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Lądek-Zdrój

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Lądek-Zdrój (Bad Landeck): Frühling 2005

Lądek-Zdrój ['lɔndɛk 'zdruɪ̯] (deutsch Bad Landeck) ist eine Stadt mit 6.900 Einwohnern in Polen. Sie gehört zum Powiat Kłodzki in der Woiwodschaft Niederschlesien.

Geographische Lage

Bad Landeck liegt im Glatzer Kessel (Kotlina Kłodzka) in 450 m NN an der Biele (Białą Lądecką), 25 km südöstlich der Kreisstadt Glatz, am Rande des Reichensteiner Gebirges (Góry Złote).

Geschichte der Stadt Landeck

Landecks Geschichte ist bezüglich seiner politischen und kirchlichen Zugehörigkeit weit gehend identisch mit der Geschichte der Grafschaft Glatz, zu der es gehörte. Erstmals erwähnt wird Landeck 1325. Es wurde damals – seiner geographischen Lage entsprechend – Landeke genannt. Es wird angenommen, dass es schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts durch den böhmischen König Ottokar II. Přemysl gegründet und ab 1294 böhmisch königliche Stadt war. König Wenzel IV. erneuerte und bestätigte 1392 der Stadt die bisherigen Privilegien. Bis 1443 gehörte Landeck zur Herrschaft Karpenstein und danach der königlichen Kammer bzw. den jeweiligen Besitzern der Grafschaft Glatz. Die Stadt, die keine Stadtmauer hatte, wurde in den Hussitenkriegen 1428 und 1431 niedergebrannt. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde sie durch die podiebradischen Herzöge von Münsterberg, die zugleich Grafen von Glatz waren, wieder aufgebaut. Im 16. Jahrhundert stagnierte die wirtschaftliche Entwicklung. Auch im Dreißigjährigen Krieg wurde Landeck mehrmals schwer heimgesucht und wirtschaftlich zerstört. Neues Unglück brachte der Stadtbrand von 1765. Nach den Schlesischen Kriegen, fiel Landeck - zusammen mit der Grafschaft Glatz – 1742, und endgültig nach dem Hubertusburger Frieden 1763, an Preußen und wurde in den Regierungsbezirk Breslau eingegliedert. 1818 wurde aus den Distrikten Landeck und Habelschwerdt der Landkreis Habelschwerdt gegründet, der bis 1945 unverändert bestehen blieb.

Anfang des 19. Jahrhunderts nahm Landeck, dessen wirtschaftliche Grundlage überwiegend Handwerk und Ackerbau sowie die Badequellen waren, einen positiven Aufschwung, nachdem der preußische König Friedrich der Große und Mitglieder seiner Familie ab 1765 mehrmals die Landecker Quellen zu einer Badekur nutzten. Die Zahl der Badegäste und Erholungssuchenden nahm zu. Auch durch den Eisenbahnanschluss, der mit dem Bau der Linie Glatz–Landeck–Seitenberg 1897 Landeck erreichte, wurde die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt gefördert. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden das städtische Krankenhaus, das neobarocke Postamt und die stattlichen Villen an der zum Kurort führenden Straße (ul. Zdrojowa) errichtet. Als Folge des Zweiten Weltkriegs fiel Landeck an Polen und wurde in Lądek Zdroj umbenannt. Die deutsche Bevölkerung wurde im April 1946 vertrieben. Die neuen Bewohner waren zum größten Teil selbst Heimatvertriebene aus Ostpolen.

Sehenswürdigkeiten in der Stadt

  • Mittelpunkt der Stadt ist der 96 x 56 m große Ring (Rynek) mit teilweise barocken Hausgiebeln an drei Seiten. Die Häuser der Ring-Nordseite sind mit malerischen Laubengängen versehen, die jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg z. T. dem Verfall preisgegeben und an der Nordostecke abgerissen wurden. An der Südwestecke des Rings steht das Haus des berühmtesten Bürgers, Michael Klahr d. Ä. Es ist mit einer Schutzmantelmadonna aus seiner Werkstatt geschmückt.
  • Das in klassizistischen Formen gestaltete Rathaus wurde 1872 errichtet.
  • Die Staupsäule an der Ostseite des Rathauses stand ursprünglich in Heinzendorf (Skrzynka).
  • Die Dreifaltigkeitssäule wurde von Anton Reichel gestiftet und von Michael Klahr d. Ä. um 1739 aus Stein geschaffen. Sie hat einen dreieckigen Grundriss. Auf dem Sockel stehen die Namenspatrone des Stifters: die Hll. Antonius, Lukas und Johannes der Täufer. Auf den oberen Ecksockeln sind die Hll. Joseph, Joachim und Anna dargestellt, dazwischen erhöht Maria Immaculata. Die Säule wird von der Hl. Dreifaltigkeit und einem hochragenden Kreuz bekrönt.
  • Westlich vom Ring steht die Pfarrkirche Mariä Geburt (Kościół Narodzenia NMP) mit einem seitlich stehenden Turm und schöner barocker Haube. Die Kirche wurde erstmals 1336 urkundlich erwähnt. Der heutige Saalbau wurde 1690-1701 vom Baumeister Lorenz Weiss aus Glatz errichtet und Anfang des 18. Jahrhunderts mit Stuck und Deckengemälden verziert. Die Wandmalereien schuf Anfang des 20. Jahrhunderts der Landecker Künstler Wilhelm Reinsch.
    • Von Michael Klahr d. Ä. stammen das Wandkreuz gegenüber der Kanzel und die Figuren der Hll. Anna, Johannes, Ignatius, Franz, Philippus und Franz Xaver.
    • Sein Sohn Michael Klahr d. J. schuf die Kanzel mit der Christusfigur auf dem Schalldeckel, den Orgelsprospekt, die Beichtstühle und die Statuen der Hll. Maria und Joseph sowie die Krippe, die zur Weihnachtszeit aufgestellt wird. Den jetzigen Hochaltar schuf 1901 der Landecker Bildhauer August Klein als Kopie des ursprünglichen Hochaltars von Michael Klahr d. J., der in ein Breslauer Museum gegeben wurde.
  • Die Bildsäule am westlichen Ortsausgang ist von 1806 und stellt die Hl. Maria mit Zöpfen dar.
  • Die östlich des Rings gelegene evangelische Salvatorkirche von 1848 ist nicht zugänglich.
  • Die malerische Brücke über die Biele ist von 1565. Sie wurde 1709 mit der Figur des Heiligen Johannes von Nepomuk geschmückt, dessen Haupt von fünf Sternen umkränzt ist.

Geschichte des Bades

Neorenaissance Rathaus

Das Landecker Bad, das älteste der ehemaligen Grafschaft Glatz, entwickelte sich auf der Gemarkung Ober-Thalheim. Es liegt östlich der Stadt und wird klimatisch durch das Reichensteiner Gebirge nach Norden und Osten geschützt. Über die Entdeckung der Quellen ist wenig bekannt. Sie wurden vermutlich ab dem 13. Jahrhundert genutzt. 1428 wurden auch die Badeanlagen durch die Hussiten, 1470 durch eine Überschwemmung zerstört. Aufgrund einer Quellenuntersuchung durch den Wiener Arzt Dr. Konrad vom Berge veranlasste Ende des 15. Jahrhunderts Georg von Münsterberg, damals Mitinhaber der Grafschaft Glatz, den Bau eines Badehauses (Georgenbad), daneben eines Wohnhauses und einer Georgskapelle und erließ 1501 die erste Badeordnung. 1572 erwarb die Stadt Landeck das Georgenbad, beließ jedoch wegen Geldmangel die inzwischen neu entdeckten Quellen in Privatbesitz. 1604 wurde der erste Badeprospekt herausgegeben. Über der 1625 genannten Schwefelquelle erbaute 1678 Johann Sigismund Hoffmann von Leuchtenstern, der das Grundstück erworben hatte, ein Badehaus (Marienbad) und mehrere Häuser für Kurgäste sowie 1688 die Marienkapelle. Der Enkel des Erbauers verkaufte 1735 das Marienbad zugleich mit den Dörfern Ober-Thalheim, Leuthen, Voigtsdorf, Karpenstein und Heidelberg an die Stadt Landeck.

Die Zahl der Badegäste nahm deutlich zu, nachdem neben Mitgliedern des preußischen Königshauses auch andere hochgestellte Persönlichkeiten das Bad zu Heilzwecken aufgesucht haben. Staatsminister Graf Hoym, der selbst 1782 als Kurgast in Landeck weilte, nahm sich seiner Entwicklung besonders an. Im 19. Jahrhundert erfolgte ein planmäßiger Ausbau des Bades und der Badeeinrichtungen. Im Deutschen Krieg von 1866 dienten Hotels und Badeeinrichtungen als Lazarette für verwundete Soldaten. 1912 wurde das Radium-Emanatorium eröffnet und Landeck zum Radiumheilbad ernannt. Auch im Zweiten Weltkrieg wurde der Kurbetrieb teilweise eingeschränkt und die großen Hotels wiederum als Lazarette benutzt.

Quellen, Heilanzeigen

Die radiumhaltigen Schwefelquellen sind 16,5 bis 29,6 Grad warm, die erst 1972/73 entdeckte, äußerst starke Quelle sogar 43,9 Grad. Sie werden für Trinkkuren und für Bäder genutzt und insbesondere gegen Rheuma, Gicht, Gelenk- und Frauenleiden sowie Altersstörungen verordnet.

Sehenswürdigkeiten im Badebezirk

Kurhaus "Wojciech" (Marienbad)
  • Das Marienbad (heute Wojciech) wurde erstmals 1678 errichtet und 1778-80 nach Plänen des Breslauer Architekten Hermann Völker neu erbaut. Es ist ein vornehmer Zentralbau mit Kuppel im Stil der Neorenaissance und enthält im Erdgeschoss des Rundbaus ein Wasserbecken, darüber die Trinkhalle und in den Flügeln die Bäder für die Kurgäste. Es wurde 1984-98 renoviert. Erhalten ist die Neorenaissance-Dekoration der Trinkhalle und des Redoutensaals.
  • Das Ende des 14. Jahrhunderts erstmals errichtete Georgenbad wurde 1917 neu erbaut.
  • Das Friedrichsbad mit Thermalschwimmbad wurde 1936 erbaut.
  • Die Wandelhalle (Albrechtshalle) entstand 1842.
  • Die auf einer Anhöhe liegende barocke Georgenkapelle (Kaplica św. Jerzego) wurde 1637 neu errichtet und 1665 durch den Prager Erzbischof von Harrach, der zur Kur in Landeck weilte, eingeweiht. Es ist ein achteckiger Zentralbau mit geschweiftem Dach und Laterne. In der Kuppel befinden sich Fresken von 1720 mit Szenen aus dem Leben des Hl. Georg und der Hl. Dreifaltigkeit im Mittelfeld. Die Kapelle ist in einem schlechten baulichen Zustand und geschlossen.
  • Die barocke Kapelle St. Maria Einsiedel (Kaplica NMP "Na pustkowiu", ul. Lipowa) ist eine Stiftung von Johann Sigismund Hoffmann von Leuchtenstern von 1678. Sie wurde 1690 und 1801 erweitert. In den Giebeln sind Figuren Maria Immaculata und Hll. Anna und Joseph. Der Hauptaltar – mit Marienfigur von 1672 – ist aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die neobarocken Altäre sind von 1926. Vor der Kapelle steht eine Mariensäule.

Stadtwald und Umgebung

Direkt an den Badebezirk schließt der Stadtwald an, der früher über 35 km lange Wanderwege bot. Beliebte Wanderziele sind der 1786 erbaute Waldtempel, in dem sich 1813 König Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander trafen und der schöne Aussichtspunkt Dreieckerfels (Trojak) sowie die Schlossruine Karpenstein (Karpno). Möglich sind auch Ausflüge ins Glatzer Schneegebirge (Masyw Śnieżnika), ins Bielengebirge (Góry Bialskie) und ins Reichensteiner Gebirge.

Ein Zentrum der kirchlichen Kunst

Nachdem Michael Klahr d. Ä. 1724 in Landeck eine große Bildhauerwerkstatt gegründet hat, die von seinem Sohn Michael Klahr d. J. weiter geführt wurde, entwickelte sich Landeck zu einem bedeutenden Zentrum der kirchlichen Kunst. Zu den bekanntesten Bildschnitzern, sowie Kirchen- und Kunstmalern gehören August Klein, Franz Thamm, Aloys Schmidt und seine Söhne sowie Wilhelm Reinsch.

Gemeinde

Panorama Bad Landeck

Zur Gemeinde Lądek-Zdrój gehören die Ortschaften:

  • Kąty Bystrzyckie (Winkeldorf)
  • Konradów (Konradswalde)
  • Lądek-Zdrój (Bad Landeck)
  • Lutynia (Leuthen)
  • Orłowiec (Schönau bei Landeck)
  • Radochów (Reyersdorf)
  • Skrzynka (Heinzendorf)
  • Stójków (Olbersdorf)
  • Trzebieszowice (Kunzendorf an der Biele)
  • Wojtówka (Wójtówka)

Partnerstädte

Persönlichkeiten

Literatur

  • Otto Langner, Bad Landeck. Ein Handbuch für Kurgäste und Touristen, Glatz 1868
  • Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen Schlesien, München / Berlin 2005, ISBN 3-422-03109-x
  • Handbuch der historischen Stätten Schlesien, hg. von Hugo Weczerka, Stuttgart 1977
  • Das Glatzer Land, ISBN 3-928508-03-2
  • Paul Preis, Musik- und Theaterleben von Stadt und Kreis Glatz, 2. Teil, Hg. Stadt Lüdenscheid 1969
Commons: Lądek-Zdrój – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien