Mungo Park


Mungo Park (* 11. September 1771 in Foulshiels bei Selkirk, Schottland; † 1806 bei Bussa, Nigeria) war ein britischer Afrikaforscher. Seine beiden Reisen (1795–1797 und 1805–1806) führten ihn über den Fluss Gambia als ersten Europäer an den Lauf des Nigers. Bei seiner ersten Reise im Auftrag der African Association geriet er in Gefangenschaft, konnte jedoch mittellos fliehen. Nur durch die Hilfe eines Afrikaners konnte er überleben. Bei seiner zweiten Reise an den Niger, die durch die britische Regierung finanziert wurde, kam er 1806 ums Leben.
Frühes Leben
Mungo Park wurde am 11. September 1771 in Foulshiels bei Selkirk, Schottland, auf einem Bauernhof, nahe dem Fluss Yarrow, geboren. Seine Eltern waren Farmer und bewirtschafteten Land, das sie vom Herzog von Buccleuch gepachtet hatten. Mungo war das siebte von insgesamt 13 Kindern. Die prägenste Charaktereigenschaft während seiner Kindheit, die ihm von seinen Mitmenschen zugeschrieben wurde, war, dass er zurückhaltend sei (Lit.: Müller, 1980, S. 22) – eine Einschätzung, welche ihm auch später oft zuteil wurde.
Parks Eltern waren nicht wohlhabend, hatten jedoch genug Geld um ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Mungo wurde durch sein strenggläubiges Elternhaus calvinistisch erzogen und seine Eltern drängten ihn Geistlicher zu werden. Dennoch ging er 1785 mit 14 Jahren bei dem Landarzt Thomas Anderson in Selkirk in Lehre. Während dieser dreijährigen Ausbildung freundete er sich mit dessen Sohn Alexander Anderson an und lernte auch dessen Tochter Allison kennen, die später seine Frau werden sollte.
Im Herbst 1788 zog er nach Edinburgh, um an der dortigen Universität bis zum Sommer 1792 die Fächer Anatomie und Chirurgie zu studieren. Jedoch faszinierte ihn die Botanik mehr als sein medizinisches Studiengebiet.
Nach Beendigung seines Studiums unternahm Park zusammen mit seinem Schwager James Dickson botanische Wanderungen durch die Schottischen Highlands. Durch Dickson lernte Mungo Park auch den Präsendenten der Royal Society Sir Joseph Banks kennen. Dickson, Autodidakt und anerkannter Fachmann der Botanik, hatte sich als Samenhändler am Covent Garden in London einen Namen gemacht. Er war Mitglied der Linnean Society of London, in welcher auch Banks verkehrte. Banks war selbst begeisterter Botaniker. Es muss noch 1792 gewesen sein, als Park bei einem seiner Besuche seiner Schwester Margaret und seines Schwagers James Dickson auch den einflussreichen Joseph Banks kennenlernte.
Auf die Empfehlung von Joseph Banks hin wurde Mungo Park Assistenzarzt an Bord des Ostindienfahrers Worcester, welcher am 5. April 1793 in Portsmouth mit militärischem Geleit für ein Jahr nach Benkulen, Sumatra, aufbrach. Das militärische Geleit war notwendig, da sich Großbritannien mit Frankreich im Krieg befand. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1794 präsentierte Park im Rahmen eines Vortrages der Linnean Society of London Beschreibungen acht in den Gewässern von Sumatra heimischen Fischen, darunter auch zuvor unbekannte Arten. Bis zu seinem Tode blieb Park außerordentliches Mitglied der Linnean Society (Lit.: Müller, 1980, S. 27).
An Bord der Worcester lernte er wohl auch astronomische Grundkenntnisse und Methoden um geographische Breite und Länge bestimmen zu können (Lit.: Müller, 1980, S. 30). Dadurch empfahl er sich der African Association als zukünftiger Reisender. Park war Arzt, konnte sich also notfalls selbst und auch andere behandeln, was ihm aus Sicht der Association in Afrika eventuell den Respekt der Einheimischen einbringen könnte. Als erfahrener Amateur-Botaniker war er in der Lage Beschreibungen und Skizzen unbekannter Spezies anzufertigen, zudem hatte er während der Reise nach Sumatra bewiesen, dem feuchtwarmen Tropenklima gewachsen zu sein. Seine Beziehungen zu Joseph Banks erwiesen sich nun als Sprungbrett um über die African Association seinen ehrgeizigen Hunger nach Ruhm und Abenteuerlust zu stillen. Denn, so Park in einem Brief an seinen Bruder Alexander vor der ersten Reise: "wenn ich Erfolg habe, werde ich mir einen größeren Namen als [ein Mann?] jemals zuvor erwerben!"[1]
Politischer Rahmen seiner Reisen
Den politischen Rahmen um Mungo Parks Unternehmungen bilden unter anderem die Kriege zwischen Frankreich und Großbritannien. In diesen Koalitionskriegen kämpfte Großbritannien an der Seite unterschiedlicher Bündnispartner vom 1. Februar 1793 mit kleinen Unterbrechungen für 22 Jahre gegen das republikanische Frankreich. Park verhielt sich in dieser Zeit immer loyal zum britischen Königreich, obwohl er aus Schottland kam. So waren auch seine Briefe nach Selkirk, Nord-Britannien und nicht Schottland adressiert (Lit.: Müller, 1980, S. 16). Eine weitere Klammer bildete die Unabhängigkeit der USA von Großbritannien. Großbritannien suchte nun nach neuen Kolonien, da der afrikanische Kontinent bislang nur für das lukrative Sklavengeschäft genutzt wurde.
Die erste Reise: Die Ein-Mann-Expedition
Im Auftrag der African Association
Nachdem Park Anfang 1794 aus Sumatra zurückkehrte, bot er seinen Dienst der African Association an, die nach einem Nachfolger für Major Daniel Houghton suchte. Houghton wurde im Jahre 1790 ausgesandt, um ebenfalls den Verlauf des Niger zu erkunden, verdurstete aber nach einem Überfall mittellos in der Sahelzone.
Am 17. April 1794 erhielt Park mit Unterstützung von Joseph Banks die feste Zusage der African Association. Er war nach Simon Lucas, John Ledyard und Daniel Houghton somit der vierte Afrika-Reisende, der von ihrem fünfköpfigen Komitee ausgewählt wurde. Vom 1. August 1794 an sollte er 7½ Schilling pro Tag erhalten, ab seinem Aufbruch vom Gambia ins Landesinnere Afrikas für 2 Jahre das Doppelte. Außerdem wurden 200 Pfund für seine Ausrüstung gewährt. Das ist deutlich mehr als die 50 Schilling pro Monat, die er als Hilfsarzt an Bord der Worcester erhalten hatte, allerdings auch nicht übermäßig viel für solch eine gefährliche Reise. Das hing damit zusammen, dass die African Association seine Reise nur über Subskriptionen ihrer Mitglieder finanzieren konnte.
Am 21. April 1794 bekam er die förmlichen Anweisungen seines Auftraggebers, über die er später in seinem Reisebericht sagte:
- „Meine Instruktionen waren klar und knapp. Ich wurde beauftragt, nach meiner Ankunft in Afrika‚ zum Niger vorzudringen, entweder über Bambouk oder auf jedem anderen Weg, der sich als der geeignetste erweisen würde. Dass ich die Richtung und wenn möglich, Ursprung und Ende dieses Flusses in Erfahrung bringen sollte. Dass ich mir die größte Mühe geben sollte, die wichtigsten Dörfer und Städte in seiner Nachbarschaft, besonders Tombuctoo und Houssa, zu besuchen; und dass es mir danach freistehen sollte, entweder über den Gambia oder auf dem Weg, der mir unter den dann bestehenden Umständen meiner Lage und meiner Aussichten ratsam erscheinen würde, nach Europa zurückzukehren.‘“[2]
Seine Angehörigen waren alles andere als begeistert, „denn sie waren sicher, er würde nie zurückkommen“, so sein Schwager James Dickson.[3] Auch Park war sich über die Gefahr seiner Reise im Klaren:
- „Sollte ich auf meiner Reise zugrunde gehen, war ich bereit, meine Hoffnungen und Erwartungen mit mir untergehen zu lassen; und sollte es mir gelingen, meinen Landsleuten die Geographie Afrikas vertrauter zu machen und ihrem Ehrgeiz und Fleiß neue Quellen des Wohlstands und neue Handelswege aufzutun, wusste ich, dass ich in den Händen von Ehrenmännern war, die nicht versäumen würden, die Belohnung zu geben, die meine erfolgreichen Dienste in ihren Augen verdienten.“[4]
Aber Park hatte, wie er selbst schrieb, „den brennenden Wunsch, die Erzeugnisse eines so wenig bekannten Landes zu untersuchen und durch eigene Erfahrung die Lebensweise und das Wesen der Eingeborenen kennenzulernen“[5], so dass er die Reise antrat. Neben Kleidung, Mantel, Decke und einem Schirm hatte er einen Taschensextanten, zwei Kompasse, ein Thermometer und zwei Schrotflinten bei sich. Er ging genauso gekleidet wie in Großbritannien. Anders als spätere Reisende wie etwa Heinrich Barth zog er es also vor, als der offensichtlich Fremde wahrgenommen zu werden.
Durch unbekanntes, aber befreundetes Land
Am 22. Mai 1795 legte er an Bord des Handelsschiffes Endeavour von Portsmouth ab. Einen Monat später ging Park in Jillifree am Gambia, nahe dem heutigen Jufureh, an Land. Nach einigen Tagen Reise landeinwärts kam er am 5. Juli 1795 in Pisania (heute Karantaba Tenda) an. Hier verbrachte er fünf Monate in einer englischen Faktorei beim Sklavenhändler Dr. Laidley, um die Regenzeit abzuwarten, sich zu akklimatisieren und Mandingo zu lernen. Ende Juli erkrankte er an Fieber, wobei es sich wahrscheinlich um die zu jener Zeit noch unbekannte Malaria handelte. Vermutlich wurde er hierbei teilimmunisiert, und ging somit, ohne es zu wissen, gestärkt aus der Krankheit heraus.
Ende November 1795 brach Park von Pisania landeinwärts auf. Am 3. Dezember verabschiedete er sich endgültig von Dr. Laidley, welcher ihn noch ein Stück des Weges begleitet hatte:
- „Ich hatte nun unbegrenzten Wald und ein Land vor mir, dessen Einwohnern das zivilisierte Leben ganz fremd war; und wovon die meisten einen weißen Mann wie einen Gegenstand der Neugierde oder der Plünderung betrachteten. Ich bedachte, dass ich mich vom letzten Europäer getrennt hätte, den ich vielleicht sehen würde, und vielleicht auf immer die Annehmlichkeiten der christlichen Gesellschaft verlassen hatte.“[6]
Mit ihm waren zwei Diener: Demba, der Haussklave Laidleys, der bei gutem Benehmen nach der Reise die Freiheit erhalten sollte, und Johnson, welcher für seine Dienste bezahlt wurde. Johnson sprach Mandingo und Demba sowohl Mandingo als auch Serahuli, was für die Verständigung Parks wichtig war. Sie führten lediglich ein Pferd, zwei Packesel und Nahrung für zwei Tage mit sich. Anfangs waren sie in Begleitung von zwei Sklavenhändlern, einem Moslem und einem Schmied, welche auch ostwärts gingen.
Ohne große Probleme durchquerten sie das Reich Wuli, an dessen König Mansa Jatta in Medina vier Stangen Tabak als Zoll „geschenkt“ werden mussten. Sich den Weg „freizuschenken“ war im Gegensatz zur blutigen zweiten Reise typisch für Parks Vorgehen während der ersten Reise. Problemlos war es anfangs auch, weil in der Nähe der Küste weiße Menschen nicht unbekannt waren. So meinte Mansa Jatta zu Park:
- „Er sagte, ich sollte nicht die östlichen Völker nach den Bewohnern von Woolli beurteilen. Die letzern wären mit Weißen bekannt und ehrten sie, während die andern nie einen weißen Mann gesehen hätten, und mich gewiss töten würden.“[7]
Park ist von der Freundlichkeit der Bewohner Wulis angetan, und schreibt weiter in seinem Reisebericht:
- „Ich kann Woolli jedoch nicht verlassen, ohne zu bemerken, dass ich allenthalben wohl von den Einwohnern aufgenommen wurde; und das die Mühseligkeiten des Tages, gewöhlich durch ein herzliches Willkommen des Abends erleichert wurden...“[8]
Am 13. Dezember erreichten sie Bondu, genauer gesagt die Stadt Tallika. Park stellte fest, dass Bondus Einwohner stärker unter dem Einfluss der „mohammedanischen Gesetze“ stehen. Am 21. Dezember traf er in Fatteconda, der Hauptstadt Bondus ein. Da es dort im Landesinneren keine Hotels oder ähnliches gab, war es gebräuchlich, dass Fremde im Ortszentrum warteten, bis sie von Einheimischen zur Übernachtung eingeladen wurden, was Park selten verweigert wurde (Lit.: Müller, 1980, S. 71). Wie so oft auf seiner Reise entgegnete ihm Misstrauen gegenüber den friedlichen Absichten seines Reisezweckes. Der Herrscher Bondus, der Almami Amadi Isati, meinte:
- „Es ist unmöglich, sagte er, dass irgend ein Mensch mit seinen fünf Sinnen eine so gefährliche Reise unternehmen würde, bloß um Land und Leute zu betrachten.“[9]
Laut Park war es „offensichtlich, dass sein Argwohn aus der Überzeugung entstand jeder Weiße müsse notwendig ein Kaufmann sein.“[10]
Schon hier stellte er fest, dass es auch unter Afrikanern Rassismus gab:
- „Die Foulahs von Bondou [...] betrachten offensichtlich alle Negereinwohner als ihnen untergeordnet; und wenn sie von verschiedenen Nationen sprechen, so stellen sie sich stets mit den Weißen auf eine Stufe.“[11]
Und er war erstaunt, dass der Islam sich hier so stark ausbreitete, was er als strenggläubiger Calvinist bedauerte:
- „Religionsverfolgung ist ihnen unbekannt, es ist auch nicht nötig, denn das System des Mahomet ist so beschaffen, dass es sich durch ungleich stärker wirkende Mittel verbreiten kann; indem man z.B. in den Städten kleine Schulen errichtet, wo sowohl viele der heidnischen als auch Mahomedanische Kinder in dem Koran zu lesen gelehrt und in den Lehrsätzen des Propheten unterrichtet werden. Die Mahomedanischen Priester geben den Gemütern ihrer jungen Schüler einen solche Richtung und ihren Charaktern eine solche Form, dass keine Begebenheit ihres Lebens ihn künftig zu ändern oder umzuformen vermag.“[12]
Zu jener Zeit herrschte zwischen Kaarta und Segu Krieg und Mungo Park begegnete etlichen Flüchtlingen, welche ihm entgegenkamen:
- „Gegen Mittag kamen wir durch mehrere ganz verlassene große Dörfer, deren Einwohner nach Kasson geflüchtet waren, um den Schrecken des Krieges zu entgehen.“[13]
Um nicht zwischen die Fronten zu geraten, wählte er den nordöstlichen Weg über Ludamar um nach Segu zu gelangen:
- „So war nur wenig Hoffnung, dass ich Bambarra auf irgend einer der üblichen Straßen erreichen würde, denn da ich von einem feindlichen Lande herkäme, so würde ich gewiss geplündert oder für einen Spion gehalten werden.“[14]
Eine Entscheidung, die er schon bald bereuen sollte.
In Gefangenschaft der Mauren
Es war nicht leicht seine Diener Demba und Johnson zur Weiterreise nach Ludamar zu bewegen, denn:
- „Das wilde und trotzige Benehmen der Mauren, hatten meine Leute so abgeschreckt, dass sie erklärten, sie wollten lieber jedem Anspruch auf Belohnung entsagen, als auch nur einen Schritt weiter gegen Osten zu reisen. In der Tat wurde die Gefahr, welche sie schilderten, von den Mauren ergriffen und in die Skaverei verkauft zu werden mit jedem Tagen offensichtlicher; und ich konnte ihre Besorgnisse nicht verurteilen.“[15]
Diese Angst war nicht unbegründet, denn Schwarze waren aus Sicht der moslemischen Mauren und Tuareg minderwertig:
- „Diese gastfreundlichen Leute [die Schwarzen] werden von den Mauren als ein nichtswürdige Sklavenbrut betrachtet, und dementsprechend behandelt.“[16]
Dennoch verließen sie am 27. Februar 1796 Jarra, eine Stadt an der Grenze zu Ludamar und gelangten am 1. März nach Deena, „einer großen Stadt, welche wie Jarra, aus Stein und Ton erbaut ist. Die Mauren sind hier im Verhältnis zu den Negern zahlreicher als in Jarra.“[17]
Die Begrüßung durch die Mauren war äußerst hasserfüllt in Deena:
- „Sie zischten, schrien und beschimpften mich; sie spuckten mir sogar ins Gesicht, in der Absicht, mich zu reizen, damit ich ihnen einen Vorwand lieferte, mein Gepäck zu beschlagnahmen. Aber als sie merkten, dass derartige Beleidigungen nicht die gewünschte Wirkung hatten, nahmen sie zu dem letzten und ausschlaggebenden Argument Zuflucht, dass ich ein Christ sei und mein Besitz selbstverständlich eine rechtmäßige Beute für die Anhänger Mohammeds sei. Sie öffneten folglich meine Bündel und nahmen mir alles, was ihnen gefiel.“[18]
Park geriet in Gefangenschaft. Er war als Fremder den Feindseligkeiten der Mauren ausgesetzt:
- „Ich war ein Fremder, ich war unbeschützt und ich war ein Christ. Jeder dieser Umstände einzeln genommen ist ausreichend um aus dem Herzen eines Mauren jeden Funken von Menschenliebe zu verbannen. Wenn sie aber wie bei mir in einer Person vereinigt anzutrefffen waren, wenn noch überdem der Argwohn allgemein herrschte, dass ich als ein Spion in das Land gekommen sei, so wird sich jeder Leser leicht vorstellen können, dass ich in einer solchen Lage alles zu fürchten hatte.“[19]
Den Beginn seiner Gefangenschaft verbrachte er in Benown. Dort hatte Ali, der muslemische Herrscher über dieses Gebiet, sein Lager. Anfangs musste er sich seine Unterkunft mit einem Schwein teilen, welches für Moslems ein unreines Tier ist. Ab Mai 1796 wurde das Lager aufgrund des Krieges nach Bubaker verlegt. Christen waren in dieser Gegend im Landesinneren weitgehend unbekannt:
- „Es ist wahrscheinlich, dass viele von ihnen vor meiner Ankunkt in Benown nie einen Weißen gesehen hatten. Alle waren aber gelehrt worden, den Christlichen Namen mit unbegreiflicher Abscheu zu betrachten, und es nahe für eben so erlaubt zu halten, einen Europäer zu ermorden wie einen Hund totzuschlagen.“[20]
Am Ende wird sein „treuer Diener“ Demba trotz der Beschwerden Parks versklavt. Johnson, welcher nicht weiterreisen mochte, kehrte mit einigen Aufzeichnungen Parks zum Gambia zurück. Park selbst konnte am Morgen des 2. Juli in einem günstigen Moment, der auch aus dem sinkenden Interesse Alis an seiner Person erwuchs, fliehen. Er hatte alles verloren bis auf sein Pferd und einen Kompass. Nunmehr war er vollkommen auf die Hilfe der Einheimischen angewiesen.
Erreichen des Nigers
Auf dem Weg durch Segu, welches in der Sahelzone liegt, litt er tagelang unter großem Durst. Um all sein Gold und seine Geschenke gebracht, musste er nun um Essen betteln. Ihm wurde in den armen Dörfern dieser Gegend kaum länger als eine Nacht Obhut gewährt, wobei er „verstreut liegende Hütten ohne die Mauern“ bevorzugte, „wissend, dass in Afrika, genauso wie in Europa, Gastfreundschaft nicht immer in den höchsten Behausungen anzutreffen ist.“[21]
Am 21. Juli 1796 erreichte er endlich den Niger:
- „Als ich nach vorn schaute, sah ich mit unendlicher Freude das großartige Ziel meiner Mission; der lang gesuchte majestätische Niger, so breit wie die Themse in Westminster, glitzerte in der Morgensonne und floss langsam in östlicher Richtung.“[22]
Er gelang noch bis Silla flussabwärts, musste aber Ende Juli 1796 einsehen, dass es besser wäre umzukehren. Zum einen, weil die Regenzeit eingesetzt hatte, zum anderen, weil die Gefahr neuerlicher Gefangenschaft drohte:
- „Vor allem aber wurde ich gewahr, dass ich immer mehr und mehr der Willkür jener unbarmherzigen Fanatiker in die Arme eilte; und meine Aufnahme in Sego und Sansanding ließ mich fürchten, dass ich selbst in dem Versuch Jenne zu erreichen umkommen würde, wenn ich nicht des Schutzes eines Mannes von Ansehen unter ihnen genösse, welche ich kene Mittel besaß mir zu verschaffen und so würde ich als unnützes Opfer fallen, da meine Entdeckungen mit mir untergehen müssten.“[23]
Obhut und Erholung in Kamalia

Fiebernd und erschöpft kam Park am 16. September 1796 durch das Dorf Kamalia in Manding. Zu seinem Glück nahm ihn der muslemische Sklavenhändler Karfa Taura auf. Park erhielt das Angebot bis zum Ende der Regenzeit bei ihm zu wohnen, um dann mit ihm zum Gambia zu reisen, wo Karfa ein paar Sklaven verkaufen wollte. Sieben Monate blieb Park in Kamilia. Er nutze die Zeit um Einblick in das Leben der Menschen in Manding zu nehmen und widmete diesen Beschreibungen viel Raum in seinem Reisebericht. Am 19. April 1797 brachen sie im Schutz einer 73köpfigen Karawane auf und kamen schon am 10. Juni 1797 am Ausgangspunkt von Parks Reise in Pisania am Gambia an.
Ruhm und Ehre in Großbritannien
Der Handel Europas mit den Städten am Gambia war zu dieser Zeit nicht sehr stark, und Park beeilte sich mit dem erstbesten Schiff Afrika zu verlassen. Am 17. Juni legte er in Kaiai an Bord der amerikanischen Charlestown nach Westindien ab, von wo er eine Überfahrt nach England erhielt. Am 24. Dezember 1797 kam der Totgeglaubte in London an.

Parks Reise war der erste volle Erfolg der African Association, und es sollte, nebenbei bemerkt auch ihr letzter bleiben. Ein paar Monate lang wurde Park in der Londoner Gesellschaft reihum eingeladen, ehe er nach Selkirk in Schottland zurückging um seinen Reisebericht Travels in the Interior of Africa zu schreiben. Das Buch erschien 1799 zusammen mit einer Landkarte Rennels mit dem Namen Geographischen Erläuterungen zu Mr. Parks Reisen. Es wurde ein voller Erfolg. Bis 1810 erschienen sechs Auflagen und bereits 1800 wurde es ins Deutsche und Französische übersetzt. Der Bericht hat heutzutage immer noch seinen Platz als anerkannter Klassiker in der Literaturgattung Reiseberichte.
Zwischen den Reisen: Park als Arzt, Vater und Ehemann
1798 erhielt Mungo Park von Banks das Angebot einer Erkundungsreise nach Australien. Park lehnte dann aber doch ab, mit der offiziellen Begründung, dass ihm das finanzielle Angebot zu gering erschien, als dass es sich bei der Expedition aus Sicht der Regierung um eine Reise von einiger Bedeutung handele (Lit.: Müller, 1980, S. 128). Viel wahrscheinlicher ist aber, so sein Schwager James Dickson in einem Brief an Banks, „dass es eine persönliche Verbindung gibt, eine Liebesgeschichte in Schottland, in der aber kein Geld steckt [...], welche Ursache dafür ist.“[24] Hinter der Liebesgeschichte steckte die damals 19jährige Allison Anderson, die Tochter seines alten Lehrmeisters Thomas Anderson, welche Park schon während seiner Ausbildung kennengelernt hatte. Am 2. August 1799 fand in Selkirk die Hochzeit statt.
Park wäre 1800 gern zeitnah zu einer zweiten Expedition an den Niger aufgebrochen. Allerdings erhielt er kein Angebot von Seiten der Regierung, so dass er sich 1801 mit wenig Freuden als Arzt mit seiner Familie in Peebles niederließ. „Ein Landarzt zu sein ist bestenfalls ein mühseliger Beruf; und ich will mit Freuden die Lanzette und die Gipsschale an den Nagel hängen, wenn ich eine geeignetere Stellung bekommen kann.“ schrieb Park an Sir Joseph Banks im Oktober 1801.[25] Aufgrund der Verzögerungen hatte Park nun mittlerweile starke familiäre Verpflichtungen. Seine Frau Allison war mit dem vierten Kind im sechsten Monat schwanger, als Park zu seiner zweiten Reise aufbrach. Allison versuchte ihn noch davon abzubringen – allerdings ohne Erfolg.
Die zweite Reise: Die Regierungsexpedition
Langwierige Verhandlungen mit der Regierung und die zu späte Zusage
Im Oktober 1803 erhielt er von der Regierung ein Angebot zu einer Niger-Expedition. Allerdings trat die Regierung im Mai 1804 zurück, so dass es vorerst nicht dazu kam.
Park nützte die Zeit, um in Peebles sein Arabisch zu verbessern. Sein Lehrer war Sidi Ombark Bouby, ursprünglich aus Essaouira und mittlerweile als ein Dolmetscher des ägyptischen Botschafters tätig. Park hätte gerne gewollt, dass Ombark Bouby ihn auf der Reise begleitet hätte. Dieser lehnte allerdings ab, da seiner Ansicht nach Park, wenn er ginge, nie mehr zurückkehren würde (Lit.: Müller, 1980, S.165).
Im Mai 1804 ging Park nach Foulshiels zurück, wo er Bekanntschaft mit Sir Walter Scott schloss, mit dem er schon bald befreundet war.
Der neue britische Kriegsminister Lord Camden äußerte sich in einem Brief an den Premierminister skeptisch zu Parks Anliegen:
- „Ich bezweifle stark, dass wir irgendwelche vorteilhaften Handelsbeziehungen werden herstellen können, aber die Entdeckung und Erkundung sind die Summe Geldes, die in diese Forschungen gesteckt wird, gewiss wert.“[26]
Park hatte daraufhin eine Denkschrift, einer Art Bewerbungsschreiben, geschrieben, welche Lord Camden am 4. Oktober 1804 vorlegt wurde. Die Ziele seiner Reise seien „die Ausweitung des britischen Handels und die Erweiterung unseres geographischen Wissens“ und ferner zu untersuchen, „ob irgendein ein Landesteil für Großbritannien zur Kolonisation brauchbar wäre“[27] - wohlwissend, dass dies die Worte waren, um die Regierung zu überzeugen. In Wirklichkeit hatte er sich während seiner zweiten Reise wenig um solche Fragen gekümmert. Ihm ging es weiterhin darum, den Verlauf des Nigers zu ergründen. Park vertrat zu dieser Zeit die Theorie, dass Niger und Kongo ein Fluss wären. So schrieb er weiter in seinem Denkschrift: "Meine Hoffnungen auf dem Kongo zurückzukehren sind im Ganzen gesehen nicht wirklichkeitsfremd".
Am 2. Januar 1805 erhielt er den Regierungsauftrag „dem Lauf dieses Flusses bis zu der größtmöglichen Entfernung, die auszumachen ist, zu folgen; Verbindung und Verkehr mit den verschiedenen Völkern an seinen Ufern herzustellen; alles einheimische Wissen bezüglich dieser Völker zu erhalten, soweit es in Ihrer Macht steht, ...“[28]
Aus den Erfahrungen der ersten Reise heraus, entschied er sich im Schutze einer Karawane zu reisen. Diese versprach nicht nur Sicherheit gegenüber der rauen Natur, sondern auch gegenüber der Willkür afrikanischer Herrscher. Der Nachteil war, dass er so nur langsam vorankommen würde und sich demnach keine zu späte Abreise leisten konnte, wollte er die Regenzeit vermeiden.
Park wurde als Leiter der staatlichen Expedition zum Hauptmann ernannt. Sein Schwager Alexander Anderson war als Leutnant Zweiter in der Rangfolge. George Scott, der auch an Board war, war technischer Zeichner. Zu der Besatzung gehörten noch Leutnant Martyn, 2 Seeleute, ein Sergeant, ein Korporal und 33 einfache Soldaten, die nach Gorée strafversetzt wurden, und mit dem Versprechen, im Anschluss an die Reise begnadigt zu werden, geködert werden konnten. Insgesamt waren es 45 Europäer. Außerdem sollten eigentlich noch 15 bis 20 afrikanische Handwerker von Gorée zur Mitreise bewegt werden. Es ist bezeichnend, dass sich niemand von ihnen auf dieses Abenteuer einlassen wollte. Außerdem waren noch 4 Schiffzimmerleute dabei, welche aus dem Material, welches den ganzen Weg bis zum Niger transportiert wurde, zwei 12-Meter-Boote bauen sollten. Vor Ort kauften sie nochmal ungefähr 50 Esel und 6 Pferde. Park hatte nunmehr Tiere und Ausrüstung im Wert von mehr als 2000 Pfund dabei, also weitaus mehr als bei seiner ersten Reise, welche noch durch die African Association finanziert wurde (Lit.: Müller, 1980, S. 183).
Als Park am 31. Januar 1805 an Bord des Frachters Crescent begleitet von der Eugenie in See stach, war er bereits 3 Monate hinter seinem eigenen Zeitplan. Bereits hier hätte klar sein müssen, dass es nahezu unmöglich werden würde, innerhalb der Trockenzeit bis zum Niger zu reisen. Am 15. April 1805 gingen sie in Kaiai an Land. Zu seinem Glück konnte Park hier einen Händler namens Isaaco engagieren, welcher bereit war die Karawane mit seiner eigenen kleinen Gruppe bis zum Niger zu begleiten. Das war wichtig, weil Park bis zu diesem Zeitpunkt immer noch keinen afrikanischen Begleiter gefunden hatte, welcher bereit war sich auf dieses Unterfangen einzulassen. Im Gegenzug erhielt Isaaco den Wert von 2 Sklaven, was in Westafrika damals dem Gegenwert von 40 Pfund entsprach.
Beginn der gefährlichen Regenzeit
In Kaiai hatte Mungo Park die Reise zum Lauf des Nigers noch auf 6 Wochen geschätzt, tatsächlich wurden es nun 3 ½ Monate. Zum Vergleich: Die Karawane auf dem Rückweg der ersten Reise mit Turfa brauchte ungefähr 7 Wochen (Lit.: Müller, 1980, S. 197). Das lag daran, dass Anfang Juni 1805 die gefürchtete Regenzeit begann. Park „zitterte bei dem Gedanken, dass wir erst die Hälfte unserer Reise [zum Niger] geschafft hatten.“[29]
Umkehren wäre kaum besser gewesen, und so kämpften sie sich durch verschlammte Wege und überflutende Flüsse. Am 10. Juni waren sie in Shrondo und am 19. August kamen sie am Niger an. Die Regenzeit hatte die Karawane arg geschwächt. Vom Einsetzen der Regenzeit bis zur Ankunft am Niger starben 31 Mann oder zwei Drittel der Gruppe. Die meisten durch Krankheiten (Lit.: Müller, 1980, S. 192). So geschwächt wurden sie häufiger das Ziel von Überfällen und auch die Zollforderungen der afrikanischen Herrscher erhöhten sich. Als sie am 19. August 1806 endlich am Niger ankamen, waren sie nur noch zehn bis zwölf Leute (Lit.: Müller, 1980, S. 197).
Auf dem Boot den Niger entlang
Als sie nahe Bamako am Niger ankamen, war der Fluss nun aufgrund der Regenfälle auf eine Breite von 1,5 km angeschwollen, an Stromschnellen bis zu 3 km und hatte eine Geschwindigkeit von 8 km/h. Nach 2tägiger Rast beschlossen sie in Sansanding ein Boot zu bauen, wo sie am 26. September 1805 ankamen. Den Schoner taufte Park auf den Namen H.M.S „Joliba“ (Joliba ist der einheimische Name für Niger). Die „Joliba“ war wegen der zahlreichen Stromschnellen so gebaut, dass sie nur einen Tiefgang von ca. 30 cm hatte. Sie blieben in Sansanding für insgesamt 2 Monate. Zuvor hatten sie sich mit Hilfe etlicher Geschenke den Schutz von Mansong, dem Herrscher Segus, gesichert. Leider kam es Park nicht in den Sinn, sich von Mansong einen Schutzbrief für die weitere Reise ausstellen zu lassen. Die Erfahrung späterer Reisender zeigte, dass solch eine Art Referenzschreiben hilfreich beim Durchqueren unbekannter Gebiete sein konnte.
Am 28. Oktober starb nach langer Krankheit Parks Schwager und Freund Alexander Anderson. Trotz großer Trauer hatte Park weiterhin, wie er in seinem letzten Brief vom 17. November 1805 an Lord Camden schrieb, „den festen Entschluss, die Mündung des Niger zu entdecken oder bei dem Versuch zugrunde zu gehen.“[30]
An seine Frau schrieb Park, dass er beabsichtige, weder anzuhalten noch irgendwo mit dem Schiff anzulegen, bis er die Küste erreiche, an der er gegen Ende Januar des Jahres 1806 erwarte anzukommen. Diese Briefe nahm der Begleiter Isaaco, der die Gruppe hier verlies, zurück zum Gambia, zusammen mit dem Reisebericht, welcher später als The Journal of a Mission to the Interior of Africa in the Year 1805 veröffentlicht wurde. Es waren die letzten erhaltenen Nachrichten Parks. Über die Expeditionsgruppe hörte man nichts mehr, bis Berichte über ein Desaster die Siedlungen Gambias erreichten.
Die Suche nach Mungo Park
Durch einen glücklichen Zufall erfuhr Major Charles Maxwel, welcher auf Gorée das Kommando hatte, Anfang 1810, dass sich Isaaco an der senegalesischen Küste aufhielt. Isaaco wurde noch im selben Jahr verpflichtet nach Sansanding zurückzukehren, um das Schicksal Parks zu ergründen. Er kehrte im September 1811 mit einem Bericht von Amadi Fatoumas zurück.
Amadi wurde in Sansanding als Ersatz für Isaaco als Führer in den Dienst genommen und blieb in dieser Funktion bis Yauri erreicht wurde. Park muss während der Flussfahrt sehr zurückhaltend vorgegangen sein. Er versuchte den Kontakt zur Bevölkerung auf ein Minimum zu beschränken. So sagte Amadi in seinem Bericht:
- „Während unserer Reise war ich der einzige, der an Land gegangen war.“[31]
So besuchten sie wohl auch nicht Timbuktu, um kein zusätzliches Risiko einzugehen. Sie befanden sich nun im Gebiet der Tuareg und Park muss seine Gefangenschaft aus der ersten Reise noch in Erinnerung gehabt haben. Auf sich nähernde Einheimische wurde oft geschossen, oft wohl aus Missverständnissen heraus (Lit.: Müller, 1980, S. 224). Es gab aber auch mehrere Angriffe der Tuareg auf Parks Boot, welche mit Gewehren zurückgeschlagen wurden. Park und seine Gefährten gingen wohl äußerst brutal vor und, so gab Amadi zu Protokoll, „töteten eine große Zahl von Männern.“[32]. Noch 50 Jahre später wussten die Einheimischen gegenüber Heinrich Barth vom barbarischen Vorgehen Parks zu berichten.
Nach Ende des Tuareg-Landes ging die Weiterreise jedoch friedvoller und aufgrund des Nordost-Passats schneller voran. In der zweiten Januar-Hälfte kamen sie laut Amadi in Yauri an, wo Amedi ausstieg. Zu diesem Zeitpunkt waren es laut seiner Auskunft noch 4 Europäer, die meisten anderen Quellen sprachen jedoch von zwei bis drei. Park musste nun klar sein, dass der Niger in den Atlantik fließt, welcher nicht mehr weit entfernt sein konnte.
Ende Januar oder Anfang Februar 1806 fand Mungo Park jedoch den Tod auf dem Niger. Über die genaue Ursache gibt es mehrere Theorien. Laut Amadi habe das Oberhaupt Yauris seinem König die Geschenke, die er von Park erhielt, vorenthalten. Der hintergangene Herrscher habe daraufhin Park bei Boussa angegriffen, als dieser mit seinem Boot auf einer Stromschnelle festgelaufen sei. Eine andere Geschichte von Richard Lander geht davon aus, dass Park für die Vorhut der Fulani gehalten wurde. Diese führten zu dieser Zeit einen Dschihad gegen die Hausa und rückten ebenfalls von Norden gen Süden vor. Missverständnisse angehäuft durch gegenseitiges Misstrauen führten so evtl. zu einer Situation, die die verbliebenen Europäer das Leben kostete. Da sein Tagebuch nie entdeckt wurde, wird wohl für immer strittig bleiben, welche dieser Theorien die richtige ist. Im Großen und Ganzen war es aber in erster Linie die verspätete Abreise Parks und damit verbunden die Regenzeit, welche ihn und seine Gefährten das Leben kostete.
Seine Reisen im Rückblick
Erst 1830 wurde das Mündungsdelta des Nigers durch die Gebrüder Richard und John Lander entdeckt. Der Fluss selbst entpuppte sich aufgrund der Stromschnellen als nahezu unbrauchbar als Transportweg ins Landesinnere, so dass sich die Hoffnungen der britischen Regierung auf Kolonisation und Handelsbeziehungen nicht erfüllten. Der Bau von Dampfschiffen, das Nutzen von Chinin gegen Malaria und die Weiterentwicklung von Waffen führten gegen 1900 dennoch dazu, dass Timbuktu von Frankreich und Nigeria durch Großbritannien erobert wurde.
Im Jahre 1827 ging Thomas, Parks zweiter Sohn, an Guineas Küste an Land. Er hatte die Absicht nach Bussa zu gehen, da er dachte, dass sein Vater dort als Gefangener festgehalten werde. Nachdem er eine kleine Strecke zurückgelegt hatte, starb er, nachdem er nach einem langen Tagesmarsch seinen Durst mit einem alkoholhaltigen Getränk löschte und anschließend von einem Baum fiel. Parks Witwe starb im Jahre 1840.
In T. C. Boyles Roman Water Music ist Mungo Park die Hauptfigur. Parks Berichte wurden in der Literatur für die Jugend bereits vorher vielfach in belletristischer Form verarbeitet.
Die Stadt Bussa, wo Park einst ums Leben kam, existiert heute nicht mehr. Dort findet sich nun ein riesiger See, angestaut durch einen Damm zur Herstellung von Elektrizität, welcher 1969 in Betrieb genommen wurde.
Einzelaspekte seines Lebens
Parks Sicht auf die Afrikaner
Selbst die emanzipiertesten Köpfe der damaligen Zeit hielten die europäische Kultur gegenüber der Afrikanischen für überlegen, auch Mungo Park war hier keine Ausnahme.
- „Wie sehr ist zu wünschen, dass die Gemüter eines Volks von solchen Gesinnungen und solcher Treue durch die wohltätigen Wirkungen des Christentums möchten gemildert und zivilisiert werden!“[33]
Dennoch empfand er keinen rassistischen Hass gegenüber den Menschen Afrikas, deren Kultur und Sitten er für unterlegen und nicht bloß anders hielt, sondern er war
- „durch diese Zusammenkunft völlig überzeugt, dass welche Verschiedenheit auch immer zwischen einem Neger und Europäer in Hinblick auf die Gestalt der Nase oder der Farbe der Haut sein möchte, so gibt es doch keine im Hinblick auf die echten Sympathien und charakteristischen Gefühle unserer gemeinsamen Natur.“[34]
Parks Verhältnis zum Sklavenhandel
Im Prinzip war Mungo Park hinsichtlich der Sklaverei relativ leidenschaftslos. Er hatte während seiner beiden Reisen immer wieder Kontakt mit Sklaven. Obwohl er sich gegenüber diesen, wie er sie nannte, „unfortunate victims“ stets mitleidsvoll und hilfsbereit zeigte, brachte er Verständnis für den Handel mit Sklaven auf:
- „Wenn meine Meinung über die Wirkungen, welche die gänzliche Abschaffung dieses Handels auf die Sitten der Eingeborenen äußern würde, sollte verlangt werden, so würde ich ohne Anstand bemerken, dass wenn man den unaufgeklärten Zustand ihres Geistes betrachtet, gegenwärtig die daraus zu hoffende Wirkung weder so allgemein, noch so wohltätig sein würde, als manche würdige und weise Männer es erwarten.“[35]
Park hatte keine Skrupel, das System des Sklavenhandels für seine eigenen Interessen zu nutzen. Die meisten seiner Diener bzw. Reisegefährten waren Sklaven, die mit der Aussicht bei Wohlbenehmen später die Freiheit zu erhalten, in das gefährliche Abenteuer gelockt wurden.
Literatur
Mungo Parks Reiseberichte
- Mungo Park: Travels in the Interior of Africa - Vol 1 (E-Book unter http://www.gutenberg.org/etext/5266) und Travels in the Interior of Africa - Vol 2 (E-Book unter http://www.gutenberg.org/etext/5305), Cassell & Company edition by David Price, 1893.
- Diese beiden Bücher entsprechen dem Bericht zur ersten Reise in gekürzter Fassung.
- Anonym: Life and Travels of Mungo Park in Central Africa, London 1838, E-Book unter http://www.gutenberg.org/etext/8564
- Dieses Buch beinhaltet neben Ausführungen über das Leben Mungo Parks vollständig den Bericht seiner ersten Reise Travels in the Interior of Africa
- Mungo Park: The Journal of a Mission to the Interior of Africa in the Year 1805, with an Account of the Life of Mr. Park (by John Wishaw), London 1815, E-Book unter http://www.gutenberg.org/etext/8814
- Dieses Buch beschreibt die zweite Reise mitsamt der Berichte der Führer Isaaco und Amadi Fatoumas.
Sekundärliteratur
- Kenneth Lupton: Mungo Park the African Traveler, Oxford University Press, Oxford 1979 ISBN 0-19-211749-1; Übersetzt ins Deutsche von Wolfdietrich Müller: Mungo Park. 1771-1806. Ein Leben für Afrika, F.A. Brockhaus, Wiesbaden 1980, ISBN 3-7653-0317-8
- T. C. Boyle: Wassermusik, Rowohlt, Reinbek 1990, ISBN 3-499-12580-3 (Roman)
Im Artikel verwendete Originalzitate
- ↑ "if I succeed I shall acquire a greater name than any (man?) ever did!" (Lit.: Lupton, 1979, S. 36)
- ↑ "My instructions were very plain and concise. I was directed, on my arrival in Africa, 'to pass on to the river Niger, either by way of Bambouk, or by such other route as should be found most convenient. That I should ascertain the course, and, if possible, the rise and termination of that river. That I should use my utmost exertions to visit the principal towns or cities in its neighbourhood, particularly Timbuctoo and Houssa; and that I should be afterwards at liberty to return to Europe, either by the way of the Gambia, or by such other route as, under all the then existing circumstances of my situation and prospects, should appear to me to be most advisable.'" (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "for they were sure he would never return" (Lit.: Lupton, 1979, S. 19)
- ↑ "If I should perish in my journey, I was willing that my hopes and expectations should perish with me; and if I should succeed in rendering the geography of Africa more familiar to my countrymen, and in opening to their ambition and industry new sources of wealth and new channels of commerce, I knew that I was in the hands of men of honour, who would not fail to bestow that remuneration which my successful services should appear to them to merit." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "a passionate desire to examine into the productions of a country so little known, and to become experimentally acquainted with the modes of life and character of the natives." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "I had now before me a boundless forest, and a country, the inhabitants of which were strangers to civilized life, and to most of whom a white man was the object of curiosity or plunder. I reflected that I had parted from the last European I might probably behold, and perhaps quitted for ever the comforts of Christian society." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "He said that I must not judge of the people of the eastern country by those of Woolli: that the latter were acquainted with white men, and respected them; whereas the people of the east had never seen a white man, and would certainly destroy me." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "I cannot, however, take leave of Woolli, without observing that I was every where well received by the natives; and that the fatigues of the day were generally alleviated by a hearty welcome at night..." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "it is impossible, he said, that any man in his senses would undertake so dangerous a journey, merely to look at the country and its inhabitants" (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "evident that his suspicion had arisen from a belief, that every white man must of necessity be a trader" (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "The Foulahs of Bondou ... evidently consider all the Negro natives as their inferiors; and when talking of different nations, always rank themselves among the white people." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "Religious persecution is not known among them, nor is it necessary; for the system of Mahomet is made to extend itself by means abundantly more efficacious. By establishing small schools in the different towns, where many of the Pagan as well as Mahomedan children are taught to read the Koran, and instructed in the tenets of the Prophet, the Mahomedan priests fix a bias on the minds, and form the character of their young disciples, which no accidents of life can ever afterwards remove or alter." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "About noon we passed a number of large villages quite deserted, the inhabitants having fled into Kasson to avoid the horrors of war." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "There was but little hope of my reaching Bambarra by any of the usual routes, inasmuch as, coming from an enemy's country, I should certainly be plundered or taken for a spy" (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "the savage and overbearing deportment of the Moors, had so completely frightened my attendants, that they declared they would rather relinquish every claim to reward, than proceed one step farther to the eastward. Indeed, the danger they incurred of being seized by the Moors, and sold into slavery, became every day more apparent; and I could not condemn their apprehensions." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "These hospitable people are looked upon by the Moors as an abject race of slaves, and are treated accordingly." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "a large town, and, like Jarra, built of stone and clay. The Moors are here in greater proportion to the Negroes than at Jarra." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "they hissed, shouted, and abused me; they even spit in my face with a view to irritate me, and afford them a pretext for seizing my baggage. But, finding such insults had not the desired effect, they had recourse to the final and decisive argument, that I was a Christian, and of course that my property was lawful plunder to the followers of Mahomet. They accordingly opened my bundles, and robbed me of every thing they fancied. My attendants, finding that every body could rob me with impunity, insisted on returning to Jarra." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "I was a stranger, I was unprotected, and I was a Christian; each of these circumstances is sufficient to drive every spark of humanity from the heart of a Moor; but when all of them, as in my case, were combined in the same person, and a suspicion prevailed withal, that I had come as a spy into the country, the reader will easily imagine that, in such a situation, I had every thing to fear." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "It is probable that many of them had never beheld a white man before my arrival at Benowm; but they had all been taught to regard the Christian name with inconceivable abhorrence, and to consider it nearly as lawful to murder a European as it would be to kill a dog." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ „scattered huts without the walls“ bevorzugte: „knowing that in Africa, as well as in Europe, hospitality does not always prefer the highest dwellings.“ (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "looking forwards, I saw with infinite pleasure the great object of my mission - the long-sought-for majestic Niger, glittering in the morning sun, as broad as the Thames at Westminster, and flowing slowly to the eastward." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "But about all, I perceived that I was advancing more and more within the power of those merciless fanatics; and from my reception both at Sego and Sansanding, I was apprehensive that,in attempting to reach even Jenne, (unless under the protection of some man of consequence amongst them, which I had no means of obtaining,) I should sacrifice my life to no purpose, for my discoveries would perish with me." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "that thier is some private connection, a love affair in Scotland but no money in it ..., that is the cause of it" (Lit.: Lupton, 1979, S. 106)
- ↑ "A country surgeon is at best a laborious employment; and I will gladly hang up the lancet and plaister ladle whenever I can obtain a more eligible situation." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "I much doubt whether we shall be able to establish any advantageous Intercourse - but the discovery and Enquiry are well worth the Sum of Money to be expended in these Enquiries." (Lit.: Lupton, 1979, S. 146)
- ↑ "the extension of British Commerce, and the enlargement of our Geographical Knowlegde" und "whether any part of it might be useful to Britain for colonization" (Lit.: Lupton, 1979, S. 146)
- ↑ "to pursue the course of this river to the utmost possible distance to which it can be traced; to establish communication and intercourse with the different nations on the banks; to obtain all the local knowledge in your power respecting them, ..." (Lit.: Lupton, 1979, S. 150)
- ↑ ""trembled to think that we were only half way through our journey [to the Niger]. (Park: The Journal of a Mission to the Interior of Africa in the Year 1805)
- ↑ "the fixed resolution to discover the termination of the Niger or perish in the attempt" (Lit.: Lupton, 1979, S. 178)
- ↑ " During our voyage I was the only one who had landed." (Park: The Journal of a Mission to the Interior of Africa in the Year 1805)
- ↑ "killed a great number of men." (Park: The Journal of a Mission to the Interior of Africa in the Year 1805)
- ↑ "How greatly is it to be wished, that the minds of a people so determined and faithful, could be softened and civilized by the mild and benevolent spirit of Christianity!" (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "fully convinced, that whatever difference there is between the Negro and European, in the conformation of the nose and the colour of the skin, there is none in the genuine sympathies and characteristic feelings of our common nature." (Park: Travels in the Interior of Africa)
- ↑ "If my sentiments should be required concerning the effect which a discontinuance of that commerce would produce on the manners of the natives, I should have no hesitation in observing that, in the present unenlightened state of their minds, my opinion is, the effect would neither be so extensive nor beneficial as many wise and worthy persons fondly expect." (Park: Travels in the Interior of Africa)
Weblinks
- Vorlage:PND
- Wassermusik - Zeitungsartikel in der FAZ vom 5.10.2003
Personendaten | |
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NAME | Park, Mungo |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Afrikaforscher |
GEBURTSDATUM | 11. September 1771 |
GEBURTSORT | Foulshiels bei Selkirk, Schottland |
STERBEDATUM | um 1806 |
STERBEORT | bei Bussa, Nigeria |