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Khaled al-Masri

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Khaled al-Masri (arabisch خالد المصري Chālid al-Masrī, DMG Ḫālid al-Maṣrī; * 29. Juni 1963 in Kuwait) ist ein deutscher Staatsbürger libanesischer Abstammung.

Al-Masri wurde als Sohn libanesischer Eltern in Kuwait geboren [1] und wuchs im Libanon auf, wo er in den achtziger Jahren angeblich einer bewaffneten Vereinigung namens „Al Tawhid“ angehörte. [2] 1985 kam er nach nach Deutschland, [1] und 1995 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft. Er ist gelernter Schreiner, verheiratet und hat vier Kinder. [1]

Al-Masri wurde Ende 2003 in Mazedonien vom US-Geheimdienst CIA nach Afghanistan entführt und dort über mehrere Monate festgehalten. Die US-Ermittler äußerten Bedauern darüber, al-Masri mit einem gleichnamigen mutmaßlichen al-Qaida-Mitglied verwechselt zu haben.

Al-Masri hatte über das am 28. Dezember 2005 von der bayerischen Staatsregierung geschlossene Multikulturhaus in Neu-Ulm vor mehreren Jahren Kontakt zu Mitgliedern der extremistischen Moslemszene gehabt.[3]

Die American Civil Liberties Union hatte im Namen al-Masris Klage gegen die USA und insbesondere gegen den früheren CIA-Chef George Tenet erhoben. Der Vorwurf lautete Verstoß gegen die Menschenrechte und zugleich Verstoß gegen US-Recht. Die USA hatten eine Einreise al-Masris zu einer entsprechenden Pressekonferenz verboten. Ein US-Bundesgericht in Alexandria bei Washington hat die Klage gegen den Geheimdienst CIA mittlerweile abgewiesen. Zur Begründung hieß es, der Fall berühre "Staatsgeheimnisse", die geschützt werden müssten.

Da mittlerweile bekannt wurde, dass bundesdeutsche Behörden sowie der damalige Innenminister Otto Schily frühzeitig informiert waren, hat der Fall öffentliches Interesse in der BRD sowie in den USA hervorgerufen. Spekulationen über eine Beihilfe deutscher Behörden bei der Verschleppung al-Masris erhielten auch durch dessen Aussage Nahrung, bei seiner Vernehmung sei ein deutschsprachiger Bundesnachrichtendienst-Ermittler anwesend gewesen, der sich "Sam" genannt habe. Al-Masri sagte aus, diesen anhand eines Photos der online-Zeitung Saar-Echo, als Gerhard Lehmann, Beamter des Bundeskriminalamts und ehemaliges Mitglied der Mehlis-Kommission, identifiziert zu haben. [4] Lehmann bestritt, "Sam" zu sein, erklärte, er sei zu dem damaligen Zeitpunkt im Urlaub gewesen [5] und erwirkte später eine Gegendarstellung, in der er erklärte, niemals in Afghanistan gewesen zu sein, sondern zu dem angegebenen Zeitpunkt "nachweislich in Deutschland im Dienst" gewesen zu sein. [6] Die Münchner Staatsanwaltschaft identifizierte später einen CIA-Mann als mutmaßlichen "Sam". [7] Al-Masri schilderte seine Erfahrungen vor dem Bundestags-Ausschuss zur Untersuchung von BND-Aktivitäten im Irak und CIA-Flügen im Inland. Dort herrschte die einhellige Meinung, dass ihm Unrecht geschehen sei, aber Uneinigkeit zu der Frage, welche Rolle deutsche Behörden dabei gespielt haben und wie weiter untersucht werden soll. [8]

Quellen

  1. a b c Der Tag, an dem Khaled el Masri verschwand, Netzeitung, 8. Dezember 2005
  2. El-Masri war Mitglied bei el-Tawhid (Focus-online)
  3. Beckstein schließt Islamisten-Treffpunkt in Neu-Ulm (FAZ)
  4. Bericht über Al-Masris Aussage zu "Sam" (RP online)
  5. Germany Weighs if It Played Role in Seizure by U.S., The New York Times, February 21, 2006
  6. BKA-Beamter lässt Gegendarstellung in „Die Welt“ veröffentlichen (fairpress.biz)
  7. "Sind Sie Sam?", Stern, 19. April 2006
  8. Al Masris Aussagen spalten Untersuchungsauschuss (tagesschau.de)