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Immaterielle Arbeit

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Immaterielle Arbeit beinhaltet kooperative, kommunikative und affektive Arbeiten (Emotionsarbeit, Soziales Netzwerk, Teamarbeit). Sie ist bestimmend für die gesellschaftliche Arbeit in ihrer Gesamtheit (siehe Arbeit (Philosophie)).

Auch wenn die in der immateriellen Produktion Beschäftigten eine Minderheit bleiben, wird ihre Form der Arbeit hegemonial: Die Eigenschaften der immateriellen Produktion verändern alle anderen Formen der Arbeit, bzw. sogar die Gesellschaft als Ganzes. Gleichzeitig ist die immaterielle Arbeit für die Gesellschaft sehr bedeutend: Da durch sie Symbole, Affekte und Beziehungen hergestellt wird, kann man sogar behaupten, die immaterielle Arbeit produziere die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit. Die Globalisierung führt zu grundlegenden Veränderungen im Produktionsprozess, zusätzlich werde die industrielle Arbeit an Bedeutung verlieren.

Ihr Ziel ist die Produktion und Reproduktion der Gesellschaft insgesamt. Sie ist nicht mehr auf die Ökonomie beschränkt ( Biopolitik, Produktion von Subjektivitäten). Sie hat eine Tendenz zum Netzwerk, da Kommunikation, kooperative und affektive Beziehungen auf Netzwerken beruhen. Weitere Eigenschaften sind Mobilität, Flexibilisierung und Prekarisierung.


Zur Kritik an der Immateriellen Arbeit:

    Sowohl in "Empire" wie in "Multitude" gehen Hardt/Negri von einem gesellschaftlichen Verhältnis aus, daß den general intellect

bereits verwirklicht hat. Ebenso sprach Giannoli bereits Anfang der 1990er Jahre von der „Epoche des general intellects“, wie Negri Ende der 1990er vom Postfordismus „als Regime des >general intellects<<“ (Gianolli & Negri zitiert nach Haug, S. 57) sprachen. Im Prinzip wird eine These Negris - die Bedingungen sind bereits kommunistisch, die Menschen müssen es nur noch werden - aus den siebziger Jahren zum xten mal reanimiert und theorieimmanenten Neuerungen angepaßt, wie es sich bei der Berücksichtigung feministischer und postmoderner wie poststrukturalistischer Theorieversatzstücke gerade in "Multitude" zeigt. Anders als der Postoperaismus sieht Haug die Epoche als „diejenige des >gernal intellect<-an sich; sie [die verwissenschaftlichte Produktionsweise] stockt an der Schwelle der Aufgabe, einer plural-universellen Vernunft in der Ordnung der gesellschaftlichen Verhältnisse, auch der Naturverhältnisse, Geltung zu verschaffen“ (S. 63). Und da „wir in der Epoche einer global gewordenen Irrationalität“ (S. 64) leben, ist die Möglichkeit des gesellschaftlichen Individuums zwar potentiell vorhanden, doch hat es seinen Auftritt auf der Bühne der Geschichte noch nicht gehabt und gegenwärtig erscheint dies immer unwahrscheinlicher. „So fruchtbar es ist, auf die >>immer umfassendere Wiederaneignung des technowissenschaftlichen Wissens durch das Proletariat<< zu achten, ist es Unfug, das >>Ende jedweden Unterschieds [...] zwischen Produktion und Leben<< (Negri [1993] 1998) zu verkünden“ (Haug, S. 60).

    Was wirklich neu ist an digitalisierten Güter, ist die „[...] konkrete Distributionsweise und die apparative Mediatisierung der >Lektüre<“ (Haug (2003) S, 86). Die Immaterialität der Arbeit ist insofern fraglich, als daß neben den Geräten, Strom etc. auch verausgabte Arbeit vonnöten ist, die nicht stofflich sein muß, doch materiell wirkt.  Beispielhaft kann man dies anhand von Forderungen wie „Schulen ans Netz!“ oder „Einkaufen per Mausklick“ illistrurien, denn es wird schnell vergessen, „dass man die Schüler nicht per E-Mail vor dem Schultor absetzen kann und Computer keine Bücher transportieren“ (Kaube zitiert nach Haug (2003) S. 96). Nichtsdestotrotz hat das epoachal Neue - „[...] die Intensivierung des transnationalen High-Tech-Kapitalismus [...]“ (Haug, S. 99) - seinen Ursprung „[...] in der technologisch machbaren Digitalisierung von Information und Kommunikation [...]“ (Hickel zitiert nach Haug (2003) S. 99). 
    „Die ‚immaterielle Ökonomie‘ wirft die Materie dessen, was ihr den Namen des Immateriellen eingetragen hat, in ungeheuerlichen Mengen auf das, was Marx die ‚Springquellen alles Reichtums‘ nennt: ‚die Erde und den Arbeiter‘. Zwischen 1997 und 2007 werden mutmaßlich 500 Mio. Computer verschrottet“ (Haug, S. 115/116).

Literatur: Haug, Wolfgang-Fritz (2003): "High-Tech-Kapitalismus", Hamburg