Zum Inhalt springen

Jugendbewegung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 16. August 2004 um 09:36 Uhr durch BWBot (Diskussion | Beiträge) (Bananeweizen - Robot: Orthographie (sogenannten->so genannten)). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Jugendbewegung ist ein Sammelbegriff für eine ab etwa 1896 einsetzende pädagogisch-kulturelle Erneuerungsidee, die in der Bildung von Jugendbünden ihren Ausdruck fand. Als geistiger Mentor der Bewegung gilt der protestantische Theologe und Philologe Gustav Wyneken (1875-1964), der den Begriff der Jugendkultur prägte. In der Entstehung gab wechselseitige Einflüsse mit der Reformpädagogik, wobei die Jugendbewegung eben von der Jugend selbst ausgeht, während die Reformpädagogik, wie alle Pädagogik, von betreuenden Erwachsenen.

Geschichte

Die Jugendbewegung entwickelte sich zunächst aus einem antibürgerlichen Affekt, der jungen Menschen im bewußten Gegensatz zum Stadtleben durch Ausflüge - so genannten Wanderfahrten - die Natur nahezubringen versuchte. Das Motiv "Zurück zur Natur" korrespondierte mit einem bewußten, mit Anklängen an die Romantik verbrämten Rückgriff auf Traditionen, was in (einfacher) Kleidung, Heimat- und Liederabenden, Lagerfeuer-Feiern und Tanz seinen Ausdruck fand.

Beginnend um 1910 geriet die Jugendbewegung, als deren wichtigster Träger der Wandervogel gilt, zunehmend unter den Einfluss von Kirchen, Parteien und völkischen Vereinen.

Am 11. Oktober 1913 fand auf dem Hohen Meißner bei Kassel der Erste Freideutsche Jugendtag statt. Dieser war als Protestveranstaltung gegen die patriotischen Veranstaltungen des Kaiserreiches zur Hundertjahrfeier der Völkerschlacht bei Leipzig gedacht.

In diesem Sinne versteht man den Wandervogel als die erste Phase der deutschen Jugendbewegung, während man die Bündische Jugend als ihre zweite Phase sieht, in der sich nach dem ersten Weltkrieg der Stil und die Traditionen des Wandervogels mit denen der internationalen Pfadfinderbewegung zu etwas neuem verbanden.

Bereits vor 1933 gerieten insbesondere die dem national-konservativen Umfeld zuzuordnenden Jugendbünde in den Sog der von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gegründeten Hitlerjugend. Nach der Machtübernahme am 30. Januar 1933 wurden alle Bünde aufgelöst bzw. in die Hitlerjugend inkorporiert.

Nach 1945 kam es in Westdeutschland zu zahlreichen, an die Tradition der Weimarer Republik anknüpfenden Neugründungen, darunter den KAB (Katholische Arbeiterjugend), CVJM (Christlicher Verein Junger Männer), Gewerkschaftsjugend, Pfadfinder und Parteiorganisationen wie die Falken (SPD). In der DDR dagegen dominierte die Einheits-Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend) unter dem Einfluss der Staatspartei SED.

Gegenwart

Die deutsche Pfadfinderbewegung ist heute immer noch stark durch die Einflüsse der deutschen Jugendbewegung geprägt, was sie auch international deutlich unterscheidet. Allerdings gibt es hier große Unterschiede zwischen verschiedenen heutigen Pfadfinderbünden und -gruppen.

Umstritten ist, inwiefern die Jugendbewegung heute noch fortlebt. Manche meinen, sie sei mit Beginn des 3. Reichs endgültig beendet. Fakt ist aber, daß es heute viele Gruppen und Bünde gibt, die sich als bündisch oder jugendbewegt begreifen. (In diesem Zusammenhange werden meist beide Ausdrücke, vielleicht etwas unexakt, synonym verwendet.)

Literatur

  • Florian Malzacher/Matthias Daenschel: Jugendbewegung für Anfänger, Südmarkverlag, Witzenhausen, 1993, ISBN 3882581247
  • Walter Laqueur: Die deutsche Jugendbewegung, Verlag Wissenschaft und Politik, Köln, 1978, ISBN 380468548X, Übersetzung des Folgenden:
  • Walter Laqueur: Young Germany: A History of the German Youth Movement, Transaction Pub, 1984, ISBN 0878559604

siehe auch: Blaue Blume