Eisenbüttel
Eisenbüttel war ein schon im 12. Jahrhundert nachgewiesener Mühlenort im Süden von Braunschweig. Er lag direkt an der direkt an der Oker an der heutigen Grenze der Stadtbezirke Viewegs Garten-Bebelhof und Westliches Ringgebiet.
Ekbert II. und die erste Erwähnung
Schon 1180 wird ein Eysenbutle als Mühle erwähnt. Hahne vermutet anhand der Silben „-büttel“ hier und anderen im Braunschweigischen vorkommenden „Büttel“ „aus den Gebieten an der niederen Elbe durch die Nordmännereinfälle vertriebene Bewohner“, [1] die „seit dem 9./10. Jahrhundert von den Grundherren hier angesiedelt wurden, um ein kleines Stück, um ein kleines Stück der noch unberührten Auenwälder an den Flüssen zu roden und Mühlen anzulegen." [1] In den den Namen vorgestellten Silben vermutet Hahne Personennamen. Den Ackerflur von Eisenbüttel schätzt Hahne auf 30 bis 60 Morgen. (Zu –büttel siehe auch "Die Büttelei" unter "Samtgemeinde Papenteich".)
Die Mühle

Die Mühle gehörte zum Kloster Cyriaci bzw. Cyriakus, die Ekbert II. gegründet hat. Auf ihn soll auch die Mühle schon zurückgehen, die aber erst um 1200 erwähnt wird. Einer Legende nach wurde der Markgraf Ekbert II. in der Mühle von Reitern des Kaisers Heinrich IV. ermordet. Die meisten Historiker nennen allerdings eine Mühle bei Selke im Harz als Ort, an dem Ekbert II am 3.7.1090 erschlagen wurde. Begraben wurde Ekbert II allerdings im Cyriakusstift.
Bis 1580 blieb die Mühle bei Cyriaki, wurde aber gegen Erbbauzinz an Bürger vergeben. 1580 kaufte die Stadt die Mühle für 6500 Taler. Aus der Urkunde wird deutlich, „dass es sich um damals um ein ganzes Mühlensystem handelte ... 2 Schleifmühlen, 1 große Mahlmühle mit 5 Mühlen, 1 Walkmühle um Verdichten und Stampfen von gewebten Tüchern) mit 2 Mühlen, zwei weitere Schleifmühlen, 1 Borkenmühle (Lohmühle) ... 1 abseits gelegene Pulvermühle“ Referenzfehler: Ungültiger Parameter in <ref>
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Eisenbüttel geriet in die Auseinandersetzungen der Stadt Braunschweig mit Ihren Herzögen, der Ort und die Mühlen wurden mehrfach zerstört und wieder aufgebaut. (Siehe Braunschweig Geschichte)
Hafen und Ausflugslokal

Aus einer Herrenstube entstand ab 1707 eine Gaststätte. Eisenbüttel entwickelte sich zum Ausflugsort. Eisenbüttel wurde mit der Gaststätte Heinrichshafen, die ab 1873 nachgewiesen ist und bis in die 1960ger bestand, zum Ausflugslokal im 19 Jahrhundert, dass von vom alten Hauptbahnhof mit Dampfschiffen angefahren wurde.
Entwicklung des Gebiets ab Mitte des 19. Jahrhundert.
Aus der Mühle entstand Ende des 19. Jahrhundert ein Wasserkraftwerk, das zur Wasserkunst Braunschweigs gehörte. Als Ort existiert Eisenbüttel nicht mehr, die schon auf frühen Karten nachweisbaren Okerarme sind aber zum Teil heute noch vorhanden. Die Straße nach Eisenbüttel, die spätestens 1671 (HistAtlasII) [2] von der Wolfenbütteler Straße abzweigte, hieß von 1860 bis 1882 Eisenbüttel, danach bis heute Eisenbütteler Straße. [3] Der ehemalige Ort ist aber eng mit dem Schienenverkehr in Braunschweig verbunden. Westlich von Eisenbüttel verlief ab 1838 die Herzoglich Braunschweigische Staatseisenbahn von Braunschweig nach Wolfenbüttel. 1870 war hier die Verwaltung der Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft. Eine Wendeschleife der Straßenbahn existiert noch heute, sie wird allerdings nur noch während der Messe auf dem nahe gelegenen Messegelände angefahren.
Südlich von Eisenbüttel verlief die 1872 in Betrieb genommene Helmstedter Bahn. Die Braunschweiger Strecke muss allerdings schon vorher bestanden, da der an dieser Strecke bestehende Rangierbahnhof St. Leonhard nach Löffelsend [4] schon 1871 im Betrieb war. In unmittelbarer Nähe von Eisenbüttel war ab Ende des 19 Jahrhundert als möglicher Standort für den schon damals angedachten Durchgangsbahnhof im Gespräch [5] [6], der aber 1960 weiter östlich am heutigen Berliner Platz eröffnet wurde. (siehe Braunschweig Hauptbahnhof)
Die Dämme, die zur 1937 errichteten Eisenbahnbrücke über die Wolfenbütteler Straße gehören, prägen heute ebenso die Gegend um den ehemaligen Mühlenort, wie der angrenzende Bürgerpark, das Messegelände (seit 1973) und das nahe Schwimmbad Kennel.
Heute sind in der Nähe des Wehrs Eisenbüttel die freiwillige Feuerwehr Braunschweig, mehrere Braunschweiger Behörden (Zivil- und Katastrophenschutz, Gewässerdienst), Sportanlagen (Sporthalle, Jahnplatz) sowie verschiedene Vereinsheime (Gehörlosen Sportverein, Marineheim, Schiffsmodellclub) beheimatet. Gegenüber dem Messegelände stehen an der Eisenbütteler Straße Häuser mit Gärten zur Oker.
Quellen
- ↑ a b Hahne, Otto: „Alte Einzelhöfe im Stadtgebiet von Braunschweig“, Braunschweig 1954
- ↑ "Die Geschichte der Stadt Braunschweig in Karten, Plänen und Ansichten. Mit Beiträgen Jürgen Mertens und Richard Moderhack, Bl. 23; = HistAtlasII
- ↑ vgl. Pingel, Norman-Mathias: Stadterweiterung und Städtische Behörden in Braunschweig 1851-1914; Hannover 1998, Seite 167
- ↑ vgl. Karl-Heinz Löffelsend: Die Helmsteder, Braunschweig 2006; S 54ff
- ↑ Der Rinlake’sche Bahnhofsplan für die Stadt Braunschweig, beurtheilt vom Architekten- und Ingenier-Verein für das Herzogthum Braunschweig, Braunschweig 1899
- ↑ vgl. Hauptbahnhof Braunschweig 1960, Braunschweig 1860, S. 19ff
Literatur
- Appelt, Wilhelm ; Müller, Theodor: „Wasserkünste und Wasserwerke der Stadt Braunschweig“; Braunschweig 1965
- Hahne, Otto: „Alte Einzelhöfe im Stadtgebiet von Braunschweig“, Braunschweig 1954
- Löffelsend, Karl-Heinz: Die Helmstedter : die Geschichte einer Straße und ihrer Bewohner / Braunschweig 2005, 2006
- Pingel, Norman-Mathias: „Stadterweiterung und städtische Behörden in Braunschweig 1851 – 1914“ Hannover 1998