Königlich Bayerische Fliegertruppe
Das 1. Königlich Bayerische Fliegerbataillon war ein Verband der Bayerischen Armee, der in Oberschleißheim stationiert war.
Geschichte
Im Januar 1912 wurde von General Karl Ritter von Brug (1855-1923) bei der bayerischen Luftschiffer- und Kraftfahrabteilung in München unter dem "Rittmeister der Lüfte" Luitpold Graf Wolfskeel von Reichenberg zu Uettingen (1879-1964) das erste bayerische Fliegerkorps-Kommando gebildet.
Prinz Luitpold errichtete daraus am 1. April 1912 eine Fliegerkompanie in der Militärfliegerstation Oberschleißheim. Die Kompanie bestand aus vier Offizieren, acht Unteroffizieren und 50 Mann. Am 1. Oktober wurde der Verband zu einem Fliegerbataillion mit Fliegerkompanie und Fliegerschule erweitert.
Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurden in der Oberschleißheimer Fliegerersatz-Abteilung 1 b (b = bayerisch) drei bayerische Feld-Fliegerabteilungen aufgestellt und an der Westfront eingesetzt. Nach dem Kriegseintritt Italiens wurde 1915 die neuformierte Feld-Fliegerabteilung 9 b zur Unterstützung Österreichs nach Tirol verlegt, im August aber ebenfalls an die Westfront abzogen.
Die Fliegerabteilung 304 b wurde 25. August 1917 mit 277 bayerischen Soldaten - oft jüdischen Glaubens - auf den Kriegsschauplatz Palästina verlegt und der osmanisch-türkischen Heeresgruppe F zugeteilt (sogenanntes "Unternehmen Pascha)". Die bis zum Waffenstillstand zwischen den türkisch-deutschen Streitkräften und der britischen Armee am 30. Oktober 1918 geflogenen Einsätze gegen Briten und Araber dienten vor allem der Luftaufklärung. Gräber gefallener Soldaten finden sich vor allem in Nazareth und Jerusalem. 1919 kehrte der Rest der Truppe nach Deutschland zurück.
Als militätische Auszeichnung für Angehörige der Fliegertruppe wurde das 1914 von Kaiser Wilhelm II. gestiftete silberne Fliegererinnerungsabzeichen verliehen. Vor dem Alten Schloss Schleißheim erinnert ein Fliegerdenkmal an die Toten und Vermissten. Am 8. Mai 1920 wurde die bayerische Fliegertruppe infolge des Versailler Vertrages offiziell aufgelöst.
Bedeutung für die Luftbildarchäologie
Die wissenschaftliche Auswertung von Luftbildern der Fliegerabteilung 304 aus dem Ersten Weltkrieg ist heute wichtig für die Luftbildarchäologie des Vorderen Orients, da viele Orte im Libanon, in Syrien, in Israel und in den Palästinensischen Autonomiegebiete inzwischen überbaut wurden. 1925 wurden 100 der Fliegerbilder von dem Professor für Altes Testament und Palästinawissenschaft in Greifswald Gustaf Dalman veröffentlicht, 2.872 Glasplatten mit Städte- und Landschaftsaufnahmen befinden sich heute im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Abt. IV Kriegsarchiv, in München.
Literatur
- Gustaf Dalman, Hundert deutsche Fliegerbilder aus Palästina (Schriften des Deutschen Palästina-Instituts Bd. 2), Gütersloh 1925
- Harald Potempa, Die Königlich-Bayerische Fliegertruppe 1914-1918 (diss. München 1995), Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-631-30508-7
- Reinhard Kastner, Bayerische Flieger im Hochgebirge. Die bayerische Feld-Flieger-Abteilung 9 im Alpenkrieg, Gröbenzell 1998
Medien
- Andreas Bönte, Die vergessene Mission. Eine bayerische Fliegerstaffel im Ersten Weltkrieg, TV-Dokumentation von 2005, Ausstrahlung im TV-Sender Phoenix am 18. März 2005, 20. und 21. Januar 2006 und im BR-Fernsehen am 12. und 14. September 2005
- Andreas Bönte, Die vergessene Mission, Hörfunkfeature von 2005, Ausstrahlung im Bayern2Radio am 10. September 2005