Lullusfest
Das Lullusfest ist das älteste deutsche Volksfest. Es wird auf dem zwei Hektar großen Marktplatz in der Innenstadt von Bad Hersfeld gefeiert. Es findet jedes Jahr in der Woche statt, in der der 16. Oktober fällt.
Geschichte
Das Fest hat seinen Namen von Erzbischof Lullus von Mainz. Er war Nachfolger des Bonifatius auf dem Mainzer Bischofsstuhl. Er gründete um 769 das Benediktinerkloster in Bad Hersfeld. Am 16. Oktober 786 starb Lullus 80-jährig in Hersfeld. Anlässlich der Weihe der neuen karolingischen Säulenbasilika am 7. April 852, wurde Lullus an seinem Todestag heilig gesprochen.
An seinem Todestag im Jahr 852 erfolgte die Umbettung von Lullus in diese Basilika durch eine Prozession und eine kirchliche Feier. Dies führte dann zu einem jährlich wiederkehrenden Kirchenfest zu dem viele Pilger an die Gräber von Lullus und Wigbert pilgerten. Sie wurden von dem Geläut der ganzen Stadt zu den Heiligengräbern gerufen. Ab 1038 wurde auch mit der Lullusglocke geläutet.
Auch das Lullusfeuer (Fierche) und das aufstellen einer Holzhütte, lässt sich auf die erst Zeit des Kirchenfestes zurückführen. Die Hütte wurde für die Pilger aufgestellt, die keine Unterkunft mehr gefunden hatten und die wurden am Feuer mit Nahrung versorgt. Es gibt aber auch noch andere mögliche Ursprünge für den Hüttenbau und das Feuer. Das Feuer könnte mit der ersten Holzkirche zu tun haben. Eine weitere Erklärung könnte auch sein, dass das Feuer für vertriebene Christen, aus dem nahen Grenzbereich zu den heidnischen Sachsen, als Signal gedient hat. Sie suchten bei dem Kloster Schutz und fanden in der Hütte Unterkunft.
Die vielen Pilger und Wallfahrer mussten Versorgt werden, so gab es zum dem Fest vermutlich seit jeher einen Jahrmarkt. Der Markt wurde ab etwa 1373 auf 3 Tage verlängert. Er dauerte von montagmittags 12.00 Uhr bis donnerstagnachts um 1.00 Uhr. Mit der Reformation verschwand das Kirchenfest langsam aber der Jahrmarkt blieb bestehen. So riefen die Glocken nicht mehr zum Kirchenfest, sie signalisierten montags um 12.00 Uhr die „Lullusfreiheit“. Sie gab den Händlern auf dem Markt die Erlaubnis ihre Waren unter freiem Himmel ohne städtische Abgaben zu verkaufen.
Somit entwickelte sich das Volksfest wie es heute noch gefeiert wird.
Ablauf in der Gegenwart
Das Fest beginnt am Samstagabend mit dem „Lollsball“, in der Woche vor dem Lollsmontag. Er wird durch den "Tanzsportclub Rot-Weiß Bad Hersfeld" in der Stadthalle organisiert. Am folgenden Sonntagabend findet in der Hersfelder Innenstadt der traditionelle Fackel- und Laternenzug mit mehreren Kapellen statt. Im Anschluss findet in der Stiftsruine eine feierliche Ansprache des Bürgermeisters und Feuermeisters statt. Nach dieser Ansprache läutet die Lullusglocke, die älteste Glocke Deutschlands. Danach gibt es seit ein paar Jahren entweder ein Feuerwerk oder eine Lasershow in der Stiftruine.
Am Lollsmontag vor 12:00 hält der Bürgermeister eine Rede und nach einer formalisierten Zwiesprache mit dem Feuermeister entzündet der Bürgermeister um 12:00 Uhr das Feuer, in dem er eine Fackel auf den Holzstapel schleudert. Dabei läuten alle Glocken der Stadt. Damit ist das Lullusfest offiziell eröffnet.
Am Lollsmittwoch findet der große „Dippemarkt“ (ein Krämermarkt, der Begriff „Dippe“ kommt as dem osthessischen Dialekt und heißt Töpfe) statt, bei dem etwa 130 Händler aus ganz Deutschland ihre Waren anbieten.
Am Lollssonntag ist ein verkaufsoffenerer Sonntag und um 19.00 Uhr wird das Feuer nach einer Ansprache des Feuermeisters gelöscht.
Am Montag wird das Lullusfest mit einer Freiverlosung der Schausteller beendet.
Enner, zwoon, dräi - Bruder Lolls (Der Lollsruf)
Zum Lullusfest, insbesondere zum Fackel- und zum Festzug gibt es verschiedene Ausrufe zu Lullus Ehren. Bis das Feuer angezündet wird ruft man: " Enner, zwoon, dräi - Budewähn!" (Budenwagen, damit sind die Wagen der Schausteller gemeint). Wenn das Lullusfeuer entfacht wurde ruft man: Enner, zwoon, dräi - Bruder Lolls! Meist leitet jemand diesen Ausruf mit "Attacke!" ein. Die Anderen rufen dann "Enner zwoon,...usw."