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Königlich Bayerische Fliegertruppe

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das 1. Königlich Bayerische Fliegerbataillon war ein Verband der Bayerischen Armee, der in Oberschleißheim stationiert war.

Geschichte

Im Januar 1912 wurde von General Karl Ritter von Brug (1855-1923) bei der bayerischen Luftschiffer- und Kraftfahrabteilung in München unter dem „Rittmeister der Lüfte“ Luitpold Graf Wolfskeel von Reichenberg zu Uettingen (1879-1964) das erste bayerische Fliegerkorps-Kommando gebildet.

Prinz Luitpold errichtete daraus am 1. April 1912 eine Fliegerkompanie in der Militärfliegerstation Oberschleißheim. Die Kompanie bestand aus vier Offizieren, acht Unteroffizieren und 50 Mann. Am 1. Oktober wurde der Verband zu einem Fliegerbataillon mit Fliegerkompanie und Fliegerschule erweitert.

Am 1. August 1914 wurden in Oberschleißheim die Flieger-Ersatzabteilung 1 b (b = bayerisch) und in Fürth die Flieger-Ersatzabteilung 2 b aufgestellt. Als Unterabteilungen wurden zugeordnet

Militär-Fliegerschule I (Schleißheim) mit Flieger-Beobachterschule 1 und Funkerschule
Militär-Fliegerschule II (Lachen-Speyerdorf)
Militär-Fliegerschule III (Fürth-Unterfarrnbach) mit Vorflugschule
Militär-Fliegerschule IV (Lagerlechfeld) mit Flieger-Beobachterschule 2 und Flieger-Schützenschule
Militär-Fliegerschule V (Gersthofen)
Kriegs-Fliegerschule VI (Bamberg)
Militär-Fliegerschule VII (Germersheim)
Übungsflieger-Abteilung (Sonthofen).

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden in der Oberschleißheimer Flieger-Ersatzabteilung 1 b drei Feld-Fliegerabteilungen aufgestellt und an der Westfront eingesetzt. Nach dem Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915 wurde die neu aufgestellte bayerische Feld-Fliegerabteilung 9 b zur Unterstützung Österreichs nach Tirol verlegt, aber schon im August ebenfalls an die Westfront abzogen.

1916 wurde Paul Klee zur Flieger-Ersatzabteilung nach Oberschleißheim versetzt und musste als Kunstmaler die Tarnbemalung der Flugzeuge ausbessern.

Die Fliegerabteilung 304 b wurde am 25. August 1917 mit 277 bayerischen Soldaten - oft jüdischen Glaubens - auf den Kriegsschauplatz Palästina verlegt und dem deutschen Asien-Korps der osmanisch-türkischen Heeresgruppe F zugeteilt (als Teil des Expeditionskorps Pascha II"). Leiter der Abteilung war Generalleutnant Franz Josef Walz (1885-1945). Die Einsätze gegen Briten und Araber dienten vor allem der Luftaufklärung, aber auch der Abwehr gegnerischer Flieger und der Bombardierung von militärischen Zielen.

Auf dem Weg nach Palästina verbrannten am 6. September 5 Flugzeuge der Abteilung bei einem Sabotageakt im Bahnhof Haydarpaşa in Konstantinopel. Die Einheit traf im Oktober 1917 in Beerscheba ein und wurde am 25. Oktober in Iraq el-Manschiya (bei Gaza) stationiert. Nachdem die Briten am 31. Oktober 1917 Beerscheba erobert und Anfang November bei Gaza gesiegt hatten hatten, mussten die 6 flugtauglichen Maschinen Iraq el-Manschiya am 9. November Richtung Norden verlassen, das Material wurde in Ochsenkarren abtransportiert. Die Einheit operierte zunächst vom Wadi Serrar aus, bevor sie Ende 1917 in Merhavya (el-Fule) bei Afula in der Nähe von Nazareth stationiert war.

Auf dem Rückzug befand sich die Abteilung Mitte September 1918 in Aleppo. Nach dem Waffenstillstand zwischen den türkisch-deutschen Streitkräften und der britischen Armee am 31. Oktober 1918 kehrte der Rest der Truppe im Januar 1919 nach Deutschland zurück.

Kriegsgräber gefallener Soldaten finden sich vor allem in Nazareth und Jerusalem.

Als militärische Auszeichnung wurde auch bayerischen Soldaten das 1914 von Kaiser Wilhelm II. gestiftete silberne Fliegererinnerungsabzeichen verliehen. Vor dem Alten Schloss Schleißheim erinnert ein Fliegerdenkmal an die toten und vermissten Flieger, ein Denkmal für gefallene deutsche Piloten im Ersten Weltkrieg steht auch in Dschenin (Palästinensisches Autonomiegebiet).

Am 8. Mai 1920 wurde die bayerische Fliegertruppe infolge des Versailler Vertrages offiziell aufgelöst.

Bedeutung für die Luftbildarchäologie

Die wissenschaftliche Auswertung von Luftbildern der Fliegerabteilung 304 aus dem Ersten Weltkrieg ist heute wichtig für die Luftbildarchäologie des Vorderen Orients, da viele Orte im Libanon, in Syrien, in Israel und in den Palästinensischen Autonomiegebieten inzwischen überbaut wurden. 1925 wurden 100 der Fliegerbilder von dem Professor für Altes Testament und Palästinawissenschaft in Greifswald Gustaf Dalman veröffentlicht, 2.872 Glasplatten mit Städte- und Landschaftsaufnahmen befinden sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Abt. IV Kriegsarchiv, in München; dort liegt auch das Kriegstagebuch der Abteilung vom 24. Juli 1917 bis 3. April 1919.

Siehe auch

Literatur

  • Gustaf Dalman, Hundert deutsche Fliegerbilder aus Palästina (Schriften des Deutschen Palästina-Instituts Bd. 2), Gütersloh 1925
  • Harald Potempa, Die Königlich-Bayerische Fliegertruppe 1914-1918 (diss. München 1995), Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-631-30508-7
  • Andreas Höll, Paul Klee mußte im 1. Weltkrieg Kampfflugzeuge bemalen: Spurensuche in Bildern, in: Die Zeit 22/1997
  • Reinhard Kastner, Bayerische Flieger im Hochgebirge. Die bayerische Feld-Flieger-Abteilung 9 im Alpenkrieg, Gröbenzell 1998

Medien

  • Andreas Bönte, Die vergessene Mission. Eine bayerische Fliegerstaffel im Ersten Weltkrieg, TV-Dokumentation von 2005, Ausstrahlung im TV-Sender Phoenix am 18. März 2005, 20. und 21. Januar 2006 und im BR-Fernsehen am 12. und 14. September 2005
  • Andreas Bönte, Die vergessene Mission, Hörfunkfeature von 2005, Ausstrahlung im Bayern2Radio am 10. September 2005