Wu Zetian
Wu Zetian (武則天 Wǔ Zétiān, geboren als Wu Zhao 武照)(*625 / †705) war die einzige Frau, die jemals offiziell chinesische Kaiserin war. Ihr posthumer Name war Wu Hou (武后 Wǔ Hòu). Ihre Herrschaft wird auch als Dynastie Zhou 周 verzeichnet und unterbrach die Zeit der Tang-Dynastie 唐朝.
Wu Chao war eine Kaufmannstochter und gläubige Buddhistin. Sie kam 637 als 12-jährige Konkubine (才人) zu Kaiser Tai-tsung und war für das Wechseln seiner Kleider zuständig. Erwachsen geworden, wurde sie die Konkubine des Kronprinzen und nachfolgenden Kaisers Kao-tsung. Mit dem Tode Tai-tsungs ging sie 649/50 ins Kloster, aber Kao-tsung holte sie zurück. Wu Chao erstickte dann angeblich ihre eigene Tochter und schob den Mord der Hauptfrau in die Schuhe, so daß sich Kao-tsung von dieser scheiden ließ. Nach einigen weiteren Intrigen wurde sie 655 die Hauptfrau. Der Kaiser verlegte ihr zuliebe die Residenz nach Luoyang und ernannte auch ihren ältesten Sohn zum Thronerben.
Kao-tsung litt ab 660 an Schwindelanfällen und Kopfschmerzen. Man nahm an, daß er von Wu Chao bis zu seinem Tod 683 langsam vergiftet wurde. Die Kaiserin entfernte in langjährigem Ringen ihr feindlich gesinnte Minister aus der Regierung und setzte eigene Leute ein. Auch vergiftete sie offenbar 675 ihren ältesten Sohn, da er Partei gegen seine Mutter ergriff. Solcherart als Regentin abgesichert, ließ sie ihren dritten Sohn, Kaiser Chung-tsung († 710) nach nur sechswöchiger Regierungszeit ab- und dessen jüngeren Bruder Jui-tsung formal einsetzen.
Wu Chao bemühte sich zunächst 684 um eine Erneuerung der Verwaltung. Die beständige Expansion des Tang-Reiches hatte zum Durcheinander in der Verwaltung geführt. Die Verwaltungsschwäche und die resultierenden falschen Zahlen bezüglich Bevölkerungsanzahl, Steueraufkommen usw. förderten die Korruption. Aber schon früh mußte sie auch um den Bestand ihrer Herrschaft ringen, was ihre Reformabsichten in den Schatten stellte.
Bereits Mitte 684 plante der Prinz Li Ching-yeh eine Rebellion. Man beschuldigte Wu Chao der Vergiftung ihrer Mutter, des Todes ihres Kindes und ihrer älteren Brüder sowie des Mordes an Kaiser Kao-tsung. Diese Revolten beschränkten sich auf die Mitglieder der Kaisersippe Li und ranghohe Beamte in der Zentralverwaltung. In der Bevölkerung fanden sie keinen Rückhalt. Trotzdem verlegte Wu Chao 684 die Hauptstadt nach Luoyang, wo ihre Feinde nicht so einflußreich waren wie in Chang-an. Dazu förderte sie die Beamtenprüfungen als Gegenmaßnahme zum etablierten Adel in der Verwaltung.
Wu Chaos Antwort war die Bildung einer kaiserlichen Geheimpolizei 686 unter den Bösen schlechthin, Chou Hsing und Lai Chün-ch´en. Diese Geheimpolizei schaltete schnell alle anderen staatlichen Sicherheitsorgane aus und fand ihre Opfer meist unter den höheren Literaten-Beamten und den adligen Familien der Zentralverwaltung, weniger in der Provinzverwaltung. Mord, ausgesuchte Folter, Hinrichtung und Verbannung waren die Folge. Auch mehrere Prinzen (u.a. der Mann der Lieblingstochter Wu Chaos) wurden ermordet. Nach einer letzten Verfolgung 697 wurde die Geheimpolizei zerschlagen, Lai Chün-ch´en in die Verbannung geschickt.
Ein interessantes Novum war eine Bronzeurne mit vier Schlitzen, in welche die Bevölkerung anonym ihre Empfehlungen, Beschwerden, Forderungen und Prophezeiungen stecken konnte. (Und jene, die nicht schreiben konnten, durften auf Staatskosten einen Briefschreiber beauftragen.) Ihr Inhalt wurde von einem Vertrauten der Kaiserin sorgfältig ausgewertet.
690 bestieg Wu Chao mit Unterstützung der Buddhisten selbst den Kaiserthron. Und zwar hatte ihr ehemaliger Liebhaber, der politisch einflußreiche Mönch Yue Huaiyi Schriftrollen „gefunden“, welche behaupteten, daß der Maitreya (zukünftige Buddha) eine Frau sei. Es fanden sich immer mehr Leute, die ihr den Kaiserthron zusprachen, obwohl sie eine Frau war. Nachdem sie sich eine Weile formal gegen diese Petitionen gesträubt hatte, legte sie sich den Kaisertitel (Huang-ti) zu, ihr Sohn mußte abdanken. Der Buddhismus wurde im Gegenzug 691 zur Staatsreligion erhoben. (Im Zusammenhang mit einem Anschlag änderte sie ihre Einstellung gegenüber den Buddhisten später wieder und legte den Maitreya-Titel ab.)
Mitte 703 wurde Wu Chao ernstlich krank und ans Bett gefesselt, die ohnehin angeschlagene Staatsverwaltung stockte. Es kam zu einem Staatsstreich, hinter dem die Familie der Ex-Kaiserin Wei stand, der Frau Chung-tsungs. Die Männer der Palastwache bahnten sich den Weg zur Kaiserin Wu Chao, richteten zwei ihrer Minister (die Chang-Brüder) hin und zwangen sie zur Abdankung zugunsten Chung-tsungs. Damit war die Tang-Dynastie 唐朝 erneut etabliert. Wu Chao starb wenige Monate später eines natürlichen Todes.
Kaiser Chung-tsung regierte noch bis zu seinem eigenen Tod 710 - als ihn seine Frau, die Kaiserin Wei kurzerhand wegen einer Seitensprung-Story vergiftete und ihren Sohn einsetzte. Der andere überlebende Sohn Wu Chaos, der Ex-Kaiser Jui-tsung hätte es vielleicht geduldet, aber dessen Sohn nicht. Er wollte keine zweite Wu Chao, drang in den Palast ein und ermordete die Kaiserin Wei, ließ ihre ganze Familie umbringen. Nach der formalen Abdankung seines Vaters, Kaiser Jui-tsung, trat er als Kaiser Xuanzhong (reg. 713 - 756) die Regierung an.