Boele

Boele (Aussprache: Böhle) ist der Name eines Ortsteils der kreisfreien Großstadt Hagen im östlichen Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen. Boele ist Verwaltungssitz des Bezirks Hagen-Nord.
Geschichte





Um das 11. und 12. Jahrhundert wurde im damaligen Bole eine hölzerne Dorfkirche gebaut. In dem Libellus quadrupli cathedratici (Liste der Viertelsteuer) von 1180 wird Boele als eine der Pfarrkirchen im Bezirk Hagen aufgeführt. Eine Urkunde aus dem Jahr 1186 bescheinigt die Erhebung der Kapelle in Bole zur Pfarrkirche durch den Kölner Erzbischof Sigewin (Segevinus) im Jahr 1080. Zu dieser Pfarrkirche gehörten außerdem die Ortschaften Helfe (Parva Bole), Bathey (Bateige), Hengstey (Hemstede), und Fley (Vlie).
In einer Urkunde vom 13. Juli 1240 wird der Verkauf eines Hofes von der Äbtissin des Stiftes Herdecke beurkundet. Als Zeugen erscheinen u.a. die Brüder Otto und Gerhard zu Bule. Das Wort Bule stammt von dem altgermanischen Wort Buhil (Hügel) ab.
Bis zum Ende des 14. Jahrhundert unterstand Boele den Herren von Volmestein (Volmarstein) die wiederum dem Kölner Erzbischof unterstanden. Im 16. Jahrhundert wurde die Holzdecke der Pfarrkirche durch steinerne Kreuzgewölbe ersetzt.
Die während der französische Besetzung unter Napoléon Bonaparte durchgeführte Gebietsreform führte 1809 zur Bildung einer Munizipalität Boele im Kanton und Arrondissement Hagen. 1817 wurde das Amt Boele anlässlich der preußischen Gebietsneugliederung ein Teil des Landkreises Hagen.
Am 20. Juli 1847 wurde die evangelische Kirchengemeinde Boele gegründet. Bis zu diesem Jahr waren alle kirchlichen Handlungen von dem katholischen Pfarrer wahrgenommen worden. Eine eigene evangelische Kirche und Schule wurden zwischen 1870 und 1873 erbaut.
Nach einer Cholera-Epidemie holte der damalige Pastor 1867 zwei Franziskanerinnen zur Betreuung der Kranken nach Boele. Sie wirkten in der Versorgung von Kranken und Weisen ab 1869 in einem Fachwerkhaus. Mit dem Bau eines dreistöckigen Ziegelbaus wurde die Urzelle des St. Josef Hospitals (seit 1930: St. Johannes Hospital) erbaut, dem 1879 eine Kapelle 1888 ein Anbau nach Osten, 1902 ein Anbau nach Süden und 1912 ein Operationssaal und eine Isolierstation angegliedert wurde.
Der Grundstein der heutigen katholischen St. Johannes Baptist Kirche wurde 1877 im Chorraum gelegt. Der Bau der im neuromanischen Stil erbauten Kirche fand abschnittsweise mit dem stufenweisen Abriss der altromanischen Dorfkirche statt. So waren im August 1882 noch die Hälfte der alten aber auch schon die Hälfte der neuen Kirche vorhanden. Der für den Bau verwendete Sandstein wurde von einem lokalen Steinbruch auf der Höhe zwischen Bathey und Hengstey bezogen. 1887 wurde die westliche Turmseite fertig gestellt, 1892 fand die Konsekration statt.
1901 wurde eine katholische Schule (Goethe Schule) errichtet, die 1910 durch einen Anbau erweitert wurde. Am 15. Oktober 1901 wurde das Boeler Amtshaus bezogen, das 1912 durch einen Anbau nach Osten erweitert wurde. Im selben Jahr fand die Zusammenlegung des Kirchspiels Boele und den Bauernschaften Boelerheide, Helfe, Bathey, Hengstey und Kabel zu einer politischen Gemeinde statt. Dem Amtsbezirk gehörten noch Fley, Halden, Herbeck, Holthausen und Vorhalle an. Letzteres wurde 1920 ein selbständiger Amtsbezirk. 1905 erfolgte die Anlegung des Boeler Marktplatzes, der sich über einer Fläche von 1,63 ha erstreckt. Neben dem Krankenhaus wurde 1925 eine Badeanstalt auf Bestreben des damaligen Pfarrers errichtet, der eine Wäscherei angegliedert war. Mit dem 1. August 1929 wurden die Gemeinden Boele und Vorhalle in die Stadt Hagen eingegliedert.
In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrigs wurden am 15. März 1945 die evangelische Kirche sowie das Schul-, Gemeinde- und Pfarrhaus von bei einem Bombenangriff zerstört. Der Wiederaufbau der Philipp-Nikolai-Kirche wurde erst 1973, 100 Jahre nach ihrer Weihe, beendet. Die Besetzung durch amerikanische Truppen erfolgte am 15. April 1945.
Im Zuge einer Aufteilung der Stadt Hagen in 5 Stadtbezirke im Jahr 1975 wurde Boele (bestehend aus Boele, Boelerheide, Hengstey, Bathey, Kabel und Helfe) mit Vorhalle, Fley und Garenfeld zum Stadtbezirk Nord, in dem 1976 rund 46.000 Einwohner lebten. Am 29. Mai 1976 fand die letzte Fahrt der 1902 eröffneten Straßenbahnlinie 7 (im Hagener Volksmund "schwarze Sieben" und "Vatikanexpress" genannt - aufgrund der überwiegend katholischen Einwohner Boeles im Gegensatz zu den übrigen Stadtteilen Hagens) statt, die Hagen über Boele mit Kabel verband. Diese berühmte Linie existierte bin ins neue Jahrtausend hinein als Buslinie 7 (später als 507) weiter - sie wurde allerdings dann aufgrund einer Neugliederung des öffentlichen Nahverkehrs in Hagen abgeschafft.
Zwischen dem 5. und 8. September 2002 beging Boele die 750 Jahrfeier.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Haus Ruhreck, eine von 1871 bis 1878 erbaute schlossähnliche Villa im neugotischen Stil aus Sandsteinquadern (Bauherr: Casper Diedrich Killing, Waggonfabrikant). Das 2-geschossige Gebäude umfasst zwei unterschiedlich hohe Türme.
- Katholische Pfarrkirche St. Joahannes-Baptist, erbaut von 1877 bis 1889 im neuromanischen Stil. Die umliegende Bebauung wurde nach 1877 unter Wahrung der mittelalterlichen Platzform weitgehend im Stil des Historismus errichtet.
Sport
Bekanntester Boeler Sportverein ist die Sportvereinigung Boele-Kabel von 1882 e. V. Dem Verein gehören u.a. eine Fußball- [1] und eine Basketballabteilung [2] an. Außerdem besteht der Schützenverein Boele und die Abteilung Hagen-Boele im Sauerländischen Gebirgsverein. Ein 1927 eröffnetes Hallenbad mit denkmalgeschützten Fassade und prunkvollem Mosaik im Eingangsbereich beherbergt ein ca. 22 Meter langes Becken als Kombination aus Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken. Daneben befindet sich im angrenzenden Stadtteil Hengstey das Familienbad Hengstey.
Vereine
Neben den bereits oben angeführten Sportvereinen existieren in Boele viele weitere Vereine mit einem aktiven Vereinsleben.
Die Loßröcke Boele e. V. bezeichnet sich selbst als Verein zur Pflege alter Sitten und Bräuche und ist ein Heimatverein. In Boele sind die beiden Gesangsvereine MGV "Cäcillia 1886" Hagen-Boele und MGV Vereinigte Sänger ansässig. Ferner existiert der CVJM-Posaunenchor Boele-Kabel. Zur katholischen Gemeinde St. Johannes Baptist [3] gehört die Katholische Frauengemeinschaft St. Johannes (vgl. Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands), der Kirchenchor St. Johannes [4] und die Kolpingsfamilie Hagen-Boele und Umgebung [5], der wiederum ein Chor mit dem Namen Kolpingchor 1990 angeschloßen ist. Die politische Parteien CDU und SPD sind jeweils mit einer Ortsunion bzw. Ortsverein in Boele vertreten. Weitere Vereine sind der Aktivkreis Boele und die Siedlergemeinschaft Boele.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Im Stadtteil Boele befinden sich überwiegend Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsanbieter. In den benachbarten Stadtteilen Kabel und Bathey sind hingegen zahlreiche kleine und mittlere Unternehmen sowie vereinzelt auch Großunternehmen (z.B. Douglas Holding in Bathey und Stora Enso in Kabel) aus dem sekundären und tertiären Wirtschaftssektor ansässig.
Öffentliche Einrichtungen
In Boele befindet sich das St.-Johannes-Hospital, dessen Geschichte bis ins Jahr 1867 zurückgeht. 1998 erfolgte die Fusion mit den beiden Hagener Krankenhäusern St.-Josef-Hospital und St.-Marien-Hospital, die bereits seit 1990 unter gemeinsamen Gesellschaftsdach (Katholisches Krankenhaus Hagen gem. GmbH [6]) firmieren.
Bildung
Neben der Gemeinschaftsgrundschule Vinckeschule [7] und der Katholischen Grundschule Goethe befindet sich in Boele die Gesamtschule Fritz-Steinhoff [8]. Weitere weiterführende Schulen befinden sich im angrenzenden Stadtteil Boelerheide. Dort befindet sich die Realschule Heinrich-Heine [9], die Hauptschule Geschwister Scholl [10] sowie die Sonderschule Fritz-Reuter [11].
Literatur
- Festkomitee 750 Jahre Boele e.V. (Hrsg.): 750 Jahre Boele. 1252-2002. Heimatgeschichtliche Skizzen. Paßmann, Hagen 2002
- Peter Diederich Frommann: Aus der Geschichte der Gemeinde Boele. Wiesemann, Hagen 1948
- Fritz Lammert, Alfons Rehkopp: Die Gemeinde Boele. Schröder, Hagen 1976
- Stadt Hagen (Hrsg.): Architekturführer Hagen. ardenkuverlag, Hagen 2005