Testosteron
Strukturformel | |
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Allgemeines | |
Name | Testosteron |
Andere Namen | Androst-4-en-3-on, 17β-Hydroxyandrost-4-en-3-on |
Summenformel | C19H28O2 |
CAS-Nummer | 58-22-0 |
Kurzbeschreibung | weisser, geruchloser Feststoff |
Eigenschaften | |
Molmasse | 288.43 g/mol |
Aggregatzustand | fest |
Dichte | - g/cm3 |
Schmelzpunkt | 154 °C |
Siedepunkt | - °C |
Dampfdruck | - Pa (x °C) |
Löslichkeit | schlecht löslich in Wasser |
Sicherheitshinweise | |
Vorlage:Gefahrensymbol 1 | |
R- und S-Sätze | R: 23/24/25, 40, 48, 60, 61 S: 7, 22, 36/37/39, 45 |
MAK | - |
Vorlage:SI-Chemikalien |
Testosteron ist neben Nandrolon ein wichtiges Sexualhormon (Androgen), das bei beiden Geschlechtern nachgewiesen ist, und sich dabei in Konzentration und Wirkungsweise bei Mann und Frau unterscheidet. Wie alle Androgene besteht das Grundgerüst des Testosterons aus 19 C-Atomen. Die Vorläufer des Testosterons sind die Gestagene (21 C-Atome) respektive DHEA.
Testosteron ist ein Kunstwort, das von testis (Hoden) und Steroid abgeleitet ist. Es wurde von Ernst Laqueur kreiert, der es erstmals aus Stierhoden isolierte. Bei Männern wird Testosteron zum größten Teil unter dem Einfluss des LH (Luteinisierendes Hormon) in den Leydigschen Zwischenzellen im Hoden produziert. Die Nebennierenrinde bildet zwar kleine Mengen anderer Androgene, jedoch kein Testosteron. Bei Frauen produzieren die Eierstöcke und die Nebennierenrinde geringe Mengen an Testosteron. In der Biosynthese des Organismus ist das Cholesterol der Precursor (Vorstufe), bzw. das Progesteron ein Zwischenprodukt für die Testosteronsynthese.
Funktion
Testosteron
- fördert die Entwicklung und Erhaltung der sekundären Geschlechtsmerkmale beim Mann
- fördert Wachstum und Funktion von Penis und Skrotum
- reguliert die Spermienproduktion
- fördert Wachstum und Funktion der akzessorischen Geschlechtsdrüsen
- hemmt die Gonadotropinsekretion
- fördert die Fettsekretion
- fördert den Haarwuchs
- besitzt eine anabole, muskelaufbauende Wirkung.
- steigert das sexuelle Verlangen = Libido und generell Ausdauer und Lebenslust.
- steigert Aggressivität
- hemmt Schmerzempfindlichkeit
Allgemein fördert ein hoher Testosteronspiegel dominante und aggressive Verhaltensweisen. Als ethologische Wirkungen wurden Imponiergehabe, Kampfverhalten sowie Begattungsdrang erforscht und beobachtet. Diese können jedoch keineswegs als negative Wirkungen abgetan werden, sondern sind unter natürlichen Umständen bewährte Verhaltensweisen. Dies wurde durch Kastration und anschließender Hormonzufuhr an Tieren (mächtige Hengste werden zu angepassten Wallachen) bewiesen.
Ebenso kann eine Überproduktion in der Nebennierenrinde beim weiblichen Geschlecht eine Vermännlichung (Imponiergehabe, Kampf, Begattung) bewirken. Künstliche Testosteron-Zufuhr bei Frauen (Bodybuilding) kann zu einer Vermännlichung (Stimme, Muskulatur, Gesichtszüge, Behaarung) und Vergrößerung der Klitoris führen, welche sich nach Absetzen mehr oder weniger zurückbildet (abhängig von der Dauer, Dosis und individueller Veranlagung).
Negative Wirkungen
- Leber- und Nierentumorbildung
- Schädigung des Herzmuskels
- Herzrhythmusstörungen
- Schädigung des Herz-Kreislauf-Systems
- Störung des Fettstoffwechsels, der Blutgerinnung und des Gefäßsystems
- Ablagerung an den Gefäßwänden
- Verschlechterung der Cholesterinwerte
- Arteriosklerose
- Blutgerinnsel im Gehirn/Schlaganfall
- Thrombosegefahr
- Gynäkomastie (Anschwellen der Brustdrüsen beim Mann)
- Vergröberung der Gesichtszüge
- Wachstum der Skelettmuskulatur
- Beschleunigte Skelettreife
- Veränderung der Schilddrüsenfunktion
- Zunahme des Unterhautfettgewebes und Wassereinlagerung im Gewebe durch Aromatisation
- Vergrößerung der Talgdrüsen der Haut
- Ausbildung von normaler Akne und "Steroid-Akne"
- Veränderung des Haarverteilungsmusters (z.B. Haupthaarausfall und Vermehrung der Körperbehaarung)
- Gefühlsschwankungen
- Negative Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit
- Psychische Erkrankungen (z.B. Depressionen oder das "Superman-Syndrom")
- Abnahme des Hodenvolumens und der Spermienzahl (reversibel)
Künstliches Testosteron
Ein Testosteronmangel kann z.B. zu Erektionsstörungen führen und konnte früher nur durch Spritzen ausgeglichen werden, die den Nachteil haben, dass sie nur über lange Zeiträume gegeben werden konnten und dadurch der Testosteronspiegel stark schwankt. Heute gibt es ein Gel, das täglich auf die Haut aufgetragen wird und somit einen konstanten Testosteronspiegel ermöglicht. In einigen Ländern sind Testosteronimplantate zugelassen.
Manche Bodybuilder sowie Ausdauersportler verwenden auch Testosteron als Dopingmittel, um ihren Muskelaufbau zu beschleunigen oder die natürliche Leistungsgrenze zu überwinden. Dabei besteht aber die Gefahr, eine überhöhte Dosis zu verwenden, die zu ernsthaften, dauerhaften urologischen Problemen führen kann. Gebräuchlich sind kurzkettige Ester (Propionat), mittelkettige (Enanthat/Cypionat) und langkettige Ester (Undecanoat, Buciclat), wobei der größte Teil über den Schwarzmarkt bezogen wird. Bei diesen Produkten besteht die Gefahr der Verunreinigung bzw. falscher Dosierungen.
Therapie mit Testosteron
Reicht die natürliche Produktion von Testosteron nicht aus, dann kann eine Langzeittherapie mit von außen zugeführtem Testosteron erfolgen. Die Injektionen müssten in den angegebenen Intervallen erfolgen, um einen gleichmäßigen Plasmaspiegel des Hormons im Blut zu gewährleisten. In der Praxis werden die Injektionsintervalle oft noch weiter ausgedehnt, da im Organismus Mechanismen zur Bindung von Testosteronmolekülen an bestimmte Proteine (SHBG) vorhanden sind.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)
Da eine externe Testosteronverabreichung von der Natur nicht vorgesehen ist und künstliche Testosteronsalben und Matrixpflaster erst sehr kurz am Markt sind, ist über Risiken und Langzeitnebenwirkungen noch nichts bekannt. Externe Testosterongaben könnten die Fähigkeit des Körpers, selbst Testosteron zu produzieren, beeinträchtigen.
Psychische Wirkung
Siehe auch
Sexualhormone - Östrogen - Klinefelter-Syndrom
Weblinks
- CliniPharm Wirkstoffdaten: Testosteron - Pharmakologie
- www.wissenschaft.de: Was Frauen empfindlich und Männer schmerzfrei macht - Testosteron dämpft und Östrogen steigert das Schmerzempfinden