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Peter von Spaur

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Peter (I.) von Spaur (geboren 1345; gestorben 1424) war Burggraf auf Tirol und Landeshauptmann an der Etsch. Er war einer der vermögendsten und einflussreichsten Tiroler Adeligen seiner Zeit und Gründer der Tiroler Linie des Adelgeschlechts der Spaur.

Leben

Peter war der zweitgeborene Sohn von Balthasar von Burgstall-Spaur und seiner Gattin Agnes(e) von Castelbarco.[1] Als Geburtsjahr wird in der Literatur das Jahr 1345 angegeben.[2][3][4] Er wurde vermutlich auf Schloss Kleinspaur (italienisch Castel Sporo Rovina) geboren, mit dem sein Großvater Volkmar von Burgstall 1333 belehnt worden war und das im Besitz seines Vaters Balthasar war.[5]

Erstmals urkundlich erwähnt wurde er zusammen mit seinem Bruder Matthias, der auch als Matthäus dokumentiert ist, 1362 als Peter von Burgstall.[6] Laut dem Dokument wurde ein Albertino di Sporo aus dem Geschlecht der Altspaur aus Spormaggiore am Nonsberg zum Vikar der beiden Brüder ernannt.[7] In den folgenden Jahren festigten die beiden Brüder den Familienbesitz. 1371 verzichtete Simon von Thun, Herr von Schloss Bragher und Gatte der noch minderjährigen Catherina von Spaur sowie Schwester der beiden Spaurer, Ansprüche auf den Spaurischen Besitz geltend zu machen.[8] 1382 war Peter von Spaur Vikar des Tridentiner Fürstbischofs Albert von Ortenburg auf dem Nons- und Sulzberg.[3]

1386 heiratete er die Witwe Konrads von Botsch, Dorothea von Laatsch.[9] Durch seine Heirat erhielt Peter umfangreiche Besitzungen in Tramin.[10] Als Vormund und Stiefvater der beiden Söhne seiner Gemahlin sicherte er sich später auch den Anspruch auf deren Besitz, darunter die Haderburg bei Salurn.[11] 1389 kaufte er von seinem Cousin Heinrich, dem Sohn seines Onkels Matthäus von Burgstall-Flavon, dessen Anteile an der Grafschaft und der Burg Flavon.[12] Bereits vorher war er vom Bischof mit Schloss Nanno belehnt worden.[13] Zwei Jahre später bestätigte ihm der neue Fürstbischof des Hochstifts Trient, Georg von Liechtenstein, die Gerichtsbarkeit über Fai und über verschiedene Zehnten im Etschtal nördlich von Trient, wie Zambana. Das Lehen über Schloss Nanno gab er dagegen zurück.[14] Er sollte es sich später im Zuge des von Herzog Ernst I. von Österreich gegen seinen jüngeren Bruder Friedrich IV. geführten Konfliktes um die Grafschaft Tirol zusammen mit den ebenfalls im Nonsberg liegenden Burgen Belforte, Bellasi, Visione, Vasio und Coredo mit Waffengewalt wieder kurz aneignen.[15]

1393 wurde ihm das Lehen über Flavon von Herzog Albrecht III. von Österreich[16] und nach dessen Tod die Lehen über Flavon, Kleinspaur und Metz von Herzog Leopold IV. von Österreich bestätigt.[17] 1394 wurde Peter von Spaur zum bischöflichen Vikar der Judikarien ernannt.[18] Nach dem Tod seiner Frau Dorothea 1396 wurde ihr Erbe auf seinen Stiefsohn Gabein von Botsch und auf seine aus der Ehe hervorgegangenen Söhne Georg und Johann von Spaur gleichmäßig aufgeteilt.[19]

Von 1404 bis 1406 war er Hauptmann an der Etsch und stand als einer der vier Hauptleute an der Spitze des 1407 von Heinrich IV. von Rottenburg gegründeten Falkenbundes. 1408 bürgte er mit 20.000 Dukaten für den gefangenen Rodolfo Belenzani, der 1407 den Aufstand gegen den Bischof Georg von Liechtenstein angeführt hatte. 1412 bekleidete er das Amt des Burggrafen auf Schloss Tirol, das ihm allerdings 1416 wieder entzogen wurde. Als sich 1410 der Hofmeister Heinrich von Rottenburg gegen den Tiroler Landesfürsten Herzog Friedrich mit der leeren Tasche auflehnte, ergriff Peter Partei für Herzog Friedrich, schlug sich jedoch später auf die Seite seines Bruders Herzog Ernst des Eisernen. 1420 nahm er mit seinen beiden Söhnen Georg und Johann (Hans) an der sogenannten Spaurer Fehde teil, die sich gegen den benachbarten Adel auf dem Nonsberg richtete. Möglicherweise starb er 1424,[20] nach der Auflösung des Adelsbundes galt der Verschollene für tot. Darauf forderte Herzog Friedrich von seinen Söhnen Georg und Johann unter anderem die Herausgabe von Schloss Altspaur. 1425 beschlagnahmte der Richter von Tramin im Auftrag Herzog Friedrichs alle Einnahmen wie Zinsen und Zehnten die Georg und Hans von Spaur aus ihren dortigen Gütern bezogen.[21] 1427 empfingen die Brüder Gericht und Castel Valer bei Tassullo als Pfandlehen.

Siehe auch

Literatur

  • Clemens Brandis: Tirol unter Friedrich von Österreich. Schaumburg, Wien 1823 (Digitalisat).
  • Constantin von Wurzbach: Spaur, Peter (I.). In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 36. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1878, S. 102 (Digitalisat).
  • Henri de Schaller: Généalogie de la maison des comtes Spaur de Flavon & Valör au Tyrol méridional. Fragnière, Fribourg 1898.
  • Carl Ausserer: Der Adel des Nonsberges: Sein Verhältnis zu den Bischöfen und zu den Landesfürsten, seine Schlösser, Burgen und Edelsitze, seine Organisation, Freiheiten und Rechte. Die „Nobili rurali“. In: Jahrbuch der k.k. heraldischen Gesellschaft „Adler“. Neue Folge – Neunter Band, Selbstverlag, Wien 1899, S. 183–186 (Digitalisat).
  • Desiderio Reich: I castelli di Sporo e Belforte. Scotoni e Vitti, Trient 1901.
  • Enzo Leonardi: Anaunia: Storia della Valle di Non. Temi, Trient 1985.
  • Marco Bettotti: L’aristocrazia nel tardo medioevo. In: Andrea Castagneti, Gian Maria Varanini (Hrsg.): Storia del Trentino: III L’età medievale. Istituto Tentino di Cultura/Mulino, Bologna 2004, ISBN 88-15-10298-1, S. 417–460.
  • Walter Landi: Miles nobili et honestus. Ulrich I di Coredo e i castellani di Valer prima degli Spaur. In: Roberto Pancheri (Hrsg.): Castel Valer e i conti Spaur. Comune di Tassullo, Tasullo 2012, S. 88–131 (Digitalisat).
  • Südtiroler Landesarchiv (Hrsg.): Archiv Welsperg Spaur. Bearbeitet von Philipp Tolloi, Bozen 2012 (PDF).
  • Katia Lenzi: Castel Nanno. In: E. Possenti, G. Gentilini, W. Landi, M. Cunaccia (Hrsg.): Castra, castelli e domus murate. Corpus dei siti fortificati trentini tra tardoantico e basso medioevo. Apsat 4. SAP Società Archeologica s.r.l., Mantua 2013, ISBN 978-88-87115-77-2, S. 218–221.
  • Alessandro Battisti, Andrea Biasi: Castel Valer e le sue stufe. Edizioni Associazione Antiche Fornaci di Sfruz, Sfruz 2018, ISBN 978-88-941734-6-8.
  • Tobias Karl Pamer: Herzog Friedrich IV. und die politischen Dynamiken seiner Zeit: Die Auseinandersetzung des Herzogs von Österreich mit Peter von Spaur. Diplomarbeit, Universität Innsbruck, 2019 (Digitalisat).
  • Tobias Pamer: „wann das ewr gnad horen wil“. Der Rotulus des Peter von Spaur. Ein Zeugnis zur kriegerischen Auseinandersetzung und politischen Kommunikation der Spaurer Fehde. In: Tiroler Heimat. 84, 2020, S. 69–107 (Digitalisat).
  • Stefania Franzoi (Hrsg.): Famiglia Spaur di Castel Valer. Inventario dell’archivio storico (1231, copia - sec. XX prima metà). Provincia autonoma di Trento. Servizio Beni librari e archivistici, Trient 2021, (PDF).
Wikisource: BLKÖ:Spaur, Peter (I.) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Walter Landi: Miles nobili et honestus. Ulrich I di Coredo e i castellani di Valer prima degli Spaur. S. 106.
  2. Henri de Schaller: Généalogie de la maison des comtes Spaur de Flavon & Valör au Tyrol méridional. S. 22.
  3. a b Desiderio Reich: I castelli di Sporo e Belforte. S. 107.
  4. Alessandro Battisti, Andrea Biasi: Castel Valer e le sue stufe. S. 64.
  5. Desiderio Reich: I castelli di Sporo e Belforte. S. 51.
  6. Tobias Pamer: „wann das ewr gnad horen wil“. Der Rotulus des Peter von Spaur. Ein Zeugnis zur kriegerischen Auseinandersetzung und politischen Kommunikation der Spaurer Fehde. S. 78.
  7. Marco Bettotti: L’aristocrazia nel tardo medioevo. S. 427.
  8. Stefania Franzoi (Hrsg.): Famiglia Spaur di Castel Valer. Inventario dell’archivio storico (1231, copia - sec. XX prima metà). S. 27–28
  9. Stefania Franzoi (Hrsg.): Famiglia Spaur di Castel Valer. Inventario dell’archivio storico (1231, copia - sec. XX prima metà). S. 29.
  10. Constantin von Wurzbach: Spaur, Peter (I.). In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 36. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1878, S. 102 (Digitalisat).
  11. Stefania Franzoi (Hrsg.): Famiglia Spaur di Castel Valer. Inventario dell’archivio storico (1231, copia - sec. XX prima metà). S. 35–36.
  12. Südtiroler Landesarchiv (Hrsg.): Archiv Welsperg Spaur. S. 7.
  13. Katia Lenzi: Castel Nanno. S. 218.
  14. Desiderio Reich: I castelli di Sporo e Belforte. S. 107–108.
  15. Enzo Leonardi: Anaunia: Storia della Valle di Non. S. 133.
  16. Stefania Franzoi (Hrsg.): Famiglia Spaur di Castel Valer. Inventario dell’archivio storico (1231, copia - sec. XX prima metà). S. 30.
  17. Südtiroler Landesarchiv (Hrsg.): Archiv Welsperg Spaur. S. 10.
  18. Desiderio Reich: I castelli di Sporo e Belforte. S. 108.
  19. Stefania Franzoi (Hrsg.): Famiglia Spaur di Castel Valer. Inventario dell’archivio storico (1231, copia - sec. XX prima metà). S. 32.
  20. Claudia Feller: Das Rechnungsbuch Heinrichs von Rottenburg: ein Zeugnis adeliger Herrschaft und Wirtschaftsführung im spätmittelalterlichen Tirol : Edition und Kommentar. Walter de Gruyter, 2010, ISBN 978-3-205-78397-8, S. 271 (google.com [abgerufen am 17. November 2022]).
  21. Josef Egger: Geschichte Tirols von den ältesten Zeiten bis in die Neuzeit. Wagner, 1872, S. 512 (google.com [abgerufen am 17. November 2022]).