Andorra
| |||||
Wahlspruch: Virtus Unita Fortior (lat., „Vereinigte Tapferkeit ist stärker“) | |||||
![]() | |||||
Amtssprache | Katalanisch | ||||
Hauptstadt | Andorra la Vella | ||||
Staatsform | Konstitutionelles Fürstentum | ||||
Staatsoberhaupt | Co-Fürsten Jacques Chirac und Joan Enric Vives i Sicília | ||||
Regierungschef | Albert Pintat Santolària | ||||
Fläche | 464 km² | ||||
Einwohnerzahl | 76.875 (2005) | ||||
Bevölkerungsdichte | 164 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Euro (€) de facto | ||||
Unabhängigkeit | 8. September 1278 | ||||
Nationalhymne | El Gran Carlemany | ||||
Zeitzone | UTC + 1 | ||||
Kfz-Kennzeichen | AND | ||||
Internet-TLD | .ad | ||||
Telefonvorwahl | +376 | ||||
![]() |
Andorra ist ein unabhängiger Zwergstaat in Europa und befindet sich in den östlichen Pyrenäen zwischen Spanien (Katalonien) und Frankreich (Pyrénées-Orientales).
Andorra wurde am 8. September 1278 gegründet und ist heute der größte unter den fünf europäischen Zwergstaaten. Es ist das einzige Land der Welt, bei dem gleich zwei ausländische Amtsträger die Funktion des Staatsoberhauptes wahrnehmen (der Bischof von Urgell und der Präsident von Frankreich).
Andorra gilt als Wintersport- und Steuerparadies.
Geographie

Das Land liegt in einem Hochtal der Pyrenäen. Die Entstehung des Tales geht auf die Eiszeit zurück, in der Gletscher die ursprünglich engen Täler verbreiterten und das mitgeführte Schuttmaterial als Moränen ablagerten. Mehr als ein Drittel Andorras liegt oberhalb der Waldgrenze. In den Lagen darunter wechseln meist Kiefernwälder mit Wiesen und Weiden einander ab. Das Land ist sehr gebirgig. 65 Berggipfel übersteigen die 2.000 Meter-Grenze. Der höchste Berg ist der Coma Pedrosa mit 2.946 Metern. Der niedrigste Punkt ist 840 Meter hoch und liegt bei Sant Julià de Lòria an der spanischen Grenze. Die Grenze zu Frankreich hat eine Länge von 56,6 km und die zu Spanien 63,7 km.
Zwei Arme des Flusses Valira, der Valira del Nord und der Valira d' Orient, vereinigen sich etwa in der Mitte des Landes zum Valira, der nach Spanien weiterfließt. Der Valira liefert durch Wasserkraftwerke am Fluss einen Teil der Energie des Landes. Weitere wichtige Flüsse sind der Arinsal und der Riu Madríu.
Klima
Aufgrund seiner Lage herrscht in Andorra ein relativ kühles Gebirgsklima vor. Im Januar liegen die Temperaturen im Mittel bei -7 °C, im Sommer klettert das Thermometer auf 26 °C. In Andorra gibt es auf Grund der Hochtäler, die von hohen Felsgebirgen umgeben sind, feuchte und kühle Sommer und wiederum milde Winter.
Flora und Fauna

Die untersten Lagen werden mediterran beeinflusst, so dass sie mit immergrünen Eichenbeständen und wechselnden Öd- und Heideland gekennzeichnet sind. Danach folgt eine Zone der Eichen- und Pinienwälder, und in Schattenlagen gedeihen Tannen. In der subalpinen Zone zwischen 1600 und 2000 m herrschen Wälder mit Rotkiefern und Schwarzfichten vor, vereinzelt wachsen hier auch Birken, Buchsbäume, Wacholder und Heidekraut. Oberhalb der Baumgrenze breiten sich alpine Matten aus.
Die Tierwelt gleicht im wesentlichen der mitteleuropäischen Fauna - Igel, Maulwurf, Eichhörnchen sowie zahlreiche Vogelarten, Füchse, Dachse, Wildschweine und Hasen sind hier zu Hause, und werden bejagt. Ein Verwandter des Maulwurfs, der Pyrenäen-Desman ist an Bachufern zu finden, wenn er im klaren Wasser auf Nahrungssuche geht. In höheren Gebirgslagen findet man Gämsen, Murmeltiere sowie Auerhühner, aber auch der Steinadler, Gänse-, Schmutz- und Bartgeier haben hier ihren Lebensraum.
Bevölkerung
Die Bevölkerung des Landes konzentriert sich im größten Tal des Fürstentums, durch das der Fluss Grand Valira fließt und in dem sich zwei Gemeinden befinden, darunter die Hauptstadt: Andorra la Vella.
Bevölkerungsstruktur
Andorra hat 70.549 Einwohner (Stand Juli 2005 geschätzt), davon sind:

- Katalanen (Andorraner) 40,0 %,
- Spanier 30,2 %,
- Franzosen 16,5 %,
- Portugiesen 6,6 %,
- Sonstige (etwa 70 verschiedene Nationalitäten, darunter die nur noch wenigen Basken) 6,7 %.
Das jährliche Bevölkerungswachstum beträgt 5,0 %. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt 84 Jahre. Die Säuglingssterblichkeit beträgt 0,6 %, die Kindersterblichkeit 0,7 %. 95 % der Bevölkerung leben in Städten.
14,8 % der Andorraner sind unter 15 Jahre alt (davon männlich: 5.471 / weiblich: 4.995), 71,5 % sind 15-64 Jahre alt (davon männlich: 26.463 / weiblich: 23.977) und 13,7 % sind 65 und älter (davon männlich: 4.780 / weiblich: 4.863) (Stand 2005). Das Durchschnittsalter ist 40,34 Jahre.

Sprache
Der überwiegende Teil der Einwohner Andorras spricht die Amtssprache Katalanisch (58 %), Spanisch wird von 35 % gesprochen, Französisch von 20 %.
Religion
Der überwiegende Teil der Andorraner (ca. 90%) bekennt sich zur römischen Kirche, daneben sind 1% der Bevölkerung Zeugen Jehovas, außerdem gibt es verschiedene protestantische und eine jüdische Gemeinde.
Geschichte
Ursprünge und das Mittelalter
Die frühesten Funde menschlichen Lebens in Andorra gehen bis auf die erste Eiszeit zurück. Keramikstücke, Ketten und andere Gegenstände zeugen von einer Besiedlung vor der Bronzezeit. Weitere archäologische Fundstücke sind die Steingravierungen von Ordino, Höhlenzeichnungen von La Roca de les Bruixes. Die Bewohner der Täler wurden zum ersten Mal in einem Text des griechischen Historikers Polybius (2. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt. Polybius beschreibt, wie Hannibal die Pyrenäen überquert und erwähnt in diesem Zusammenhang die Stämme der Andosiner.
Es gilt als gesichert, dass sich in den andorranischen Tälern im Zuge der Völkerwanderung Reste verdrängter Basken mit westgotischen Eroberern sowie der keltoiberischen Urbevölkerung vermischten.
Die Täler Andorras unterlagen nacheinander und indirekt dem Einfluss des Römischen Reiches, der westgotischen Monarchie, der Mauren und der Franken. Unter der fränkischen Herrschaft wurde die hispanische Grenze festgelegt, die «Ularea», die das andorranische Gebiet begrenzte.
Andorra ist seit der Zeit Karls des Großen unabhängig. Es gibt die Legende, dass Karl der Große Andorra als Dank für die Hilfe seiner Einwohner bei seinem Kampf gegen die Sarazenen im Jahr 805 gegründet hat. Erste Hinweise auf Andorra finden sich im Zusammenhang mit der Verteidigung Frankreichs unter Karl dem Großen gegen die maurische Invasion. Die Talschaft war eine bedeutende christliche Bastion im Hinterland des spanischen Bischofssitzes von La Seu d'Urgell in der 795 entstandenen Spanischen Mark. Die Gemeinden Andorras werden im Jahr 839 zum ersten Mal in der Urkunde der Sanktionierung von Urgell als Lehen des Grafen von Urgell erwähnt. In der Schrift Karls des Kahlen an Sunifred I. von Barcelona von 843 wird das andorranische Gebiet als Besitz des Grafen von Urgell definiert, und in der Einweihungsakte der Kathedrale Seu d'Urgell, die 860 unterzeichnet wurde, wird deutlich erwähnt, dass das Gebiet dem Einfluss der Kirche unterliegt.
In der langen Phase maurischer Bedrohung orientierte sich Andorra stärker nach Norden, was die engen wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zum Frankenreich begründete. Nach der Vertreibung der Mauren wurden seit dem 12. Jahrhundert von Frankreich und Spanien Annexionsversuche unternommen.
1278, mit dem Friedensvertrag von Lleida, wurde der Status eines Fürstentums ohne Fürsten unter der geteilten Oberhoheit (so genanntes Kondominium) des Bischofs von Urgell (Spanien) und der Grafen von Foix (heute in Rechtsnachfolge der Präsident von Frankreich) geschaffen.
15. bis 19. Jahrhundert
1419 wurde der « Consell de la Terra » geschaffen, eine Art primitives Parlament und wichtigstes Repräsentativorgan Andorras. Er war der Vorreiter des heutigen "Consell General de les Valls" (Generalrat) und versammelte alle Oberhäupter der wichtigsten andorranischen Familien. Die politische Struktur, die im Mittelalter entstanden ist, wurde im Laufe des 16., 17. und 18. Jahrhunderts stabilisiert. Auch die politische und wirtschaftliche Macht der wichtigsten andorranischen Familien festigte sich.
Anfang des 18. Jahrhunderts befand sich Andorra in einer wirtschaftlich und institutionell schwierigen Lage, die unter anderem auf die internen Konflikte im benachbarten Spanien zurückzuführen war. Spanien zerstörte nämlich alle katalanischen Institutionen und drohte damit, den «nova planta-Erlaß» von 1714 auf alle Drittstaaten, die Waren nach Spanien einführten, anzuwenden. Der Erlass sah die Erhebung einer Abgabe auf alle Produkte, die nach Spanien eingeführt wurden, vor. Die Abgabe entsprach 10% des Produktwertes.
Die Andorraner mussten jahrelang verhandeln, bis sie ein Sonderabkommen unterzeichnen konnten: die "Sentència Manutenció" von 1738. Dieser Text legte eine Abgabenbefreiung für andorranische Produkte fest.
Ende des 18. Jahrhunderts und im 19. Jahrhundert herrschten in Andorra Konflikte, Streitigkeiten und eine instabile Lage, sowohl auf sozialer als auch auf wirtschaftlicher und institutioneller Ebene.
Die Französische Revolution führte in Frankreich zur Nicht-Anerkennung des Status des Co-Fürstentums durch die französischen revolutionären Kräfte.
Die folgenden Jahre war Andorra wie gelähmt. Einziger Herrscher des Landes war der Bischof. Das Land verlor von französischer Seite aus alle seine Privilegien, unter anderem die Steuerbefreiung, seine Stabilität und seine Neutralität der Justiz, der inneren Angelegenheiten und des Handels.
Auf Antrag der Andorraner stellte Napoleon jedoch 1806 den Status quo ante wieder her und erneuerte somit alle Verbindungen, Vorrechte, Vorteile, Handelsbeziehungen, Steuerbefreiungen und Institutionen, die Andorra mit dem französischen König verbanden.
Das Amt des französischen Co-Prinzeps wird seitdem von der höchsten Autorität Frankreichs übernommen. Es ist ein Element, das bis heute von keinem der verschiedenen Nachfolger, von Napoleon über Ludwig XVIII. bis Jacques Chirac in Frage gestellt worden ist.
20. Jahrhundert
Durch die Errichtung von Kommunikationswegen wurde im 20. Jahrhundert das traditionelle Gesicht des Landes grundlegend verändert. Der Bau einer Straße 1913, die Andorra mit Spanien verbindet, der Bau einer weiteren Straße nach Frankreich und ins Innere der Täler 1933, die Errichtung eines Stromnetzes, die Eröffnung einer spanischen und französischen Post, die Einführung des Radios 1935 und die Eröffnung einer Skistation 1934 waren dafür entscheidende Faktoren.
Vom institutionellen Standpunkt aus gesehen machte die Demokratie im Jahr 1933 mit der Einführung des Wahlrechts für alle volljährigen Männer einen Schritt nach vorne. Das Wahlrecht für Frauen wurde erst 1971 eingeführt, als Wirtschaftswachstum und Wohlstand in Andorra schon gefestigt waren (Wirtschaftsboom seit den sechziger Jahren).
Größere Mitbestimmungsrechte blieben der Bevölkerung über lange Zeit weitgehend versagt. Zwar erhielt Andorra mit dem so genannten Generalrat der Täler eine Volksvertretung, doch besaß diese keine direkte legislative Gewalt. Erst in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts änderte sich das institutionelle Arrangement.
Ende der siebziger Jahre wurde ein neues institutionelles Reformvorhaben eingeleitet, das 1981 mit der Schaffung eines Exekutivorgans abgeschlossen wurde: der Regierung. Parallel dazu wurde ein Legislativorgan geschaffen: der Generalrat.
Die Rechte der beiden Ko-Fürsten wurden im frühen 20. Jahrhundert von zwei nicht in Andorra residierenden Delegierten ausgeübt. Diese entsandten einen Vogt nach Andorra der die Aufsicht über die Gesetzgebung und Verwaltung hatte und jährlich einen symbolischen Tribut für die Ko-Fürsten einnahm.
Am 25. Januar 1981 wurde vom Generalrat der Täler nach 703 Jahren Unabhängigkeit als Pyrenäen-Freistaat die erste Verfassung verabschiedet. Diese sah die Bildung eines Exekutivrates sowie eine Verwaltungsreform vor.
Andorra seit Einführung der Verfassung
Bis zum Jahr 1993 gab es in Andorra keine klare Trennung der legislativen, exekutiven und judikativen Gewalt. Erst die Verfassung vom 14. März 1993 etablierte Andorra als einen souveränen Staat mit einem parlamentarisch-demokratischen System.
Die beiden Ko-Fürsten blieben Staatsoberhaupt (jeweils repräsentiert durch einen in Andorra residierenden Vertreter). Die beiden ausländischen Schutzherren bleiben Staatsoberhäupter mit rein repräsentativer Funktion. Die exekutive Gewalt wurde jedoch einem dem Parlament verantwortlichen Ministerpräsidenten übertragen.
Heute ist Andorra Mitglied der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), des Europarats und der Vereinten Nationen. Das Parlament, das für eine Legislaturperiode von 4 Jahren gewählt wird, hat 28 Mitglieder. Jetziger Regierungschef ist Albert Pintat Santolària.
Politik
Verfassung
Nach der Verfassung von 1993 ist Andorra ein parlamentarisches Co-Fürstentum (Artikel 1 der Verfassung). Staatsoberhäupter sind der spanische Bischof von La Seu d'Urgell und der französische Staatspräsident. Das Einkammerparlament wählt den Regierungspräsidenten (Cap de Govern) als Chef der Exekutive.
Das Verfassungsgericht ist höchste Autorität in konstitutionellen Fragen.
Exekutive
Gemeinsames Staatsoberhaupt sind der spanische Bischof von La Seu d'Urgell, Monseigneur Joan Enric Vives, und der französische Staatspräsident Jacques Chirac. Ihr Amt ist rein repräsentativer Natur, sie besitzen allerdings ein Vetorecht in auswärtigen Angelegenheiten. Das Einkammerparlament wählt den Regierungspräsidenten (Cap de Govern) als Chef der Exekutive. Derzeitiger andorranischer Regierungschef ist Albert Pintat Santolària. Die Regierung leitet die andorranische Innen- und Außenpolitik, verwaltet den Staat und übt Rechtssetzungsbefugnis aus.
Legislative
Im Parlament, dem Consell General (Generalrat) sind vier Parteien vertreten. Dazu gehören die Partit Liberal d'Andorra (PLA - Liberale Partei Andorras), die Partit Socialdemòcrata (PS - Sozialdemokratische Partei), das Centre Demòcrata Andorra (CDA - Demokratisches Zentrum Andorra, die frühere PD - Demokratische Partei) sowie die Renovació Democràtica (RD - Demokratische Erneuerung). Darüber hinaus existieren noch die Unió Laurediana und die Verds (Grüne), die nicht im Generalrat sitzen.
Der Generalrat übt die Legislativgewalt aus, genehmigt den Staatshaushalt, fördert und kontrolliert die politischen Maßnahmen der Regierung. Er umfasst derzeit 28 Räte, die auf vier Jahre gewählt werden. 14 der 28 Räte werden auf regionaler Ebene gewählt, das heißt, 2 Räte für jede Gemeinde, während die anderen 14 auf nationaler Ebene gewählt werden.
Unter den Abgeordneten werden der Síndic, der Präsident des Parlaments (Consell), und der Untersíndic, der Vizepräsident des Parlaments (Consell), gewählt, die zusammen mit zwei Sekretären, die wiederum aus dem Consell gewählt werden, das Büro des Parlaments ausmachen.
Der derzeitige Präsident des Parlaments (Consell) ist Joan Gabriel Estany, der Vizepräsident Bernadeta Gaspà Bringueret.
Judikative
Funktionsweise der Justiz im Principat d’Andorra
Die Verfassung ist die oberste Norm der Rechtsordnung. Sie ist für alle Batlles (erstinstanzliche Richter), Richter und Gerichte verbindlich, die Recht sprechen und die Gesetze gemäß den Grundsätzen der Verfassung anwenden.
Die Rechtsprechung wird von den Batlles, dem Tribunal der Batlles (erstinstanzliches Gericht), dem Tribunal de Corts (Berufungs- und Schwurgericht) und dem Obersten Gerichtshof von Andorra ausgeübt. In der Ausübung ihrer Rechtsprechungskompetenz sind die Batlles und die Richter von allen Rechtsorganen und dem Obersten Gerichtshof unabhängig.
Rechtsorgane
Die Aufgabe der Rechtsorgane besteht darin, die öffentliche Gewalt an die Achtung der Gesetze zu binden, die Gesetzesmäßigkeit der Verwaltungstätigkeiten zu überwachen und allen Bürgern einen wirksamen Schutz in der Ausübung ihrer Rechte und der Verteidigung ihrer legitimen Interessen zu gewährleisten.
Das Rechtssystem von Andorra besteht aus:
- der Batllia von Andorra (Erstinstanzliches Gericht),
- dem Consell Superior de la Justicia (Oberster Justizrat),
- dem Tribunal de Corts (Berufungs- und Schwurgericht),
- dem Tribunal Superior (Oberster Gerichtshof),
- der Staatsanwaltschaft,
- dem Verfassungsgericht
Ombudsmann
Dieses Amt wurde 1998 geschaffen. Der Ombudsmann verteidigt und wacht über die von der Verfassung gewährleisteten Rechte und Freiheiten. Er behandelt Privatklagen und –beschwerden, die die Verletzung der Rechte durch die öffentliche Verwaltung betreffen. Außerdem kann er Empfehlungen aussprechen, an seine Pflichten und gesetzlichen Verpflichtungen erinnern und Vorschläge zur Umsetzung neuer Maßnahmen machen
Wahlberechtigung
Nur ein Bruchteil der Bevölkerung ist wahlberechtigt: Die Staatsbürgerschaft kann erst nach 25 Jahren Aufenthalt erworben werden (Ausnahme sind die beiden Staatsoberhäupter).
Am 24. April 2005 fanden Parlamentswahlen in Andorra statt. Dabei erreichte die PLA nur 41,2% der Stimmen und verlor somit die absolute Mehrheit. Die PSD dagegen erhielt 38,1% und verdoppelte die Anzahl ihrer Mandate beinahe. Die CDA, die zum ersten Mal unter diesem Namen antrat, verlor mehr als die Hälfte ihrer Sitze und erhielt 11%. Auch die RD entsendet bei 6,2% Stimmenanteil einen Abgeordneten ins Parlament. Die Grünen verfehlten mit 3,5% den Einzug in den Generalrat. Zum Ministerpräsidenten wurde am 27. Mai 2005 der frühere Außenminister Albert Pintat Santolària (PDA) gewählt. Der jetzige Außenminister ist Juli Minoves Triquell.
Verwaltungsgliederung
Andorra besteht aus sieben parròqies (Sg. parròqia, wörtlich Pfarreien, tatsächlich Gemeinden).
Die « Comuns » sind die Organe, die die Gemeinden vertreten und verwalten, den kommunalen Haushalt genehmigen und ausführen, ihre öffentliche Politik beschließen und umsetzen und das gesamte kommunale Eigentum verwalten. Sie erhalten Kapital, das aus dem allgemeinen Staatshaushalt stammt, damit ihre finanzielle Unabhängigkeit gewährleistet ist.
Siehe auch:
Mitgliedschaft in internationalen Organisationen
Andorra ist Mitglied in folgenden internationalen Organisationen: Vereinte Nationen (seit 28. Juli 1993), UNESCO, Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) seit 28. Oktober 1994, Europarat (seit 10. November 1994), Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) (seit 24. April 1996), Weltgesundheitsorganisation (WHO) (seit 15. Januar 1997), WTO (World Tourism Organisation) (seit 5. Februar 1996), Internationale Fernmeldeunion UIT (12. November 1993), Oficina Internacional de las Epizootias, OIE, Consejo de Cooperación Aduanera (CCD), ECE, Interpol, IRK (IFRCS), IOC, Eutelsat, Internationaler Strafgerichtshof, Beobachterstatus bei der WTO (World Trade Organization).
Beziehungen zu Deutschland
Die Beziehungen zwischen Andorra und Deutschland sind traditionell freundlich und ohne Probleme. Deutschland war 1994 der vierte Staat, der Andorra nach dessen Unabhängigkeit 1993 anerkannte. Der deutsche Botschafter in Spanien ist auch in Andorra akkreditiert. Die konsularische Betreuung wird vom deutschen Generalkonsulat in Barcelona wahrgenommen. Frau Carme Sala Sansa mit Sitz in Andorra ist als andorranische Botschafterin in Deutschland akkreditiert.
Bildungssystem
Das Bildungssystem in Andorra ist vielschichtig. Es umfasst ein andorranisches System, ein spanisches System, ein französisches System und ein privates englisches System (Elians). Es besteht auch ein konfessionelles System, das weder finanziell noch institutionell vom spanischen System abhängt (die Finanzierung obliegt dem andorranischen Staat), aber demselben Ausbildungsprogramm folgt.
Die Schulbesuchsquote in Andorra beträgt 100 %, da der Schulbesuch im andorranischen, spanischen und französischen System kostenfrei ist und bis zum Alter von 16 Jahren Schulpflicht besteht. Nur die private englische Schule ist nicht kostenfrei.
Das Bildungssystem besteht aus drei Teilen: der Vorschule, der Grundschule und der weiterführenden Schule (Kollegium und Gymnasium).
Das Ausbildungssystem umfasst auch einen besonderen Zweig für Berufsausbildung, Fachausbildung sowie Ausbildung für Erwachsene.
Außerdem bestehen Einrichtungen für einige Fachrichtungen (eine Schule für Krankenschwestern, eine Schule für Informatik, eine Handelsschule für kleine und mittlere Unternehmen und Industrie und die Virtuelle Universität von Andorra).
Wirtschaft
Das kleine Fürstentum verfügt über so gut wie keine Naturressourcen, allenfalls Wasser und (für den Inlandbedarf) Granitschiefer wären zu nennen. Früher war Andorra trotz seiner Gebirgslage ein Agrarland, im Laufe der Jahre beschränkte sich die Landwirtschaft jedoch weitgehend auf Viehhaltung sowie Tabakanbau und -verarbeitung und für den Inlandbedarf Kartoffelanbau. Nur 2 % von Andorras nicht bebautem Land ist geeignet für landwirtschaftliche Zwecke.
Das Fürstentum war lange das Schaufenster Europas für Spanien, aber als Spanien 1986 der Europäischen Gemeinschaft beitrat, musste eine Umstrukturierung der Wirtschaftsstrategie vorgenommen werden.
Das Land lebt heute vor allem vom Tourismus (mehr als 12 Millionen Besucher jährlich), zum Beispiel durch Wintersport. Rund 300 Hotels sowie Sport- und Ferienzentren stehen zur Verfügung. Außerdem ist der Verkauf von durch Wasserkraft erzeugten Strom an die benachbarte spanische Region Katalonien eine bedeutende Einnahmequelle. Die Konzession von 1929 zur Nutzung dieser Ressource zur Stromversorgung hat zum Bau von Hauptverkehrsstraßen sowie zur Errichtung eines Stromnetzes geführt. Auch das Bankwesen ist sehr gut entwickelt. Eine weitere Einnahmequelle sind die Konzessionsgebühren der örtlichen Rundfunkanstalten. Andorra gewährt seinen Einwohnern weitgehend Steuerfreiheit.
Durch die niedrige Umsatzsteuer ist das Land für Luxusartikel attraktiv (Gold, Schmuck, Lederwaren, Bekleidung, Kosmetika). Andorra ist ein Land, das hauptsächlich von Dienstleistungen und vom Fremdenverkehr lebt. Es gibt nur wenig Industrie, aber die neue Strategie der Diversifizierung der Wirtschaft kann dazu führen, dass sich in Andorra in den kommenden Jahren leistungsstarke und spezialisierte KMUs, zum Beispiel im pharmazeutischen oder optischen Bereich (Glasaugen), niederlassen werden.
Die Beziehungen mit der Europäischen Union sind durch ein am 28. Juni 1990 unterzeichnetes Handelsabkommen geregelt, das eine Zollunion für Industrieprodukte und besondere Regelungen für landwirtschaftliche Produkte vorsieht. Dieses zeitlich unbegrenzte Rahmenabkommen ist am 1. Januar 1991 in Kraft getreten. Die ebenfalls zeitlich unbegrenzten Zollbestimmungen gelten seit dem 1. Juli 1991. Das Abkommen wurde 1995 erweitert, als Andorra einen Antrag auf das unbegrenzte Vorrecht im Hinblick auf die direkte Rückerstattung des gemeinsamen Außenzolls gestellt hatte.
Importiert werden vor allem Konsumgüter aller Art, exportiert werden Elektrische Energie, Vieh, Schaffelle, Keramik, Holz. Haupthandelspartner des Landes sind Frankreich und Spanien, in die 92 % des gesamten Exports geht und von wo aus 83 % des gesamten Imports kommen.
Andorra ist kein Mitglied der Europäischen Union, es genießt jedoch eine Sonderbehandlung seitens der EU. Bis 2002 waren der französische Franc und die spanische Pesete alleinige offizielle Zahlungsmittel. Danach wurden diese wie in Frankreich und Spanien durch den Euro ersetzt, in Andorra durch eine eigene, neu geschaffene Währung: "Diner" und "Cèntim". Andorra hat bislang noch keine eigenen Euro-Münzen. Aufgrund seiner Nichtzugehörigkeit zur Europäischen Union ist Andorra als Steueroase bekannt, weil es keine Einkommensteuer, Erbschaftssteuer, Kapitalsteuer gibt und bis Ende 2005 auch keine Mehrwertsteuer gab. Seit dem 1. Januar 2006 wird eine Mehrwertsteuer von 4 % auf die meisten Waren und Dienstleistungen erhoben. Das bedeutet für viele Briefkastenfirmen paradiesische Zustände bei der Unternehmensbesteuerung, aber auch der einfache Tourist freut sich über niedrige Preise für z. B. Spirituosen, Tabak und Kosmetik, da alle Waren in Andorra zollfrei sind. Alle Waren, die nicht dem unmittelbarem Verbrauch dienen, sollte man sich allerdings beim Kauf deklarieren lassen, da es sonst Schwierigkeiten bei der Ausfuhr der Produkte gibt.
Das Bruttosozialprodukt lag bei 1,7 Mrd. Euro (Stand Februar 2005).
Infrastruktur
Verkehr
Andorra besitzt 269 km Straße, davon 198 km asphaltiert und 71 km unasphaltiert. Das Land besitzt keinen Flughafen und es gibt auch keinen Schienenverkehr.
Das interkommunale Busverkehrsnetz 'Clipol' (+376 82 04 12) verbindet die Gemeinden mit den wichtigsten Städten Andorras. 8 Buslinien verkehren zwischen 07.00 – 21.30 ab Andorra la Vella.
Taxistandplätze gibt es ausschließlich in Andorra la Vella und Escaldes-Engordany. Über Taxifunk kann man jedoch aus ganz Andorra Taxis bestellen. Der von der Regierung festgesetzte Preis beträgt 0.99 €/km an Feiertagen. Es gibt 2 Zonen: Zone A (Andorra la Vella und Escaldes-Engordany) und Zone B (der Rest von Andorra).
Verkehrsregeln
Es gilt Rechtsvorfahrt, außer auf Hauptstraßen, und in den Bergen hat der Verkehr bergauf Vorfahrt vor dem Verkehr bergab. Bei den meisten Verkehrskreiseln haben Sie Vorfahrt, solang Sie sich im Kreisverkehr befinden. Der Verkehr zum Kreisverkehr hat Vorfahrt, wenn davor ein weißes, dreieckiges Verkehrsschild mit rotem Rand und drei schwarzen Pfeilen in einem Kreis steht. Das Telefonieren im Auto mit einem Handy ist verboten (außer mit Freisprechanlage).
Geschwindigkeitsbegrenzungen
In Andorra gibt es keine Autobahnen.
Zugelassene Höchstgeschwindigkeit:
- außerhalb bebauter Gemeinden: 90 km/h
- innerhalb bebauter Gemeinden: 40 km/h
Telekommunikation und Internet
In Andorra gibt es ca. 35.000 Telefonanschlüsse und ca. 23.500 Mobiltelefone. Das Internet wird von ca. 24.500 Menschen genutzt.
Post
Die Post innerhalb Andorras ist kostenlos. Briefe ins Ausland werden über die französische oder die spanische Post verschickt. Sie bringen die Briefmarken Andorras heraus.
Im Jahr 2004 wurden in Andorra Postleitzahlen eingeführt.
Parròqia | Postleitzahl |
Canillo | AD100 |
Encamp | AD200 |
Ordino | AD300 |
La Massana | AD400 |
Andorra la Vella | AD500 |
Sant Julià de Lòria | AD600 |
Escaldes-Engordany | AD700 |
Achtung: Für Postfächer muss man eine andere Postleitzahl angeben, sie enden mit der Zahl 1. Das heißt, wenn man einen Brief an ein Postfach in Andorra la Vella schickt, ist die Postleitzahl AD501.
Landesverteidigung
Andorra besitzt kein Militär, Landesverteidigung ist Aufgabe von Spanien und Frankreich.
Kultur
Der Nationalfeiertag ist der 8. September (Tag der "Verge von Meritxell", der Schutzpatronin von Andorra) und Tag der Verfassung ist der 14. März. Weitere Feiertage sind der 1. Januar (Neujahr) und der 25. Dezember (Weihnachten).
Die andorranische Kultur wird sehr stark vom katalanischen Kulturkreis beeinflusst; sie hat einige bedeutende Beiträge zur Kultur der Katalanen geleistet.
Literatur
Michèle Gazier und Ramon Villeró, zwei bedeutende katalanisch-sprachige Schriftsteller stammen aus Andorra. Einer der ersten Schriftsteller des Landes war Antoni Fiter i Rossell aus Ordino. Er schrieb 1748 die Geschichte seines Landes auf und nannte es Digest manual de las valls neutras de Andorra. Rossell beschreibt darin die Besiedelung und Feudal-Geschichte des Landes.
Musik und Tanz
2004 nahm Andorra zum ersten Mal am Eurovision Song Contest teil. Der Song erregte einiges Aufsehen, vor allem bei katalanischen Medien, da es das erste Lied war, was komplett auf Katalanisch gesungen wurde. Allerdings schied das Lied im Halbfinale aus, ebenso wie die Beiträge der Jahre 2005 und 2006.
Bekannt ist vor allem das Internationale Jazz-Fest in Escaldes-Engordany, wo schon Stars wie Miles Davis, Fats Domino und B.B. King teilgenommen haben.
Typische Tänze sind die Marratxa und die Contrapàs, die vor allem bei Festen zelebriert werden.
Romanische Kunst
Andorra hat in seiner tausendjährigen Geschichte architektonische Schätze von authentischem Reichtum bewahren können, ebenso wie seine herkömmlichen Traditionen, die dazu beitragen, dem Land seine Identität zu verleihen und seine Ursprünge zu bezeugen.
Der größte Teil des architektonischen Erbes besteht aus Denkmälern religiöser Natur, ob es sich nun um Gebäude, Skulpturen oder Gemälde handelt.
Bekannte Bauwerke sind:
- Die Kirche in Santa Coloma (Andorra la Vella)
- Margineda-Brücke (Sant Julià de Lòria)
- Sant Antoni (La Massana)
- Heiligtum von Meritxell (Canillo)
Museen
Andorra verfügt über zahlreiche Museen, welche die Geschichte dieses kleinen Landes dokumentieren. Das Casa de la Vall (Andorra la Vella), Sitz des Generalrates der Täler, wurde 1580 errichtet. Dort kann man den Gerichtssaal, den Sitzungssaal des Generalrates (in dem sich der Schrank mit den sieben Schlüsseln befindet, in dem dereinst die Unterlagen des Rates aufbewahrt wurden), den vornehmen Saal und die mit traditionellen Möbeln eingerichtete Küche besichtigen. Draußen kann man neben dem Garten mehrere Monumente bewundern, darunter eines von Josep Viladomat.
Weitere Museen sind:
- Das Museum Josep Viladomat (in Escaldes-Engordany)
- Das Museum der Modelle romanischer Kunst (in Escaldes-Engordany)
- Das Museum Sant Jordi (in Ordino)
- Das Nationalmuseum des Automobils (in Encamp)
Medien
Andorra war bis 1981 Sitz der privaten Rundfunkgesellschaften Sud Radio und Radio Andorra, die bis zum 7. April 1981 in Encamp und auf dem Pic Blanc leistungsfähige Sendeanlagen im Mittel- und Kurzwellenbereich betrieben, deren Empfang in ganz Europa möglich war. Sud Radio wird weiterhin von Andorra aus gesendet und ist in ganz Frankreich zu empfangen. Des Weiteren nutzte der Radiosender TraficFM die geographischen Bedingungen Andorras in dem sie die 1981 erbauten Sendeanlagen renovierten. Andorras größter Radiosender ist Radio Andorra gefolgt von AndorraFM. Andorra hat auch einen privaten Fernsehsender namens Andorra1, der sich dadurch auszeichnet, dass mindestens 12 Stunden täglich katholische Messen übertragen werden.
Es gibt außerdem zwei Tageszeitungen, den Diari d'Andorra und den El Periodic d’Andorra.
Sport
Neben Wintersport, v.a. Ski Alpin und Skilanglauf, gibt es praktisch zwei Nationalsportarten. Die eine ist Rugby und die andere Rollhockey, in der Andorra jahrelang zur Weltspitze zählte. Das Nationalstadion für Fußball Estadio Comunal befindet sich in Andorra la Vella.
Weblinks
- Offizielle Homepage Andorras
- Fremdenverkehrsamt von Andorra
- Ausführliche Übersicht
- Botschaft Andorras in Brüssel (deutsch)
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Andorra-Intern Unabhängiges Informationsportal (deutsch)
- Insiderinformationen über alle Lebensbereiche mit über 70 Fotos (deutsch)