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Nicolas Fatio de Duillier

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Nicolas Fatio de Duillier (* 1664 in Basel; † 1753 in Worcester) war ein bedeutender Mathematiker im ausgehenden 17. Jahrhundert und wurde durch seine Arbeiten über das Zodiakallicht und seine Rolle im Prioritätsstreit zwischen Newton und Leibniz bekannt.

Von Paris nach London

Fatio wurde 1664 als siebentes von 14 Kindern als Sohn von Jean-Babtiste und Cathérine Fatio in Basel geboren. In 1672 übersiedelte die Familie auf das Landgut Duillier.

1682, im Alter von 18 Jahren reiste Fatio nach Paris, um unter den damals berühmten Astronomen Giovanni Domenico Cassini am Pariser Observatorium astronomische Studien zu treiben. Sein größter Erfolg waren seine Arbeiten 1684 über die Natur des Zodiakallichtes, welche bis heute gültig sind. Er erklärt dieses Phänomen an Hand von Teilchen, welche das Licht der Sonne reflektieren.

1686 wurde Fatio zufällig Zeuge eines gegen Wilhelm von Oranien gerichteten Komplotts, welches er vereiteln konnte. Im selben Jahr machte er die Bekanntschaft von Jakob Bernoulli und Christiaan Huygens, mit dem sich eine besonders enge Zusammenarbeit entwickelte. Hauptinhalte waren die Infinitesimalrechnung und besonders die Bestimmung der Tangenten von Fadenkurven.

1687 reist er nach London, schließt dort Bekanntschaft mit John Wallis und Edward Bernard und erarbeitet eine Lösung des inversen Tangentenproblems. Freundschaftlich verbunden war er auch mit Gilbert Burnet, John Locke, Richard Hampden. 1688 wird er schließlich in die Royal Society aufgenommen.

1688 referiert er vor der Royal Society die Gravitationstheorie von Huygens, welche er mit der von Newton verbinden wollte. Schließlich verfasste er in einem Brief, den er 1690 and Huygens sendete und dessen Inhalt er der Royal Society vortrug, eine eigene Gravitationstheorie, welche später unter dem Namen Le-Sage-Gravitation bekannt geworden ist. Diese Theorie, an der er bis zu seinem Lebensende arbeitete, beruht auf der Annahme von kleinsten Teilchen, deren Stöße die Körper aufeinander zutreiben.

Newton, Leibniz und die Camisarden

Besonders eng war jedoch die Beziehung zu Isaac Newton, von dessen Gravitatoinstheorie er von Anfang an beeindruckt war. In 1691 vesuchte er gar, eine neue Ausgabe von Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica zu erstellen, beendet dieses Vorhaben jedoch nicht. Um 1694 kühlte die Beziehung zwischen den beiden jedoch ab. In dieser Zeit finden auch mehrere Briefwechsel mit Gottfried Wilhelm Leibniz statt.

Berühmt geworden ist später Fatio jedoch durch seine wichtige Rolle beim Streit zwischen Newton und Leibniz, wer nun der erste Erfinder der Infinitesimalrechnung war. In einem Brief (1699) warf er Leibniz indirekt vor, er habe sich fremden geistigen Eigentums bemächtigt.

Um 1707 fiel Fatio unter den Einfluss einer fanatischen religiösen Sekte, bekannt als die Camisarden. Das leitete den Ruin von Fatios Reputation ein. Er verließ England und nahm an Pilgerreisen quer durch Europa teil. Nach der Rückkehr erschienen nur noch wenige Schriften von ihm. Er hatte seinen wissenschaftlichen Zenit überschritten. Schließlich starb er 1753 in Worcester, England.

Nach seinem Tode versuchte sein Genfer Landsmann Georges-Louis Le Sage, den wissenschaftlichen Nachlass Fatios zu erwerben. Der Nachlass befindet sich nun zusammen mit Le Sages Papieren in der Univ.-Bibliothek in Genf.

Quellen

  • Wolf, Rudolf: 1862, Biographien zur Kulturgeschichte der Schweiz. Vol. 4, pp. 67-86.
  • Zehe, Horst: 1980 Die Gravitationstheorie des Nicolas Fatio de Duillier, Gerstenberg Verlag Hildesheim; ISBN 3-8067-0862-2.