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Die Zeit

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Die Zeit

Die Zeit Logo
Beschreibung Wochenzeitung
Verlag Zeitverlag Gerd Bucerius
Erstausgabe 21. Februar 1946
Erscheinungsweise wöchentlich / donnerstags
Verkaufte Auflage 488.036 Exemplare
(IVW Q2/2006)
Reichweite 1,43 Mio. Leser
(Vorlage:Ma)
Chefredakteur Giovanni di Lorenzo
Herausgeber Helmut Schmidt,
Josef Joffe,
Michael Naumann
Weblink zeit.de

Die Zeit ist eine überregionale deutsche Wochenzeitung, die erstmals am 21. Februar 1946 erschien. Seit 1996 gehört sie zur Verlagsgruppe Holtzbrinck. Sie erscheint jeden Donnerstag, bei Feiertagen wird der Erscheinungstag in der Regel vorgezogen.

Sitz der Zeit ist seit ihrer Gründung Hamburg. Zielgruppe der Zeit sind vor allem Akademiker bzw. Bildungsbürger. Ihre politische Haltung gilt als liberal. Bei kontroversen Themen werden zur unabhängigen Meinungsbildung des Lesers zuweilen auch unterschiedliche Positionen gegenüber gestellt.

Geschichte

Die erste Ausgabe der Zeitung erschien am 21. Februar 1946 in einer Auflage von 25.000 Exemplaren als Blatt der sogenannten Lizenzpresse. Laut Media-Analyse 2005 erreicht sie heute rund 1,43 Millionen Leserinnen und Leser; die verkaufte Auflage betrug im zweiten Quartal 2005 laut IVW 488.036 Exemplare.

Die ersten Herausgeber der Zeit waren Gerd Bucerius, Lovis H. Lorenz, Richard Tüngel und Ewald Schmidt di Simoni. Sie hatten bereits während der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs geplant, eine bürgerliche Zeitung herauszugeben. Erster Chefredakteur wurde Ernst Samhaber. Am 1. März 1946 stieß Marion Gräfin Dönhoff zur Redaktion. In wechselnden Positionen – von 1972 an bis zu ihrem Tod 2002 als Herausgeberin – prägte sie die Zeitung.

In den ersten Jahren erwirtschaftete die Zeit Defizite und musste aus den Einnahmen von Bucerius' Illustrierten "Stern" subventioniert werden. 1955 kam es zu einer Redaktionskrise der "Zeit". Tüngel, der inzwischen Chefredakteur geworden war, hatte einen Text des NS-Staatsrechtlers Carl Schmitt veröffentlicht, worauf Marion Gräfin Dönhoff aus Protest dagegen nach zehn Jahren die Redaktion verließ. Kurz darauf versuchte er den CvD Josef Müller-Marein zu entlassen, nachdem dieser in einem Artikel den amerikanischen Politiker Joseph McCarthy für dessen Kommunistenverfolgung scharf kritisiert hatte. Nach diesen Vorkommnissen wurde Tüngel entlassen, was gleichzeitig eine Entscheidung über die politische Linie der Zeitung darstellte.

Als Autoren gewann die Zeit bedeutende Persönlichkeiten, unter anderem schrieb Walter Jens unter dem Pseudonym Nomos; zu nennen ist außerdem Ben Witter. Seit dem 1. Juli 1996 gehört die Zeit zur Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. Die Geschäftsführer des Verlages sind Rainer Esser und Thomas Brackvogel.

Mitarbeiter und Ressorts

Herausgeber sind gegenwärtig Altbundeskanzler Helmut Schmidt (seit 1983), Josef Joffe und der ehemalige Staatsminister für Kultur, Michael Naumann. Darüber hinaus bezeichnet die Zeit auch die verstorbene Marion Gräfin Dönhoff noch als Herausgeberin.

Chefredakteur ist Giovanni di Lorenzo, stellvertretende Chefredakteure sind Matthias Naß und Bernd Ulrich. Die Redaktion hat derzeit etwa 115 feste Angestellte und ist in zehn Ressorts gegliedert (Politik mit dem Ressortleiter Martin Klingst, Dossier unter Leitung von Hanns-Bruno Kammertöns, Wirtschaft mit Uwe Heuser an der Spitze, Wissen unter Leitung von Andreas Sentker, Feuilleton unter Jens Jessen, Literatur mit Ulrich Greiner an der Spitze, Leben unter Christoph Amend, Reisen mit Dorothée Stöbener an der Spitze, Chancen unter Leitung von Thomas Kerstan). Den Abschluss einer jeden Ausgabe bildet auf der letzten Seite ein geschichtlicher Rückblick auf ein historisches Thema mit aktuellem Bezug unter dem Titel „Zeitläufe“; dies wird von Benedikt Erenz geleitet. Jedes Ressort hat sechs bis zehn Redakteure. Die Zeitung unterhält Redaktionsbüros in Berlin, London, Brüssel, Paris, Moskau und Washington DC und hat Auslandskorrespondenten in Aalborg, Jerusalem, Johannesburg, New York und Peking.

Die Zeit wird in folgenden Druckereien hergestellt: Frankfurter Societäts-Druckerei in Mörfelden-Walldorf, Axel Springer AG in Essen-Kettwig und Axel Springer Verlag in Ahrensburg. Der Vertrieb liegt bei Gruner und Jahr, Hamburg.

Nachdem 1999 das farbige Beiheft ZEIT-Magazin eingestellt worden war, gründete sich in der Nachfolge das Ressort „Leben“ unter der Leitung von Andreas Lebert, heute Chefredakteur der Zeitschrift Brigitte. Besonders bekannt in diesem Ressort sind sowohl die wöchentlichen Kolumnen von Harald Martenstein, der meist recht sarkastisch, aber durchaus humorvoll über „Gott und die Welt“ philosophiert, sowie Wolfram Siebecks Koch-Seite.

Seit dem 1. Juli 1999 verwendet die Zeit eine von ihrem Feuilleton-Redakteur Dieter E. Zimmer entworfene „Hausorthographie“, die in einigen Punkten von der amtlichen Rechtschreibung abweicht.


Das Logo am Hamburger Pressehaus
- mit dem Stadtwappen von Bremen!

Zusätzliche Angebote des Verlags

Einen Teil ihrer Artikel veröffentlicht die Zeit, frei verfügbar, auf ihrer Onlinepräsenz. Einige dieser Artikel sind als Audiodateien verfügbar. Seit dem Sommer 2005 betreibt Zeit Online außerdem mit dem Zuender ein eigenes Netzmagazin, im August 2006 kam das zusätzliche Angebot ZEIT CAMPUS hinzu.

Neben der Wochenzeitung werden die Magazine ZEIT Wissen (Leitung: Christoph Drösser, Gero von Randow und Andreas Sentker; kress vermeldete kürzlich den Wechsel von Christoph Drösser zu Jan Schweitzer) und ZEIT Geschichte (Leitung: Moritz Müller-Wirth, Benedikt Erenz, Dr. Volker Ullrich) und der ZEIT Studienführer (Leitung: Thomas Kerstan, Martin Spiewak, Moritz Müller-Wirth) veröffentlicht. Im Herbst 2006 soll ein neues Studentenmagazin mit dem Titel ZEIT CAMPUS (Leitung: Thomas Kerstan, Manuel J. Hartung) erscheinen. Auf Basis des 15-bändigen Brockhaus-Lexikon erschien ein eigenes 20-bändiges Lexikon (mit Wörterbuch). In Zusammenarbeit mit dem Brockhaus-Verlag erschien eine Welt- und Kulturgeschichte in 20 Bänden.

Wissenswertes

  • Ein Kuriosum ist das Emblem der Zeit, das den Schlüssel des Bremer Stadtwappens zeigt, obwohl der Sitz in Hamburg ist. Grund ist, dass die ursprüngliche Verwendung des Hamburger Tors von der Stadtregierung als Missbrauch eines Hoheitszeichens untersagt wurde. Der Bremer Bürgermeister Wilhelm Kaisen genehmigte hingegen sogar die kostenfreie Nutzung.
  • Die Artikel der Zeit waren traditionell immer besonderen Ausmaßes und üblicherweise nicht wie etwa bei gewöhnlichen Tageszeitungen auch nebenbei konsumierbar. Als noch Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff viele hundert Zeilen Meinung abließ, wurde die Titelseite gar als „Grabplatte“ verspottet. Seit ihrem Ausscheiden wurden die Artikel jedoch deutlich kürzer sowie intensiver bebildert.
  • Von dem Streit um die Wiedereinführung der alten Rechtschreibung, die vom Spiegel, der Süddeutschen und Bild angeführt wurde, war die Zeit nicht betroffen, da diese eine eigene Hausorthographie verwendet, die in Teilen von der bestehenden Rechtschreibung abweicht. Bis in die 1990er Jahre wurden Wörter griechischen Ursprungs wie Telephon und Photographie grundsätzlich mit ph geschrieben; inzwischen wurde auch die Hausortographie behutsam überarbeitet.
  • Die Überschriften sind in der Tiemann-Antiqua gesetzt, die Fließtexte in der Garamond, einer typischen Buchschrift, die sonst selten für Zeitungen verwendet wird. Das Redesign stammt von Mario García. Zuvor war jahrelang die Times verwendet worden.[1]
  • Das große Format, ein Markenzeichen der Zeit, wird seit jeher in Literatur und Kleinkunst - meist in satirischer Form - thematisiert: laut dem Schriftsteller Hanns Dieter Hüsch ist die Zeit z. B. "so groß, wenn man die aufschlägt, muss der Nachbar gleich zum Zahnarzt".

Verwandte Themen

Literatur

  • Die Zeit. Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft, Wissen und Kultur. Zeitverl. Bucerius, Hamburg 1946ff. (Ersch. wöchentl.) ISSN 0044-2070
  • Frank Bajohr: Der Mann, der bei der ZEIT Ernst Krüger war. Sechs Jahre lang, von 1950 bis 1956, schrieb er für unsere Zeitung unter falschem Namen. Erst jetzt wurde seine wahre Identität entdeckt: hinter "Ernst Krüger" verbarg sich der Diplomat und SS-General Erwin Ettl, in: Die Zeit Hamburg 2006,9 (23.Febr.), S.94. ISSN 0044-2070. Artikel bei Zeit Online
  • Ralf Dahrendorf: Liberal und unabhängig. Gerd Bucerius und seine Zeit. C.H. Beck, München 2000. ISBN 3-406-46474-2
  • Mathias von der Heide, Christian Wagner: "Weiter rechts als die CDU". Das erste Jahrzehnt der "Zeit". in: Lutz Hachmeister, Friedemann Sierung (Hrsg.): Die Herren Journalisten. Die Elite der deutschen Presse nach 1945. C.H. Beck, München 2002, S. 165-184. ISBN 3-406-47597-3
  • Karl-Heinz Janßen: Die Zeit in der Zeit - 50 Jahre einer Wochenzeitung. Siedler, Berlin 1995. ISBN 3-88680-574-3
  • Karl-Heinz Janßen, Haug von Kuenheim, Theo Sommer (Hrsg.): DIE ZEIT. Geschichte einer Wochenzeitung 1946 bis heute. Siedler, Berlin 2006. ISBN 3-88680-847-5

Quellen

  1. Mario García über Zeitungsdesign und seine Arbeit an der neuen ZEIT, Zeit.de, 1998

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