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John Watts Young

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John Watts Young
John Young
Land: USA (NASA)
Datum Auswahl: 17. September 1962
(2. NASA-Gruppe)
Anzahl Raumflüge: 6
Start erster Raumflug: 23. März 1965
Landung letzter Raumflug: 8. Dezember 1983
Gesamtdauer: 34d 19h 39min
EVA-Einsätze: 3
EVA-Gesamtdauer: 20h 15min
Raumflüge:

Gemini 3 (1965)
Gemini 10 (1966)
Datei:Apollo10patch.jpg Apollo 10 (1969)
Apollo 16 (1972)
Datei:STS-1 flight insignia.png STS-1 (1981)
STS-9 (1983)

ausgeschieden: Dezember 2004

John Watts Young (* 24. September 1930 in San Francisco, Kalifornien, USA) ist ein ehemaliger amerikanischer Astronaut mit einer der längsten und erfolgreichsten Karrieren in der NASA. Er war der neunte Mensch auf dem Mond und der einzige Amerikaner, der sowohl in den Gemini- und Apollo-Raumkapseln als auch mit der Raumfähre Space Shuttle geflogen ist. Er ist ferner der Astronaut, der wohl die meisten Rekorde im All aufgestellt hat.

Beginn der Karriere

John Young studierte am Georgia Institute of Technology und schloss sein Studium der Luftfahrttechnik 1952 mit höchsten Auszeichnungen ab. Danach trat er der US-Marine bei und diente während des Koreakriegs auf dem Zerstörer USS Laws. Anschließend wurde er zum Piloten ausgebildet und flog vier Jahre lang Kampfflugzeuge. 1959 wurde er Testpilot der Navy und stellte 1962 verschiedene Weltrekorde im Steigflug auf.

Gemini

Gemini 3 - John W. Young (links) und Virgil Grissom

Young wurde am 17. September 1962 von der NASA in die zweite Astronautengruppe ausgewählt. Im Januar 1963 bekam er als Spezialgebiet die Ausrüstung der Astronauten in der Raumkapsel zugewiesen. Dies umfasste sowohl persönliche Ausrüstung als auch Notfallausrüstung im Falle von Notlandungen.

Am 13. April 1964 wurde Young als Pilot für den ersten bemannten Flug der Gemini-Kapsel nominiert. Young war damit der erste Astronaut der zweiten Gruppe, der zu einem Weltraumeinsatz kommen sollte.

Unter dem Kommando von Mercury-Veteran Virgil Grissom, der als erster Mensch bei dieser Mission seinen zweiten Raumflug machen sollte, absolvierte er am 23. März 1965 mit Gemini 3 (Molly Brown) den ersten amerikanischen Zwei-Mann-Flug.

Gemini 3 - Liftoff

Die Gemini-Kapsel bekam den Namen Molly Brown nach einem Broadway-Musical namens „The unsinkable Molly Brown“ und war eine Anspielung auf Grissom`s Mercury-Mission, bei der die Kapsel untergegangen war und wohl deshalb wurde von ihm dieser Name vorgeschlagen. Es war die letzte Mission vor den Apollo-Missionen, auf der die Raumfahrer ihre Schiffe benennen durften.

Young bediente bei dieser Mission den ersten Computer im All. Für Aufregung bei der Flugleitung hatte dann noch gesorgt, dass Young ein Cornedbeef-Sandwich mit an Bord geschmuggelt hatte, dessen Brösel in der Schwerelosigkeit in der Kapsel herum flogen. Das Sandwich war ein Sandwich der Lieblingsmarke von Kommandant Grissom, der die Raumfahrernahrung nicht mochte, die das erste Mal im All getestet werden sollte, da er sie auf der Erde schon probiert hatte.

Seit dieser gemeinsamen Zeit verband eine tiefe Freundschaft die beiden Astronauten.

Kurz danach wurden Young und Grissom als Ersatzmannschaft für die Mission Gemini 6 nominiert, die im Dezember 1965 stattfand.

Gemini 10 - John W. Young (links) und Michael Collins

Am 25. Januar 1966 wurde Young als Kommandant von Gemini 10 bekannt gegeben, sein Pilot sollte Mike Collins werden. So kam er bereits am 18. Juli 1966 zu seinem zweiten Raumflug.

Bei dieser Mission wurden sowohl eine Kopplung im All als auch das erste Mal zwei Weltraumspaziergänge unternommen. Gleichzeitig wurde ein neuer Höhenweltrekord aufgestellt, die erste Kopplung mit 2 Objekten bei einer Mission absolviert und das erste Mal koppelte ein Raumschiff an ein anderes an und benutze dessen Antrieb.

Insgesamt konnte Gemini 10 als Erfolg gewertet werden. Das Rendezvous mit zwei verschiedenen Zielsatelliten funktionierte problemlos, ebenso das Andocken und das Zünden des Agena-Triebwerkes. Ein Problem waren immer noch die Außenbordaktivitäten, bei denen der Astronaut weit weniger effizient arbeiten konnte als geplant. Für weitere Flüge mussten mehr Zeit und auch Ruhepausen eingeplant werden.

Apollo

Nach Abschluss des Gemini-Programms trat Young dem Apollo-Projekt bei.

Am 22. Dezember 1966 wurden die Mannschaften der ersten Apollo-Flüge bekannt gegeben. Young war zunächst Ersatzpilot der zweiten bemannten Mission. Nach der schrecklichen Katastrophe von Apollo 1, bei dem Youngs ehemaliger Kommandant und Freund Grissom mit zwei weiteren Astronauten tragisch ums Leben kam, wurden die Pläne ausgesetzt. Die neuen Pläne wurden am 9. Mai 1967 veröffentlicht und sahen vor, dass Young Ersatzpilot von Apollo 7 (Mission C) in der Erdumlaufbahn sei. Dieser Flug fand im Oktober 1968 statt. Young war dabei einer der Verbindungssprecher (Capcom).

John Young (Apollo 10)
LEM "Snoopy" der Apollo 10 über dem Mond

Kurz danach, am 13. November 1968 wurde Young für die Mission Apollo 10, die Generalprobe der Mondlandung, als Pilot der Apollo-Kapsel nominiert.

Dieser Flug fand vom 18. Mai bis zum 26. Mai 1969 statt. Young blieb als Pilot im Mutterschiff Charlie Brown, während Kommandant Tom Stafford und Pilot Eugene Cernan in der Mondfähre Snoopy eine Mondlandung simulierten.

Der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre erfolgte mit einer Geschwindigkeit von 11,107 km/s, was immer noch den Rekord in der bemannten Raumfahrt darstellt.

Der erfolgreiche Flug von Apollo 10 zeigte, dass die NASA Apollo-Flüge in kurzer Folge absolvieren konnte. Außerdem hatte Apollo 10 alle notwendigen Manöver für eine Mondlandung, bis auf die Landung selbst, durchgeführt.

Kurz nach der Mondlandung von Apollo 11 im Juli 1969 wurde Young als Ersatzkommandant von Apollo 13 eingeteilt, kam aber nicht zum Einsatz und übernahm deshalb wieder einige Schichten als Verbindungssprecher.

Young auf dem Mond

Im März 1971 erhielt Young dann sein erstes Apollo-Kommando: mit Apollo 16 sollte er die vorletzte Mondlandung übernehmen. Mit an Bord waren der Pilot der Apollo-Kapsel Thomas K. Mattingly und der Pilot der Mondfähre Charles M. Duke. Der Flug fand vom 16. April bis zum 27. April 1972 statt, Young betrat am 20. April als neunter Mensch den Mond.

Bei dieser Mission wurde das Mondauto zum zweiten Mal benutzt und man nahm mit 95,8 kg die zweitmeiste Mondgesteinsladung einer Apollo-Mission zur Erde mit. Eine Probe dieses Gesteins kann im Nördlinger Rieskrater-Museum besichtigt werden. Das erste Mal in der Geschichte der Mondmissionen wurde eine Hochebene des Mondes untersucht.

Beim Wiedereintritt mussten die Astronauten einen Andruck von 7,19 g ertragen, der höchste Wert, der für eine Apollo-Mission gemessen wurde.

Mit Beendigung dieser Apollo-Mission zog Young als zweiter Mensch mit vier Raumflügen mit Jim Lovell gleich.

Im Vorfeld des letzten Mondfluges, Apollo 17 kam es noch zu einigen Umschichtungen bei der Haupt- und der Ersatzmannschaft. Young und Duke wurden dabei nach ihrem erfolgreichen Flug mit Apollo 16 bereits wieder als Ersatz für den nächsten Flug eingeteilt, da es nicht sinnvoll gewesen wäre, eine völlig neue Ersatzmannschaft zu trainieren, welche keine Chance hatte, später eine reguläre Apollo-Mission fliegen zu können. Wäre der Apollo-17-Kommandant, Youngs Mannschaftskamerad von Apollo 10, Eugene Cernan ausgefallen, hätte Young als einziger Mensch ein zweites Mal eine Mondlandung unternommen.

Da dies aber nicht der Fall war, diente Young wieder als einer der Verbindungssprecher.

Space Shuttle

John Young (STS-1)
Start der Columbia STS-1


Nach Abschluss des Apollo-Programms wurde Young im Januar 1973 Leiter der Space-Shuttle-Abteilung des Astronautenbüros und sorgte dafür, dass die Astronauten genügend Einfluss auf die Entwicklung der neuen Raumfähre hatten. Im Januar 1974 wurde er Alan Shepards Nachfolger als Leiter des Astronautenbüros und war damit für die Koordination aller Astronautentätigkeiten verantwortlich. 1976 trat Young offiziell aus der Marine aus.

Als das Space Shuttle fertig gestellt war, erhielt Young die Ehre, den Jungfernflug zu kommandieren. Vom 12. April bis 14. April 1981 testete er im Erdorbit zusammen mit seinem Piloten Bob Crippen alle Systeme des Shuttles Columbia während der Mission STS-1. Es war das erste Mal, dass die NASA ein neues Raumschiff einsetzte, ohne vorher unbemannte Testflüge durchgeführt zu haben, und das erste Mal, dass ein Raumschiff nicht an Fallschirmen wasserte, sondern im Gleitflug landete.

Nach Beendigung dieser Mission war Young der einzige Mensch, der fünf Raumflüge hinter sich gebracht hatte.

Die einzige Nutzlast der Mission war ein Flugüberwachungssystem DFI (Development Flight Instrumentation), bestehend aus Sensoren und Messinstrumenten, um Daten über alle entscheidenden Flugabschnitte aufzuzeichnen.

STS-1 war neben STS-2 die einzige Mission, bei der der Außentank weiß lackiert war. Um Gewicht einzusparen, verzichtet die NASA seit STS-3 darauf. Die rostbraune Färbung, die man ab 1982 sieht, stammt vom aufgespritzten Isolierschaum.

Auf einer Internet-Seite wird in einem kleinen Film STS-1 als der kühnste Testflug der Geschichte beschrieben.

Besatzung von STS-9

Seinen sechsten und vorerst letzten Weltraumeinsatz hatte Young als Kommandant der Mission STS-9 vom 28. November bis 8. Dezember 1983, bei der zum ersten Mal das Weltraumlabor Spacelab mitgeführt wurde. Mit an Bord waren Pilot Brewster Shaw, die Missionsspezialisten Bob Parker und Owen Garriott und die Nutzlastspezialisten Byron Lichtenberg und Ulf Merbold.

Es war die erste Mission in einem Raumschiff mit sechs Astronauten. Gleichzeitig war es die erste Mission, auf der ein ausländicher Astronaut (Ulf Merbold) von der NASA "mitgenommen" worden ist.

Nach Beendigung dieser Mission war Young der einzige Mensch, der sechs Raumflüge hinter sich gebracht hatte.

John Young

Ein weiterer Flug (STS-61J), bei dem im August 1986 das Hubble-Weltraumteleskop ausgesetzt werden sollte, wurde nach der Explosion der Challenger abgesagt. Young wäre damit auch der erste Mensch gewesen, der sieben Raumflüge absolviert hätte.

John Young hat insgesamt mehr als 15.100 Flugstunden mit Flugzeugen, Helikoptern und Raketen auf seinem Konto. Darunter befinden sich seine 835 Weltraumflugstunden.

Datei:GPN-2000-001112.jpg
Luftaufnahme des Johnson Space Centers

Young trat im Mai 1987 als Leiter des Astronautenbüros zurück und übernahm 1996 den Posten des technischen Direktors beim Johnson Space Center. Nach 42 Jahren im Dienst der NASA ging Young im Dezember 2004 in den wohlverdienten Ruhestand.

Young ist einer der bekanntesten Raumfahrer unserer Zeit und gilt heute noch als einer der Wegbereiter der modernen Raumfahrt (Space Shuttle oder auch ISS), obwohl er ein Veteran des Gemini-Programms und Apollo-Programms ist, da er nicht nur als Astronaut im Weltraum tätig war, sondern auch an der Entwicklung der modernen Raumfahrttechnik wegweisend in hohen Positionen der NASA mitgewirkt hat.

Besonderheiten

Young hat auf seinen Raumflügen viele beachtliche Rekorde aufgestellt:

  • erster amerikanischer Zwei-Mann-Flug, mit "Gus" Grissom in Gemini 3
  • Pilot des ersten Menschens, der zwei Mal im All war (Grissom) bei Gemini 3
  • erste Bedienung eines Computers im All Gemini 3
  • Höhenweltrekord mit 763 km Gemini 10
  • erste Kopplung im All mit Nutzung des Antriebes des anderen Objektes Gemini 10
  • erste Kopplung im All mit zwei verschiedenen Objekten bei einer Mission Gemini 10
  • erster Mensch alleine im Mondorbit Apollo 10
  • erstes Rendezvous in der Mondumlaufbahn Apollo 10
  • schnellste Geschwindigkeit die Menschen je erreicht haben (ca. 40.000 km/h) Apollo 10
  • erster Mensch, der zwei Mal im Mondorbit war Apollo 16
  • stärkste Belastung beim Wiedereintritt einer Apollo-Mission (7,19 g) Apollo 16
  • erster Spaceshuttle-Flug STS-1
  • erster Mensch, der mit einem Festsoffraketenantrieb ins All gelangt ist STS-1
  • erste bemannte Landung eines Raumgleiters wie ein Flugzeug statt Wasserung oder Landung in der Wüste STS-1
  • erster Kommandant des Spacelab STS-9
  • erster Sechs-Mann-Flug der Geschichte und dabei Kammandant STS-9
  • fünfter Mensch mit zwei Raumflügen Gemini 10
  • dritter Mensch mit drei Raumflügen Apollo 10
  • erste Untersuchung einer Mondhochebene Apollo 16
  • größte bis dahin von Menschen gesammelte Steinmenge des Monde mit 95,8 kg Apollo 16
  • zweiter Mensch mit vier Raumflügen Apollo 16
  • erster Mensch mit fünf Raumflügen STS-1
  • erster Mensch mit sechs Raumflügen STS-9
  • erster Mensch, der vier verschiedene Raumfahrzeuge gesteuert hat (Gemini, Apollo, Apollo Lunar Module und Space Shuttle)
  • erster Mensch, der in drei Programmen jeweils zweimal geflogen ist (Gemini, Apollo, Space Shuttle)
  • als Pilot mehrere Weltrekorde im Steigflug

Dass Young als erster Astronaut des zweiten Programms geflogen ist, als erster Mensch sechs Raumflüge absolvieren durfte, beinahe der erste Mensch mit sieben Raumflügen und der Kammandant der Hubble-Mission gewesen wäre, zeigt ganz deutlich, welche Bedeutung Young für die bemannte amerikanische Raumfahrt hat. Dies zeigt sich auch daran, daß er Leiter des Astronautenbüros und später technischer Direktors des Johnson Space Center wurde.

Privat

Das bedeutendste Ereignis ist für Young persönlich die Hochzeit mit seiner zweiten Frau Susy. Aus dieser Ehe hat er zwei Kinder: John und Sandy. Er ist (in Folge des Alters war) interessierter Handballspieler, und Jogging gehört zu seinen Hobbies. Er spielt privat gerne Gitarre, Ukulele und Mundharmonika. Er ist ferner Mitglied der größten amerikanischen Studentenverbindung Sigma Chi.

John Young ist für seinen Humor und trockenen Witz bekannt.

Heute lebt er in Houston (Texas).

Zitate

"Heroes are the people who do what has to be done when it needs to be done, regardless of the consequences."

Ehrungen

Awarded the Congressional Space Medal of Honor (1981), als sechster Astronaut

3 NASA Distinguished Service Medals

NASA Outstanding Leadership Medal (1992)

NASA Exceptional Engineering Achievement Medal (1987)

NASA Outstanding Achievement Medal (1994)

Navy Astronaut Wings (1965)

2 Navy Distinguished Service Medals

3 Navy Distinguished Flying Crosses

Georgia Tech Distinguished Young Alumni Award (1965)

Distinguished Service Alumni Award (1972)

Exceptional Engineering Achievement Award (1985)

Academy of Distinguished Engineering Alumni (1994)

American Astronautical Society Space Flight Award (1993)

mehr als fünfundsiebzig weitere Auszeichnungen und vier Ehendoktortitel.

Nach ihm ist ferner der John Young Parkway in Orlando/Florida benannt.

Film

1995 wurde er im Film Apollo 13 von Ben Marley dargestellt.

Siehe auch