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Drehbuch

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Ein Drehbuch stellt mit Wörtern auf Papier dar, was auf Filmleinwand oder Bildschirm einmal zu sehen und hören sein soll. Es wird von einem Drehbuchautor spontan oder (meistens) in Auftrag geschrieben, in geringer Auflage vervielfältigt und, sollte die Entscheidung gefallen sein, es zu realisieren, an die verschiedenen an einer Filmproduktion beteiligten Mitarbeiter weitergegeben. Auf seiner Grundlage werden die Dreharbeiten eines Filmes geplant und durchgeführt. Nicht jedes geschriebene Drehbuch wird auch realisiert; jede Realisierung aber steht auf der Grundlage eines Drehbuchs.

Schreibt der Drehbuchautor im Auftrag oder versucht er, die Entwicklung einer spontanen Idee finanziert zu bekommen, hält er seine Vorstellungen fast immer zunächst in einem Exposé fest: einem Abriss der Handlungsfiguren und ihres Schicksals von 1 bis 10 Seiten. Auf Grundlage des Exposés fällt dann die Entscheidung, ob es sich lohnt, das Buch zur "Kurbelreife" zu entwickeln.

Der nächste Schritt Richtung Drehbuch besteht oft in einem Treatment: einer zusammenfassende Beschreibung der die Handlung ausmachenden Szenen auf ungefähr 15 bis 30 Seiten.

Wurde das Treamtnet abgenommen, müssen für's Drehbuch häufig nur noch "die Dialoge hinzugefügt" werden.

Die Erfordernisse der technischen Umsetzung einer Handlung in Bilder und Töne zeigen sich in einer besonderen äußeren Form, die ein Drehbuch aufweist.

Das fertige Drehbuch durchläuft in der Regel, indem neue Mitwirkende wie vor allem der Regisseur damit zu tun bekommen, noch mehrere Fassungen, an denen der ursprüngliche Autor zusehends weniger beteiligt ist, bis er den Dreharbeiten meist endgültig fern bleibt.

Die Handlung, die ein Drehbuch einem Film vorschreibt, ist informiert von der Tatsache, dass es ähnlich wie im Theater gilt, einen Zuschauer über 90 bis 120 Minuten bei der Stange zu halten. Klassisch-theaterhaft zerfällt daher ein Drehbuch-Plot in drei Akte nach dem Held-Widersacher-Modell:

  1. Akt: Auftakt – Wendepunkt
  2. Akt: Kampf – Wendepunkt
  3. Akt: Entscheidung – Ergebnis

Diese Aufteilung geht u.a. auf Aristoteles zurück, der schon in seiner Poetik von Anfang, Mitte, Ende spricht.

Im ersten Akt werden Haupt- und Widerstrebung eingeführt, die von einer (Innenkampf) oder zwei Parteien (Aussenkampf zwischen Protagonist und Antagonist) verkörpert werden. Der weitere Verlauf gipfelt dann in einem Wendepunkt: Der Plot entwickelt sich in eine unerwartete Richtung. An dieser Stelle wird der Protagonist in die Handlung hineingerissen, zum Handeln gezwungen.

Der zweite Akt besteht im Kampf von Haupt- und Widerstrebung. Protagonistisches und antagonistisches Streben verfolgen Zwecke, deren zeitgleiche Verwirklichung sich ausschließt; eines wird dem anderen weichen müssen. Eine weitere unerwartete Plot-Entwicklung markiert das Ende des zweiten Aktes.

Im dritten Akt entscheidet sich, welcher Zweck auf Kosten welches anderen Wirklichkeit wird, und was daraus für ein Endzustand folgt.

Gegenüber dem III-Akt-Schema gibt es den epischen Verlauf; er zielt nicht auf einen vorgezeichneten Endkampf ("Elfmeterschießen") ab, sondern komponiert einen tieferen Sinn im Zusammenkommen seiner auf den ersten Blick uneinheitlichen Bestandteile: zusehends ahnt man, wie alles zusammenpasst (Epiphanie)


Siehe auch

Innenkampf, Autorenfilm, Originaldrehbuch, Storyboard, Treatment, Verband Deutscher Drehbuchautoren

Literatur

  • Peter Rabenalt: Filmdramaturgie. 1999, ISBN 3891582455
  • C.P. Hant: Das Drehbuch. Praktische Filmdramaturgie. 1999, ISBN 3861503042
  • Eugen Vale: Die Technik des Drehbuchschreibens für Film und Fernsehn. 2000, ISBN 3805820038
  • Robert McKee: Story. 2000, ISBN 3895810452
  • Syd Field: Drehbuchschreiben für Fernsehen und Film. 2. Auflage. Ullstein, Berlin 2003, ISBN 354836473X
  • Oliver Schütte: "Die Kunst des Drehbuchlesens". 1999, ISBN 3404940032
  • Christopher Keane: "Schritt für Schritt zum erfolgreichen Drehbuch" ISBN 393290964X
  • Michaela Krützen: Dramaturgie des Films. Wie Hollywood erzählt. Frankfurt am Main: Fischer, 2004 ISBN 3596160219
  • Patrik Jakobshagen: "Filmrecht im Kino und TV-Geschäft"
  • Manfred Plinke (Hrsg.): "Script-Markt. Handbuch Film und TV"
  • Jean-Claude Carrière, Pascal Bonitzer: "Praxis des Drehbuchschreibens"
  • Jana Hallberg, Alexander Wewerker (Hrsg.): Dogma 95
  • Dagmar Benke: "Freistil. Dramaturgie für Fortgeschrittene und Experimentierfreudige".2002, ISBN 3-404-94017-2

Software zur Drehbuch-Formatierung

Zur Erleichterung der Eingabe der technischen Drehbuchform gibt es eine Reihe von Softwarelösungen. Eine sehr verbreitete kommerzielle Drehbuchsoftware ist Final Draft. Es gibt aber auch freie Alternativen, wie die Open-Source-Lösung Celtx.

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