Salzdahlum

Salzdahlum ist ein Dorf im Landkreis Wolfenbüttel in Niedersachsen. Es ist heute ein Ortsteil der Kreisstadt Wolfenbüttel.
Geschichte
Salzdahlum wurde erstmals 888 urkundlich erwähnt und lud zu allen Zeiten die Menschen zum Bleiben ein, denn die Gegend bot fruchtbare Böden und genügend leicht erreichbares Wasser. Der Hauptanziehungspunkt war zweifellos seine Salzquelle, über die bereits 888 berichtet wird; auf dem östlich gelegenen Salzberg bestand später eine Saline, deren Betrieb 1853 eingestellt wurde. Südlich der "Salzbergstraße" von Salzdahlum nach Sickte liegt an der Wabe eine kleine Anhöhe, an der noch heute Salzwasser zutage tritt und die Vegetation bestimmt.
Wappen

Im Wappen von 1999 sind drei silberne Salzkristalle zu finden, die in ihrer Anordnung auf die Bedeutung des Ortsnamens “Salz-Talheim” hinweisen. Ihre Zahl entspricht den alten Ortskernen Oberdahlum, Niederdahlum und Salzdahlum. Auf dem grünen Grund (Salzwiesen, Barockgärten, Landwirtschaft) steht auch der Herzogshut (Krone).
Salzberg
Der Salzberg ist nicht leicht zu finden und in keiner Karte verzeichnet: vor der Stelle, an der die Wabe die Straße Salzdahlum-Sickte kreuzt, findet sich das Werksgelände "FHW". Am Firmenschild biegt rechts ein Feldweg ab. 50 Meter dahinter findet auf der linken Seite die seit 1980 als "Naturdenkmal" ausgewiesene Stelle.

Im niedersächsischen Raum geht der Ursprung vieler Salzquellen auf das Zechsteinmeer zurück, das sich vor 200 Millionen Jahren vom Ozean trennte und ein seichtes Becken über ganz Norddeutschland bildete. Unter dem Einfluss eines wüstengleichen Klimas setzte Verdunstung ein, wobei nacheinander Kalk, Gips, Steinsalz und Kalisalze ausfielen. Ursprünglich lagen die Salzschichten damit waagerecht. Dies änderte sich vor 150 Millionen Jahren, als die Ablagerungen in der saxonische Faltung zu gewaltigen Stöcken aufgepresst wurden. Im Wolfenbüttler Gebiet ist die Siedesalzgewinnung bei Salzdahlum und Barnstorf für das Mittelalter nachweisbar, sie mag jedoch weit früher begonnen haben. Schon 1864 regte sich neues Leben am Salzberg: Salzdahlumer Bauern hatten den Nutzen des Zuckerrübenanbaus erkannt. Sie gründeten die Actien-Zuckerfabrik und bauten Fabrikgebäude, zum Teil auch auf dem Salinengelände.
Lustschloss Sazdahlum

Das Lustschloss Salzdahlum verdankt sein Entstehen dem Traum Herzog Anton Ulrichs von einem Schloss, das Versailles den Rang ablaufen sollte. 1672 erwarb er zunächst die Domäne Salzdahlum, die dazu dienen sollte, das spätere Schloss zu bewirtschaften (das Gebäude wurde 1801 abgetragen und bis 1850 wiedererrichtet). 1677 wurde das Projekt Salzdahlum südwestlich des Dorfes, wo sich heute der Gutsgarten, Wiesen und Felder erstrecken, angegangen. Erst elf Jahre später kam es zu den ersten Bauarbeiten mit der Verlegung einer Drainage im feuchten Boden. Schon bald zeichnet sich ab, dass allein die Materialkosten von 100.000 Talern das Vermögen des Herzogs und seiner Gemahlin bei weitem übersteigen. So kommen Anton Ulrich und sein Landbaumeister Lauterbach schließlich zu der Überlegung, den Palast ganz aus Holz zu bauen. Säulen, Treppen, Fassaden und Fundamente aus Holz. In Salzdahlum entstand die größte "Holzungeheuerlichkeit" der Welt. 1694 wurde das Schloss mit dreitägigen Feierlichkeiten eingeweiht.
Wo heute die Felder und Erdbeerbeete der Domäne liegen, erhob sich ein prächtiges Barockschloss mit mehreren Innenhöfen, einer Bildergalerie und Orangerie, eingebettet in weitangelegte Gärten mit Springbrunnen, Pagoden und Irrgarten. 1713 besuchte Zar Peter der Große den Wolfenbüttler Herzogshof und damit Salzdahlum. Friedrich der Große heiratete 1733 hier Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern - eine Verbindung im Interesse der Kontakte zwischen Preußen und Österreich, die nicht von Dauer war. Leider war auch die leichte Holzbauweise des Schlosses nicht von langer Dauer: der feuchte Untergrund ließ die Gebäude verfallen und die Instandhaltung war kostspielig. Schon 1791 wurde das nahegelegene Kloster "Zur Ehre Gottes" nach Wolfenbüttel verlegt. Am 24. November 1810 wurden die letzten Kunstschätze des Schlosses versteigert, vorher waren bereits 250 der 600 Gemälde von Napoleon requiriert und in den Louvre verbracht worden. Die Bilder kamen jedoch wieder zurück udn kamen später in das Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museum. 1811 schenkte König Jerome von Westfalen der Stadt Braunschweig die Schlossbauten, und erwartete dafür ihre repräsentative Herrichtung. Die Stadt ließ das Schloss aber 1813abreissen.
Heute ist von der Schlossanlage nichts mehr vorhanden außer der Alten Wache, einst Torhaus zum Schloss,und der zum Lagerschuppen heruntergekommene Reitbahn. Der Ingenieur Peter Schlagner-Hein erwarb Ende des 20. Jahrhunderts die unter Denkmalschutz stehenden letzten baulichen Überreste. Er restaurierte das Torhaus vorbildlich, wobei sogar die vorhandenen Lehmwände instandgesetzt wurden. In der Reitbahn bestehen noch Gewölbe und einzelne Räume mit 6,50 Meter Länge und 8,40 Breite. Hier wurden bereits 1988 die originalen Strukturen der Schlossbauweise rekonstruiert und es wurden gut erhaltene Stuckgewölbe freigelegt. Unzählige Reste des Schlosses (Kapitelle, Säulen, Möbel, Bilder, Skulpturen) finden sich noch in Parks, Höfen, Wohnungen und Museen der Umgegend. Eine barockene Toreinfahrt steht am Klosterhof in Mönchevahlberg, das Kavaliershaus wurde auf dem Gutshof derer von Münchhausen in Groß Vahlberg wieder aufgebaut.

Eine humoristische Schilderung von Schlossbau und Erbauer gibt Hans Pleschinski in seiner 1986 erschienenen Erzählung "Der Holzvulkan".