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Ayds

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Ayds (ausgesprochen „Aids“) war ein appetitzügelndes Schokoladenprodukt, das von den 1940er bis Anfang der 1990er Jahre in den Vereinigten Staaten von Amerika hergestellt und vertrieben wurde. Ayds wurde aufgrund des unglücklichen Zufalls, dass der Name phonetisch exakt klang wie die in den 1980er Jahren massiv ins öffentliche Bewusstsein dringende (u. a. heftigen Gewichtsverlust verursachende) Autoimmunkrankheit Aids Anfang der 1990er Jahre eingestellt, nachdem das Produkt durch die Namensähnlichkeit mit der Krankheit einen massiven PR-Schaden und drastische Verkaufsrückgänge erlitten hatte.

Produktbeschreibung

Werbung für Ayds von 1952 mit der Schauspielerin Hedy Lamarr. Slogan „[Ayds] Nehmen Sie auf dieselbe Weise ab, wie es die Stars tun.“ („Slim down the way the Stars slim down.“)

Die von dem Lebensmittelunternehmen The Carlay Company hergestellte Ayds-Schokolade richtete sich in erster Linie an Personen mit Gewichtsproblemen (Übergewicht oder der Tendenz, von erlangtem Normalgewicht zu Übergewicht [zurück] zu verfallen, wenn man die eigene Nahrungsmittelzufuhr nicht beständig strikt einschränkt), denen versprochen wurde, dass sie durch den Verzehr des Produkts, aufgrund eines natürlichen (nicht synthetischen) Appetitzüglers, der in ihm enthalten war, ein erheblich reduziertes Essbedürfnis erlangen würden und infolgedessen weniger Nahrung zu sich nehmen würden, was sich in der von ihnen angestrebten Gewichtsreduzierung bzw. der von ihnen angestrebten Nicht-Wiederzunahme von Gewicht niederschlagen würde.

Das Produkt wurde von Carlay 1946 als Marke registriert, wobei behauptet wurde, dass es 1937 erstmals im Handel vertrieben worden sei. Carlay wurde später von der Firma Campana Corporation in Batavia, Illinois, aufgekauft. Campana wurde seinerseits schließlich von dem Konzern Dow Chemical übernommen. Speziell zur Bewerbung von Ayds bzw. des Ayds-Diätplans wurden in den 50er Jahren Prominente wie Bob Hope und Tyrone Power gewonnen. 1981 wurden die Rechte an dem Markennamen Ayds von dem Konzern Purex, der diese zwischenzeitlich erworben hatte, an Jeffrey Martin Inc. verkauft. Jeffrey Martin, Inc. wurde schließlich 1987 mit seiner Produktpalette, einschließlich „Ayds Appetite Suppressant“, von der Dep Corporation übernommen.

Die Ayds-Schokolade (Ayds Candy) wurde ursprünglich in den vier Geschmacksrichtungen Schokolade, Minzschokolade, Butterscotch und Karamell angeboten. Anfang der 1980er Jahre wurde außerdem noch eine Erdnussbuttergeschmacksrichtung (Peanutbutter Ayds) eingeführt. Der Wirkstoff von Ayds war ursprünglich Benzocain und später Norephedrin.[1]

In den 1970er Jahren und in den frühen 1980er Jahren erfreute das Produkt sich großer Beliebtheit bei Personen, die Gewicht verlieren wollten oder verhindern wollten, dass sie wieder zunehmen würden.

Da der Name Ayds, trotz einer geringfügig anderen Schreibweise, phonetisch exakt mit dem Namen der zu dieser Zeit rapide in das Bewusstsein der Öffentlichkeit eindringenden Autoimmunkrankheit Aids übereinstimmte, hatte das Produkt seit etwa 1983/1984 mit einem massiven PR-Problem zu kämpfen. Dass die in der Werbung für Ayds angepriesene Wirkung des Produktes (erheblicher Gewichtsverlust) mit einem der stärksten und auffäligsten Symptome der Krankheit Aids übereinstimmte, trug dazu bei, die unvorteilhafte Wahrnehmung der Schokolade in der Öffentlichkeit noch zu steigern. Die im Fernsehen ausgestrahlten kurzen Werbefilme für die Schokolade wirkten infolgedessen häufig unfreiwillig komisch, wobei insbesondere viele der Texte, die die Darsteller der Werbeapots zur Anpreisung des Produktes „Ayds“ in die Kamera sagten, angesichts der parallel in den Medien präsenten intensiven Berichterstattung über Aids skurril und grotesk wirkten. Ein Beispiel hierfür ist ein Werbespot für Ayds, der 1983 auf dem Nachrichtensender CNN am Ende eines Werbeblocks ausgestrahlt wurde, woraufhin pikanterweise eine Programmankündigung für eine Dokumentation über die Gefahren von Aids folgte.[2]

Dennoch sträubte sich der Hersteller lange Zeit dagegen, den Namen seines Produktes zu ändern oder die Namensähnlichkeit als ein Problem anzuerkennen, dem man entgegenwirken müsse: 1985 behauptete der Präsident der Herstellerfirma, dass die Schokolade trotz der namensähnlichen Krankheit keine Verkaufseinbußen erlitten habe, sondern Steigerungen zu verzeichnen seien.[3] Und 1986 erklärte ein anderer Manager selbstbewusst: „Das Produkt [von uns] gibt es seit 45 Jahren. [Die Krankheit mit demselben Namen ist neu] Also soll doch bitteschön die Krankheit ihren Namen ändern.“ („The product has been around for 45 years. Let the disease change its name.“).[4]

1988, nachdem das Produkt und der Name Ayds von der Dep Corporation übernommen worden war, wurde von der Firmenführung schließlich bekannt gegeben, dass man auf der Suche nach einem neuen Namen für die Schokolade sei, weil die Verkaufszahlen schließlich wegen der negativen Publicity, die die Krankheit dem fast namensgleichen Produkt beschert hatte, um 50 % zurückgegangen waren.[5] Im Januar 1989 wurde der Name des Produktes in „Diet Ayds“ geändert. Anfang der 1990er Jahre wurde das Produkt schließlich vollständig vom Mark genommen. Werbung für Diet Ayds in Zeitungen sind bis 1993 nachweisbar.

Zitate aus den Werbefilmen für Ayds

  • „I was overweight and looked terrible. But Ayds helped me lose 46 pounds.“ („Ich war übergewichtig und sah schrecklich aus. Aber Ayds hat mit geholfen 46 Pund zu abzunehmen!“)
  • „Ayds helped me to lose 18 pounds and it doesn't contain anything to make me nervous.“ („Ayds hat mit geholfen 18 Pund abzunehmen. Und es ist nichts in Ayds enthalten, weswegen ich mir Sorgen machen müsste.“)
  • „I was overweight and afraid to go anywhere. Ayds helpd me get back into a seize 12“. („Ich war übergewichtig und hatte Angst irgendwo hinzugehen. Ayds hat mit dabei geholfen, wieder in Kleider der Größe 12 zu passen.“)
  • „[I was ovrweight] Then I discovered the Ayds Diet plan, which helped me lose weight and keep it off.“ („[Ich war übergewichtig] Dann habe ich den Ayds-Diätplan entdeckt, der mir geholfen hat Gewicht zu verlieren und es nicht wieder zuzunehmen.“)
  • „Question: Why take diet pills, when you can enjoy Ayds?“ („Frage: Warum sollten Sie sich mit Dietäpillen abplagen, wenn Sie stattdessen Ayds genießen könnten?“)
  • "Ayds contains a natural appetite suppressant. And there is nothing in it that could concern me." ("Ayds enthält einen natürlichen Appetitzügler. Und es ist nichts in Ayds enthalten, worüber ich mir Sorgen machen müsste.")
  • „Ayds helps control your appetite so you lose weight.“ („Ayds hilft Ihnen Ihren Appetit zu kontrollieren, so dass Sie Gewicht verlieren!“)
  • „Ayds helps you lose weight safely and effectively. Use only as directed.“ („Ayds hilft Ihnen dabei, Gewicht sicher und zuverlässig zu verlieren. Nur wie vorgeschrieben anzuwenden.“)
  • „Ayds helps put me in control.“ („Ayds hilft mir dabei, das Heft des Handelns in die Hand zu kriegen.“)
  • "Ayds. A lot of willpower in every little piece." ("Ayds. In jedem kleinen Stückchen Ayds steckt eine gehörige Portion Willenskraft")
  • „Ayds helps you kerb your appetite. You eat less because you want less, so you lose weight naturally.“ („Ayds hilft dabei, Ihren Appetit zu zügeln. Sie essen weniger, weil Sie weniger essen wollen, so dass Sie Gewicht auf natürliche Weisee verlieren.“)
  • „Thousands of men and women have lost weight on the Ayds plan. You can too. Why not try Ayds?“ („Tausende Männer und Frauen haben Gewicht dank des Ayds-Plan verloren. Und das können Sie auch. Also warum probieren Sie nicht mal Ayds aus?“)
  • „So why don't you let Ayds help you lose weigt keep it off.“ („Also, warum lassen Sie Ayds Ihnen nicht dabei helfen, Gewicht zu verlieren und es nicht wieder zuzunehmen?“)
  • „Ayds helps you stay the way you want to be.“ („Ayds hilft Ihnen dabei, so zu bleiben, wie Sie sein wollen!“)
  • „Lose weight deliciously with the aid of Ayds.“ („Verlieren Sie Gewicht auf köstliche Weise mit der Hilfe von Ayds.“)
  • „The Ayds Diet Plan really works.“ („Der Ayds-Diätplan funktioniert wirklich.“)
  • „Thank goodness for ayds.“ („Dank dem Himmel, dass es Ayds gibt!“)

Einzelnachweise

  1. "A Controversy Over Widely Sold Diet Pills and not the disease", in: New York Times vom 13. Februar 1982.
  2. Youtube-Film: "Unfortunate ad placement; wait for it." (Mitschnitt eines CNN-Werbespots für Ayds gefolgt von einer Programmankündigung über die Krankheit Aids).
  3. "AIDS has aided Ayds", in: Tampa Bay Times vom 23. September 1985.
  4. "Ayds name won't be suppressed by AIDS", in: The Central New Jersey Home News vom 4. Februar 1986.
  5. "Diet Candy Seeking Name", in: The New York Times vom 4. März 1988.