Kloster Frenswegen
Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Sankt Marienwolde in Frenswegen liegt, umgeben von einigen alten Bauernhöfen, am westlichen Rand der niedersächsischen Stadt Nordhorn in der Grafschaft Bentheim. In den alten Gemäuern ist auf Anregung von Dr. Burkard Sauermost 1974 eine Ökumenische Begegnungsstätte eingerichtet worden.

Geschichte
Mittelalter bis zum 30-jährigen Krieg
Am 17. Januar des Jahres 1394 kaufen der Art und Pfarrer Everhard von Elze aus dem niederländischen Almelo; der ehemalige Pfarrer von Schüttorf Heinrich Marklo, genannt Krull; der Schüttorfer Bürger Johann Monike und der aus dem niederländischen Zwolle stammende Bürger Rembert van Goer vom Grafen Bernhard I von Bentheim das Bauernerbe „Eynolding“ im Kirchspiel Nordhorn und in der Bauernschaft Frenstorpe an der Frendeswege und gründen hier ein Kloster nach den Regeln der Augustinermönche. Das Kloster wird genannt „Vrendeswede“ oder „Hain der Heiligen Jungfrau Maria“ oder auch „St. Marienwolde“.
Im diesem Jahr 1396 überträgt Graf Bernhard I von Bentheim dem Kloster zwei Bauernerben.
In den Jahren 1396 - 1498 erwirbt das Klosterkonvent durch Kauf oder Schenkungeninsgesamt ca. 80 Bauererben.
Das Kloster erhält 1400 durch Verfügung von Papst Bonifatius IX. den Anschluss an die Windesheimer Kongregation und untersteht damit direkt den Päpsten.
1436 erfolgt die Grundsteinlegung der Klosterkirche. Diese in Sandstein und Backstein erbaute Kirche wird 1445 eingeweiht.
Der personelle Bestand des Klosters wird 1451 wie folgt festgehalten: 24 Chorherren, drei Konversen (Laienbrüder), vier Kleriker, zehn Donaten, 57 handwerklich und lanwirtschaftlich beschaftigte Laienbrüder, sechs auswärtig tätige Frenswegener Herren sowie 33 im weiteren Umfeld tätige Landarbeiter.
Die Zeit der Reformation in der Graftschaft Bentheim: Das gräflich bentheimische Haus wechselt zur lutherischen Konfession und bereitet dem Klosterkonvent, das weiterhin katholisch bleibt, in der Folgezeit sehr große Schwierigkeiten.
Der Graf verbietet 1560 dem Konvent neue Novizen aufzunehmen.
Die Klosterbrüder erwerben 1578 die „Burg“ in Nordhorn und siedeln wegen der unsicheren Lage im Krieg 1580 auf die Burg in Nordhorn aus.
Graf Arnold von Bentheim erlässt 1588 eine neue reformierte Kirchenordnung.
Im leerstehenden Klostergebäude werden 1595 Bilder geraubt und die Einricht stark demoliert. Aus den demolierten Altären der Klosterkirche werde eine Reihe von Reliquien nach Münster gebracht.
Mit Beginn des 30-jährigen Krieges besteht das Konvent nur noch aus einem Mitglied.
Bis zur Säkularisation
Die Wiedererrichtung und Renovierung des Klostergebäudes beginnen 1641, dass Konvent kehrt nach Ende des Krieges 1654 ins Klostergebäude in Frenswegen zurück. Stufenweise wird 1692 mit dem Umbau des Klostergebäudes begonnen.
Das Kloster blüht 1695 - 1720 neu auf. Das Konvent besteht 1700 bereits wieder aus sieben Priestern, zwei Konversen und 19 auswärtig tätigen Personen (Expositi). Auch das Umfeld des Klosters wird baulich sehr verändert. Es entstehen in Nähe des Klosters mehrere Gebäude, die zum Teil heute noch stehen, sowie eine Korn-Wassermühle. Ein ausgedehntes Alleen-System wird angelegt, insbesondere die auf die Westfront des Klosters zulaufende Allee, der heutige Fuchsweg. Im Jahre 1719 hat das Konvent circa elf Heuerleute auf der Hofesaat angesiedelt.
Die 1692 begonnen Umbauarbeiten enden 1725. Zwei Jahre später, 1727, wird aber schon wieder ein Gebäude an der Klosterhofmauer errichtet. 1742 wird die Gesamtanlage des Konventgebäudes mit der Fertigstellung des Westfassade vollendet. In dieser Form sollte der Komplex rund 140 Jahre bis zum Brand im Jahre 1878 stehen.
Den Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 sowie den Französischen Revolutionskrieg von 1792 bis 1802 hat das Konvent unversehrt überstanden. Mit Beginn des Napoleonischen Krieges 1803 übernimmt Frankreich Besitz von der Grafschaft Bentheim und die Windesheimer Kongregation wird aufgelöst.
Bis zum Ersten Weltkrieg
Am 5. Mai 1804 schließt Graf Ludwig zu Bentheim-Steinfurt mit dem Kaiser Napoleon den sogenannten Pariser Vertrag. Damit wird der Graf wieder in die Regierung der Grafschaft Bentheim eingesetzt. Er bezahlt dafür eine Ablösesumme von 800 000 Francs. Der Graf übernimmt damit auch die Verfügungsgewalt über das Kloster Frenswegen.
Die Bewerbung des Freiherren Droste zu Senden um Aufnahme in das Kloster zu Frenswegen scheitert 1806 an den Absichten des Grafen das Kloster aufzuheben. Den Glieder des Klosters werden vom Grafen Pensionen, freies Wohnrecht sowie frei Nutzung der Gärten, der Fischerei und der Jagd angeboten.
Noch in diesem Jahr, am 4. August, übernimmt das Großherzogtum Berg unter Großherzog von Cleve und Berg die Grafschaft Bentheim und das Kloster und wird dem Landdrosten von Elverfeldt unterstellt. Bereits drei Tage später, am 7. August, hebt Graf Westerholt den bentheimischen Aufhebungsbeschluss des Klosters wieder auf.
Das Kloster, dass jetzt zu den regulierten Chorherren des Heiligen Augustinus gehört, umfasst 1808 jetzt elf Personen und einen französischen Geistlichen aus Luxemburg. Bis auf eine Person sind alle Priester. Dann gehören noch zum Konvent 47 eigenhörige Bauernerben in den Kirchspielen Schüttorf, Nordhorn, Veldhausen, Uelsen, Emlichheim, Ootmarsum (NL), Oldenzaal (NL) und im Münsterland das Gut Stuvenburg, die Burg zu Nordhorn und die beim Gotteshaus gelegene Hofesaat mit 17 Heuerwohnungen.
Bereits drei Jahre nach dem gräflichen Aufhebungsversuch erfolgt die endgültige Aufhebung des Klosters durch die Regierung des Großherzogtums Berg. Gerüchte einer bevorstehenden Vereinigung der Grafschaft Bentheim mit dem Königreich Holland erwecken Hoffnungen auf eine Wiedereinsetzung Frenswegens durch die Holländische Majestät.
Der Napoleonische Krieg endet. Kurz vor Abmarsch verkaufen die Fransosen meistbietend das schöne Gotteshaus Frenswegen nebst der prächtigen Kirche und der ganzen Hofesaat an eine Gesellschaft Männisten, vovon die Hauptpersonen die Herren van Lennep und Tencaten zu Almelo waren, für 196 000 Franken. Der Neuenhauser Pfarrer und Frensweger Canonicus Esseling, bekommt vom Bischof Freiherr Spiegel zu Diesenberg den Auftrag, die Kirchensachen an andere Kirchen zu verteilen und die Reliquien aus den Altären in Empfang zu nehmen. Der Pfarrer zu Nordhorn erhält die Zusage für den Hauptaltar, die Orgel, den Calvarienberg, die Fahnen, zwölf Bänke usw. Vom Frühjahr bis zum Herbst werden einzelne Bauernerben verkauft.
Im November kehrt die hannoversche Regierung nach Abzug der Franzosen in die Grafschaft zurück und verkündet am 19. Dezember, dass alle seit 1804 unter freindlicher Auctorität gegebenen Gesetze ungültig sein sollen. Unglücklicherweise wird aber die Aufhebung der Klöster Frenswegen und Wietmarschen nicht zurückgenommen. Die Pensionen des Hauses Frenswegen wird auf 600 Gulden Holländisch festgesetzt.
Der letzte Chorherr des Konvents verlässt 1815 das Kloster Frenswegen. Die Gebäude stehen ab diesem Zeitpunkt leer. Für die Aufgabe landesherrlicher Rechte überlässt das Königreich Hannover dem Fürstlichen Hause Bentheim-Steinfurt ach Jahre später das Klosterbegäude plus einer Fläche von circa 131 ha rund um das Kloster sowie alle Gebäude sowie das Jagd- und Fischereirecht.
Im Frühjahr 1824 wendet sich der langjährige Hüttenmeister auf der Eisenhütte St. Michaelis bei Bocholt, Johann Hund, an den Fürsten Alexis zu Bentheim-Steinfurt mit dem Plan, in den Gebäuden des Kloster eine Eisenschmelze einzurichten. Im August 1825 wird ein Vorvertrag zur Errichtung dieser Eisenhütte geschlossen. Mit Ausnahme der Kirche sollen alle Gebäudeteile genutzt werden. Der Bau eines Stauwerkes an der Vchte wird in verschiedenen Varianten geplant und geprüft. An der wirtschaftlichen Nutzung des Vechtegefälles scheitert dann aber das Vorhaben.
Ein Brand in der Klosterbibliothek vernichtet 1855 unersetzliche Bestände.
Nachdem in den letzten Jahren zahlreiche Bücher aus der Bibliothek verschwunden sind wird der Restbestand gesichert und in die Domänenkammer des Grafen von Bentheim-Steinfurt nach Burgsteinfurt gebracht. Danach werden in dem Klostergebäude circa 600 französische Kriegsgefangene untergebracht. Sieben verstorbene Franzosen werden auf dem Frenswegener Friedhof beerdigt.
Der in die Domänenkammer nach Burgsteinfurt verbrachte Restbestand der Bibliothek wird an die neu gegründete Universität Straßburg verschenkt.
Brände 1878 und 1881 vernichten eine Teil des Klostergebäudes und die Klosterkirche.
Für Zöllner werden 1905 zwei Wohnungen in dem verlassenen Klostergebäude hergerichet.
Die Ruine der durch Blitzschlag vernichteten Klosterkirche wird 1910 - 1911 abgetragen.
Angleicher Stelle wurde von 1994 bis 1996 ein moderner Kirchenbau errichtet.
Die beiden Weltkriege
Vorübergehend werden 1915 sechzig russische Gefangene im Gebäude einquartiert. Sie werden als Erntehelfer in den Bauernschaften Frenswegen, Frensdorf, Bookholt und Altendorf eingesetzt.
Ein Zollamt mit Bediensteten der Reichsfinanzverwaltung wird 1918 im Gebäude des Klosters eingerichtet. Nach Kriegsende werden vier Zollwohnungen hergerichtet und auch der fürstliche Kustos und mehrere Textilarbeiter der Textilfirmen in Nordhorn wohnen im Gebäude.
Im Südflügel ist 1936 ein Arbeitsfrauendienstlager.
Die Nationalsozialisten machen sich das Haus zunutze für die Hitlerjugend und nennen das Heim jetzt „Hans Queitsch Heim“. Währenddessen suchen der Fürst, der Heimatverein, die Stadt Nordhorn und die Kreisverwaltung Grafschaft Bentheim nach Möglichkeiten der Nutzung des Gesamtgebäudes. Vorschläge zur Nutzung als Museum, Jugendherberg oder als Hotel werden aber wieder verworfen.
Nachkriegszeit bis heute
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges sind für drei Monate englische Besatzungstruppen im Klostergebäude. Nach Abzug der Truppen stellt die Stadt Nordhorn Flüchtlingen und Vertriebenen eine größere Anzahl von Wohnungen im Gebäude zur Verfügung. Außerdem wohnt bis Mitte der 60er Jahre der Fürstlich-Bentheimische Revierförster als Kustos der Klostergebäude in den Räumen des Südflügels.

Der Nordhorner Abiturent Burkard Sauermost (* 9.2.1947) schreibt im Februar 1966 im Fach Gemeinschaftskunde (Geschichte eine freiwillige Jahresarbeit über die Geschichte des Klosters Frenswegen. Er regt in dieser von Oberstudienrat Dr. Hermann Heddendorp begleiteten Arbeit die „Bildung einer Stiftung Ökumenische Diakonie“ an.
Am 21. Mai 1974 wird die Stiftung Kloster Frenswegen gegründet, die an dem historischen Ort eine ökumenische Begegnungsstätte errichten will. Fürst Christian zu Bentheim und Steinfurt übergibt als bisheriger Eigentümer das Klostergebäude mit Nebengebäuden und dem dazugehörigen Grundstück der neu gegründeten Stiftung. Der Gesamtwert der Schenkung beträgt ca. 2,1 Mio DM. Die Instandsetzung der Gebäude übernimmt der Landkreis Grafschaft Bentheim. In diesem Gebäude verbinden sich zur gemeinsamen Arbeit die evangelisch-lutherischen und reformierten Gemeinden der Grafschaft Bentheim, die römisch-katholischen Gemeinden der Grafschaft B., die Classis Bentheim der Evangelisch-Altreformierten Kirche in Niedersachsen, die evangelisch-freikirchliche Gemeinde und die Herrnhuter Brüdergemeine.
Am 15. Dezember 1978 ist mit der Übergabe des Landkreises als Bauträger nach Umbau- und Renovierungsarbeiten von 8,2 Mio DM an die Stiftung neues Leben im Sinne des Stiftungsvorhaben in das Kloster eingezogen. Im Mai 1979 wurde die Eröffnung festlich begangen.
Aus dem fast ruinenhaften Gebäude ist eine Begegnungsstätte, das Haus der Stiftung Kloster Frenswegen, geworden.