Elisabeth Kübler-Ross
Elisabeth Kübler-Ross (*8. Juli 1926 in Zürich, † 24. August 2004 in Scottsdale, USA) war eine schweizerisch-US-amerikanische Medizinerin. Sie befasste sich mit dem Tod und dem Umgang mit Sterbenden.
Die Interviews von Frau Dr. Elisabeth Kübler-Ross stellen den Grundstein der heutigen Erkenntnisse über die Situation Sterbender dar. Die gebürtige Schweizerin arbeitete in den USA als Psychiaterin.
Ihr Ziel war es, von den Sterbenden zu lernen, wie man mit Sterbenden umgeht und was sie sich für Hilfe erhoffen. Vor allem die Ärzte erregten sich anfangs über diese Methoden. Wahrscheinlich aber nur wegen ihrer eigenen Unfähigkeit, über den Tod zu sprechen. Trotz dieser Kritik war das Feedback der Patienten unglaublich positiv. Von 200 Patienten nahmen 198 dankend diese Möglichkeit zur Aussprache an. Interviewer und Patient waren sich vorher unbekannt und wurden direkt über Sterben und den Tod befragt. Für viele Patienten stellte dieses Interview eine Aufgabe dar, die einen Nutzen hatte und somit einen Sinn, nämlich uns über das Gefühlsleben und die Denkweisen der Sterbenden aufzuklären.
Kübler-Ross starb am 24. August 2004 im Alter von 78 Jahren eines natürlichen Todes.
Die fünf Phasen des Sterbens
Kübler-Ross definierte die heute anerkannten fünf Phasen des Sterbens. Diese sind Verteidigungsmechanismen im psychiatrischen Sinne und dienen der Bewältigung extrem schwieriger Situationen, welche nebeneinander vorhanden und verschieden lang andauern können.
Nichtwahrhabenwollen und Isolierung
Die Krankheit wird zuerst vom Patienten geleugnet. Er behauptet, dass das Röntgenbild vertauscht wurde oder der Arzt eine Fehldiagnose gestellt hat. Falls die Familie sich nicht mit dem Tod auseinandersetzen will, kann sie dem Angehörigen in dieser Phase nicht helfen. Die Konsequenz bedeutet für die Angehörigen, dass sie den Tod gar nicht schnell genug erwarten können („Stirb so schnell wie möglich“). Als Außenstehender kann man dem Patienten helfen, indem man ihm Vertrauen anbieten und den Kranken eventuell auch in seinem Nichtwahrhabenwollen unterstützt. Weiterhin sollen die Schutzwälle der Patienten von den Betreuenden erkannt werden, da reines Belehren im Wahnsinn des Patienten enden kann.
Der Patient realisiert seine Umwelt und verspürt Neid. Das führt zu unkontrollierbaren Wutausbrüchen auf alle, die seine Krankheit nicht haben, wie z.B. Schwestern, Ärzte und Angehörige. Diese können weiter ihr Geld verdienen, es in Urlauben ausgeben und ihre Pläne realisieren. Die Angst vor Vergessen plagt den Sterbenden zudem, er fühlt sich vor dem Hintergrund der Katastrophen im Fernsehen als weniger wichtig. Hilfe für den Patienten kann Aufmerksamkeit sein, dem Patienten nicht aus dem Weg gehen und seinen Zorn notfalls auch provozieren, dass es zur Aussprache kommt Wichtig dabei bleibt, dass die Betreuenden den Zorn des Patienten nicht persönlich nehmen sollen, da der Zorn sonst Gegenzorn provoziert, was einen Circulus vitiosus nach sich zieht.
Verhandeln
Diese Phase stellt eine kurze flüchtige Phase dar, in der kindliche Verhaltensweisen zu Tage kommen, z.B. der Lutscherdeal eines erst zornigen, dann verhandelnden Kindes, das sich mit häuslichen Tätigkeiten eine Belohnung erhandeln will. Der Patient hofft durch Kooperation auf Belohnung wie eine längere Lebensspanne und keine Schmerzen. Meist wird der Handel strenggeheim mit Gott geschlossen, indem er sein Leben der Kirche widmet oder seinen Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellt. Ursachen für diese Verpflichtungen können vielleicht Schuldgefühle gegenüber beispielsweise der Kirche sein. Um dem Patienten in dieser Phase beizustehen dient es seine Schuldgefühle zu erkennen und ihn von seinen irrationalen Ängsten zu befreien.
Die Erstarrung, der Zorn und die Wut wird in zwei Formen von Verzweiflung und Verlust abgelöst. Die erste Form ist reaktiv. Sie bezieht sich auf einen bereits geschehenen Verlust, d.h. die Brust nach OP, das Geld für das Krankenhaus, die Verantwortung gegenüber der Familie. Durch Bekämpfung dieser Sorgen mit beispielsweise einer Brustprothese oder der erforderlichen Umstellung der Familienversorgung, kann dem Leidenden geholfen werden. Die zweite Form ist vorbereitender Natur und kümmert sich um einen drohender Verlust wie den Tod oder die Abwesenheit im Leben der Verwandten. Auch hier kann Intervention vom Umfeld dem Patienten in seinem Leiden Linderung beschaffen, z.B. durch Berichte von den Angehörigen, dass Kinder weiter gute Noten schreiben und viel spielen, d.h. sie führen trotz Abwesenheit des Patienten das gewohnte Leben fort. Aber zuviel Besuch stört das Trauern, das dem Kranken immer erlaubt sein muss. Zuviel Besuch stört das Trauern, denn ohne subjektives Kennen der Angst und der Verzweiflung ist kein Erreichen der nächsten Phase in Sicht .
Zustimmung
Nach Neid und Zorn auf alle Gesunden und Lebenden erwartet der Kranke den Tod und dehnt seinen Schlaf aus. Die Phase ist frei von Gefühlen, der Kampf ist vorbei, der Schmerz vergangen und der Patient will von Problemen der Außenwelt in Ruhe gelassen werden. Somit ist dies die schwierigste Phase für das Umfeld, da sie auch Zurückweisungen erfahren müssen. Alte Patienten erreichen diese Zustimmungsphase leichter, da sie auf ihr Leben, ihre Kinder und somit einem Sinn zurückblicken können. Schwierigkeit in diesem Prozess macht die Unterscheidung dieser Phase gegenüber frühem Aufgeben. Als Angehöriger hilft man am besten durch stummes Zuhören und dadurch zeigen, dass man bis zum Tod dabei bleibt.
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass alle Phasen die Hoffnung gemein haben, z.B. Entdeckung eines neuen Medikaments, das ein Wunder passiert oder sie erwachen und feststellen, dass alles ein böser Traum war. Für sie stellt das die Rechtfertigung des Leidens dar. So erscheint abermals die enorme Bedeutung, die Patienten aus der Hoffnung schöpfen. Und es ist festzustellen, dass der größter Fehler sei, die Hoffnung zu nehmen. Es ist also die Aufgabe des Arztes die Hoffnung weitergeben („Ich habe mein bestes getan, um ihnen zu helfen und ich werde fortfahren, um ihre Lage nach Kräften zu erleichtern“). So wird der Arzt zum Freund der mit bis zum Tod geht.
Literatur
Kübler-Ross, Elisabeth: Interviews mit Sterbenden. Kreuz-Verlag, 1974.