So weit die Füße tragen
So weit die Füße tragen ist der Titel eines Romans, einer Fernsehserie und eines Filmdramas um einen deutschen Kriegsgefangenen, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 aus einem ostsibirischen Gefangenenlager flieht und eine abenteuerliche Flucht nach Hause antritt.
Handlung
Das Buch von Josef Martin Bauer, dem eine wahre Begebenheit zugrunde liegt, erzählt die Geschichte des deutschen Soldaten Clemens Forell, der im Jahre 1945 in der Lubjanka in einem Massenprozess zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wird. Die Erzählung beginnt im westsibirischen Omsk. Forell und seine Kameraden befinden sich in einem Güterzug auf einem Gefangenentransport nach Tschita. Von dort aus geht es erst mit Hundeschlitten, dann zu Fuß bis in den äußersten Nordosten der Sowjetunion bis nach Kap Deschnew an der Beringstraße. Die Überlebenden des Gewaltmarsches leben und arbeiten in den Stollen eines Bleibergwerkes. Bauer schildert ausführlich die Lebensumstände der Menschen, die kaum das Tageslicht zu Gesicht bekommen. Immer wieder wird von Flucht gesprochen. Als die Amerikaner einen Gefangenen wieder ausliefern, dem die Flucht nach Alaska gelungen ist, bleibt nur noch der fast aussichtslose Weg durch die Weiten Sibiriens.
Als sich Clemens Forell 1949 im Lazarett wegen einer schweren Erkrankung befindet, erwachen in ihm neue Fluchtgedanken. Unterstützt von dem krebskranken Lagerarzt Dr. Heinz Stauffer, der ursprünglich selbst fliehen wollte, gelingt ihm im Oktober die Flucht aus dem Lager. Die erste Zeit ist er ganz allein. Eines Nachts wird er von Rentierhirten gefunden. Zunächst ist er misstrauisch, aber nach einiger Zeit fasst er Vertrauen und schließt Freundschaft. Später trifft er auf Jakuten, die ihm weiterhelfen. Fast ein ganzes Jahr zieht er mit drei geflohenen russischen Strafgefangenen durch Ostsibirien. Nach einer Auseinandersetzung wegen eines Klumpens Gold, den einer der Russen vor seiner Flucht aus einer Goldmine gestohlen hat, steht Forell wieder allein da. Es gelingt ihm, eine Eisenbahnlinie zu erreichen und mit einem Holztransport über Tschita nach Ulan-Ude zu gelangen. Von dort aus gelingt es ihm, die Grenze zur Mongolei zu erreichen. Ein Fluchtversuch über diese stark bewachte Grenze misslingt.
Ein Waldarbeiter deutscher Abstammung rät ihm, weiter nach Westen zu gehen und die Flucht über den Iran zu versuchen. Fast ohne Hoffnung geht er weiter. Vor allem durch Diebstahl von Lebensmitteln gelingt ihm das Überleben. Über Abakan gelangt er nach Kasalinsk. Als er beginnt, sich mit einem Leben in der Sowjetunion abzufinden, trifft er auf den armenischen Juden Igor, der bereit ist, ihm zu helfen. Er hat zu einer Gruppe von Schmugglern Kontakt, die illegal Waren und manchmal auch Menschen in den Iran bringen. Er schickt Forell nach Uralsk, wo dieser Kontakt mit den Schmugglern aufnimmt. Über Alexandrowsk und Grosny, quer durch den Kaukasus erreicht er endlich die Grenze. Durch eine Furt in einem Grenzfluss erreicht er iranisches Staatsgebiet. Als er einige Tage später Täbris erreicht, wollen ihm die dortigen Behörden seine Geschichte nicht glauben. Das gelingt ihm erst mit der Hilfe seines Onkels Erich Baudrexel, der ihn identifiziert. Inzwischen ist es Dezember 1952 geworden. Über Ankara, Istanbul und Rom fliegt er nach München, wo er zu Weihnachten endlich wieder zu Hause ankommt.
Josef Martin Bauer lernte einen Mann kennen, der an Leib und Seele schwere Schäden erlitten hatte. Er konnte sich an viele Dinge nur schwer erinnern, aber immer an die Umstände. Der Mann, der seinen richtigen Namen nie preisgab, legte von Kap Deschnjow bis Täbris über 14.000 Kilometer mit Rentierschlitten, Eisenbahnen, Lastwagen, aber vor allem zu Fuß zurück.
Adaptionen
1959, vier Jahre nach Erscheinen des Buches, wurde der Stoff von Fritz Umgelter werkgetreu für das Fernsehen in einem Sechsteiler erstmals verfilmt. Eine zweite Verfilmung aus dem Jahre 2001 von Hardy Martins wich erheblich von der Vorlage des Buches ab.