SWIFT
SWIFT ist die Abkürzung für Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication. Es handelt sich dabei um eine 1973 gegründete, internationale Genossenschaft der Geldinstitute, die ein Telekommunikationsnetz (SWIFT-Netz) für den Nachrichtenaustausch zwischen diesen unterhält. Diese Genossenschaft leitet Finanztransaktionen zwischen Banken, Brokerhäusern, Börsen und anderen Finanzinstituten mit einem Volumen von 6 Billionen Dollar (ca. 4,8 Billionen Euro; Stand November 2005) täglich weiter. Swift wickelt den Finanzverkehr von etwa 7800 Geldinstituten in mehr als 200 Ländern ab. Der Sitz ist in La Hulpe, Belgien. In Zoeter Woude, Niederlande und Culpepper, USA befinden sich jeweils ein Operating Center. In jedem Mitgliedsland existieren Konzentratoren.
SWIFT standardisiert den Zahlungsverkehr der Finanzinstitute untereinander. Es sind Message Types (kurz MT) für den Datenaustausch definiert.
SWIFT-Code
Der SWIFT-BIC (BIC ist die Abkürzung für Bank Identifier Code) wird umgangssprachlich auch SWIFT-Code genannt, korrekt wären aber SWIFT-Adresse oder BIC.
Es handelt sich um einen nach ISO 9362 international standardisierten Bankcode, mit dem weltweit jedes direkt oder indirekt teilnehmende Kreditinstitut eindeutig identifiziert werden kann. Er findet weltweit Verwendung bei grenzüberschreitenden Zahlungen und beim internationalen Austausch von Nachrichten zwischen Kreditinstituten. Hierzu gehören:
- Zahlungen
- Deckungsanschaffungen aus Wertpapier- und Devisengeschäften
- Kontoauszüge für gegenseitig unterhaltene Konten zwischen Kreditinstituten
- Zahlungsavise mit Angabe der Deckungsadressen
- Avise von Akkreditiveröffnungen
Die Kommunikation findet über ein gesichertes Netz mit bilateral ausgetauschten Schlüsseln statt. Die großen Kreditinstitute unterhalten hierfür meist Standleitungen zu den nationalen SWIFT-Konzentratoren.
Der BIC oder SWIFT-Code hat eine Länge von 8 oder 11 alphanumerischen Zeichen und folgenden Aufbau:
BBBBCCLLbbb
BBBB 4-stelliger Bankcode, vom Geldinstitut frei wählbar (nur Alphazeichen) CC 2-stelliger Ländercode nach ISO 3166-1 (nur Alphazeichen) LL 2-stellige Codierung des Ortes (alphanumerische Zeichen; zweites Zeichen = 1: passiver SWIFT-Teilnehmer) bbb 3-stellige Kennzeichnung der Filiale oder Abteilung (optional, Standard: "XXX", kann weggelassen werden, andere Kennzeichen nicht) (alphanumerische Zeichen)
Unzulänglichkeiten
Da die Online-Banking-Software vieler Banken fehlerhafterweise den 2-stelligen Ländercode CC mit den Anfangsbuchstaben des IBAN-Codes auf Übereinstimmung überprüfen, obwohl dieser nicht unbedingt gleich lautet, sind Überweisungen an Banken mit abweichendem IBAN-Code online häufig nicht möglich. So lautet der SWIFT-Ländercode für Banken auf der englischen Kanalinsel Guernsey GG, der zugehörige Ländercode als Teil des IBAN-Codes lautet jedoch GB für Great-Britain. Ursachen sind nur historisch zu erklärende Ausnahmen (hier für Guernsey) in der ISO 3166-1.
Beispiele
- Der SWIFT-BIC RBOSGGSX ist der Natwest Offshore Bank auf der Kanal-Insel Guernsey in Großbritannien zugeordnet, deren Konten jedoch die ähnlich der IBAN GB45NWBK12345678901234 lauten.
- Der SWIFT-BIC RZTIAT22263 ist der Raiffeisenbank Kitzbühel (Bankleitzahl: 36263) in Österreich zugeordnet.
- Der SWIFT-BIC MARKDEFF (oder auch MARKDEFFXXX) ist der Zentrale der Deutschen (DE) Bundesbank (MARK) in Frankfurt am Main (FF) zugeordnet.
- Der SWIFT-BIC GENODEF1JEV ist der Volksbank Jever zugeordnet. Sie befindet sich im deutschen (DE) Verbund der Genossenschaftsbanken (GENO) und ist passive SWIFT-Teilnehmerin (1), also ohne direkte Verbindung zum SWIFT-System.
- Der SWIFT-BIC GENODED1SPK ist der Sparda-Bank West, Düsseldorf, zugeordnet. Sie befindet sich ebenfalls im deutschen (DE) Verbund der Genossenschaftsbanken (GENO).
- Der SWIFT-BIC UBSWCHZH80A ist der UBS AG zugeordnet. Die UBS AG ist die größte Schweizer Bank und die weltweit größte Vermögensverwalterin.
- Der SWIFT-BIC HELADEF1RRS ist der Rhön-Rennsteig-Sparkasse zugeordnet. Da sie passive SWIFT-Teilnehmerin ist, werden z.B. Transaktionen aus den USA nur mit dem 8-stelligen Code HELADEFF der übergeordneten Landesbank Hessen-Thüringen akzeptiert.
Allgemeiner Aufbau von SWIFT-Nachrichten
Alle SWIFT Nachrichten gliedern sich in folgende Sektionen:
- Basic Header Block
- Application Header Block
- User Header Block
- Content Block
- Trailer Block
Datenaustausch
Die Formate der SWIFT-Nachrichten sind standardisiert und heißen Message Type (kurz MT).
Beispiele:
- MT101 - Standardnachricht für Lastschriften
- MT103 - Standardnachricht für Kundenzahlungen
- MT202 - Standardnachricht für Bank-an-Bank-Zahlungen
- MT940 - Standardisierter Aufbau für Kontoauszüge
- MT941 - Kontosaldo (aktuell)
- MT942 - Kontoumsätze (aktuell)
- MT999 - Freitext
Zur Zeit (2005) erfolgt eine Umstellung des Messageformates nach XML.
Nachrichtenkategorien (Message Types (MT))
Im SWIFT-Netz haben als Nachrichten als Typbezeichnung immer eine dreistellige Nummer. Die erste Ziffer gibt die Nachrichtenkategorie an. Nachfolgend sind die Kategorien mit Bespielen aufgeführt.
- 0 System Message
- 1 Customer Payments & Cheques; End-)Kundenzahlungen: MT 103 Kundenüberweisung
- 2 Financial Institution Transfer; Bank-an-Bank Zahlungen: MT200 Bankübertrag eigenes Konto
- 3 Foreign Exchange, Money Markets & Derivatives; Devisen-, Geldhandelsgeschäfte und Derivate: MT300 Bestätigung Devisengeschäft
- 4 Collections & Cash Letters; Dokumenten Inkasso
- 5 Securities Markets; Wertpapiertransaktionen
- 6 Precious Metals & Syndications; Edelmetallgeschäfte
- 7 Documentary Credits & Guarantees; Akkreditive und Garantien: MT700 Akkreditivausstellung
- 8 Travellers Cheques; Reisescheck-Transaktionen
- 9 Cash-Management & Customer Status; Cashmanagement/Auszüge: MT940 Bank-an-Kunde Kontoauszug
Weitergabe vertraulicher Daten an US-amerikanische Behörden
Seit den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den USA übermittelte SWIFT nach eigenen Angaben vertrauliche Daten über Finanztransaktionen an US-amerikanische Behörden. In Presseberichten ist von 20 Millionen übermittelter Bankdaten pro Jahr die Rede. Die US-amerikanische Regierung ist unmittelbar nach den Anschlägen über CIA, FBI, Finanzministerium und US-Notenbank an die SWIFT-Führung herangetreten. Diese folgte der Aufforderung freiwillig. Dabei war das 25-köpfige SWIFT-Direktorium sowie ein Kontrollgremium, dem auch ein Mitglied der Deutschen Bundesbank angehörte, von den Vorgängen informiert. Wie die dpa berichtet, habe SWIFT versucht, eine Genehmigung für die Datenweitergabe zu erhalten, die befragten Zentralbanken hätten darauf jedoch nicht reagiert. In der New York Times, welche die Vorgänge aufdeckte, wird angezweifelt, ob die Vorgehensweise legal war.[1] So sieht etwa das zivilgesellschaftliche Netzwerk „Aktion Finanzplatz Schweiz“ in der Weitergabe der Daten einen Verstoß gegen das Bankgeheimnis. Die Bush-Regierung rechtfertigt das Vorgehen mit dem Schlagwort vom Krieg gegen den Terror.
In Deutschland wurde seitens des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD) eine Untersuchung eingeleitet, ob durch die Datenweitergabe eine Verletzung des Bankgeheimnisses und des Datenschutzes vorliege. In einer Pressemitteilung des ULD heißt es: „Es kann und darf nicht sein, dass das Bundesverfassungsgericht zu Recht den deutschen Sicherheitsbehörden klare Grenzen bei so genannten verdachtsunabhängigen Jedermannkontrollen setzt und dass dann über den Umweg eines belgischen Dienstleisters der US-Regierung erlaubt wird, im Trüben zu fischen und Freiheiten und Bürgerrechte zu ignorieren.“[2]
Die Stellungnahme des ULD findet sich unter: http://www.datenschutzzentrum.de/wirtschaft/swift/060825_swift.htm
Im Oktober 2006 wird klar, daß die Geschäftsführung der angeblich unabhängige externe Beraterfirma von SWIFT "Booz Allen Hamilton" unter anderem aus dem Ex-CIA-Chef James Woolsey und dem Ex-NSA-Direktor Mike McConnel besteht. Weiterhin werden nach offiziellen Angaben große Mengen an Daten des SWIFT Systems and den CIA übermittelt. [3]
Siehe auch
Weblinks
- Webseite der SWIFT-Gesellschaft English text
- SWIFT - Zahlungsverkehrsfragen.de
- EU-Verordnung 2560/2001
- BIC-Verzeichnis der SWIFT, Suchmaske English text
Quellen
- ↑ US-Regierung lässt internationales Finanzdatennetz überwachen, heise online, 23. Juni 2006
- ↑ Unterlaufen die USA auch das deutsche Bankgeheimnis?, golem.de, 18. Juli 2006
- ↑ [http://futurezone.orf.at/it/stories/140944/ Beraterfirma von SWIFT als Sicherheitsloch 03. Oktober 2006