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Schleswig-Holsteinische Volkszeitung

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Die Schleswig-Holsteinische Volks-Zeitung war eine sozialdemokratisch orientierte Tageszeitung der Landeshauptstadt Kiel in Schleswig-Holstein von 1877 bis 1968.

Sie wurde 1877 in Kiel gegründet, aufgrund der Sozialistengesetze bald darauf verboten und erschien erst 1893 wieder. In den 20er Jahren des 20.Jahrhunderts hatte sie eine Auflage von etwa 24.000 Exemplaren und bezeichnete sich als "führendes politisches Blatt der Provinz Schleswig-Holstein". Ab 1926 bis zum Verbot im Jahr 1933 war Karl Otto Rickers (1905−1999) als Redakteur tätig. Von 1946 bis 1954 war Rickers dann Lokalredakteur, danach bis zur Einstellung der VZ deren Chefredakteur.

1932 führte die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung einen Prozess gegen Adolf Hitler und die NSDAP, den sie verlor. Die Zeitung hatte in einem Artikel vom 18. März 1932 dem späteren Reichskanzler vorgeworfen, er bereite einen Bürgerkrieg vor. Der bekannte Kieler jüdische Rechtsanwalt Wilhelm Spiegel und SPD-Stadtrat vertrat die Zeitung und wurde am 12. März 1933 vermutlich aus Rache von SA oder SS ermordet. Er erreichte während des Prozesses, den Adolf Hitler persönlich angestrengt hatte, eine Vorladung des SA-Politikers Ernst Röhm.

Am 27. Februar 1933 verboten die Nationalsozialisten die Zeitung. Nach Kriegsende 1945 bekam sie als parteigebundenes Blatt früher als andere regionale Zeitungen eine Lizenz der britischen Besatzungsmacht. Persönlicher Lizenzträger war der Sozialdemokrat und künftige Verlagsleiter Karl Ratz. Fortan führte die Zeitung, die am 3. April 1946 zum ersten Mal wieder erschien, im Titel die Zeile: "Veröffentlicht unter Zulassungsnummer 24 der Militär-Regierung". Chefredakteur war zunächst der Verleger Ernst Tessloff aus Hamburg.

Die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung wurde in erster Linie von sozialdemokratischen Haushalten gelesen und von ihren Lesern kurz VZ (vauzett) genannt. Die Zeitung wurde am 31. Dezember 1968 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Ein wenig erfolgreiches Nachfolgeblatt unter dem Titel "Nordwoche" existierte bis 1974. Hier war Bernd Plagemann (1939–2003) als Theater- und Filmkritiker tätig gewesen.

Die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek in Kiel hat die Jahrgänge von 1903 bis 1968 archiviert.

Seit 1968 ist der Zeitungstitel Kieler Nachrichten die alleinige in Kiel produzierte Tageszeitung.

Literatur

  • Karl Rickers: Erinnerungen eines Kieler Journalisten 1920–1970. Karl Wachholtz Verlag, Neumünster 1992.