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Gaztransport & Technigaz

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Gaztransport et Technigaz
Rechtsform Société Anonyme
ISIN FR0011726835
Gründung 1994
Sitz Saint-Rémy-lès-Chevreuse, Frankreich
Leitung Philippe Berterottière
Mitarbeiterzahl 535
Umsatz 315[1]
Branche Anlagenbau im Bereich Flüssiggas
Website www.gtt.fr
Stand: 31. Dezember 2021

Gaztransport et Technigaz (kurz GTT) ist eine französische Gesellschaft, die Anlagen zum Transport und zur Lagerung von Flüssiggas plant. Die Technik kommt in erster Linie auf Schiffen aber auch auf dem Land zur Anwendung. Hauptkunde sind Schiffwerften, die LNG-Tanker herstellen. Sitz der Gesellschaft ist Saint-Rémy-lès-Chevreuse, ein Vorort von Paris. Das Unternehmen entstand 1994 aus der Fusion von Technigaz und Gaztransport.[2] Die Gesellschaft gilt heute auf dem Gebiet der LNG-Technik als weltweiter Marktführer.[3][4] Die technische Herausforderung bei der LNG Technik ist die sichere Kryogenisierung des Gases. Das Gas muss je nach seiner Beschaffenheit auf bis zu -163 °C gekühlt werden, damit es flüssig wird. Im flüssigen Zustand reduziert sich das Volumen um einen Faktor von mehreren Hundert.

Geschichte

Schema der Tankmembran

Gegründet wurde Technigaz – eine der beiden Vorgängergesellschaften – 1963 durch Gazocean, eine gemeinsame Gesellschaft von Gaz de France und der Schifffahrtsgesellschaft NYK Line. Technigaz hatte den Auftrag Erdgas per Schiff von Algerien nach Frankreich zu transportieren und die dazu notwendige Technik zu entwickeln. 1964 konnte das erste Versuchsschiff mit kryogener Technik für den Gastransport, die Pythagore, in Betrieb genommen werden. Es konnte 630 m³ Flüssiggas transportieren.[5] Die technische Besonderheit waren patentierte Wandauskleidungspanels für die Membrantanks. Die Auskleidung dient der Isolation und das Material muss den tiefen Temperaturen standhalten. Die Paneele müssen ebenfalls den Temperaturunterschied zwischen dem tiefst gekühlten Zustand und der Umgebungstemperatur im Fall von Leerstand sicher ausgleichen.[6] Im Zeitraum bis 1979 wurden zwölf LNG Tankschiffe nach der Technik ausgerüstet. 1983 wurde Technigaz an die Amrep Guppe verkauft, die jedoch ein Jahr später Insolvenz anmelden musste. Neuer Eigentümer wurde danach Bouygues.[7]

Die andere Vorgängergesellschaft, Gaztransport, wurde 1965 von vier französischen Unternehmen gegründet. Vorausgegangen waren Entwicklungsarbeiten des Schiffsausrüsters Worms Group, der auch Mehrheitseigentümer der neuen Gesellschaft wurde. Erstes Schiff war die 1966 fertiggestellte Hippolyte Worms, die 30.000 m³ Propan transportieren konnte.[2] Das Schiff bewährte sich und in den folgenden Jahren erhielt die Gesellschaft weitere Aufträge zum Bau von Flüssiggas Tankschiffen, die vor allem zwischen Alaska und der US-Westküste eingesetzt waren. 1986 wurde Gaz de France mit 51 % neuer Mehrheitseigentümer.

Ende der 1980er Jahre kam die Nachfrage nach LNG-Tankern zum Stillstand. Von 1978 bis 1990 erhielten weder Technigaz noch Gaztransport Aufträge zum Bau neuer Schiffe. Die Gesellschaften konzentrierten sich auf das Servicegeschäft und auf Entwicklungsarbeiten. 1994 fusionierten die beiden bisherigen Wettbewerber zur „Gaztransport et Technigaz“. Größter Anteilseigner mit 40 % war damals Gaz de France.

Nach der Fusion ist das Geschäftsvolumen wieder gestiegen. 2014 wurden die Aktien von Technigaz et Gaztransport an der Pariser Börse eingeführt.[8] Es wurden weitere Tochtergesellschaften in den wichtigen Märkten der Welt aufgebaut. Vor allem in den letzten Jahren ergaben sich hohe Zuwachsraten. Der Auftragsbestand zum 31. Dezember 2021 betrug 795 Mio. €.[1], das ist mehr als der zweifache Jahresumsatz. Die Gesellschaft betreibt einen hohen Entwicklungsaufwand, um den technischen Vorsprung im Markt zu halten. Allein im Jahr 2021 wurden 61 neue Patente angemeldet.[1] Insgesamt hält die Gesellschaft 2281 Patente (Stand Oktober 2022).[3]

Dienstleistungen

Die Gesellschaft versteht sich als Ingenieurbüro, das Anlagen zur Speicherung und zum Transport von Flüssiggas entwickelt aber nicht selbst baut. Wesentliche Einnahmequelle sind Serviceleistungen und Lizenzgebühren für Technologie.[3][9] Die Dienstleistungen umfassen Engineering, Beratung, Schulung, Wartung und technisches Design. Der Kunde wird bei der Verbesserung der betrieblichen Effizienz unterstützt und es wird ihm geholfen, Sicherheitsanforderungen zu erfüllen. Die Gesellschaft besitzt eigene Prüflabore und betreibt Forschung. Es bestehen Partnerschaften mit Forschungseinrichtungen, Ingenieurbüros, Laboren und Universitäten.

Technische Besonderheit von GTT sind die sogenannten Membrantanks. Die Membran ist die Innenhülle der Tanks, sie kann direkt auf die Konstruktion der inneren Schiffshülle aufgebracht werden. Anders als bei kugel- oder zylinderförmigen Behältern zum Gastransport kann der Schiffsraum optimal genutzt werden und es wird keine zusätzliche Abstützung benötigt. Die Membran dient der Isolation, um eine möglichst geringe Verdampfung zu gewährleisten. Sie besteht aus Materialien, die den Tiefsttemperaturen standhalten. Die Gesellschaft bietet verschiedene technische Lösungen zur Tankmembran an.[10]

Einzelnachweise

  1. a b c key figures. In: Website GTT. Abgerufen am 12. November 2022 (englisch).
  2. a b 50 years of accumulated experience. In: Website GTT. Abgerufen am 12. November 2022 (englisch).
  3. a b c Gregor Waschinski: An dieser französischen Firma hängt der Ausbau der weltweiten LNG-Tankerflotte. In: Handelsblatt. 11. November 2022, abgerufen am 11. November 2022.
  4. Gaztransport et Technigaz-Aktie: Der Boom steht erst am Anfang - diese Chancen haben Anleger. In: Börse Online. 9. März 2020, abgerufen am 16. November 2022.
  5. Le navire méthanier-éthylénier Pythagore, Numéro : 1428. In: Association ATMA. Abgerufen am 13. November 2022 (französisch).
  6. Patent Record 1964. In: Google. USPTO, abgerufen am 13. November 2022 (englisch).
  7. Dominique Barjot: BOUYGUES, 1952–1989. In: European Business History Association. EBHA, abgerufen am 8. April 2022 (englisch).
  8. GTT stagne pour sa première journée de cotation. In: Investir. 27. Februar 2014, abgerufen am 31. Juli 2022 (französisch).
  9. Alpora Innovation Award. In: Alpora. 12. August 2022, abgerufen am 16. November 2022.
  10. Cutting edge technologies and unparalleled Know-how. In: Website GTT. Abgerufen am 17. November 2022 (englisch).