Gefahrstoff
Gefahrstoffe sind chemische Stoffe oder Stoffgemische (Zubereitung), die in der EU harmonisiert nach ihrem Gefährdungspotential eingestuft werden. Die Gefährlichkeit eines Stoffes oder einer Zubereitung wird durch R- und S-Sätze sowie Gefahrensymbole (auch Gefahrenkennzeichen genannt) angegeben.
Gefahrenkennzeichen sind:
E explosionsgefährlich (explosive)
F+ hochentzündlich (highly flammable)
F leichtentzündlich (flammable)
O brandfördernd (oxidising)
T+ sehr giftig (highly toxic)
T giftig (toxic)
Xn gesundheitsschädlich (noxious)
C ätzend (corrosive)
Xi reizend (irritant)
N umweltgefährlich (nature polluting)
Einstufungen
Gefahrstoffe sind
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explosionsgefährlich, wenn sie leicht explodieren können. Beispiele: TNT, Glycerintrinitrat, Pikrinsäure |
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hochentzündlich, wenn ihr Siedepunkt unter 35 °C und ihr Flammpunkt in flüssigem Zustand unter 0 °C liegt. Beispiele: Wasserstoff, Ethin, Diethylether |
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leichtentzündlich, wenn sie sich bei Raumtemperatur an der Luft ohne Energiezufuhr erhitzen und später entzünden können und ihr Flammpunkt in flüssigem Zustand unter 21 °C liegt. Beispiele: Aceton, Benzin, Ethanol |
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brandfördernd, wenn sie, ohne selbst brennbar zu sein, eine Verbrennung unterstützen. Beispiele: Sauerstoff, sauerstoffreiche Salze wie Kaliumchlorat, Peroxide, Fluor |
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sehr giftig, wenn sie in sehr geringer Menge bei Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut zum Tode führen oder akute oder chronische Gesundheitsschäden verursachen können. Beispiele: Heroin, Nikotin |
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giftig, wenn sie in geringer Menge beim Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut zum Tode führen oder akute oder chronische Gesundheitsschäden verursachen können. Beispiel: Methanol, Tetrachlormethan |
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gesundheitsschädlich, wenn sie bei Einatmen, Verschlucken oder Aufnahme über die Haut zum Tode führen oder akute oder chronische Gesundheitsschäden verursachen können. Beispiel: Kaliumchlorat |
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ätzend, wenn sie lebende Gewebe bei Berührung zerstören können. Beispiele: Schwefelsäure, Natronlauge, Abflussreiniger |
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reizend, wenn sie, ohne ätzend zu sein - bei kurzzeitigem, länger andauerndem oder wiederholtem Kontakt mit Haut oder Schleimhaut eine Entzündung hervorrufen können. Beispiele: Kaliumcarbonat, Natriumcarbonat |
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umweltgefährlich, wenn sie Wasser, Boden oder Luft, Klima, Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen verändern können, so dass dadurch sofort oder später Umweltschäden hervorgerufen werden können. Beispiel: Kaliumpermanganat |
Gesetzliche Regelung
Innerhalb der EU-Mitgliedsstaaten gibt es europäische Gefahrstoffrichtlinien, die von den Mitgliedern in nationales Recht umgesetzt werden. In Deutschland ist die Gefahrstoffverordnung die gesetzliche Grundlage für die Umsetzung von Schutz für Arbeitnehmer/-innen. Wenn Gefahrstoffe verpackt und transportiert werden, spricht man von Gefahrgütern. Der Transport auf der Schiene und der Straße wird in Deutschland durch verschiedene Gefahrgutverordnungen geregelt.
Im Fall eines Unfalles mit einem Gefahrstoff spricht man auch oft von einem Schadstoff, dessen Freisetzung oder unkontrollierte Reaktion zu einem Gefahrgutunfall geführt hat.
Umgang mit Gefahrenstoffen
Für den Arbeitgeber gilt:
- Es besteht Prüfungspflicht! Handelt es sich überhaupt um einen Gefahrstoff?
- Bei einem Gefahrstoff besteht Kennzeichnungspflicht.
- Das entsprechende EG-Sicherheitsdatenblatt muss vorhanden sein. Mitarbeiter haben Recht auf Einsichtnahme.
- Warnschilder müssen aufgestellt werden.
- Mitarbeiter, die mit Gefahrstoffen in Berührung kommen, müssen speziell und regelmäßig an Betriebsanweisungen unterwiesen werden.
- Je nach Gefahrstoff ist eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung der Mitarbeiter durch einen Arbeits- bzw. Betriebsmediziner verpflichtend.
In Deutschland ist der der Umgang mit radioaktiven Stoffen (Schutz der Arbeitnehmer) in der Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) geregelt (nicht in der Gefahrstoffverordnung).
Allgemein gilt:
- Vermeiden
- Eindämmen
- Schützen
Möglichst auf ungefährliche Stoffe umsteigen. Gefahrstoffe so wenig wie möglich verwenden, evt. Arbeitsbereiche abtrennen und/oder spezielle Filter in den Absauganlagen verwenden. Wenn das nicht reicht, muss den Mitarbeitern persönliche Schutzausrüstung kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Literatur
- Dietmar Breuer, Maria Quintana, Alan Howe, Martine Demange, Carina Lützenkirchen, Silvia Springer, Begoña Uribe, André Ensminger, Niels Haunso, Hajo-Hennig Fricke, Bruno Janis, Göran Lidén, Miklos Naray, Mike Wright: Analytische Methoden für chemische Stoffe - Ergebnisse des EU-Projektes "Analytical Methods for Chemical Agents" zur Bewertung von Verfahren zur Messung von Gefahrstoffen in Arbeitsbereichen. Gefahrstoffe - Reinhaltung Luft 65(10), S. 407 - 414 (2005), ISSN 0949-8036
- K.-H. Lang, A. Schäfer, Hj. Gebhardt, M. Stein, B.-J. Vorath: Gefahrstoffportal im Internet - Ein Instrument für das betriebliche Gefahrstoffmanagement. Leistung und Lohn Nr. 410/413, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Berlin (Hrsg.), HEIDER Verlag, Bergisch Gladbach, 2005
- W. Hamacher, K.-H. Lang, T. Langhoff, R. Pieper, M. Schmauder, B.-J. Vorath, L. Wienhold: Handbuch Arbeitsschutz - Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. 2. vollst. überarb. Auflage, Bund Verlag, Frankfurt a.M., 2005
Siehe auch
- Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien
- Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)
- R- und S-Sätze
- Gefahrensymbole; Gefährdung
- UN-Nummer
- CAS-Nummer
- Gefahrendiamant
- Gefahrgut
Weblinks
- KMU-Gefahrstoffportal Gefahrstoffe-im-Griff
- Gefahrstoffinformationen aus erster Hand
- Einfaches Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe
- GESTIS Stoffdatenbank
- GisChem, Gefahrstoffinformationssystem der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie
- Zeitschrift Gefahrstoffe - Reinhaltung der Luft
- Online-Werkzeuge für Tätigkeiten mit Arbeits- und Gefahrstoffen
- Exkurs Zum Thema Gefahrstoffe
- Alles zum Thema: "Tätigkeiten mit Gefahrstoffen" von der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie
- STARS: Stoffdatenbank für bodenschutz- und umweltrelevante Stoffe