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Bibliothek

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Eine Bibliothek (griechisch βιβλιοθήκη „Büchersammlung“) ist eine Dienstleistungseinrichtung, in deren Zentrum die publizierte Information in ihren verschiedenen Formen steht. Um diese herum gruppiert sie Dienstleistungen wie die Beschaffung des Zugangs zu digitalen Publikationen (zum Beispiel Artikel elektronischer Zeitschriften, elektronische Bücher, Publikationsserver einer Bildungseinrichtung), Beschaffung und Nutzung von gedruckten Publikationen, Unterstützung bei der Publikation von eigenen Texten oder Lehrmaterialien (zum Beispiel als Verlag einer Universität oder über Bereitstellung von Infrastruktur für das E-Learning), Lehren von Informationskompetenz (zumeist an Wissenschaftliche Bibliotheken) oder Förderung von Lesekompetenz (zumeist an Öffentlichen Bibliotheken).

Der Begriff „Bibliothek“ wird nicht einheitlich verwandt. Er steht für eine öffentliche Einrichtung, für einen Ort, ein Gebäude, für eine geordnete und benutzbare Sammlung von Büchern und anderen publizierten Medien und Informationen, schließlich auch für eine solche Sammlung selbst. Während bis ins 20. Jahrhundert eine Bibliothek vor allem als Büchersammlung definiert wurde, lässt sie sich inzwischen nach Ewert und Walther Umstätter besser als „eine Einrichtung, die unter archivarischen, ökonomischen und synoptischen Gesichtspunkten publizierte Informationen für die Benutzer sammelt, ordnet und verfügbar macht“ definieren.[1]

Blick in eine Bibliothek

Die Bezeichnung Bibliothek wird gelegentlich auch für andere Informationssammlungen, wie Webseiten, Datenbanken oder einzelne Bücher bzw. Buchreihen benutzt. Auch der ausschließlich zum Aufbewahren und Lesen von Büchern genutzte Raum in einer Privatwohnung oder einem Privathaus heißt Bibliothek. Eine andere Bezeichnung für vor allem öffentliche, auch die Schulbibliotheken ist die Bücherei oder neuerdings auch die Mediathek. Bücherei ist eine Übersetzung von Philipp von Zesen für das Wort Bibliothek. Umgangssprachlich wird die Bibliothek auch „die Bib“ genannt. In Hamburg ist die Bezeichnung Bücherhalle für Bibliotheken üblich, was oftmals für Verwirrung bei Außenstehenden sorgt.

Allgemeines

Die Aufgaben einer Bibliothek sind Sammeln, Erschließen und Vermitteln von Büchern und anderen Publikationsformen, wie Zeitschriften, Tonträgern, Bildmaterialien, Mikroformen, elektronischen Publikationen.

Jede geführte Publikation hat eine Standortnummer (Signatur; engl.: call number/shelf mark), anhand derer man das Exemplar in der Bibliothek finden kann. In kleineren Bibliotheken können die Bücher auch nur eine Nummer mit eventuell einer Kategorieabkürzung bekommen. Im Katalog steht die Signatur des Mediums (siehe auch Finden von Medien in einer Bibliothek).

Indem sie ihre Bestände zur Verfügung stellen und archivieren, dienen Bibliotheken der Versorgung der Bevölkerung (Öffentliche Bibliotheken) und Forschung (wissenschaftliche Bibliothek) mit Literatur und Informationen (zusammen mit den Verlagen und den Medien, die diese produzieren und dem Buchhandel, der für die kommerzielle Verbreitung sorgt).

Je nach Ausprägung nehmen Bibliotheken verschiedene Dienstleistungsaufgaben aus dem BID-Bereich (Bibliothek, Information, Dokumentation) wahr, darunter auch pädagogische Aufgaben wie die Leseförderung. Verwandte Einrichtungen sind Dokumentationseinrichtungen und Archive, wobei die Grenzen fließend sind.

Die Gesamtheit aller Bibliotheken bilden das Bibliothekswesen, die in einer Bibliothek arbeitenden Menschen sind Bibliothekare und Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste und die wissenschaftliche Disziplin für die Organisation und Funktion von Bibliotheken und anderen Informationseinrichtungen, sowie Ausbildungsgang ist die Bibliothekswissenschaft. Der Geschäftsgang in einer Bibliothek heißt Bibliotheksverwaltung und optimierende Tätigkeiten nach innen und außen heißen Bibliotheksmanagement.

Nach der Deutschen Bibliotheksstatistik gab es 2004 in Deutschland über 9000 Öffentliche Bibliotheken und knapp 250 Wissenschaftliche Bibliotheken (ohne Zählung von Zweigstellen und Teilbibliotheken).

Nutzung von Medien in einer Bibliothek

Bücher in der Freihandaufstellung

Der Bestand einer Bibliothek kann zum einen als Leihbestand von den Benutzern für eine bestimmte Frist entliehen werden oder als Präsenzbestand nur in den Räumen der Bibliothek eingesehen werden. Je nachdem unterscheidet man zwischen Leihbibliothek und Präsenzbibliothek, in der Regel kommen beide Formen in einer Bibliothek vor. Manche Leihbibliotheken haben einen Leihezwang.

Eine Präsenzbibliothek hat mindestens einen Lesesaal: als Einladung zum gemütlichen Lesen mit komfortablem Mobiliar ausgestattet oder auch als Reihung von Arbeitsplätzen, oftmals mit Computern.

Mit Hilfe der Fernleihe können Benutzer auch die Bestände anderer Bibliotheken nutzen oder über den Dokumentenlieferdienst Kopien bestellen. (Ihn halten der Börsenverein und die Vereinigung internationaler Fachverlage (Stichting STM) für rechtswidrig. Das Landgericht München I hatte Ende 2005 entschieden, dass Bibliotheken gescannte Artikel digital an private Nutzer versenden dürfen, Firmenkunden eingeschlossen, vgl. indes Urheberrecht (Paragraf 53) / EU-Richtlinie zum Urheberrecht in der Informationsgesellschaft, siehe Bbl.online, 15. Februar 2006).


Weitere Nutzungsmöglichkeiten sind das (ggf. entgeltliche) Kopieren und die öffentliche Wiedergabe.

Finden von Medien in einer Bibliothek

<Dieser Abschnitt muss noch überarbeitet werden>

Die Medien einer Bibliothek werden in Bibliothekskatalogen verzeichnet. Früher wurden in Bibliotheken Zettelkataloge benutzt. Heute sind die Katalogdaten in Computerdatenbanken gespeichert, die Zugänge verschiedenster Art zulassen. Wenn diese Datenbanken über ein Netzwerk, wie beispielsweise das World Wide Web, zugänglich sind, werden sie auch OPAC (Online Public Access Catalogue) oder WebPAC (Web Public Access Catalogue) genannt.

Computer zur OPAC Recherche in der Bibliothek der Fh Eberswalde

Um die in einer Bibliothek vorhandenen Medien über die Kataloge suchen zu können, müssen diese jedoch zuerst „erschlossen“, d. h. in den Katalogen verzeichnet werden. Die so genannte „Erschließung“ erfasst die relevanten Daten der Medien. Dazu gehören die Formalerschließung, bei der die bibliographischen Angaben wie Titel, Autor, Erscheinungsjahr etc. eines Mediums erfasst werden, und meistens auch die Inhaltserschließung. Diese nimmt die inhaltlichen Angaben auf, die einen thematischen Zugriff erlauben, wie zum Beispiel Titelstichwörter. Dies erleichtert eine entsprechende Aufstellung anhand einer Systematik. Eine andere verbreitete Form der Inhaltserschließung ist die Vergabe von Schlagworten: Dies sind normierte Begriffe, nach bestimmten Regeln angelegt und vergeben. Allerdings wird nur etwa ein Drittel der in deutschen Bibliotheken vorhandenen Literatur mit Schlagworten versehen, so dass ein thematischer Zugriff nicht immer möglich ist. In den letzten Jahren ist eine Diskussion um eine automatische Schlagwortvergabe entstanden.

In manchen Bibliotheken herrscht ein Nebeneinander verschiedener Kataloge: Es gibt alte Zettelkataloge, die Alphabetische Kataloge, Systematische Kataloge oder Schlagwortkataloge sein können und verschiedene Sucheinstiege erlauben. Viel beliebter bei den Nutzern sind OPACs, die über PCs bedient werden und einfachere Suchen ermöglichen, oft verknüpft mit dem Hinweis auf den Standort und die Ausleihbarkeit eines Mediums. Da oft noch nicht alle Daten der Zettelkataloge in Datenbanken eingegeben werden konnten, ist es manchmal nötig, konventionelle (Zettel-)Kataloge und elektronische Kataloge analog zu durchsuchen. Viele Bibliotheken bieten zusätzlich einen Zugang zu Verbundkatalogen, über die auch Bestände anderer Bibliotheken mit durchsucht werden können.


Siehe auch: Verbundkatalog, Karlsruher Virtueller Katalog

Digitalisierung von Bibliotheken

Sie bedeutet die (zur Print-Ausgabe) zusätzliche Archivierung ganzer Bibliotheksbestände, insbesesondere alter Bücher, eventuell auch nur in Auszügen. Der Hintergrund ist der physische Verfall alter Bücher (bzw. ihre anderweitige Vernichtung, Brände, Kriege) und die Möglichkeit, in digitaler Form schnell und kostengünstig Texte zu durchsuchen, zu verbinden, zu versenden oder Listen zu erstellen. Das zur Zeit umstrittenste Projekt ist Google Book Search, daneben existieren viele andere nationale oder übergreifende Projekte, die wegen der hohen Startkosten nur langsam vorankommen. Ausführliche Darstellung: Retrodigitalisierung. DFG und die Andrew W. Mellon Foundation unterstützen die Einführung des international gebräuchlichen Datenaustauschformats MARC 21 im deutschsprachigen Bibliothekswesen: Sprachraumübergreifende Standards für Metadaten. (Börsenblatt-Online, 8. März 2006)
Und nicht nur die Bücher werden digitalisiert, nein auch die Bibliotheken selbst ändern ihre Form. Es gibt bereits die ersten Online Buecherverleih Portale, wie zum Beispiel leih-ein-buch.de, wo die Mitglieder untereinander ihre Bücher leihen und verleihen können. Solche Systeme versuchen alle Bücher der verschiedenen Haushalte, zu einer grossen Online-Bücherei zu vernetzen.

Geschichte

siehe Bibliotheksgeschichte.

Große Bibliotheken

Buchbestände von großen Bibliotheken 1985 (Auswahl)

  1. Lenin-Bibliothek (jetzt Russische Staatsbibliothek) in Moskau (UdSSR) 23.000.000 Bücher
  2. Saltykow-Schtschedrin-Bibliothek in Sankt Petersburg (UdSSR) 15.000.000 Bücher
  3. Library of Congress in Washington, D.C. (USA) 14.800.000 Bücher
  4. Universitäts-Bibliothek Berkeley (USA) 9.900.000 Bücher
  5. Universitäts-Bibliothek Cambridge (USA) (Widener Bibliothek) 8.000.000 Bücher
  6. Universitäts-Bibliothek Moskau (UdSSR) 7.700.000 Bücher
  7. British Library in London (Großbritannien) 7.000.000 Bücher
  8. Bibliothèque nationale de France in Paris (Frankreich) 6.000.000 Bücher
  9. Universitäts-Bibliothek New Haven (USA) 5.500.000 Bücher
  10. V. I. Wernadski Zentrale Wissenschafliche Bibliothek der Akademie der Wissenschaften der Ukrainischen SSR (heute V. I. Wernadski Nationalbibliothek der Ukraine [1]) in Kiew (UdSSR) 5.000.000 Bücher

Die größten Bibliotheken (Quelle: Quid 2005)

  1. Russische Staatsbibliothek in Moskau (Russland) 42.000.000 Bände
  2. Saltykow-Schtschedrin-Bibliothek in Sankt Petersburg (Russland) 33.000.000 Bände
  3. Library of Congress in Washington, D.C. (USA) 29.000.000 Bände
  4. Chinesische Nationalbibliothek in Peking 22.000.000 Bände
  5. Staatliche Öffentliche Wissenschaftlich-technische Bibliothek der Sibirische Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften (ГПНТБ СО РАН) in Novosibirsk 13.000.000 Bände
  6. Universitäts-Bibliothek New Haven (USA) 13.000.000 Bände
  7. Bibliothèque nationale de France in Paris (Frankreich) 13.000.000 Bände
  8. British Library in London (Großbritannien) 12.000.000 Bände
  9. New York Public Library 11.000.000 Bände

Bei diesen Zahlen ist allerdings zu bedenken, dass viele Bibliotheken, vor allem in Osteuropa, Zeitschriftenbände mitzählen.

Wichtige Bibliotheken

Nationalbibliotheken

Zu den bedeutendsten Bibliotheken weltweit gehören die großen Nationalbibliotheken

Universitätsbibliotheken

Große Universitätsbibliotheken sind unter anderem:

Historische Bibliotheken

oder Bibliotheken mit bedeutsamen historischen Beständen

In der Schweiz

Weitere Bibliotheken siehe unter Liste von Bibliotheken.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Leyh (Hrsg.): Handbuch der Bibliothekswissenschaft. Harrassowitz, Wiesbaden 1952-1965. (2. verm. u. verb. Aufl.)
  • Engelbert Plassmann u.a.: Das Bibliothekswesen der Bundesrepublik Deutschland. Harrassowitz 1999. ISBN 3-447-03706-7
  • U. Grund, A. Heinen: Wie benutze ich eine Bibliothek? Basiswissen - Strategien - Hilfsmittel. UTB, München 1996. ISBN 3825218341


Wiktionary: Bibliothek – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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Quellen

  1. Gisela Ewert, Walther Umstätter (1999): Die Definition der Bibliothek. In: Bibliotheksdienst 33, Nummer 6, S. 957-971