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Textlinguistik

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Die Textlinguistik beschäftigt sich mit Texten, d.h. sprachlichen Einheiten, die auch mehr als einen Satz umfassen und als zusammengehörig aufgefasst werden können. So betont auch die Textgrammatik die kontextuelle Bedeutung und Funktion grammatischer Erscheinungen, die im Sprachunterricht oft zusammenhangslos unterrichtet werden (Morphologie, Syntax). Die Textlinguistik geht hauptsächlich von zwei Modellen des Textbegriffes aus: a) dem Modell des sprachsystematischen Textbegriffes hergeleitet aus der generativen Grammatik, sowie b) dem Modell des kommunikativpragmatischen Textes basierend auf der linguistischen Pragmatik.

Die Eigenschaften, die einen Text von einem sogenannten "Nicht-Text" unterscheiden, nennt man Textualität. Textlinguistische Darstellungen können Lesern Einsichten in charakteristische Organisationsformen von bestimmten Textklassen sowie in das Funktionieren bestimmter Texte in gesellschaftlichen Situationen gewähren.

Ein Text ist dabei sowohl ein mündlich vorgetragener Text als auch ein schriftlich aufgezeichneter Text. Problematisch ist, dass es (nach Angabe im Studienbuch Linguistik) keine abgeschlossene linguistische Definition des Begriffes "Text" gibt. Hier ist auch auf die aktuelle Entwicklung innerhalb der Kulturwissenschaften hinzuweisen, die den Textbegriff unter dem Stichwort: "Kultur als Text" auf sämtliche kulturelle Phänomene übertragen wollen.

Zu den Aufgaben der Textlinguistik gehören Analyse, Klassifikation (beispielsweise nach Textsorten) und Abgrenzung von Texten und ihrer Struktur und die Untersuchung der kommunikativen Funktion und Rezeption von Texten.

In nichtfiktionalen Texten der Muttersprache oder einer anderen Sprache, die man gut kennt, fällt es meist leicht zu erkennen, ob Sätze einen zusammenhängenden Text bilden oder nicht. Oft kann man auch auseinandergerissene Texte wieder in Zusammenhang bringen und wird dabei auf Kohäsion und Kohärenz von Texten und die Mittel, durch die sie erzeugt werden, aufmerksam.

Die Textlinguistik ist eine vergleichsweise junge Disziplin der Linguistik, die sich ab den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt hat. Vorläufer der Textlinguistik sind zum Beispiel die Gattungslehre, die Rhetorik und die Stilistik.


Literatur

  • Angelika Linke/Markus Nussbaumer/Paul R. Portmann: Studienbuch Linguistik. 5. Auflage. Tübingen: Niemeyer, 2004.
  • Klaus Brinker: Linguistische Textanalyse. 3. Auflage. Berlin 1992.
  • Robert-Alain de Beaugrande/Wolfgang Ulrich Dressler: Einführung in die Textlinguistik. Tübingen: Niemeyer, 1981.
  • Heinz Vater: Einführung in die Textlinguistik. Struktur, Thema und Referenz in Texten. 2. Auflage. München: Fink, 1994.
  • Wolfgang Heinemann/Dieter Viehweger: Textlinguistik: eine Einführung. Tübingen: Niemeyer, 1991. ISBN 3-484-31115-0
  • Fix, Ulla/ Habscheid Stephan/ Klein Josef(Hg.)(2001): Zur Kulturspezifik von Textsorten. Tübingen: Stauffenburg.