Handel
Unter Handel versteht man das Anbieten von Waren im Tausch gegen andere Waren (Tauschhandel) bzw. gegen Geld. Der Handel beschränkt sich auf den Ankauf, Transport und Verkauf von Gütern, Kapital oder Wissen ohne dass diese wesentlich verändert oder weiterverarbeitet werden. Zwischen den am Handel beteiligten Handelspartnern besteht eine Handelsbeziehung. Juristisch gesehen werden unter den Handelspartnern Verträge geschlossen.
Volkswirtschaftliche Aspekte
Der Handel ist eine der bestimmenden Größen für eine Volkswirtschaft. Man unterscheidet dabei zwischen Binnenhandel, der innerhalb der eigenen Grenzen abläuft, dem grenzüberschreitenden Außenhandel und dem durchlaufenden Transithandel. Werden Waren aus dem Inland ins Ausland verkauft, so spricht man von Export, im umgekehrten Fall von Import.
Überwiegt der Export eines Landes dessen Import, so spricht man von einem Außenhandelsüberschuss. Exporte haben den Vorteil, dass Geld ins Land fließt, aber den Nachteil, dass man stark vom wirtschaftlichen Wohlergehen der Länder abhängig ist, in die man exportiert. So kann eine Wirtschaftskrise in einem Land auf ein anderes Land "überschwappen".
Überwiegt der Import eines Landes, so spricht man von einem Außenhandelsdefizit. Importe haben den Vorteil, dass man so zu Waren kommt, die im eigenen Land nicht vorhanden sind (z.B. Rohstoffe, oder Früchte, die nicht im eigenen Land wachsen), aber den Nachteil, dass man sich von anderen Ländern abhängig macht. Dies wurde insbesondere in der Ölkrise deutlich, als die OPEC die Fördermengen von Erdöl drastisch reduzierte, was eine weltweite Energiekrise auslöste.
Ethische Aspekte
Wie alles Handeln spielen beim Handel auch ethische Aspekte eine Rolle. Wurde ein Produkt etwa unter ökologischen Gesichtspunkten, z.B. unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit, gefertigt? Wurde den Produzenten angemessene Preise für ihre Waren / Dienstleistungen gezahlt? Wurde das Handelprodukt mit Hilfe von Kinderarbeit (Teppiche, Produktion von Fußbällen) hergestellt oder nicht?
Der Faire Handel ist das Modell eines sozial und ökologisch verträglichen Handels, bei dem alle Handelsschritte von den Produzenten bis hin zu den Verbrauchern auch unter ethischen Gesichtspunkten ("fair" im Sinne von gerecht) betrachtet werden.
Sahen etwa die Klassiker wie Adam Smith im Handel noch unproduktiven Konsum, so ist man heute der Auffassung, dass Handel durchaus als produktiv angesehen werden kann: So ist man bereit für den Handel mit einem Entgelt zu bezahlen, also muss es auch einen Mehrwert durch ihn geben. Handelstreibende generieren volkswirtschaftlich einen Mehrwert durch Wahrnehmung der Handelsfunktionen wie beispielsweise Sortimentsbildung (im Sinne der Nachfrage), quantitative (mengenmäßige) und qualitative Anpassungen sowie räumliche (Angebotsbündelung) und zeitliche Überbückungen (z. B. saisonale Schwankunken). Handel trägt somit zum Sozialprodukt bei. Der Konsument spart offenbar, indem er Produkte über den Händler bezieht, statt direkt vom Produzenten. Dies erklärt sich beispielsweise durch Reduktion der Wege ("One-Stop-Shopping"). Somit rechtfertigen sich auch die Handelsspannen des Händlers (definiert als Umsatz abzüglich Wareneinsatz), der ja beispielsweise einen Gebrauchtwagen wesentlich teurer verkauft als er ihn einkauft. Das "produktive" Moment liegt in dem Zusammenbringen von Angebot und Nachfrage sowie der Übernahme diesbezüglicher Risiken (siehe Arbitrageur). Er gibt jedoch dem Konsumenten die Möglichkeit Kosten zu sparen. Die Handelspanne ist somit nicht unmoralisch, niemandem entsteht ein Nachteil, vielmehr schafft der Händler Vorteile.
Zu berücksichten ist, dass die Handelsspanne nicht der Gewinnspanne eines Produzenten entspricht, denn für die Übernahme der Handelsfunktionen werden Ressourcen (z. B. Raum, Kapital, menschliche Arbeitskraft) benötigt.
Geschichte des Handels
Schon in der "vorgeschichtlichen" Zeit und der Antike gab es Handel und entsprechende Handelswege wie die Bernsteinstraße oder die Seidenstraße.
Der Seehandel des Mittelalters wurde in Europa im wesentlichen von der Hanse beherrscht.
Die Suche nach neuen Seewegen nach Indien und China war eine wesentliche Motivation für die Entdeckungsreisen am Ende des Mittelalters/Anfang der Neuzeit. So war Christoph Kolumbus davon überzeugt, Indien erreicht zu haben, was auch das eigentliche Ziel seiner Reise war.
Globalisierung
Heute steht der Welthandel im Kontext der Globalisierung. Unter Federführung der Welthandelsorganisation (WTO) sollen international Zollschranken abgebaut und der freie Waren- (GATT) und Dienstleistungsverkehr (GATS) gefördert werden. Diese Politik des Freihandels ist nicht unumstritten, Globalisierungsgegner sehen darin eine Zementierung der Benachteiligung der Länder in der so genannten unterentwickelten Dritten Welt und auch eine Beeinträchtigung der hoheitlichen Verwaltung der Staaten ("Souveränitätsverlust").
Allerdings hat die Empirie bewiesen, dass Handel zu Wohlstand führt. Diese Grundidee einer freien Marktwirtschaft ist vielfach aber durch Krisen, Korruption und staatliche Eingriffe in den Staaten beschränkt. Statt Handel zuzulassen verschließen sich viele Gebiete den Vorteilen des freien Handels. Andererseits gehen einige Ökonomen davon aus, dass die dritte Welt nur mit Staathilfe, etwa über Entwicklungshilfe, einen Aufstieg in die erste Welt schaffen könnten. So müssten Infrastrukturen erst aufgebaut, Humankapital erst angesammelt werden.
Siehe auch: Verkauf, Einzelhandel, Discounter, Distributionspolitik, Versandhandel, Fairer Handel, Sklavenhandel, Kinderhandel, Organhandel, Frauenhandel, Waffenhandel, Drogenhandel