitet der nahezu baugleiche luftgekühlte 4-Takt Einzylinder-Motor mit 498 ccm (Bohrung mal Hub 89mm x 80mm), der es auf 33 PS brachte. Aufgrund der damals in Deutschland herrschenden Versicherungsklassen kamen beide Modelle hierzulande jedoch nur als 27-PS-Version auf den Markt. Die Drosselung wurde durch zwei Staubleche im Auspuffkrümmer vorgenommen. Eine Freigabe für die ungedrosselte Version gab und gibt es in Deutschland nicht. Der Kolben läuft in einem Aluminiumzylinder mit Graugussbuchse. Vier dachförmig angeordnete Ventile, die durch gegabelte Kipphebel und eine obenliegende Nockenwelle betätigt werden, beatmen den Motor. Die Motorvibrationen werden durch zwei Ausgleichsgewichte gemindert. Das Getriebe hat fünf Gänge. Die Schmierung ist als offener Kreislauf mit Nasssumpf ohne Ölfilter ausgeführt und beschert dem Motor sehr kurze Ölwechselintervalle. In diesem Punkt war die XT 500 mit Ölfilter und Trockensumpfschmierung zweifellos überlegen. Der Motorstart erfolgt per Kickstarter und wird durch einen automatischen Dekompressionsmechanismus erleichtert.

Die größte Schwachstelle des Motors stellt die in der Trennfläche zwischen Zylinderkopfdeckel und Zylinderkopf geleitgelagerte Nockenwellen dar. Die Konstruktion, die auf jegliche Lagerschalen verzichtete, erwies sich als wenig dauerhaltbar. Nockenwellenlagerschaden und harmlose, aber bald als unvermeidlich geltenden Ölleckagen an dieser Stelle waren die Folge. Weitere, aber wesentlich seltener auftretende Schwächen des Motors sind einlaufende Pleuelaugen und bei einigen Modellen herausfallende Ventilsitze. Gelegentlich sorgen auch abbrechende Kickstarterfedern für Verdruss. Dieser an sich harmlose Schaden zieht eine Motorkomplettzerlegung nach sich, da die Feder im Motorblock sitzt und von außen nicht zu erreichen ist.

Als Nachfolgermodell kam ab 1983 die Honda XL 600 auf den Markt, mit mehr Hubraum, Leistung und insbesondere Scheibenbremse vorne.

Technische Daten

Abmessungen

  • Gesamtlänge: S 2200 m ; R 2155 mm
  • Gesamtbreite: 865 mm
  • Gesamthöhe: S 1185 mm ; R 1260 mm
  • Radstand: 1405 mm
  • Sitzhöhe: S 860 mm ; R 895 mm
  • Bodenfreiheit: S 260 mm ; R 270 mm
  • Gewicht: Trockengewicht 129 kg ; Leergewicht 142 kg
  • zul. Gesamtgewicht: 313 kg

Rahmen

  • Rahmenart: Diamant-Einrohrrahmen unten offen
  • Lenkkopfwinkel: S 61,5 Grad , R 61,0 Grad
  • Lenkkopflager: S Axial-Rillenkugellager ; R Kegelrollenlager D 25 x d 47 h 15 mm
  • Nachlauf: S 138 mm ; R 118mm
  • Vorderrad Gabel: S Hydraulische Gabel ; R Luftunterstütze Gabel, Standardluftdruck 0-20 kPa , (0-0,2 kg/cm²)
  • Gabelrohr Durchmesser: S 35 mm ; R 37 mm
  • Federweg vorne: S 204 mm ; R 215 mm
  • Federweg hinten: S Schwinge 178 mm ; R Pro-Link 190 mm
  • Bereifung vorne: S 3.00-23 ; R 3.00-21
  • Bereifung hinten: S 4.60-18 ; R 4.60-17
  • Schwingenlager: S Gleitlager ; R Nadellager D 26 x d 20 x h 20 mm
  • Kraftstofftank: 10 l / 2 l Reserve

Motor

  • Bauart: Luftgekühlter 4-Takt-Benzin-Ottomotor mit obenliegender Nockenwelle
  • Zylinderanordnung: Einzylinder, 15° Neigung
  • Bohrung und Hub: 89 mm x 80 mm
  • Hubraum: 498 ccm
  • Kompression: 8,6 : 1
  • Ventiltrieb: 4 Ventile über hülsenkettengetriebene obenliegende Nockenwelle via Kipphebel betätigt
  • Ventilspiel: Einlass: 0,05 mm ; Auslass: 0,10 mm (bei kaltem Motor)
  • Max. Leistung: 24,3 kW (33 PS) bei 6500 U/min. ; BRD Version 19,8 kW (27 PS) bei 5250 U/min.
  • Max. Drehmoment: 40,6 Nm (4,14 kgm) bei 5000 U/min. ; BRD Version 39 Nm (3,9 kgm) bei 5000 U/min.
  • Schmiersystem: Nasssumpf-Druckumlaufschmierung
  • Ölmenge: 2,0 l ( Ölwechsel 1,5 l ; Totalrevision 2,0 l )

Vergaser

Kraftübertragung

  • Kupplung: Mehrscheiben-Ölbadkupplung
  • Getriebe: 5-Gang
  • Primäruntersetzung: 2,739 (69/29)
  • -1.Gang: 2,462 (32/13)
  • -2.Gang: 1,647 (28/17)
  • -3.Gang: 1,250 (25/20)
  • -4.Gang: 1,000 (23/23)
  • -5.Gang: 0,840 (21/25)
  • Enduntersetzung: S 2,785 (39/14); R 2,928 (41/15)
  • Endantrieb: Rollenkette 520er ; S 96 Glieder ; R 100 Glieder

Elektrische Ausstattung

  • Beleuchtung: Scheinwerfer (Abblend-/Fernlicht): S 6 V 35/35 W ; R 12 V 35/35 W ; Fassung: Sockel BA 20 d
  • Rück-/Bremslicht: S 6 V 5/21 W ; R 12 V 5/21 W ; Fassung: Sockel BAY 15 d
  • Blinklicht (vorne/hinten): S 6 V 21 W ; R 12 V 21 W ; Fassung : Sockel BA 15 s
  • Standlicht: S 6 V 4 W ; R 12 V 4 W ; Fassung : Sockel BA 9 s
  • Tacho-/Tourenzählerbeleuchtung: S 6 V 2 W ; R 12 V 2 W ; Fassung : Sockel BA 9 s
  • Batteriekapazität: S 6 Volt-4Ah ; R 12 Volt-3Ah
  • Batterieladespannung / -Strom: S 6 V max. 1,2 A ; R 12 V max. 0,3 A
  • Lichtmaschine: S 6 Volt 112 W bei 5000 U/min. ; R 12 Volt 196 W bei 5000 U/min.
  • Ladedrehzahl: S und R ab 1200 U/min.
  • Lichtspannung: S 7,0 V min. 2500 U/min. ; 9,0 V max. 8000 U/min.
  • Lichtspannung: R 13,0 V min. 2500 U/min. ; 23,0 V max. 8000 U/min.
  • Ladestrom: S 1,8 A min. 2500 U/min. ; 4,0 A max. 8000 U/min.
  • Ladestrom: R 2,4 A min. 2500 U/min. ; 5,5 A max. 8000 U/min.

Zündung

  • Zündanlage: Kontaktlose C.D.I. Zündanlage
  • Zündkerze: Normalfall: DR8ES-L (NGK) ; Kaltes Wetter (< 5 Grad C): DR7ES (NGK) ; Hochgeschwindigkeit (Autobahn): D9EA (NGK)
  • Elektrodenabstand Zündkerze: 0,6 -0,7 mm
  • Zündzeitpunkt S: Anfangszündung 10 Grad vor O.T. bei 2250 U/min. ; Volle Vorzündung 36 Grad vor O.T. bei 3500 U/min.
  • Zündzeitpunkt R: Anfangszündung 10 Grad vor O.T. bei 1200 U/min. ; Volle Vorzündung 35 Grad vor O.T. bei 3500 U/min.

Literatur

  • Clymer Workshop Manual ISBN 0-89287-538-0 (englisch)
  • Clymer Honda XL/XR 500-650 79-03 ISBN 0-89287-881-9 (englisch)
  • Oldtimer Praxis 03/2006 , Reportage/Historie (deutsch)
  • Owners Workshop Manual von Haynes ISBN 1-85010-268-6 (englisch)
  • Reparaturanleitung von Bucheli Nr. 5028 ISBN 3-7168-1578-0 (deutsch)
  • Revue Moto Technique N° 41 , Honda XL 250S XL400S XL500S ISBN 2-72689-035-0 (französisch)
  • Zeitschrift Motorrad, 25/1978, Vorstellung und Fahrbericht Honda XL 500 S (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 08/1979, Test Honda XL 500 S (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 12/1979, Vergleichstest XL 500 S / XT 500 / SP 370 (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 15/1979, Honda XR 500 mit 34 PS im Test (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 15/1980, Vergleichstest XL 500 S / XT 500 / DR 400 S (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 02/1981, Honda XR 500 R mit 35 PS im Test (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 10/1982, Vergleichstest XL 500 R / XT 550 (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 04/1983, Vorstellung und Fahrbericht Honda XL 500 R (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 16/1984, Vergleichstest XL 500 R / Kawasaki KLR 600 / Moto Morini 350 Kanguro / Yamaha XT 600 (deutsch)
  • Zeitschrift Motorrad, 06/1985, Gebrauchtmaschinen-Ratgeber: XL 500 (deutsch)